Südfrankreich - Touren durch die Haute Provence
Die Reise ins Ockerland
Frisch geteerte Nebenstrassen führen uns durch das "Valle du Jabron" südwestlich von Sisteron über eine sanfte Hügellandschaft durch eine fast menschenleere Gegend gen Westen. Zwischen kargen Feldern einige verstreute kleine Dörfer, verlassene Weiler und uralte Kapellen. Über den Col de la Pigière (968) und den Col de Macuègne (1.068) erreichen wir, in Sichtweite des Mont Ventoux (1.909), dem sog. "Riesen der Provence", das (Kur-)Örtchen Montbrun-les-Bains, eines der schönsten Dörfer zwischen Sisteron und Avignon, dessen kleine Häuser wie Orgelpfeifen an den steilen Felshängen kleben.
In Sault, einem gemütlichen Ort auf einem Felsvorsprung mitten im - leider bereits abgeernteten - Lavendelland, legen wir am idyllischen Marktplatz unter knorrigen Kastanienbäumen eine kurze Rast ein und genießen einen Cafe au Lait bis - ja bis die ersten Kastanien von oben in den Tassen aufschlagen. Also weiter geht`s ! Tipp: Von Sault einen Abstecher durch die "Gorges de la Nesque" machen. Die Nesque, im Sommer nur ein kleines Bächlein, hat sich im Lauf der Zeit ein bis zu 300 m tiefes Tal gegraben. Die Schlucht gilt als einer der landschaftlichen Höhepunkte der Region.
Steineichen, Kiefern, Lärchen und beinahe undurchdringliches Unterholz begleitet uns auf unserer einsamen Fahrt durch das malerische "Plateau de Vaucluse", eine in Ost-West-Richtung verlaufende Felskette, nach dem das gesamte Département benannt ist. Wir erreichen bald darauf die "gallische Akropolis" Gordes. Die kleine Stadt thront wie ein Adlerhorst malerisch hoch über dem Tal des Calavon zwischen dem Vaucluse-Plateau und den Bergen des Lubéron. Schon von weitem erkennen wir das massive "Chateau de Gordes", welches den Ortskern mit seinen engen Gassen und hohen, schmalen Häusern überragt. Gordes wird gerne als das kleine Paradies der Provence bezeichnet. Viele Künstler wie Chagall und de Chirico lebten einst hier. Der traumhafte Blick geht weit über das Tal. Die Landschaft hat sich völlig gewandelt. Unter uns Zypressen, Weinberge und die erdfarbenen Dächer uriger Bauernhöfe. Nirgendwo sonst zeigt sich die Provence derart vielfältig und farbenprächtig wie in dieser Region. Für einen Moment wähnt man sich nicht mehr in Frankreich sondern inmitten der Toskana.
Nur wenige Kilometer von Gordes entfernt, am Fuße des Luberon-Massivs, liegt das farbenprächtige Dörfchen Roussillon, von den Römern "vicus russulus" - rotes Dorf - genannt und eines der "Plus beaux villages de France". Die engen Gassen und schmalen, malerischen Häuschen mit ihren roten bis gelblichen Fassaden verleihen dem Ort, der sich harmonisch in die Landschaft einfügt, ein pittoreskes Ambiente. Roussillon liegt mitten im "Ockerland" auf einem imposanten, steil abfallenden Ockerfelsen. In der Nachmittagssonne reicht das Farbenspiel der Sandsteinfelsen von feurigem Karmesin und grellem Safrangelb bis hin zu dunklem Violett und sattem Weinrot. Der Kontrast zwischen den unzähligen Nuancen des Ockertones, dem azurblauen Himmel und dem Grün der Bäume machen die Ockerfelsen von Roussillon zu einer einzigartigen Augenweide. Das wissen auch die mehr als 120.000 Besucher, die den Ort jährlich überschwemmen. Anfang Oktober ist hiervon jedoch glücklicherweise kaum etwas zu spüren.
Über Apt, der "Welthauptstadt der kandierten Früchte", entlang der "Montagne du Luberon" geht es dann auf alten Platanenalleen wieder zu unserer Unterkunft zurück.
Roussillon
Aufbruch: | 27.09.2011 |
Dauer: | 9 Tage |
Heimkehr: | 05.10.2011 |