¡hola catira! - ein halbes Jahr Venezuela
Ein halbes Jahr habe ich in Venezuela, zunächst in Caracas, später in San Carlos (Cojedes) gelebt und dort in der “Escuela Industrial Tecninca ‘Padre Dehon’ “ in San Carlos gearbeitet, wofür mir die Dehonianos (Herz-Jesu-Priester) im Gegenzug Unterkunft und Verpflegung gewährt haben…
PS: Dies ist übrigens die Überarbeitung meines ersten Live-Reiseberichts. Die erste Version gleicht eher einem verwirrten und verwirrenden Reisetagebuch, als einem Bericht.
Venezuela - ein paar Informationen vorweg
1.1 Allgemeine Informationen und Klima
Die im Norden Südamerikas am karibischen Meer gelegene República de Venezuela hat eine Fläche von 912050 km² und ist damit rund 2,5-mal so groß wie unsere Bundesrepublik. Trotzdem leben in dem Land nur rund 25 Millionen Menschen, in Deutschland liegt die Bevölkerungszahl bekanntlich bei rund 80 Millionen und ist damit mehr als drei Mal so groß. Die Hauptstadt ist Caracas, die Amtssprache Spanisch.
Venezuela liegt im Norden am karibischen Meer und im nordöstlichen Küstenteil auch am offenen Atlantik. Im Westen grenzt es an Kolumbien, im Süden an Brasilien und im Osten an Guyana.
Venezuela besitzt eine sehr große landschaftliche Vielfalt, das Land hat einfach von Allem etwas:
Im Westen die Kordillere von Mérida, einen Ausläufer der Anden;
Im Nordwesten das Tiefland des Maracaibobeckens;
Im Norden die wunderschönen karibischen Strände, die durch die karibische Küstenkordillere vom restlichen Land abgegrenzt werden;
Im Osten das Bergland von Guyana mit den berühmten Tafelbergen und dem Salto Angel, dem höchsten Wasserfall der Welt,
Im äußersten Süden einen Anteil am Amazonasgebiet und
Im Zentrum die heißen Llanos, die flachen Überschwemmungssavannen.
Da Venezuela in den Tropen liegt, gibt es dort nicht wie bei uns 4 verschiedene Jahreszeiten, sondern von Mai bis Oktober Regenzeit und von November bis April Trockenzeit. Außerdem gibt es ganzjährig hohe Temperaturen, ausgenommen in höheren Lagen, dort ist das Klima mit unserem Frühling zu vergleichen.
1.2 Geschichte
Venezuela war zwar bei seiner Entdeckung durch Kolumbus 1498 auf dessen dritter Reise schon lange besiedelt - die älteste, gefundene Keramik stammt von 2500 v. Chr. - hatte aber an keiner der großen amerikanischen Kulturen (Inkas, Mayas...) Anteil.
Danach wurde das Land unter spanische Kolonialherrschaft gestellt, bis es über 300 Jahre später durch den heute in ganz Südamerika berühmten Libertador Simón Bolívar befreit wurde. 1811 wurde die Unabhängigkeit erklärt, die aber faktisch erst nach weiteren Kämpfen 10 Jahre später bestand. Venezuela gehörte dann von 1819 bis 1829/30 zur von Bolívar gegründeten Republik Groß-Kolumbien, nach deren Zerfall wurde es selbstständig. Seit dem gaben sich die Diktatoren die Klinke in die Hand, immer wieder durch Bürgerkriege dem Amt enthoben, bis 1964 der erste verfassungsgemäße Präsidentenwechsel gelang und die Unruhen weitestgehend beigelegt werden konnten. Die Korruption jedoch nicht.
Im Dezember 1998 gewann der aktuelle Präsident Hugo Chávez Frías als Stern der Hoffung die Wahlen und leitete direkt umfassende Veränderung mit der Wahl zu einer verfassungsgebenden Versammlung ein. Seit dem regiert Chávez mit einer kurzen Unterbrechung in dem von zum Teil blutigen Massenprotesten gegen ihn geprägten Jahr 2002, in dem er für zwei Tage abgesetzt wurde.
1.3 Staat und Recht heute
Nach der neue Verfassung, die im Dezember 1999 unter Chávez in Kraft trat, ist Venezuela eine präsidiale Bundesrepublik, aufgeteilt in 20 Bundesstaaten, das Bundesdistrikt der Hauptstadt, 2 Bundesterritorien und die Dependencias Federales.
Der Präsident, auf sechs Jahre bei einmaliger, unmittelbarer Wiederwahl gewählt, ist gleichzeitig Staatsoberhaupt, Regierungschef (und damit oberster Inhaber der Exekutive) und Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Er ernennt und entlässt die Mitglieder der Regierung, deren politische Richtlinien er auch bestimmt und kann sowohl die Gesetze, als auch die Verfassung außer Kraft setzen.
Das Einkammerparlament, die auf 5 Jahre gewählte Nationalversammlung mit seinen 165 Mitgliedern besitzt die legislative Gewalt.
1.4 Bevölkerung
Venezuela ist bunt. Der Hauptteil der Bevölkerung machen mit rund 70% die so genannten Mestizen und Mulatten aus, diejenigen mit der schönen braunen Haut also. Die runden 20 % der Bevölkerung mit weißer Hautfarbe sind vor allem Einwanderer aus Europa aus den Zeiten der Weltkriege. Außerdem leben vor allem in den Küstengebieten noch 9% Schwarze und leider weit verstreut nur noch 1% der Ureinwohner.
Mit einem Anteil von rund 90% der Bevölkerung ist das Land hauptsächlich katholisch, daneben gibt es aber noch ca. 5% Protestanten (vor allem aus der Pfingstkirche).
Das Bildungsniveau ist sehr schlecht, wie ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann. Zwar gibt es ab dem 6. Lebensjahr für jedes Kind eine neunjährige Schulpflicht, wie auch bei uns, diese wird jedoch nicht konsequent durchgesetzt. Hier werden notorische Schulverweigerer von der Polizei aufgesucht und zur Schule begleitet, dort bleiben sie einfach zu Hause.
Die Analphabetenquote liegt bei 7%. Zum Vergleich: In den USA liegt sie bei 5%.l
1.5 Wirtschaft
Das Rückgrat der venezolanischen Wirtschaft ist das Erdöl, dieser Industriezweig macht drei Viertel der Export- und vier Fünftel der Staatseinnahmen aus. Im Maracaibobecken liegen die größten Erdölvorkommen, aber auch im Orinocodelta. Außerdem gewinnt die Förderung von Erdgas immer mehr an Bedeutung und das siebzigprozentige Eisenerz des Cerro Bolívar wird vor allem in die USA exportiert. Weiterhin besitzt das Land vorkommen an Manganerz, Gold, Diamanten, Bauxit, sowie Nickel-, Kupfer-, Blei- und Zinkerzen.
Abgesehen von Erdöl- und Erdgasindustrie sind auch die Herstellungen von Nahrungsmitteln, Genussmitteln, Textilien, Eisen, Stahl und Aluminium wichtig.
Nur noch 20% der Landesfläche werden landwirtschaftlich genutzt, wobei vor allem Zuckerrohr, Mais, Reis, Kaffee, Baumwolle, Maniok, Gemüse und tropische Früchte angebaut werden.
Neben der Erdölindustrie sind auch 70% der Agrarflächen verstaatlicht.
1.6 Mein eigener Eindruck
Für mich ist Venezuela:
Wunderschön, aber dann manchmal auch wirklich hässlich
Bunt und fröhlich (Hautfarbe, Anstrichen und Lebenseinstellung), aber irgendwie auch traurig
Wahnsinnig gastfreundlich, aber gebeutelt von Kriminalität und Egoismus
Reich an Rohstoffen und auch an Einnahmen, aber trotzdem bitterarm
...
Venezuela ist für mich ein Land der Gegensätze, dass mich nachhaltig fasziniert hat und von dem ich trotz aller Probleme und Gefahren begeistert bin.
Ich habe verschiedenste Quellen für die Zusammentragung dieser Informationen benutzt und ich hoffe das die Daten alle richtig sind. Sollte jemand einen Fehler finden, sage er mir einfach per Email Bescheid und ich berichtige ihn.
Aufbruch: | 01.11.2005 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 30.04.2006 |
Peru