Regenzeit in Rajasthan

Reisezeit: August / September 2010  |  von Torsten Paulo

Jailsamer

Unsere erste Nachtzugfahrt ist bestens verlaufen. In der besten Klasse, die auf dieser Strecke zu bekommen war (3AC), kann man sich einen klimatisierten Wagon vorstellen, in dem links und rechts des Mittelgangs offene Abteile sind. Auf der einen Seite mit zwei mal drei Liegen und auf der anderen Seite zwei mit etwas mehr Platz. Gebucht haben wir lt. Ticket zwei Liegen in der "Sechserkabine". Fuer Silvie konnten wir dann noch eine Liege mit einem Familienvater tauschen und somit hatte Silvie mehr Platz und einen eigenen Vorhang vor der Koje und der Familienvater konnte bei seiner Frau und seinem Sohn sein, die unter mir ihr Quartier bezogen haben. Bis auf ein oder zwei Rumpler in der Nacht konnten wir durchschlafen und sind erst wach geworden, als alles hektisch wurde und Richtung Ausgang draengte. Es war 5.00 Uhr und der Zug planmaessig in Jailsamer. Dass wir nahezu auf die Minute puenktlich ankommen oder abfahren wundert mich inzwischen nicht mehr sonderlich, da das bisher wirklich die Regel war.
Hier in Jailsamer ist es ganz schlicht und einfach gesagt pruegelheiss. In einer Stadt mitten in der Wueste ist das wahrscheinlich Anfang September auch nicht anders zu erwarten. Aber wir waren ja auch schon im Juni in Aegypten, so schlimm ist es dann auch wieder nicht. Man muss sich halt ein wenig anpassen und alles etwas langsamer angehen. Der grosse Vorteil ist, dass sehr wenig los ist und man die meisten Attraktionen fuer sich "alleine" (wirklich alleine ist man in Indien nie) hat.
Jailsamer hat richtig Flair. Man vergisst zeitweise voellig in welchem Land man sich befindet, da uns der orientalisch-wuestenhafte Charakter eher and die Bilder aus dem Oman erinnern, die wir bei Freunden schon gesehen haben. Die sandsteinfarbenen Haeuser mit ihren unzaehligen, filigranen Steinverzierungen geben der kompletten Altstadt ein ganz einzigartiges Erscheinungsbild.

Zum lohnenden "Pflichtprogramm" gehoert hier eine Wuestensafari inkl. Kamelritt. Bei der Buchung dieses Ausflugs hat mich die indische Eigenart des Kopfwackelns schier an den Rand der Verzweiflung gebracht. Die Inder (vor allem hier in Jailsamer) wackeln ganz merkwuerdig mit dem Kopf, dessen Bedeutung ich als "Nein" oder hoechstens als "Vielleicht" auslegen wuerde. Gemeint ist jedoch wahlweise ein "Ja", "Nein", "Vielleicht" oder "Keine Ahnung". Die Buchung an der Hotelrezeption kann man sich folgendermassen vorstellen:
Ich: Wir moechten eine Jeepsafari buchen
Er: Kopfwackeln
Ich: Eine Halbtagessafari mit Kamelritt
Er: Kopfwackeln
Ich: Fuer morgen Nachmittag
Er: Kopfwackeln
Ich: Ist das moeglich?
Er: Kopfwackeln
Ich: Werden wir vom Hotel abgeholt?
Er: Kopfwackeln
Ich: Bezahlt wird morgen?
Er: Kopfwackeln
Ich: Das wars? Ist der Ausflug gebucht?
Er: Kopfwackeln

OK, mal sehen was passiert. Geklappt hat natuerlich wieder alles bestens und wir hatten einen klasse Ausflug. Aus dem Sunset mit Sandduenen und Kamel, wie es jeder auf seinen Fotos hat, der in der Wueste war, ist dann allerdings nichts geworden. Aber wer kann schon von sich behaupten, dass er einmal einen Platzregen in der Wueste erlebt hat. Tja, Traumsonnenuntergaenge in der Wueste kann ja jeder!
Der Monsum bringt hier in Jailsamer das erste mal seit drei Jahren wieder das kostbare Nass in die Wueste. Dementsprechend "gruen" ist die karge Landschaft.
In Sachen Transport werden wir, mangels vernuenftiger Alternative fuer die naechste Strecke nach Mount Abu, auf das dritte Fortbewegungsmittel (abgesehen vom Kamelritt) zurueckgreifen und uns ein Mietauto inklusive Fahrer nehmen.

© Torsten Paulo, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
So viele Jahre warte ich schon darauf und jetzt ist es bald soweit. Indien. Auch wenn wir uns diesem Land in der Regenzeit nähern, werden die Eindrücke in den kommenden 3 Wochen in Rajasthan bestimmt nicht verwässert.
Details:
Aufbruch: 25.08.2010
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 17.09.2010
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Torsten Paulo berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.