Back to the roots

Reisezeit: April 2011  |  von Sabine H.

Medan City und Brastagi

Nach der kalten Dusche im open-air-Bad und dem einfachen Frühstück, habe ich meinen Krempel zusammengepackt und treffe wieder mit Welly zusammen. Nun haben wir erstmal wieder ein paar Stunden Fahrt nach Medan vor uns. Die Unterhaltung kommt gleich wieder in Fluss, ich habe mir wieder das Wörterbuch geschnappt und werfe munter mit indonesischen Vokabeln um mich. Am ersten Tag haben wir uns ja nur höflich beschnuppert, aber zumindest ich habe meine Begleitung für absolut sympathisch befunden. Ich glaube, Welly geht es mit mir nicht anders. Also lassen wir heute der Neugier freien Lauf und erkundigen uns gegenseitig nach unseren Familienverhältnissen. Es geht weiter mit dem Thema Erdbeben in Japan und so sind wir auch schnell beim Thema Tsunami 2004. Welly erzählt mir, wie es heute in Banda Aceh aussieht, dadurch kommen wir auf die Separatistenbewegung in Aceh in den 90ern zu sprechen, diskutieren Terrorismus in Indonesien, was zum Thema Bali führt. Bali ist scheinbar auch für Indonesier ein Traumziel. Ich war bereits 3 Mal auf Bali und erzähle, wie ich Bali erlebt und empfunden habe (sehr schön, aber teilweise auch unglaublich nervig). Die 3,5 Stunden Fahrt nach Medan vergehen auf diese Weise wahnsinnig schnell. In Medan angekommen, kaufe ich aus dem Autofenster eine englisch-sprachige Zeitung an einer Strassenkreuzung und schwupps, sind wir thematisch wieder in Japan und tauschen unsere Meinungen aus zu Atomkraftwerken. Es gibt also praktisch kein noch so kompliziertes Thema, das wir auslassen und trotz der sprachlichen Barriere, haben wir überhaupt kein Verständigungsproblem.

Zurück zum Thema Medan: Medan ist die drittgrösste Stadt Indonesiens, nach Jakarta und Suryabaya. Kaum jemand bringt irgendwelche nennenswerten Sehenswürdigkeiten mit Medan in Verbindung. Kaum ein guidebook - so auch mein Lonely Planet - behauptet von Medan, dass die Stadt auch nur ansatzweise besuchenswert sei. A place to leave as soon as possible...

Als erstes hätten wir da einen chinesischen Tempel im Angebot, also hässlich ist anders !

Als erstes hätten wir da einen chinesischen Tempel im Angebot, also hässlich ist anders !

Ich hab´s nur fotografiert, nicht analysiert, sind das nun China-Böller oder Kerzen ??? Es spricht mehr für Kerzen...

Ich hab´s nur fotografiert, nicht analysiert, sind das nun China-Böller oder Kerzen ??? Es spricht mehr für Kerzen...

Papierbündel - Altpapier ??? Nee, sicher nicht. Das sind wahrscheinlich Wunschzettel, meiner Erfahrung nach immer vertreten in chinesischen Tempeln...

Papierbündel - Altpapier ??? Nee, sicher nicht. Das sind wahrscheinlich Wunschzettel, meiner Erfahrung nach immer vertreten in chinesischen Tempeln...

Extrem wichtig: Räucherstäbchen ! Geht immer und muss immer !

Extrem wichtig: Räucherstäbchen ! Geht immer und muss immer !

Zum zweiten ist der ehemalige Königspalast (Istana Maimoon) nicht uninteressant ! Schöne Parkanlage drumherum und drinnen langweilt man sich für die nächsten 15 Minuten auch nicht !

Zum zweiten ist der ehemalige Königspalast (Istana Maimoon) nicht uninteressant ! Schöne Parkanlage drumherum und drinnen langweilt man sich für die nächsten 15 Minuten auch nicht !

Das ist der Thron des letzten Königs von Sumatra oder so. Jedenfalls gelb, und damit in der den Königen vorbehaltenen Farbe, was Asien angeht.

Das ist der Thron des letzten Königs von Sumatra oder so. Jedenfalls gelb, und damit in der den Königen vorbehaltenen Farbe, was Asien angeht.

Tja, da schwimme ich doch sehr... Eine Kanone, die ...äh, bei der Schlacht von...äh...auseinandergerissen wurde und äh, tja...jetzt zur Hälfte hier liegt und wie von Wunderhand wurde die andere Hälfte zig Kilometer von hier nach Brastagi geschleudert. Was definitiv ein Wunder ist...äh...wenn das so stimmt. Oder so. Jedenfalls ist das Teil ein Glücksbringer, so ! Drumherumlaufen und sich was wünschen. Hilft immer !

Tja, da schwimme ich doch sehr... Eine Kanone, die ...äh, bei der Schlacht von...äh...auseinandergerissen wurde und äh, tja...jetzt zur Hälfte hier liegt und wie von Wunderhand wurde die andere Hälfte zig Kilometer von hier nach Brastagi geschleudert. Was definitiv ein Wunder ist...äh...wenn das so stimmt. Oder so. Jedenfalls ist das Teil ein Glücksbringer, so ! Drumherumlaufen und sich was wünschen. Hilft immer !

Die wunderschöne Moschee von Medan (Mesjid Raya)

Die wunderschöne Moschee von Medan (Mesjid Raya)

Ich mag Moscheen sehr gern und an der Kopftuch-Vorschrift habe ich mich noch nie gestört.

Ich mag Moscheen sehr gern und an der Kopftuch-Vorschrift habe ich mich noch nie gestört.

Möchte man die Hauptmoschee von Medan besuchen, so ist der Eintritt zwar offiziell frei, aber es wird einem ein Spenden-und-Gästebuch vorgelegt. Besser ist, wenn man sich dort mit ein paar tausend Rupien einträgt...man bekommt als Frau dann auch kommentarlos ein Blümchen-Kopftuch hingeworfen, sollte man den eigenen "Schleier" vergessen haben.

Möchte man die Hauptmoschee von Medan besuchen, so ist der Eintritt zwar offiziell frei, aber es wird einem ein Spenden-und-Gästebuch vorgelegt. Besser ist, wenn man sich dort mit ein paar tausend Rupien einträgt...man bekommt als Frau dann auch kommentarlos ein Blümchen-Kopftuch hingeworfen, sollte man den eigenen "Schleier" vergessen haben.

Minarett

Minarett

Architektonisch sicher das Highlight von Medan - die Moschee...

Architektonisch sicher das Highlight von Medan - die Moschee...

Nun durchqueren wir das CBD Medans. Geschäfte, Hotels, Restaurants, Banken. Alles schönster holländischer Kolonialstil.

Bank Indonesia in einem wunderschönen Kolonialgebäude.

Bank Indonesia in einem wunderschönen Kolonialgebäude.

Welly ist jetzt echt überrascht, dass ich nun ausgerechnet eine Bank fotografieren möchte und er dafür einen ziemlich blöden Parkplatz ansteuern muss. Ich erkläre ihm, dass ich in einer Bank arbeite und oh, ha ! Jetzt haben wir aber ein Gesprächsthema !!!! Banken in Indonesien, seiner Ansicht nach echte Haifischbecken chinesischer Herkunft. Nun wird er laut und schimpft wie ein Rohrspatz über die Kreditvergabepraktiken indonesischer Banken und deren offensichtlicher Bevorzugung chinesisch-stämmiger Kunden. Nun ja, ich halte dazu lieber meine Klappe.

Ich hätte jetzt eher auf ein Hotel oder eine Appartementanlage getippt, aber es ist ein (noch im Bau befindlicher) chinesischer Tempel. Sagt Welly.

Ich hätte jetzt eher auf ein Hotel oder eine Appartementanlage getippt, aber es ist ein (noch im Bau befindlicher) chinesischer Tempel. Sagt Welly.

In einer kommerziellen Krokodilfarm schauen wir auch noch vorbei. Die armen Viecher werden zu Handtaschen, Gürteln und Schuhen verarbeitet und das Fleisch gegessen.

In einer kommerziellen Krokodilfarm schauen wir auch noch vorbei. Die armen Viecher werden zu Handtaschen, Gürteln und Schuhen verarbeitet und das Fleisch gegessen.

Ein paar ansehnliche Exemplare sind dabei...

Ein paar ansehnliche Exemplare sind dabei...

Nach Moschee und Tempel fehlt jetzt nur noch eine Kirche und ta dah: Hier ist sie !

Nach Moschee und Tempel fehlt jetzt nur noch eine Kirche und ta dah: Hier ist sie !

Eine durchaus ungewöhnliche Kirche

Eine durchaus ungewöhnliche Kirche

Hier werden Fledermäuse am Strassenrand verkauft und sie sind Medizin. Fledermaus hilft gegen Asthma. Aha !

Hier werden Fledermäuse am Strassenrand verkauft und sie sind Medizin. Fledermaus hilft gegen Asthma. Aha !

Nach einem kurzen Tankstellen-Stopp (Sprit ist für unsere Verhältnisse spottbillig hier) haben wir Medan verlassen und sind auf direktem Weg nach Brastagi. Die Stadt liegt im Hochland, hat ein angenehm kühles Klima und wird von 2 Vulkanen gesäumt, dem Sinabung und dem Sibayak, letzterer raucht permanent. Als wir eintreffen, sind jedoch beide Vulkane im Dunst verhangen. Schade. Ich mache einen Rundgang über den herrlich bunten Markt und versorge mich mit schön süssen Erdbeeren und saftigen Mandarinen aus der Umgebung. Auf dem Markt ist Touristen gewohnt, die alle nach hübsch-bunten Fotomotiven suchen und verlangt Mondpreise für´s Obst, daher ist zähes Handeln angesagt. Die Marktfrauen sprechen - was das angeht - hervorragend englisch.

Welly setzt mich im Hotel ab. Ich mache noch einen Spaziergang durch die Umgebung und es fängt - man kann ja fast die Uhr danach stellen - an, zu regnen, bzw. zu schütten. Die Regenjacke hilft mir gar nichts, denn auch die ist in Sekundenschnelle durch nass. Und man wird schon ziemlich blöde angeguckt, wenn man als Tourist in strömenden Regen durch die verwaisten Gassen läuft. Die Einheimischen kommen auf so bekloppte Ideen nicht... Naja, ich habe auch genug und ordere im Hotel mein Feierabendbier...

Prost !

Prost !

© Sabine H., 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Zurück zu den Anfängen meiner Fernreisetätigkeit: Malaysia, Indonesien, Thailand - aber trotzdem anders und neu !
Details:
Aufbruch: 09.04.2011
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 25.04.2011
Reiseziele: Malaysia
Indonesien
Thailand
Der Autor
 
Sabine H. berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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