Ein Paradies inmitten des Chaos
HELGO Standort in Liluah
Liluah verbinde ich - soweit ich es gesehen habe - mit großen Müllbergen und Strassen, in denen das auf den Müllbergen Gefundene aufgearbeitet und weiter verkauft wird. Hier hat HELGO ein kleines Paradies geschaffen, ein Paradies am Rande eines Müllberges.
Wir lassen uns von der Beliliuos Road mit einer Fahrradrikscha dorthin fahren. Der Weg führt durch ein verkehrsreiches Strassengewirr. Wir verlassen die Hauptstrasse und fahren durch eine Eisenbahnunterführung. In beide Richtungen staut sich hier der Verkehr. Mit Gehupe geht es nur langsam und schrittweise vorwärts. Wenige Minuten später biegen wir in eine weitere Seitenstrasse ab. Allmählich nimmt der Verkehr ab und viele kleine Handwerksbetriebe säumen die Strassen.
Europäer sind hier - wie eigentlich in ganz Howrah - eher die Ausnahme. Touristen verirren sich bestimmt nicht hierher.
Wir bezahlen 30 Rupien für die Fahrt an den Rikschafahrer und sehen nur wenige Meter weiter die ersten Ausläufer der Müllberge.
Wenn ein LKW mit neuem Müll an uns vorbeifährt, werden Unmengen Staub aufgewirbelt, so dass man sich möglichst schnell an einer Seite in Sicherheit bringt.
Zu beiden Seiten der Strasse türmen sich die etwa 10 Meter hohen Müllberge. Wir sehen wie ein kleiner Junge von oben anfängt herunter zu klettern. Überall stöbern Schweine in dem Dreck und suchen nach Fressbarem; Säue mit ihren Jungen suhlen sich in einer schwarzen Brühe. Wie war das mit dem Dioxinskandal in unserem Essen in Deutschland? Schweinefleisch werde ich hier aus meinem Speiseplan mit Sicherheit streichen. Unser Weg führt uns zuerst in die Außenstelle von HELGO. Wir kommen noch an ein paar Behausungen vorbei, vor denen 10 bis 14-jähre Jungs Elektronikschrott sortieren. An einer großen Wasserstelle waschen sich Männer und Frauen; die Männer haben dabei immer ihre Hosen an und auch die Frauen zeigen keine Blöße. Hier muss man aus weiterer Entfernung fotografieren, um die Diskretion zu wahren.
Jetzt entdecke ich das erste Hinweisschild auf HELGO. Davor ein Platz mit Müll - wir gehen durch den Eingang: ein hellblau angestrichenes Haus vor dem links und rechts Pflanzen, kleine Palmen in Blumentöpfen stehen. Das hätte man jetzt hier nicht erwartet. Ein Schuhständer fordert auf die staubigen Schuhe auszuziehen, hier soll alles sauber bleiben.
Eine Idylle, eine kleine Oase, ein Paradies in mitten von Staub, Dreck und Unrat.
In einem Unterrichtsraum warten Jaya Ghosh und ihre Kollegin auf uns. Wir trinken etwas, begrüßen den Leiter von Liluah, schauen uns auch die anderen Räume an. Hier lernen Mädchen nähen, es gibt auch Nähmaschinen.
In der Küche wird in großen Töpfen Reis für das Mittagessen vorbereitet. Alle Kinder und auch wir erhalten hier eine kostenlose warme Mahlzeit. Schon alleine das ist ein großer Anreiz, die Einrichtung von HELGO in Anspruch zu nehmen.
Aufbruch: | 12.02.2011 |
Dauer: | 7 Tage |
Heimkehr: | 18.02.2011 |