Eine Dreiländertour
Zwei Wochen nach Buenos Aires, Puerto Iguazu, Pantanal und Santa Cruz de la Sierra
Buenos Aires
Anstelle meinen Geburtstag zu Hause zu feiern, hat John mich eingeladen eine Reise zu machen. So flogen wir zuerst nach Buenos Aires und wurden von einem vorher bestellten
Taxi abgeholt. Es regnete in Strömen, sodass wir nach dem Auspacken der Koffer nur zu dem nächsten Restaurant, namens Munich ausgerechnet, geschlittert sind um noch ein Häppchen zu essen. Das Hotel Etoile hatte uns seine Suite mit 60 qm. gegeben und wir fühlten uns dort sehr wohl.
Am nächsten Morgen schien die Sonne und die Aussicht von unserem Hotelzimmer versprach einen interessanten und schönen Tag. Direkt vor dem Hotel liegt ein grosser Park mit einem 200 Jahre alten Gummibaum, der bestimmt ein Blätterdach von 100 meter Durchschnitt hat. Der Stamm mit seinen vielen Luftwurzeln wird von einem Gitter geschützt und gleich davor geht eine Promenade wo sich neben unserem Hotel nette Restaurants und sonstige Lokale befinden, wo man hervorragend essen und trinken kann.
Auf der anderen Seite des Parks liegt der Friedhof Recoleta, wo viele bekannte Persönlichkeiten begraben liegen. Monumentale Begräbnisstätten, die mit Statuen von riesigen Engeln geschmückt sind, beeindrucken einem sehr. Eine breite Allee mit hohen Bäumen führt bis zur Mitte des Friedhofs und von da gehen kleinere Gassen zu den jeweiligen Gräbern.
Nach diesem Besuch wollten wir zum Zoo, auf dem Strassenplan ein kurzer Spaziergang, der sich allerdings als ein 6 kilometer langer Fussmarsch entlang der Av. El Libertador, mit ihren imposanten Wohnhochhäusern, entwickelte. Wir hatten die langen Parks einfach unterschätzt. Die Hitze bzw die Feuchtigkeit war unerträglich und als wir dann im Zoo auch nochmal ein paar kilometer laufen mussten, waren wir erledigt.
Auch die Tiere waren eine Enttäuschung, es gab einfach wenig zu sehen. Die Einzigen, die wirklich eine Sehenswürdigkeit darstellen, sind die Pampahasen, die vorne wie Hasen aussehen und von hinten wie Kängurus mit ihren langen Pfoten, damit sie schnell rennen können. Auch sahen wir eine riesige Bisamratte, die vergnügt zwischen den Besuchern rumspazierte und sich nicht stören liess.
Nach dem Rundgang nahmen wir ein Taxi und wollten am Ufer des Rio de la Plata in einem der Restaurants auf der Av. Costanera zu Mittag essen. Wir hatten das Pech einen übellaunigen Fahrer zu erwischen, der uns beim ersten Restaurant gewissermassen rausschmiss und wegfuhr. Das Restaurant war absolut nicht das, was wir uns vorstellten und so ging der Fussmarsch weiter bis wir dort ankamen, wo wir essen wollten, was sich dann als sehr gut herausstellte.
Es war übrigens das erste und letzte Mal, dass wir Pech mit einem Chauffeur hatten. Alle anderen Fahrer waren höflich, informativ und gebildete Menschen, die immer etwas Interessantes zu erzählen hatten. Die Taxichauffeure in Buenos Aires sind ja eine Attraktion an sich und von denen gibt es 40.000. Es ist erstaunlich was sie alles wissen, man könnte sogar meinen es gäbe eigentlich nichts wovon sie nichts wissen.
Nach einem ausgiebigen Mittagsschlaf wurden wir abends abgeholt, John hatte mir nicht verraten, wo er mich hinführen wollte, sodass ich sehr gespannt war, denn es war ja mein Geburtstag!
Wir wurden vor einem grossen Gebäude abgeliefert und in einen riesigen, modernisierten Stall geführt, der hübsch dekoriert war mit alten Kutschen und Pferdegeschirre, Strohballen und Werkzeuge.
In der Mitte stand eine Bar und von dort wurde einem ein Aperitiv angeboten, dazu kleine Häppchen. Die musikalische Umrahmung war geheimnisvoll auf unbekannte Instrumente gespielt. Nach einer Weile wurde man gebeten auf einer Tribüne im Freien Platz zu nehmen. Vor uns ein Platz so gross wie ein Fussballfeld, zur Seite eine grosse Bühne. Aus dem Dunkeln, nur von einem Scheinwerfer angestrahlt, erschien ein Indianer,
und damit fing das Schauspiel an. Die frühe Geschichte von Argentinien vor und zur Eroberung der Spanier, bis zur 19. Jahrhundertwende wurde hier aufgeführt. Es war ein atemberaubendes Schauspiel, echte Pferde rasten über dem Feld mit Reitern die ihre Künste zeigten, wunderbare Gesänge und Tänze vollendeten den Auftritt. Wir waren tief beeindruckt und auch gerührt, denn das Leiden der Ureinwohner kam sehr deutlich zum Ausdruck.
Dieses Werk heisst Opera Pampa und auch wenn man kein Spanisch versteht ist es absolut empfehlenswert sich das anzuschauen.
Die Show Opera Pampa
Opera Pampa
Kämpfer in Opera Pampa
Opera Pampa
Reiter in Opera Pampa
Am zweiten Tag hatten wir uns vorgenommen einen gemütlichen Einkaufsbummel zu machen . In der Nacht hatte es geregnet und am Morgen schien die Sonne und überall dampfte es und es wurde unerträglich schwül.
Buenos Aires ist eine sehr grosszügig angelegte Stadt. Riesig grosse Parks mit einem kolossalen Baumbestand, der einem fasziniert. Die Strassen sind breite Alleen, die mindestens 6 aber meistens 10 spurig sind. Der Verkehr ist geordnet, die Taxis gekennzeichnet und mit Km-Uhren bestückt, grosse Busse, die ihre festen Linien haben.
Auf dem Stadtplan hatten wir die Strasse La Florida gefunden, angeblich die angesagteste
Einkaufstrasse. Wiederum hatten wir uns kräftig verschätzt, Häuserblock nach Häuserblock mussten wir passieren bis wir endlich ankamen. Lustlos schlenderten wir an den Schaufenstern entlang, Menschenmassen strömten uns entgegen, sodass wir uns schnell aus diesem Gewirr entfernten.
Das nächste Ziel sollte "um die Ecke" sein. Wieder weit gefehlt. Wir wollten nach Puerto Madero, das ist der alte Hafen, jedoch fehlte die Fussgängerbrücke, die wir auf dem Stadtplan doch gesehen hatten!.
Wie konnten wir ahnen, dass die Brücke genau hinter dem Gebäude lag vor dem wir
standen!!! Also sind wir wieder einige Kilometer gelaufen um eine echte Brücke zu finden um dann schliesslich in das Restaurant zu gelangen, das wir uns vorgenommen hatten. Hier wurden wir nicht enttäuscht, wir wurden mit den besten Vorspeisen, die man an einem Büffet selber aussuchen konnte verwöhnt. Ein Supersteak und der dazu passende Malbec haben uns wieder die verlorene Kräfte zurück gegeben.
Abends ging es zu der nächsten Überraschung, denn John wollte mir wieder nicht verraten, was er von langer Hand geplant hatte.
Wir fuhren mit einem Taxi zu einem nichtssagendes Gebäude wo man klingeln musste und die Tür von einem maskierten Menschen geöffnet wurde. Die Spannung stieg, denn als wir in den Raum geführt wurden, lief dort das ganze Personal mit venezianischen Masken und Gewändern und bediente die Gäste. Klassische Musik, gedämpfte Beleuchtung, kleine Tische mit Kerzen drauf. Wir wurden zu unserem Tisch geführt und konnten das Essen bestellen. Alles kam mir sehr phantastisch vor. Das Restaurant heisst Il Positano und das Essen war eigentlich nur mittelmässig, aber was dann kam war hervorragend, ein einmaliges Erlebnis, was leider viel zu kurz war.
Opernsänger des berühmten Teatro Colon, in Kostümen, singen hier abends Arien aus den verschiedensten Opern, da bleibt kein Auge trocken, in einem Wort atemberaubend schön. Ein sehr gelungener Abend ging zu Ende.
Am dritten Tag, ein Samstag, hatten wir uns echt vorgenommen es mal ganz langsam anzugehen, aber wir hatten zuviel Energie um nicht doch einen kleinen Spaziergang zu machen. Diesmal ging es mit dem Taxi zum Japanischen Garten, im Stadtteil Palermo, der sich nicht als ansehenswert entpuppte. Der Garten war ziemlich klein, das Wasser in den Teichen war so trüb, dass man keine Fische sehen konnte. Wohl gab es wunderschöne Bäume und Sträucher und alles war sehr gepflegt, vielleicht hatten wir etwas erwartet, was es dort nicht gibt?
Weiter ging es zu Fuss durch den Bosque de Palermo zum Parque 3 de febrero, der sehr schön angelegt ist und eine Strasse, die mitten durch den Park führt, ist an den Wochenenden für den Verkehr gesperrt. Da können die Bonarenses laufen, rennen, Rollschuh fahren, die man mieten kann, Radfahren, auch zum mieten vorhanden. In einem Wort hier hat jeder freien Lauf und es wird sehr genutzt.
Wir trafen dort auf einer grossen Ansammlung von Oldtimers, sogar welche, die aus Uruguay rübergebracht worden waren. Die Besitzer mit ihren Frauen trugen alle Kleidung aus der Zeit der Autos, also der vornehmen Zeit des Anfangs vom vorherigen Jahrhunderts.
Ein sehr netter Anblick sind die Hundeführer, die jeden Morgen und Nachmittag ihre Hundekunden zu Hause abholen und mit denen spazieren gehen in den Parks. Manche junge Männer haben zehn oder mehr Hunde an Leinen, da spielt es keine Rolle ob es sich nun um einen Pekinesen oder einer Dogge handelt, alle Hunde verstehen sich prima.
Wir haben das Schauspiel immer wieder mit Interesse angeschaut, denn es scheint mir schon eine Kunst so viele Hunde in Zaum zu halten.
Nun ging es weiter über eine schöne Brücke in den Rosengarten des Parks. Leider waren die Rosen zum grossen Teil schon verblüht, aber einige blühten noch und verbreiteten den süssen Duft, den wir ja alle kennen. Dort sind wir lange geblieben, denn die verschiedenen Anlagen sind begeisterungswert, überall gibt es Fontänen, hier und da einen Teich wo freche Gänse herumschnattern. In einem Wort ein Genuss fürs Auge.
Viele grosse alte Gummibäume geben dem Park etwas majestätisches, das man am liebsten immer wieder fotografieren möchte.
Mit einem Taxi gings nach Palermo Soho, ein Künstlerviertel mit einem Markt für Kuriositäten. Leider stellte sich heraus, dass es sich eigentlich nur um Ramsch und minderwertiges Touristenzeug handelte, eine echte Enttäuschung, sodass wir uns trösten mussten mit einem wunderbaren Essen in einem total verstecktem Restaurant, mit Spezialitäten aus Patagonien, das hinter dem Lokal einen lauschigen Garten hat, wo man wunderbar sitzen kann. Dort haben wir echt geschmaust, es war eine Lammkeule, die sie in einem Tongefäss mit Wein und Kräutern in einem glühend heissen Steingutofen braten. Dazu ein klassischer Malbec aus Patagonien, Hmmm!!!
Den Nachmittag haben wir uns geschenkt, die Füsse waren sehr zufrieden, sie waren einfach zu müde um noch einen Schritt vor der Tür zu setzen, sodass wir uns zurück in das Hotel begaben.
Am vierten Tag wachten wir auf mit Regen und es regnete weiter, aber mit Kübeln kam es aus dem Himmel. Wir wollten zu dem berühmten Markt von San Telmo, wo man Antiquitäten sehen und erwerben kann. San Telmo war ganz früher das Stadtteil der Reichen und Notablen bis eine Gelbfieber Epidemie die Menschen veranlasste zu fliehen um sich in La Recoleta niederzulassen, dass im Norden der Stadt Buenos Aires liegt.
Als wir mit dem Taxi an dem Markt ankamen stürzten Wassermassen aus dem Himmel, man konnte nichts sehen, die Strassen hatten sich in Flüsse verändert und alle waren dabei rasch die Marktstände abzubauen. Aber unser Taxichauffeur war ein siebzigjähriger Mann, der uns von Miguel Angelo über Philatelie bis zum Fussballspiel informieren konnte, eine wandernde Enzeklopaedie! Deswegen langweilten wir uns nicht und er schlug uns vor zum Museum Bellas Artes zu fahren, wo wir ein Grossteil des Tages verbracht haben. Der Eintritt ist kostenlos und die Ausstellung der Werke bewundernswert. Viele wunderschöne Gemälden und auch Plastiken von Rodin, die erstaunlicherweise in grosser Anzahl vorhanden sind.
Viele französische Impressionisten, aber auch spanische und argentinische Künstler haben dort ihren Platz. Was uns erzählt wurde ist, dass viele argentinische und auch jüdische Familien, die in Paris ansässig waren schon seit langer Zeit Kunstwerke gesammelt hatten und als Hitler an die Macht kam, hat man Kind, Kegel und Kunstwerke allesamt nach Buenos Aires verfrachtet. Ob es stimmt, weiss ich nicht, aber es macht einen Sinn, denn soviele alte Niederländer, Im-und Expressionisten hat man ausserhalb Europa eigentlich wenig gesehen.
Aufbruch: | 17.03.2010 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 01.04.2010 |
Brasilien
Bolivien