Rajasthan, Reise in eine fremde Welt.

Reisezeit: Mai 2010  |  von Gerhard Jay

Das Taj Mahal in Agra und Besuch in Delhi.

Montag der 29. März 2010: Jaipur- Fatehpur Sikri - Agra 240 km

Start ist um 8.30 Uhr in Richtung Agra. Auffällig ist heute die veränderte
Geländeform: Nicht mehr Wüste sondern große Kornfelder beherrschen
das Bild. Frauen mit ihren farbenprächtigen Saris SITZEN im Feld und
schneiden das Korn mit einer SICHEL! Zu Garben wird es aufgestellt.
So wie in Deutschland vor 60-70 Jahren. Nebenbei: Öfter sehen wir in
Städten vor Läden eine Reihe von nagelneuen Mähdreschern! Wer kauft
und benutzt die eigentlich?
Es ist halb zwölf, da hält unser Bus und es gibt Gelegenheit, den Vorbeimarsch
einer Kamelkarawane zu sehen und zu fotografieren. Es sind Nomaden
auf der Wanderschaft. Ca. 15 Kamele, die auf dem Rücken in Kisten Ziegen
und Schafe mitführen, etwa 30 Erwachsen und Kinder begleiten die Tiere.
Und das alles auf der Autobahn! Etwas später versperren auf einem
Zebrastreifen einige Wildschweine uns den Weg!
Gegen 15.30 Uhr werden wir in die "Verlorene Wüstenstadt" Fatephur- Sikri
geführt. Diese Stadt hat um 1550 der Maharadscha "Akbar III." bauen lassen,
der insgesamt 55 Jahre von Agra aus regiert hat. Er war selbst Analphabet,
hat aber bei der Auswahl der Baumeister selbst bestimmt und auch bei dem
Bau selbst mit Rat und Tat zur Seite gestanden. 11 Jahre wurde gebaut,
ehe etwa 6000 Bewohner einziehen konnten. Nach 15 Jahren wurde die Stadt wieder
aufgegeben und ist seitdem die "Verlassene Stadt". Fragt man, warum?
Darauf lautet die erste Antwort, dass angeblich kein Wasser zum Leben da
war. Aber man hatte doch gebaut, und ohne Wasser ging das ja wohl auch
nicht. Daher ist die zweite Version so, dass die Lage der Stadt auf flacher

Ebene dazu führte, dass sie häufig von Eroberern eingenommen wurde...
Noch etwas zu Akbar III.: Er war ein sehr liberaler Herrscher, der schon damals
den Menschen völlige Religions- und andere Freiheiten in großem Maße zugestand.
Die bis heute unbewohnten riesigen Gebäude sind aus rotem Sandstein gebaut
und sind auch "Weltkulturerbe" der UNESCO. Zugang gibt nur für
Besichtigungen.
Akbar III. war der Großvater von Akbar V., der 100 Jahre später das Taj Mahal
gebaut hat. Um 15.45 Uhr verlassen wir Rajasthan und fahren in das Bundesland
"UTTAR PRADESH", in dem Agra und Delhi liegen.
Noch was zu Akbar III.: So liberal er auch war, so seltsam war doch sein
Rechtempfinden. Bei einem Zweifel an der Schuld eines Menschen, der ein
Vergehen begangen hatte, auf das die Todesstrafe verhängt würde, hatte er einen
Lieblingselefanten, der über Schuld und Unschuld entscheiden musste. Akbar
saß auf einem erhöhten Podest in einem Hof, der Elefant wurde herbeigeführt
und auf den Täter (oder nicht?) losgelassen. Wenn das Tier den Delinquenten
zertrampelte, dann war er auch schuldig. Hatte der Elefant gute Laune, dann
ließ er ihn ungeschoren und damit frei!

Dienstag, der 30. März 2010: Taj Mahal
Um 8.30 Uhr startet unser Bus zum wohl wichtigsten und attraktivsten Ziel
unsrer Reise, dem TAJ MAHAL! Neun zeigt die Uhr, als das märchenhafte
Grabmal vor uns auftaucht. Welcher Ursprung steckt hinter diesem Bau?
Der Maharadscha Akbar V. heiratete mehrere Frauen, etwa Mitte des
17. Jahrhunderts. Seine Lieblingsfrau war bei der Hochzeit 18 Jahre alt,
mit 38 Jahren gebar sie ihm ihr 14. Kind, bei dessen Geburt sie starb.

Er versprach ihr, für sie ein großes Grabmal zu bauen. Er ließ den Bau
weltweit ausschreiben und übertrug einem Perser die Aufgabe.
20000 Menschen arbeiteten ca. 20 Jahre an dem Prachtbau aus weißem
Marmor aus Indien. Dann wurde die Frau, die ja Moslimin war und
demnach nicht verbrannt wurde, in dem Gebäude beigesetzt in einem
steinernen Sarkophag. Etliche Jahre später wurde Akbar III. von seinem
Sohn entmachtet und auf dem Agrar-Fort bis an sein Lebensende eingesperrt.
Nach dem Tode aber wurde er neben seiner Frau beigesetzt.
Nun stehen wir vor diesem Bauwerk und es verschlägt uns den Atem. Trotz
aller Paläste, die wir gesehen haben, das hier ist der absolute Gipfel. Kurz
nach zehn trennen wir uns und jeder hat Gelegenheit, auf eigene Faust
zu gehen, bis etwa 11.30 Uhr. Im Anschluss besuchen wir eine kleine Steinmetz-
Werkstatt, um dort zu sehen, wie die Intarsien in dem Marmor hergestellt
werden, so wie seinerzeit beim Bau des Taj Mahal.
Nach einer Mittagspause ist das Agra- Fort das nächste Ziel, etwa eineinhalb
Stunden dauert die Besichtigung. Größte Attraktion sind sicherlich einige
frei umherlaufende Affen. Auf dem Rückweg wird noch ein Gewürzladen
aufgesucht, es wird einiges eingekauft. Um 16 Uhr ist das Hotel wieder
erreicht. Ein kleines "Wunder" erleben wir abends auf der Dachterrasse:
Es regnet tatsächlich zwei bis drei Minuten!!

Mittwoch, der 31. März 2010: Delhi (240 km) und Heimkehr
8.30 Uhr checken wir aus und starten in Richtung Delhi, der Hauptstadt
Indiens. Es gibt eine gute mehrspurige Autobahn, aber bei Linksverkehr

sollte doch die Grundfahrbahn links sein, nichts dergleichen. Nicht nur,
dass alles sich da bewegt, Rikschas, Tuk-Tuk, Kamelkarren...also genau
wie in der Stadt, es fährt auch jeder auf der Fahrbahn, wie es ihm gefällt.
Wer nun rechts fährt, der darf auch links überholt werden, alles ist erlaubt.
Dass auch Kühe damit mischen, versteht sich von selbst. Außerdem nehmen
diejenigen, die eh bald abfahren, die Gegenfahrbahn, so dass uns regelmäßig
auch "Geisterfahrer" entgegenkommen. Gegen 11 Uhr besichtigen wir einen
Tempel, darin ein Turm ,den Deebak als "das größte islamische Bauwerk
aller Zeiten" bezeichnet. Es handelt sich um eine massive Säule von
72,5 m Höhe, gebaut im 12. Jahrhundert. Ursprünglich hatte der Bau nur
drei Stockwerke umfasst, dann starb der Erbauer. Später wurden die
anderen Stockwerke nachgebaut. Der Durchmesser der Säule beträgt etwa
8-10 m. Daneben steht eine Säule aus 99.75 % reinem Schmiedeeisen,
erbaut im 5. (!) Jahrhundert. Die Säule ist bis heute nicht gerostet!
Wie die Jungs das damals gemacht heben,
hat man bis heute nicht erforscht. Die gesamte Tempelanlage ist nur
in Form von Ruinen erhalten und zählt zum "Welt-Kulturerbe".
Nächste Station ist die "Freitags- Moschee" in Delhi. Die hat in ihrem
Innenhof Platz für 25000 Menschen. Auf der Fahrt dahin wird "Neu Delhi"
durchquert. Dabei fällt auf, es sind keine Tiere im Straßenbereich zu
sehen. Deebak sagt, im Zentrum sind Tiere verboten. Da fahren Männer
mit LKW durch die Stadt und sammeln die Kühe und Schweine ein und
setzen sie anderswo wieder ab. Neu Delhi ist eine durchaus moderne

Stadt mit vielen Regierungsgebäuden, Botschaften und Geschäften.
Bei der Fahrt durch "Alt-Delhi" sieht man an den Häusern entlang
unglaubliches Kabelgewirr an den Wänden. Ein Wunder, das nicht alles
explodiert... Die Fahrt durch die Altstadt ist ein einziges "Stopp and Go".
Aber es ist alles ziemlich sauber, kein Müll, kein Plastik. Übrigens: In der
Freitagsmoschee mussten die Frauen alle einen bunten Sari anziehen.
Sah ganz lustig aus. Die Fahrt durch die Stadt übertrifft an Durcheinander
noch das von Jaipur.
Ein Höhepunkt ist der Besuch des Grabmals von Mahatma Gandhi.
Er wurde ja am 30. Januar 1948 von einem Hindu erschossen. Warum
ausgerechnet ein Hindu? Nun, Gandhi hatte nicht nur Freunde in
Indien. Der Grund ist der, dass er nach der Unabhängigkeit 1947
ALLEN Hindus in Pakistan befohlen hat, nach Indien zurückzukehren,
die Moslems hingegen durften in Indien bleiben. Das wurde übel genommen.
Etwas zu Indira Gandhi: Sie war die Tochter von Indiens erstem Minister-
Präsidenten Pandit Nehru und wollte einen Mann einer anderen Religion
heiraten. Das erlaubte der Vater nicht. Daher hat Gandhi diesen Mann als
seinen Sohn adoptiert, sie durfte ihn heiraten und wurde dadurch zur
Schwiegertochter von Gandhi. Später wurde sie Ministerpräsidentin.
Zum Abendessen kehren wir abends noch ein. Um 21.30 Uhr kommt ein
Kollege von Deebak zu uns und begleitet uns zum Flughafen. Morgens
um 01.50 Uhr hebt unsere Maschine vom indischen "Subkontinent" ab.
Nach Europazeit (- 3,5 Std.) landen wir morgens in Wien. Nach einer Stunde
weiter nach Frankfurt und mit dem ICE Richtung Heimat. Ankunft
Hannover 13.15 Uhr, 13.25 Uhr letzte Etappe nach Springe.
Insgesamt sind wir knapp 3000 km in Indien gefahren. Wir haben große
Eindrücke mitgenommen, hatten eine tolle Reise und sind dann froh
wieder in heimischen Gefilden gelandet zu sein!

So stellt man sich hier den Gott der Affen vor!

So stellt man sich hier den Gott der Affen vor!

Mit solchen Gegebenheiten muss man immer rechnen. Auch dass bei Linksverkehr rechts und linls überholt wird, ist völlig normal.

Mit solchen Gegebenheiten muss man immer rechnen. Auch dass bei Linksverkehr rechts und linls überholt wird, ist völlig normal.

"Die Karawane zieht weiter..." so sangen die "Höhner". Hier ist das alles live! Diese Nomaden haben all ihre Besitztümer stets dabei.

"Die Karawane zieht weiter..." so sangen die "Höhner". Hier ist das alles live! Diese Nomaden haben all ihre Besitztümer stets dabei.

Die "verlassene Stadt" war vor 350 Jahren von 5000 Menschen bewohnt, ehe sie aufgegeben wurde. Heute Weltkulturerbe.

Die "verlassene Stadt" war vor 350 Jahren von 5000 Menschen bewohnt, ehe sie aufgegeben wurde. Heute Weltkulturerbe.

Hinter dieser Fassade verbirgt sich  das Hauptziel unserer Reise: DasTaj Mahal.

Hinter dieser Fassade verbirgt sich das Hauptziel unserer Reise: DasTaj Mahal.

Wir sind am Ziel: Unser Reiseleiter Deebak sitzt zu Füßen der Gruppe, die er zwei Wochen erstklassig geführt hat. Das Taj Mahal wurde vor 350 Jahren von einem Maharadscha als Grabmahl für seine "Lieblingsfrau" erichtet, die im Alter von 
38 Jahren bei der Geburt des 14. Kindes gestorben war.

Wir sind am Ziel: Unser Reiseleiter Deebak sitzt zu Füßen der Gruppe, die er zwei Wochen erstklassig geführt hat. Das Taj Mahal wurde vor 350 Jahren von einem Maharadscha als Grabmahl für seine "Lieblingsfrau" erichtet, die im Alter von
38 Jahren bei der Geburt des 14. Kindes gestorben war.

Auch wir stehen davor, und es verschägt uns die Sprache.

Auch wir stehen davor, und es verschägt uns die Sprache.

Das Fort Agra war einst Hauptstadt von Rajasthan. Hierher wurde der Erbauer des Taj Mahal von seinem Sohn verbannt, nachdem er vom Thron gestürzt worden war.

Das Fort Agra war einst Hauptstadt von Rajasthan. Hierher wurde der Erbauer des Taj Mahal von seinem Sohn verbannt, nachdem er vom Thron gestürzt worden war.

Es gibt zwar keine Affenplage, aber einige Exemplare laufen uns doch über den Weg.

Es gibt zwar keine Affenplage, aber einige Exemplare laufen uns doch über den Weg.

So konnte der Verbannte noch einen Blick auf sein Bauwerk werfen, er wurde später an der Seite seiner Frau beigesetzt.

So konnte der Verbannte noch einen Blick auf sein Bauwerk werfen, er wurde später an der Seite seiner Frau beigesetzt.

Diese Säule ist angeblich noch nie verrostet. Die Wissenschaft steht bisher noch vor einem Rätsel.

Diese Säule ist angeblich noch nie verrostet. Die Wissenschaft steht bisher noch vor einem Rätsel.

Auch dies Tempelanlage ist Weltkulturerbe.

Auch dies Tempelanlage ist Weltkulturerbe.

Solch "fliegende" Verdrahtungen sind an der Tagesordnung. Da macht auch Indiens Hauptstadt Delhi keine Ausnahme.

Solch "fliegende" Verdrahtungen sind an der Tagesordnung. Da macht auch Indiens Hauptstadt Delhi keine Ausnahme.

Unsere Damen gelten anscheinend als "Ungläubige", denn sie mussten diese rauschenden Gewänder anlegen.

Unsere Damen gelten anscheinend als "Ungläubige", denn sie mussten diese rauschenden Gewänder anlegen.

Das Grabmahl von Mahatma Gandhi ist beeindruckend. 
Er wurde am 31. Januar 1948 von einem Hindu erschossen.
Ein Jahr zuvor hatte er die Unabhängigkeit Indiens von England erreicht.

Das Grabmahl von Mahatma Gandhi ist beeindruckend.
Er wurde am 31. Januar 1948 von einem Hindu erschossen.
Ein Jahr zuvor hatte er die Unabhängigkeit Indiens von England erreicht.

Mit diesm schönen Foto möchte ich den Bericht beenden und wünsche allen, die hier mal reinschauen, viel Vergnügen!

Mit diesm schönen Foto möchte ich den Bericht beenden und wünsche allen, die hier mal reinschauen, viel Vergnügen!

© Gerhard Jay, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Erlebnisse auf einer zweiwöchigen Rundreise durch Rajasthan.
Details:
Aufbruch: Mai 2010
Dauer: unbekannt
Heimkehr: Mai 2010
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Gerhard Jay berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.