Malaysia - Eine Reise durch Sarawak und Sabah

Reisezeit: Oktober / November 2002  |  von Uta Kubik-Ritter

Sarawak – Besuch bei dem Ibans: Lunch a la Iban

Die Nacht ist kurz, aber wir haben hervorragend geschlafen.
Der Hahn kräht, die Hunde bellen. Die ersten Ibans verlassen das Langhaus in Richtung ihrer Felder, die teilweise weit entfernt vom Wohnort liegen. Wir gehen wieder zu unserem Freiluft-Badezimmer am Flussufer - ich verfluche das kalte Zahnputzwasser! Doch die heißen Pfannkuchen mit Bananen entschädigen für alles. Das gemeinsame Frühstück mit Spiegelei, heißem Tee und Brot ist ein richtiger Muntermacher.

Der Chief bekommt Besuch von einem Iban, der für das gesamte Langhaus Bindeglied zur Stadt und damit zu den Behörden und Märkten ist. Heute kann kein Iban mehr völlig autark im Dschungel leben. Es gibt viele Dinge des täglichen Bedarfs, die er kaufen und mit Geld bezahlen muss. Geld, das sie mit dem Verkauf ihrer Feldfrüchte verdienen oder auch durch Gäste wie uns. So wirken sich also auch hier die Zivilisation und der Tourismus aus. Und wie im Wirtschaftsleben überall auf der Welt, so gibt es auch heute Morgen Probleme zu besprechen. Der Chief entscheidet, dass z.Zt. eben kein Reis verkauft wird, weil der Preis so niedrig ist. Irgendwann - so sagt er - wird die Nachfrage auch den Preis wieder zugunsten der Ibans regeln. Und solange Geld in der Gemeinschaftskasse ist, besteht kein erhöhter Druck zum Verkaufen.

Wir haben uns mit Jihej, einem Bootsführer (er ist der Bruder des Chiefs), dem Schwiegersohn des Chiefs und einer jungen Iban als Köchin (sie ist die Tochter des Bootsführers) daran gemacht, ein Boot mit all den Dingen zu beladen, die man braucht, um im Dschungel ein Mittagessen zu kochen.

Die Köchin unseres Dschungelessens mit ihrem Neffen, dem Sohn der Dorfschullehrerin.

Die Köchin unseres Dschungelessens mit ihrem Neffen, dem Sohn der Dorfschullehrerin.

Die Ibans bringen das Boot gut durch den aufgewühlten Fluss bis zu einer kleinen Sandbank, die an einer ruhigeren Wasserstelle liegt. Doch leider können wir unser Mittagessen nicht unter freiem Himmel kochen, da es fürchterlich anfängt zu regnen. Also geht es die Flussböschung hinauf zu einem Unterstand mit Schilfdach. Der Holzboden liegt ungefähr 50 cm über dem Boden, sodass es trocken von unten ist. Klar, erst einmal wird das herumliegende Holz aufgesammelt und ein Feuer entfacht. Schnell ist der Kessel mit Flusswasser aufgestellt für einen heißen Tee. Aber zur "Begrüßung" gibt es einen Reiswhisky. Stilgerecht in nachwachsenden Bechern aus Bambusrohren. Übrigens: nicht nur für kalte Getränke geeignet, sondern auch für den heißen Tee.

Ein Reiswhiskey in 'nachwachsenden' Bambusbechern.

Ein Reiswhiskey in 'nachwachsenden' Bambusbechern.

Unsere Begleiter verschwinden einer nach dem anderen im Dschungel. Der Regen scheint sie überhaupt nicht zu stören. Bambusrohre werden auf ca. 50 cm lange Stücke zurechtgeschnitten (dienen später als Kochtöpfe). Frische Tapiokablätter und Longbeans sowie wilden Knoblauch und Ingwer bringt unsere Köchin mit aus dem Regenwald. Der junge Iban hat zwischenzeitlich kleine Fische im Fluss gefangen. Zubereitet mit Knoblauch, Ingwer und jungen Bambussprossen schmecken sie unübertroffen. Das große Buschmesser zerkleinert in Windeseile das Gemüse und muss auch herhalten zum Öffnen der Corned Beef Dose (ein Zugeständnis an die Zivilisation und uns Gäste).

Wozu ein Buschmesser alles möglich eingesetzt wird: Selbst zum Zerteilen der heißgeliebten Hühnerhälse. Jedenfalls bei den Ibans.

Wozu ein Buschmesser alles möglich eingesetzt wird: Selbst zum Zerteilen der heißgeliebten Hühnerhälse. Jedenfalls bei den Ibans.

Aber es ist unschwer zu erkennen, dass wir uns im Urwald befinden. Die Ibans können sich gut mit dem Ernähren, was die Natur bietet. So schauen wir fragend auf den Teller, der zwar gut duftet, aber auf dem für uns eine unbekannte Nahrung liegt: Ameisen. Geröstet versorgt eine ganz bestimmte Art von ihnen die Ibans mit den nötigen Proteinen. Na ja! Etwas gewöhnungsbedürftig sind diese krossen Krabbler schon für uns.

Zwischenzeitlich kommt ein Boot mit der Schwester der Köchin und einigen Kindern. Die junge Frau ist Lehrerin. Sie hat in Kuching ihre Ausbildung gemacht, ist dann aber wieder zurück ins Langhaus gekommen. Nun unterrichtet sie die Kinder vom eigenen Langhaus und einiger anderer Häuser der Umgebung. Schnell wird noch ein Bambusrohr mit Sagomehl, das mit etwas Zucker vermischt wird, gefüllt. Ab in die Glut! Und nach dem Essen gibt es dann ein leckeres Dessert. Fast dem Geschmack unserer Gummibärchen entsprechend, stürzen sich die Ibankinder auf die süße Leckerei.

Guten Appetit !!!

Guten Appetit !!!

Apropos Ausbildung: Viele Ibans leben heute in den Städten, um Geld zu verdienen. Doch sie kommen regelmäßig wieder zurück. Heim für ein Wochenende mit der großen Ibanfamilie.
Und auch für uns heißt es langsam Abschied nehmen. Es waren unvergessene Tage bei den Ibans im Sepaya Langhaus. Mit der Hilfe von Jihej haben wir viel über diese Menschen erfahren. Und Erlebnisse, wie die Gastfreundschaft dieser Menschen und ein Lunch à la Iban tragen mehr zur Verständigung auf der Welt bei als so manche wohlgemeinte Entwicklungshilfe westlicher Staaten. Wir können nur müde lächeln über das Fünf-Sterne-Ressort à la Iban am Staudamm des Batang Ai, als wir wieder Richtung Zivilisation fahren.

Wie zu Beginn unseres Besuches verabschieden uns alle Bewohner aus dem Iban Langhaus Sepaya.

Wie zu Beginn unseres Besuches verabschieden uns alle Bewohner aus dem Iban Langhaus Sepaya.

© Uta Kubik-Ritter, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Unsere Reise nach Malaysia führte uns erst nach Westmalaysia und dann nach Ostmalaysia (Borneo). Hier in Sarawak und Sabah wollen wir ein Iban Langhaus besuchen, danach die Höhlen von Miri und Mulu und später im Kinabalu Nationalpark wandern.
Details:
Aufbruch: 20.10.2002
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 20.11.2002
Reiseziele: Malaysia
Der Autor
 
Uta Kubik-Ritter berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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