Eine Dreiländertour
Campo Grande und der Pantanal
Auf dem Rückweg sahen wir noch einen kleinen Ameisenbär, der sich Krümmel suchte und überhaupt keine Angst hatte vor den Menschen, die es zu Hauf gab. Und wir hatten gedacht, dass der Regen diese Massen abhalten würde, aber eben weit gefehlt!
Am nächsten Tag hatte das Wetter sich gebessert und es war auch nicht zu warm zum Reisen, denn wir wollten mit dem Auto fast 800 kilometer nach Campo Grande in Brasilien , in einem Tag schaffen. Es war eine lange und sehr öde Fahrt. Campo Grande ist die Hauptstadt von Mato Grosso do Sul, ein Staat der hauptsächlich von Landwirtschaft lebt. Mato Grosso do Sul hat nur 3,5 millionen Einwohner und ist, per capita gesehen, ein sehr reicher Staat. Wir sahen riesige Felder mit Anpflanzungen von Mais, Zuckerohr, Reis und Soja, aber auch Kühe, die für die Fleischversorgung von ganz Brasilien sorgt.
Die Strasse war gut, aber eben einspurig, nichts Autobahn wo man schnell weiterkommt. Immer wieder grosse LKW's die zu überholen waren. Als wir nach 12 Stunden Fahrt endlich ankamen, waren wir ordentlich gerädert.
John's Bruder und Schwägerin wohnen in einem schönen, grossen Haus mit einem Gästehaus, wo wir uns entspannen konnten, was wir dann auch am ersten Tag gemacht haben. Campo Grande is eine regelrecht hübsche Stadt, sehr angenehm zum Wohnen, weil sie modern und sehr gut gepflegt ist und kaum irgendwelche Armut aufweist. Wir haben zwar die Innenstadt besichtigt, aber da ist nicht viel zu sehen ausser den "Mercado Central" wo man alles kaufen kann und dies zu guten Preisen. John musste eine neue Kamera kaufen, denn unsere alte, hat das Bad in Iguazu nicht überstanden. Wir hatten Glück, dass die aufgenommene Fotos noch gerettet werden konnten.
Gegenüber von dem Mercado ist noch ein kleinerer Markt, wo die Indianerfrauen aus der Gegend ihre Ware verkaufen können und dürfen. Viele Saucen und Gemüsen, die wir noch nie gesehen hatten wurden uns angepriesen, aber wir konnten ja nichts mitnehmen. Es war wohl ein sehr folklorischtischer Anblick in einer modernen Umgebung plötzlich so etwas uriges zu begegnen.
Am nächsten Tag lud John uns alle zum Mittagessen ein, das Restaurant Costelaria do Gaucho Gastao, werde ich in mein Lebtag nicht vergessen.
Als wir ankamen wurden wir mit einer riesigen Umarmung vom Besitzer begrüsst. Gastao ist ein ferner Verwandter von Linda und John war schon mal dort gewesen sodas wir den besten Tisch zugewiesen bekamen.
In der Mitte des sehr grossen Restaurants, dass übrigens proppenvoll war, stehen zwei Büffets. Eins mit einer grossen Variation von Salate und sonstige Vorspeisen, das zweite ist mit allem was man zu einer richtigen Feijoada braucht bestückt. Schwarze Bohnen je nach Geschmack zubereitet, Farofa, ein aus Maniokmehl hergestelltes Produkt, dass man über die Bohnen streut. Meine Kinder nennen es Sägemehl, aber es gibt auch Orangenscheiben, gebratene Bananen etc.etc.
Wenn man sich gesetzt hat, ein Caipirinha auf dem Tisch steht, das darauffolgende Bier oder der Wein in Anmarsch ist, dann kommen nacheinander junge Männer mit riesigen Spiesen Fleisch, Würste, Herzen, Nieren, Leber und was es sonst noch so gibt, und schneiden Dir am Tisch, das Stück vom Spies , was du haben willst heraus.
Alles wird auf einem riesengrossen Holzgrill gebraten und schmeckt wunderbar.
Beim Hinausgehen steht eine kleine Holztonne mit kleinen Becherchen bereit, wo man sich noch einen puren Cachaça genehmigen kann um das ganze Gevölle zu verdauern.
Am nächsten Morgen ging es wieder auf grosse Fahrt und zwar zum Pantanal, das grösste Binnenland-Feuchtgebiet der Erde. Nach ca. drei Stunden waren wir in dem Städtchen Miranda angekommen und wir konnten zwischen zwei Übernachtungs Möglichkeiten wählen. Das Bessere haben wir genommen und es war auch wirklich ganz prima und modern, nur hatte man uns nicht gesagt, dass am Abend eine Kirmes auf dem Platz gegenüber stattfinden würde. Auch gab es kein nennenswertes Restaurant und so mussten wir mit dem Frass der Busstation vorlieb nehmen, dass bestimmt kein lukullisches Erlebnis war.
Zurück im Hotel mussten wir uns die sehr laute Musik von gegenüber anhören und da meinte Robbie, dass ein paar Gläschen Cachaça uns helfen würde einzuschlafen. Gesagt und getan. Am nächsten Morgen, nach einem ausgiebigen Frühstück waren wir voller Tatendrang und fuhren zur Fazenda Sao Francisco, wo Safaris angeboten werden.
Dort angekommen wurden wir, abgesehen von einem Mann, von vielen Emus begrüsst, die stolz durch die Gegend liefen. Ich war total fasziniert von diesen Tiere, sie sind nicht so gross wie Straussvögel, aber haben doch eine recht beachtliche Grösse.
Als sie sich plötzlich von irgendetwas stören liessen, rannten alle wild durcheinander, aber das war an sich ein wahres Schauspiel. Sie plusterten ihre Federn auf und rannten im Zigzag um etwaige Verfolger abzuhängen und gaben dabei kurze, kleine Schreie von sich. Ich habe mich köstlich amüsiert.
Wir mussten eine Weile warten und dann ging es los in einem Safaribus, es gab viele Gäste und einen freundlichen Reiseleiter, der uns Informationen geben wollte während der Fahrt. Im Grunde genommen war es eine langweilige Fahrt, denn viel gesehen haben wir nicht. Tagsüber sind die meisten Tiere in ihrem Versteck, nicht weil sie Nachttiere wären, sondern weil es einfach viel zu heiss ist. Wir sahen wohl sehr viele Wasserschweine, Pampahirsche und Sumpfhirsche, obendrein eine Unmenge, mir nicht bekannte, sehr schöne Raubvögel und dann ein paar wenige Jacares, eine Art Krokodil
die sich faul mit geöffnetem Maul vor einem kleinen Wasserfall hingelegt hatten und auf Fische warteten, die mit dem fliessenden Wasser ihnen einfach ins Maul reingespült kamen.
Durch unvermeidliche Umstände konnten wir das Angebot des Ausfluges bei Nacht nicht annehmen, was wir im Nachhinein sehr bedauern, denn da hätten wir wahrscheinlich sehr viel mehr sehen können.
Nach Rückkehr auf der Fazenda gab es noch ein sehr schmackhaftes Mittagessen und dann ging es wieder zurück nach Campo Grande.
Am nächsten Tag war Samstag und da wird traditionell in Brasilien eine Feijoada für die ganze Familie zubereitet. Linda ist eine absolute Expertin und so wurde ihre Familie eingeladen und wir hatten bei leckerem, aber starkem Caipirinha einen köstlichen, fröhlichen Nachmittag, der mit einem ,von John zubereiteten Spaghetti a la Putanesca am Abend abgerundet wurde, während wir uns auf die Abreise nach Santa Cruz de la Sierra vorbereiteten, zu der man mit einem kurzen Flug von Campo Grande aus hinfliegen kann.
Aufbruch: | 17.03.2010 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 01.04.2010 |
Brasilien
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