Back to the roots
Rafting auf dem Wampu River
Heute morgen ist alles wieder gut ! Die Sonne scheint, ich habe ausgeschlafen, gefrühstückt, mein Rafting-Gepäck geschultert und 3 Indonesier holen mich mit einem Daihatsu-Geländewagen ab. Ich darf mitnehmen, was immer ich meine zu brauchen. Das kenne ich vom Zambezi ganz anders: Da darf man gar nichts mitnehmen, keine Kamera, kein Wasser, keine Brille und selbst eine Armbanduhr oder Halskette muss runter. Geht eh alles verloren oder kann gefährlich werden. Der Zambezi hat allerdings auch ein paar grade-5-rapids und ist der einzige grade-5-Fluss der Welt, den man mit blutigen Anfängern überhaupt meistern kann. Die meisten Stromschnellen des Wampu sind grade-2, ein paar wenige grade-3. In der nächstgrösseren Stadt Bohorok stoppen wir für´s Frühstück der crew aus jetzt 4 Männern, laden das indonesische lunch-Paket ein und gabeln noch 2 einheimische Mädels auf, die auch noch mitkommen.
Wir biegen ab auf das Gelände der Lonsum-Plantation. Das ist mir schon auf der Fahrt hierher aufgefallen, über weite Strecken befinden sich links und rechts der Strasse riesige Palmöl-Plantagen, und wenn ich sage riesig, dann meine ich gigantisch. So gigantisch, dass der Anblick der in Reih´und Glied angepflanzten Öl-Palmen total beunruhigend ist, denn für diese Plantagen rodet man immer mehr und mehr Urwald.
Über immer schlechter werdende Pisten mit immer krater-ähnlicheren Schlaglöchern erreichen wir den Ausgangspunkt für unsere Rafting-Tour. Wer hin und wieder unter "Rücken" leidet, kann sich hier mit 100-%-iger Garantie einen Bandscheibenvorfall abholen. Ok, ich habe nicht "Rücken", sondern seit dem gestrigen Tag mal wieder "Fuss" und so klettere ich sehr vorsichtig hinunter zur "departure lounge". Wieselflink und barfuss klettern die Typen und die 2 Mädels - beladen mit Proviant und Ausrüstung - hoch und runter. Schwimmweste, Helm, Paddel und los geht´s ! Woohooo !
Es geht sehr entspannt los und bleibt auch so. Es ist zwar ein wenig Kaffeetrinker-Rafting, aber trotzdem nicht zum Gähnen, im Gegenteil ! Der Schwierigkeitsgrad der Stromschnellen mag zwar nicht so hoch sein, aber dafür gibt es sehr viele und klatschnass wird man allemal. Wir sind zudem ganz allein auf dem Fluss, es ist herrlich ruhig, wenn man von den Geräuschen des Dschungels mal absieht, immer wieder sind Affen zu sehen und die Landschaft ist bildschön !
Wir stoppen auch mal zwischendurch, z.B. bei heissen Quellen oder einfach nur, um im Fluss zu schwimmen. An einer ruhigen Stelle werden die beiden einheimischen Mädels einfach über Bord geschmissen, was die Jungs sich bei mir natürlich nicht trauen. Ich springe trotzdem hinterher und bald sind wir alle im Wasser, paddeln und juchzen herum. Die beiden Mädels können kein englisch, aber irgendwie verstehen auch wir uns und haben total viel Spass. Die Zeit vergeht wie im Fluge, weil es so schön ist !
Was der Chef-Guide jetzt für die lunch-Pause aufbaut, hätte kein Food-stylist besser arrangieren können. Ich staune nicht schlecht über die Akribie, mit der er die Speisen und das Obst auf der Picknickdecke anrichtet. Hier isst das Auge auf jeden Fall mit und es schmeckt auch hervorragend, wenn es auch kalt ist, was aber für indonesisches Essen nicht untypisch ist. Unsere Teller sind Bananenblätter, für mich gibt es zwar Besteck, aber die anderen essen mit den Fingern. Ich lasse das lieber, denn Europäer können das einfach nicht so elegant und uneklig. Ich hab´s schon mehrfach probiert, es endet aber immer in einer Riesen-Sauerei, also hier und heute nicht.
Zum Essen bekommen wir Besuch aus dem Dschungel von 2 Dorfbewohnern, die sich hier unten zum Angeln tummeln. Die beiden laden wir auch noch zum Essen ein, denn wir haben mehr als genug. Die Athmosphäre ist sehr entspannt und locker und jetzt am zweiten Tag auf Sumatra, denke ich schon zum x-ten Mal "Wahnsinn, wie supernett und freundlich die Menschen hier sind !" Und so relaxed-unaufdringlich, was ich sonst aus Indonesien (Bali, Java, Lombok und Gilis) nicht so kenne. Hier auf Sumatra ist das total auffallend.
Nach dem lunch geht die Tour noch für weitere 4 Stunden weiter. Der Wampu wird auf dem letzten Abschnitt ruhiger und wir chillen, anders kann man das gar nicht nennen. Rauchen, essen Schokolade, springen ins Wasser, planschen in voller Montur, flitschen Steine um die Wette, unterhalten uns und lachen extrem viel. Wenn es sowas gibt, wie den "perfekten Tag", dann ist dieser definitiv einer davon...
Indiana Jones lebt wirklich und so eine Hängebrücke kann er sogar mit einem Moped überqueren - ich hab´s gesehen !
Wir erreichen - leider - den Endpunkt des Rafting-Tripps, steigen alle pudelnass aus dem Fluss und tragen das equipment zum wartenden Daihatsu wieder hoch. Wir fahren die Mädels nach Hause, beide sind die Wucht in Tüten: Eine hübsch, schlank und etwas zurückhaltend, die andere füllig und eine ansteckende Stimmungskanone, ich habe jetzt noch ihr lautes Lachen im Ohr...
Dieser supertolle Tag schreit nach einem entsprechenden Trinkgeld und ich lasse mich nicht lumpen.
Ich gehe noch essen in Bukit Lawang und muss schon wieder über die blöde Hängebrücke, aber was soll´s. Wat mutt, dat mutt. Heute abend bin ich mit Regenjacke ausgerüstet und na, klar, gibt es keinen Regen. Nur Wetterleuchten - auch sehr schön. Feierabend-Bir-Bintang und komatösen Tiefschlaf unterm Moskitonetz. Welly hat mich noch irgendwo unterwegs aufgegabelt und mir erzählt, dass wir morgen um 08.00 Uhr aufbrechen.
Aufbruch: | 09.04.2011 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 25.04.2011 |
Indonesien
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