4 Wochen China

Reisezeit: Juli / August 2010  |  von Sébastien Vogt

Xi`an

Am Dienstag sollte es dann nach Xi'an weiter gehn. Ich hatte ja zum Glück wieder die Abflugszeit und auch die Airline herausbekommen. Die Fahrt zum Flughafen wollte ich diesmal mit der U-Bahn machen. Linie und Umsteigeorte habe ich im Vorfeld bestimmt, so hätte die Fahrt ja reibungslos klappen müssen. Betonung liegt hierbei auf hätte... Mein Zeitplan war ziemlich eng gesteckt und als ich in der U-Bahn stand, habe ich es immer mehr mit der Angst zu tun bekommen. Ich hatte leider den Berufsverkehr vergessen und somit stand ich in jeder U-Bahnlinie so eng gequetscht, wie ich es bis dahin noch nicht erlebt hatte. Jedesmal wenn ich dachte, hier passen keine Leute mehr rein, pressten sich die Neuankömmlinge rein und es wurde immer enger und enger. Verzweifelte Blicke auf meine Uhr ließen mich ahnen, dass das eine ganz enge Geschichte werden sollte. Dankbar bin ich auf jeden Fall der Magnetschwebebahn die mit 430 km/h die letzte Strecke zurück legte. Angekommen am Flughafen hieß es jetzt also Rennen was die müden Füße hergeben. Am Schalter angekommen konnte ich doch noch erleichtert einchecken und mich zum Gate begeben. Die kannten auch schon meinen Namen, da ich einer der letzten Passagiere war. Puh, erleichtert nahm ich auf meinem Sitz Platz und konnte somit gelassen nach Xi'an fliegen. Dort angekommen habe ich für 25 Yuan den Shuttlebus genommen und mich anschließend zur Touristeninformation begeben, da meine Hostelreservierung vom Vortag aufgrund von Komplettauslastung gescheitert war. Ich bat die nette Dame für mich in den restlichen Hostels anzurufen um nach Bettenverfügbarkeit zu fragen. Das ist zwar nicht ihre Aufgabe, aber da ich so nett gefragt habe, hat sie es schließlich gemacht (obwohl ich ihr schon angemerkt habe, dass ihr das nicht so recht war). Die tolle Nachricht war, dass alle Hostels ausgebucht waren. Na tolle Wurst. Sie gab mir aber nen Tipp, wo einigermaßen günstige Hotels zu finden sind. Also ging es zu Fuß mit dem schweren Rucksack los und nach einiger Zeit und einer weiteren Absage habe ich dann doch noch ein Mittelklassehotel gefunden. Die Nacht musste ich also schon mal nicht auf der Straße verbringen. 
Nach einer angenehmen Dusche zog ich los und habe zunächsteinmal ein Hostel aufgesucht um für den Folgetag ein Bett im Mehrbettzimmer zu reservieren. Diesmal hatte ich auch Glück und es hat funktioniert. In der Nähe des Hostels habe ich noch schnell den Glockenturm und Trommelturm fotografiert (die Glocke wurde ursprünglich zu Sonnenaufgang geläutet und der Trommelturm kündigte dementsprechend die Nacht an).

Trommelturm

Trommelturm

Glockenturm

Glockenturm

Jetzt wollte ich mir eigentlich zwei Pagoden ansehen, die außerhalb der Stadtmauern liegen. Nachdem ich aber etliche Kilometer gelaufen bin und diese verdammten Pagoden nicht gefunden habe, habe ich mir ein Taxi genommen und mich an einem kleinen Park absetzen lassen, der in der Nähe des muslimischen Viertels liegt. Dort schlenderte ich an zahlreichen kleinen Imbissständen vorbei und habe mir noch eine kurze Hose und ein T-Shirt nach zähen Verhandlungen gegönnt (8 € habe ich schließlich insgesamt bezahlt). Wer Souvenirs sucht und Klamotten kaufen möchte, ist hier genau richtig. Voraussetzung ist natürlich, dass man feilschen kann. Ansonsten wird man schnell übers Ohr gehauen.
Ein kleiner Besuch der großen Moschee habe ich auch noch eingeschoben.

Auf dem Gelaende der grossen Moschee

Auf dem Gelaende der grossen Moschee

Dann wollte ich was essen und ins Bett, da ich ziemlich kaputt von dem ganzen rumlaufen war. Ich lief eine ganze Weile an der Hauptstraße entlang, doch dort waren nur Geschäfte zu finden. Aber es wird doch irgendwo in der Nähe ein Restaurant geben! Irgendwann hatte ich endlich eins gefunden und gönnte mir ein Steak, Pommes und Bier. Erschöpft fiel ich ins Bett und schlief auch direkt ein.
Am Mittwoch habe ich im Hotel ausgecheckt, meinen Rucksack aufgeschnallt und Kurs auf das Hostel genommen, das zum Glück nicht all zu weit weg war. Die Lage ist echt super, da das Hostel (Belltower Hostel) direkt am Glockenturm und somit recht zentral liegt. Das Hostel ist ein richtig typisches Hostel. Die Atmosphäre ist Klasse, man kommt leicht mit den Leuten ins Gespräch und auch die Mitarbeiter an der Rezeption sind sehr freundlich. Alle Wände sind mit Sprüchen von Reisenden versehen und die Zimmer sind zweckmäßig eingerichtet aber ok. Nachdem ich im Hostel zu Mittag gegessen habe, machte ich mich zu Fuß auf den Weg zum Südtor. Das Stadtzentrum ist von einer breiten Stadtmauer umgeben. In jeder Himmelsrichtung befindet sich ein großes Tor. Auf der Stadtmauer selbst kann man entweder mit einem Elektromobil mitfahren oder aber die sportliche Variante wählen. Na für was hat sich wohl der Sebi entschieden?? Genau, fürs Fahrrad! Jetzt hieß es 14 km innerhalb von 100 Minuten zurück legen und das mal wieder unter praller Sonne. Die Beschaffenheit des Bodens waren nicht gerade optimal, vor allem nicht für das Fahrrad das ich bekommen hatte. Die Mauer ist zwar relativ eben und sehr breit, aber durch die ganzen Steine war das eine kleine Holperpartie. Zweimal ist mir auch die blöde Kette runtergesprungen, aber ich habe sie immer wieder drauf bekommen. An diesem Tag waren nicht viele Leute auf der Mauer unterwegs, so dass ich die meiste Zeit für mich alleine war. Es war echt eine tolle Sache, da ich die ganze Zeit Musik gehört habe (die Blues Brothers haben sich als perfekte musikalische Begleitung herausgestellt) und über die Mauer gecruist bin.

Stadtmauer von Xi'an

Stadtmauer von Xi'an

Nach diesem tollen Tripp habe ich es nochmal gewagt die zwei Pagoden zu suchen. Diesmal wusste ich auch in welche Richtung ich zu gehen hatte. Also machte ich mich wieder hoch motiviert auf den Weg. Die kleine Pagode habe ich auch ohne Probleme gefunden, dumm nur, dass ich zu spät war! Die Öffnungszeit war leider schon vorbei. Tja, dann ging's eben weiter zur großen Pagode. Mit Musik im Ohr war das Laufen auch ziemlich angenehm. Nach eineinhalb Stunden kam ich dann doch recht fertig am Ziel an. Zu sehen bekam ich mehrere Springbrunnen, viele Chinesen und natürlich die Pagode.

Grosse Pagode

Grosse Pagode

Nach den obligatorischen Fotos wollte ich schnellstmöglich zurück zum Hostel. Diesmal aber mit einem Taxi, den Rückweg traute ich mir nicht mehr zu und das Taxi hatte ich mir auch mehr als verdient. Nach einer wohltuenden Dusche (begleitet vom Gesang meines Duschnachbarn) lernte ich Andy kennen (ein Engländer), der bei mir im Zimmer auch ein Bett hatte. Es stellte sich schnell heraus, dass er der mysteriöse Sänger war. Gemeinsam aßen wir zu Abend und quatschten bei ein paar Bier zusammen mit einem Belgier.
Nachdem die Bar schloss, ging's direkt ins Bett. Geschlafen habe ich gut, der Nachteil bei so vielen Leuten im Zimmer ist, dass wenn die ersten wach werden (und das war um sechs Uhr) man den Rest der Zeit nicht mehr so gut schlafen kann. Naja um acht Uhr klingelte mein Wecker und ich machte mich fertig um im Gemeinschaftsraum Andy zu treffen. Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof da dort unser Bus (306) losfuhr. Auf dem Tagesprogramm stand die Terrakotta Armee. Eine Stunde Fahrzeit verging wie im Flug, da wir sofort ein kleines Nickerchen machten. Andy hatte zuvor nen echt guten Tipp bekommen. Wir sollten uns einfach als Studenten ausgeben um eine ermäßigte Eintrittskarte zu bekommen. Mmmh aber wie ohne Studentenausweis??? Na ganz einfach, man hält einfach seinen Führerschein hin, ist ja auf deutsch bzw. englisch und so genau gucken die eh nicht. Und oh Wunder, es hat auch geklappt!! Sogar beim eigentlichen Einlass hat es geklappt. Ersparnis: 50 % Wir zahlten im Endeffekt nur 45 Yuan. Drei Ausgrabungsstätten kann man besichtigen. Die erste ist auch die spektakulärste. Tausende von kampfbereiten, töpfernden Soldaten halten still ihre Wache Richtung Osten blickend um die Seele des ersten Kaisers zu bewachen. Sie sind teilweise noch in sehr gutem Zustand. Aber einige hatten nicht so viel Glück und sind aufgrund der schweren Erdlast in hunderte Puzzleteile zerfallen. Fleißige Arbeiter setzen sie aber in Kleinarbeit wieder zusammen. In den anderen beiden Ausgrabungsstätten gibt es nicht so viel zu sehen und waren deshalb auch nicht so interessant. Im Museum kann man noch bronzene Kriegswagen und Pferde bestaunen. Es handelt sich bei dieser Armee um einen der berühmtesten Funde der Welt. Zurück ging's wieder mit dem Bus.

Terrakotta-Armee

Terrakotta-Armee

Bevor wir ins Hostel zurück kehrten, sind wir noch zum Busbahnhof gelaufen, da Andy ein Busticket für die Weiterfahrt besorgen wollte. Die Frau am Schalter konnte ihm für die gewünschte Strecke aber kein Ticket ausstellen. Vor dem Busbahnhof fragte er aber ein paar Leute und nachdem zehn Chinesen um uns rund standen, konnte einer ihm weiterhelfen. Mit dem Tuktuk ging's in eine kleine Gasse und dort konnte ihm in einem kleinen (ich nenne es mal Büro) weitergeholfen werden. Ob das dann auch alles geklappt hat kann ich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Zurueck zum Hostel wollten wir eigentlich ein Tuktuk nehmen, aber die verlangten alle unverschaemte Preise. Fuer ein Taxi haetten wir sieben Yuan gezahlt. Die Tuktuks verlangten einfach mal schlappe 20 bis 30!! Also wollten wir einfach ein Taxi nehmen. So einfach wie in den letzten Tagen war das allerdings nicht. Es lag aber nicht daran, dass in dieser Gegend keine Taxen fuhren.. Nein, wir sahen sogar jede Menge und natuerlich auch freie, aber aus einem uns unbekanntem Grund fuhren sie alle kopfschuettelnd an uns vorbei. Im Nachhinein vermuteten wir, dass sie vielleicht Schichtwechsel machten und somit keine Fahrgaeste mitnahmen. Naja, wir hatten zum Glueck noch eine Alternative, naemlich den Bus. Fuer schlappe einen Yuan konnten wir die Strecke hinter uns bringen. So viel zu den krassen Unterschieden bei den unterschiedlichen Befoerderungsmoeglichkeiten. Als ob wir nicht genug Pech gehabt haben, verpassten wir auch noch unsere Haltestelle. Aber so weit war die naechste Haltestelle zum Glueck nicht entfernt. Nach einem gemeinsamen Abendessen in einem Restaurant musste sich dann Andy auf den Weg machen. Ich habe den Abend mit Berichteschreiben verbracht.

© Sébastien Vogt, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Am 05.07.10 gehts für vier Wochen nach China. Nach ein paar Tagen Hongkong gehts dann allein mit dem Rucksack durch das riesige Land bis nach Peking.
Details:
Aufbruch: 05.07.2010
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 02.08.2010
Reiseziele: China
Der Autor
 
Sébastien Vogt berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.