Kaukasus - 2004
Armenien / Georgien
Auf unserer Weiterfahrt im armenisch-türkischen Grenzgebiet biegen wir nach dem Weindorf Areni ab, um nahe der irakischen Grenze das Kloster Noravanc zu besuchen. An dem aus dem 13. Jahrhundert stammenden Felsenkloster mit einer wunderschönen Kirche treffen wir fröhliche Deutsch-Studentinnen der linguistischen Fakultät aus Erwan, welche von uns und unseren Motorrädern begeistert waren. Das Mittagessen nahmen wir in einer nahe gelegenen Felsenbar über dem Fluss Artar ein. Nach Überquerung des 2.410 m hohen Selim-Passes bei regnerischen 5 Grad begrüßte uns der hellblaue Sevan-See, umgeben von hohen Bergen.
Dank der Großzügigkeit von Herrn Kerkorian, einem australischen Medienmogul armenischer Herkunft, befanden sich die Straßen größtenteils in gutem Zustand. Bis auf die grenznahen Gebiete, in denen die armenischen Schlaglöcher zwar seltener sind als die georgischen, dafür aber tiefer! Es wird an den Straßen eifrig gebaut, was in Georgien absolut nicht mehr der Fall ist.
In Dilijan erwartet uns kein Hotel, sondern ein vor der Stadt liegendes "armenisches Guesthouse", in das wir etwas durchnässt am Nachmittag einkehrten. Die Pension entpuppte sich als ein sehr romantisches Haus im Besitz einer Künstlerfamilie, die uns liebevoll mit einem großen armenischen Abendessen mit reichlich Wodka und blumigen Trinksprüchen verwöhnte.
Auf den Straßen muss man mit Hühnern, Gänsen, Ziegen, Schafen, Kühen, Schweinen und anderem Getier rechnen, vor allen mit deren Hinterlassenschaften. Aber besonders ekelhaft sind fehlende Kanaldeckel, welche gestohlen und dann bei Schrotthändlern zu Geld gemacht werden.
Die erneute Einreise in Georgien war unproblematisch und kostete wieder Aus- und Einreisegebühr, wofür weiß nur Gott. Auf einer unglaublichen Schlaglochpiste, dieses Mal im Regen durch wassergefüllte Löcher, ackerten wir uns im Endurostil von der armenischen zur aserischen Grenze, die wir schlammbespritzt und ziemlich k.o. bei nunmehr ca. 28 Grad erreichten. Nachdem unser georgischer Führer uns durch ein geradezu biblisches Gewirr von Menschen, Tieren und Fahrzeugen durch den georgischen Zoll geschleust hatte, wurden wir freundlich begrüßt mit den nichts Gutes verheißenden Worten: "Willkommen in unserem Land. Wir fühlen uns sehr geehrt und da Sie die erste Motorradgruppe sind, die Aserbaidschan besucht, verzichten wir auf die Erhebung der Straßennutzungsgebühr." Das ist meistens der Beginn eines bürokratischen Abenteuers von apokalyptischen Ausmaßen. Da es keine Vorschriften gibt und westliche Biker in den Köpfen der Beamten eben nicht existieren, führt solch eine Situation meistens zu stundenlangen Diskussionen und Telefonaten mit Vorgesetzen und Ministerien in der Hauptstadt, die am Sonntagabend natürlich unerreichbar bleiben. 8 Stunden später wurde festgestellt, dass ein Gesetz existiert, wonach Motorräder und Minibusse ein Deposit in Höhe von 18 % des Zollwertes hinterlegen müssen. Da wir keineswegs bereit sind, 2.000 $ pro Person als "Deposit" zu hinterlegen, dessen Rückzahlen wohl mehr als fragwürdig gewesen wäre und wir auch nicht auf den Vorschlag der Reiseleiterin eingehen wollen, als Transitreisende durch den Iran oder durch Russland nach Hause zu fahren, beschlossen wir, nach Tiflis zurückzukehren. Der georgische Reisleiter war nach 40 Min. an der Grenze und lotste uns durch den Zoll, der erneut ein Visum für 80 $ - allerdings keine Einreisegebühren - verlangte. Die nächtliche Motorradfahrt bei Regen und mit beschlagener Brille auf georgischen Straßen war natürlich eine Herausforderung, die wir aber glücklich überstanden haben und endlich konnten wir zufrieden, wenn auch völlig durchnässt, unsere Bikes im abgeschlossenen Hinterhof des Hotels "Kartli" parken und unsere Zimmer beziehen.
Am nächsten Tag stand anstelle der Besichtigung von Baku die von Tiflis an. Dabei hatten wir mit Tamuna eine hervorragende Führerin, die uns die Geschichte von Georgien und Tiflis nahe brachte. Ein großartiges georgisches Festmahl im besten Lokal der Stadt beschloss den Tag, wobei uns nicht nur die Speisen, sondern vor allen Dingen die Gastfreundlichkeit und die Sanges- und Tanzfreudigkeit der georgischen Polizisten vom Nachbartisch begeisterten. Unsere Bewunderung der tanzenden Polizisten wurde beantwortet, sie seien schließlich nicht nur Polizisten, sondern in erster Linie Georgier.
Gestohlen wurde uns nichts - im Gegenteil, die unvorsichtig abgestellten Gepäckstücke wurden von der Putzfrau gerettet bzw. die Jacke wieder gefunden und auch eine im Taxi vergessene Ledermütze vom Taxifahrer wiedergebracht. Wir sind während der ganzen Reise nicht ein einziges Mal angehalten oder kontrolliert worden.
In der ehemaligen Hauptstadt Georgiens findet man diese alte Wehrkirche, sie diente den Einwohnern als Zuflucht.
Aufbruch: | 01.05.2004 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 30.05.2004 |
Georgien
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