Zwischen Heimweh und Fernsucht

Reisezeit: Februar 2009  |  von Mel Meyer

Karneval

Karnevalseinführung

22. Februar 2009

Gestern wurde mir der Konstanzer Karneval kurz vor seinem Ende doch noch näher gebracht. Ich habe mich in der Altstadt mit meiner Berliner Kollegin und Freundin getroffen, die gerade hier zu Besuch war. Nach einem Tag an der frischen Luft mit Pizza, Pasta, Wein und Bier haben wir uns abends mit ihrer Freundin in der "Seekuh" getroffen. Auf dem Weg dorthin hatten wir uns abenteuerlich bemalt und alles herausgeholt, was Kreativität und Schminkkasten hergaben. Gepaart mit der holprigen Busfahrt war das Ergebnis zwar nicht schön, aber genau richtig für den gegebenen Anlass.

Unsere Begleiterinnen waren eine saftige Kombination aus unmenschlichem Überschwang und kontrolliertem Ernst. Mit dem nötigen Alkohol erreichten wir allerdings schnell eine gemeinsame Basis, haben getanzt, gegrölt, gesungen und gelacht. Herrlich und etliche Tage entbehrt! Außer Rand und Band bis der Laden überraschend um 4.00 Uhr morgens schloss... Sperrstunde.

Leider jagten somit sämtliche Läden der Altstadt ihre Feiernden zeitgleich in den Schneeregen der Nacht, so dass ca. 400 an- bis betrunkene Personen in Kälte und Dunkelheit ein Taxi zu ergattern versuchten. Eine gute Übung für den Einsatz meiner sonst eher ungenutzten Ellenbogen. Nach etwa 40 Minuten war ich durchgefroren, blöd angequatscht, verzweifelt und wütend genug, um die Taktik zu begreifen. Ich sprang vor ein noch fahrendes Taxi, schrie hysterisch und mit dosiert irrem Blick mein Fahrziel in das Wageninnere, erhielt ein verschüchtertes Nicken und kroch endlich in einen beheizten Innenraum. Innerhalb von wenigen Sekunden war der Wagen voll und ich auf dem Heimweg. Da lobe ich mir Berliner Verhältnisse, wo hinter jeder Hausecke ein blassgelber Wagen zu stehen scheint, um auf seinen Einsatz zu warten. Hat man den Taxiruf erst einmal abgesetzt, reicht die Zeit selten noch für den intensiven Abschiedskuss.

Nach einer heißen Dusche und fünf Stunden Schlaf fühlte ich mich soweit wiederhergestellt, dass ich die nächste Etappe in Angriff nahm: den Lago Maggiore in Italien. Ab durch den Gotthard-Tunnel und hoffentlich auf der anderen Seite Sonne sehen, was mir inzwischen weit wichtiger war, als irgendwelche Städtetrips. Nach meinen Erfahrungen mit der Schweiz verwarf ich die letzten Berliner Planungen, stopfte meine ungelsenen Reiseführer wieder in die Tasche und freute mich einfach auf ein wenig Natur und Ruhe. Gebäude sehen doch überall ähnlich aus und wenn der einizige Unterschied in der Verständlichkeit der Sprache besteht, bin ich lieber irgendwo mit mir allein.

© Mel Meyer, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Krise ist da - eine Reise muss her. Geld mal wieder Mangelware... Zum Glück gibts Eltern und Freunde! Mütterliches Auto, väterliches Navigationssystem, dazu freundschaftliche Reiseutensilien und gutgemeinte Ratschläge. Eine Prise Spontanität, ein Hang zu Italien und zum Extremen, ein Leihwelpe und los geht die Fahrt! Das Ziel: In Berlin losgehen und bei mir ankommen...
Details:
Aufbruch: 16.02.2009
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 26.02.2009
Reiseziele: Deutschland
Tschechische Republik
Schweiz
Italien
Der Autor
 
Mel Meyer berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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