Rhein-Main Bootstour

Es ist Samstag Morgen, der 7. Juni und es gießt in Strömen. Selbst unser Racker macht keinerlei Anstalten sich auf seinen morgendlichen Rundgang zu begeben. Wenn man dem Wetterbericht glauben schenken darf, wird es in den nächsten 2 Tagen nicht mehr aufhören.

Wir beschließen nach dem Frühstück die Heimreise in einem Rutsch anzutreten. Das manövrieren von innen klappt sehr gut und wir haben den Main schnell hinter uns gelassen.

Auch auf dem Rhein kommen wir mit rund 3.000 Touren stromabwärts sehr gut vorwärts. Doch was ist das? Bei km 530 stockt der Motor nimmt kein Gas mehr an und geht unter Last aus!

Starte ich den Motor erneut und im Leerlauf schnurrt er wie ein Kätzchen, auch die Drehzahl geht im Leerlauf auf die maximal 3.800 Umdrehungen, nur wenn ich einen Gang einlege stirbt der Motor ab.

Rings um uns herum schießen die Berufsschiffe an uns vorbei und die Wellen machen das Fahrwasser hier in der Höhe von Assmannshausen auch nicht gerade angenehmer. Ich treibe mit knapp 7 km/h manövrierunfähig im Fahrwasser.

Der Notmotor springt nicht an und ich blicke in das bleiche Gesicht meiner Frau. Mit ein paar Stoßgebeten mache ich mir Mut und schreie es heraus: "Du schaffst es!". Immer wieder starte ich den Diesel, lege den Gang ein um ein wenig vorwärts zu kommen. Ich habe das Gefühl, dass wenn ich 3 Meter gegen den Strom vorwärts gekommen bin und der Motor wieder abstirbt 4 Meter abwärts treibe.

Irgendwie treiben wir immer weiter Strom abwärts und wir kommen am rechten Ufer in die Nähe einer Landungsbrücke und mühsam arbeite ich mich Stückchenweise an diese heran.

Meine Frau versucht verzweifelt einen Poller der Landungsbrücke zu erwischen - mit voller Wucht pralle ich backbord gegen die Landungsbrücke und wir werden brutal in den Strom zurückgestoßen. Was war geschehen? Anstatt kurz vor dem Absterben einiger Maßen sanft anzulegen, dreht der Motor auf einmal volle Kraft auf und der Z-Antrieb steuert mit voller Wucht gegen die Landungsbrücken.

Alle Heiligen in der Not werden angerufen und wir treiben weiter hilflos zwischen den Schiffen im reisenden Fahrwasser. Mittlerweile werden durch das viele Anlassen und das kurze Zeit später wieder absterben des Motors, meine Batterien schwach. Ich entschließe mich trotz der großen Gefahr die Uferseite zu wechseln um weg von der reisenden Strömung der Außenkurve, an die etwas ruhigere Innenkurve und linke Uferseite zu gelangen.

Irgendwie habe ich es dann geschafft. Eine nun folgende Vielzahl von Fahrmanövern lassen mich eine Landungsbrücke der weißen Flotte ansteuern und mit einem erfolgreichen Anlegemanöver abschließen.

Mein Engelchen steht auf der Steuerbordseite und schafft es mit einem Wurf die Leine über den Landungspoller zu werfen und fest zu belegen. Gemeinsam ziehen wir unsere Julia über 2 Meter gegen den reisenden Strom um Sie sicher an den Landungsbrücken fest zu machen. Wir liegen uns beide in den Armen, dem weinen nahe und sind glücklich, die lebensgefährliche Situation gemeinsam gemeistert zu haben.

Ich rufe den Bootsservice an, um denen mein Problem zu schildern. Mittlerweile ist es 16.30 Uhr doch auf die Leute ist Verlass. Mit dem Werkstattwagen rücken 2 Mann aus und haben unsere Julia wieder Flott bekommen.

Von dem zwischenzeitlichen verbrecherischen Verhalten eines Schiffsführers der weißen Flotte ,der unbedingt an "unserem" Steiger anlegen wollte, obwohl 20 Meter weiter ein weiterer gleich großer und freier Steiger war, möchte ich nur beiläufig berichten. Sämtliche Fahrgäste haben die Situation erkannt und sind freundlicher Weise zum anderen Steiger gegangen, doch der Schiffsführer wollte mich zwingen Anker zu werfen und die mittlerweile fest belegte Julia wieder dem Strom zu überlassen.

Mit einem unverschämten Fahrmanöver und gigantischen Schwell verursachend, fuhr dieser dann doch weiter. Unsere Julia hatte Gott sei Dank keinen Schaden genommen, da wir zwischenzeitlich an Steuerbord mir 2 Kugelfendern alles sicher im Griff hatten.

Mein Engelchen war sichtlich erleichtert, als einer der beiden Mechaniker nach Abschluss der Reparaturarbeiten gegen 19.30 Uhr mit mir und unserer Julia durch das Binger Loch in die Marina nach
St. Goar fahren. Unser Racker und meine Frau fahren mit dem Werkstattwagen voraus und erwarten uns.