Segeltörn auf der "Sorlandet"

Reisezeit: Juli 2003  |  von Bettina Köster

22.07.2003 Der letzte Tag

00:00 Uhr: Die erste Stunde habe ich Brandwache, so bin ich zumindest immer in Bewegung. Die Wache verläuft absolut ereignislos. Nur die Taube hat sich einen ungünstigen Schlafplatz ausgesucht. Damit ich nicht jedes Mal über sie stolpere, muss ich immer eine Tür offen lassen, so habe ich Licht. Ihr gefällt das so wenig wie mir.

Es hört langsam wieder auf zu regnen, Glück gehabt. Bei der Ruderwache fallen mir fast die Augen zu, so müde bin ich. Aber kneifen gilt nicht, also durch. Das Wetterleuchten teilt sich auf in ein Gewitter und einen Leuchtturm. Die Wache im Ausguck ist zwar genauso ruhig wie die beiden zuvor. Dennoch habe ich hier zumindest etwas Bewegung. Während ich auf und ab gehe, wird das Leuchtfeuer immer größer, ohne sein Position wesentlich zu verändern. Dafür merke ich, wie sich unser Kurs immer wieder ändert.

Als ich mich dann mit dem Rücken an die Windhutze (Hartwig besteht darauf, dass ich die seemännischen Begriffe benutze, statt "dieses Dingsbums" zu sagen, er ist ein erfahrener Segler) lehne und hinauf blicke, hat es sich aufgeklart. Der Himmel ist übersät mit Sternen, die sich langsam auf mich herab zu senken scheinen. Die Welt erscheint mir auf einmal unendlich friedlich und ich fühle mich sicher und geborgen.

07:35 Uhr: Unglaublich, aber ich werde schon wieder wach. Ich ignoriere den inneren Wecker, höre lieber auf meinen Schweinehund und drehe mich noch einmal für 20 Minuten um. Mein erster Gedanke: Kaffee! Der zweite Gedanke: Viel Kaffee! Es hapert bei mir noch etwas mit der Motorik, trotzdem mache ich mich auf den Weg zur Pantry. Nach der zweiten Tasse Kaffee bin ich einigermaßen wieder hergestellt. Die Dusche regeneriert mich soweit, dass ich meine Taschen packen kann.

Wir treffen uns auf dem Vordeck, dem Ort unserer - zumeist - einsamen Wache im Ausguck. Alle sind aufgeregt und sich in einem einig: Schade, dass die Fahrt fast vorbei ist!

Peer kommt, um uns mitzuteilen, dass das Abendbrot fertig sei. Wir sind überrascht, aber so bleiben uns noch ein paar Minuten mehr auf dem Schiff. Wir gehen hinunter auf das Banjer-Deck. Hier zeigt sich wieder einmal, was wir die ganze Fahrt schon vermutet hatten: Die Köchin ist eine Meisterin im Resteverwerten. Zum dritten (oder doch schon vierten?) Mal gibt es Blumenkohl. Wir essen schnell, da einige von uns abgeholt werden. Trotzdem genießen wir das gemeinsame Essen, es ist das letzte. Gemeinsam mit einigen anderen verlasse ich die Sørlandet schweren Herzens. Ich stelle meinen Seesack neben die Gangway, nehme meinen Fotoapparat heraus und mach ein paar letzte Fotos von der Sørlandet.

Übrigens: Auch Gischt habe ich - trotz des wenigen Windes - abbekommen, als ich draußen saß und an meinem Reisetagebuch schrieb.

Mein Fazit von dieser Reise: Sofort und jederzeit wieder!

© Bettina Köster, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
4 Tage als Trainee (Crewmitglied auf Zeit) auf dem norwegischen Segelschulschiff Sorlandet
Details:
Aufbruch: 18.07.2003
Dauer: 5 Tage
Heimkehr: 22.07.2003
Reiseziele: Norwegen
Der Autor
 
Bettina Köster berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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