"Shanghai'd in Shanghai" oder "In China wasch´ ich Waschmaschinen"
27-31.12.2011 Entenpelle in Peking
In einem Taxi zuuurr Maaauuuerrr....nur für einen Tag
"Könn wa ma anhalten bitte Herr Maulwurf ich muss jetzt echt mal Pullern und mein linkes Bein ist schon ganz taub."
Hagen hat alle Wegzehrung an sich gerissen will nicht teilen und die nichtabstellbare Heizung unter den Sitzen feuert so sehr das alle Schokolade schmilzt und wir uns ernsthaft Gedanken machen ob Felix noch vor der Hochzeit mit Ling-Ling impotent werden und damit unser Vorhaben platzen würde. Felix ist 16 fast 17 und wir haben uns ausgedacht, dass er in China bleibt. Zusammen mit Ling-Ling kann er dann Krüge töpfern und sie an die Hartschalenkoffertouristen an der Mauer als Andenken an eine abenteuerliche Reise verkaufen. Er wird lernen, was es heißt, morgens Feuer machen zu müssen, um warmen Buttertee trinken zu können und erfahren, das es sich auch ohne diverse Internetkommunikationsplatformen überleben lässt. Seinen Reisepass haben wir ihm schon abgenommen, ein paar Baozi in seinen Rucksack als Wegzehrung gepackt.
Der "Kleine" findet uns gar nicht komisch...
Wir sitzen im englischen Taxi. Zu fünft. Zwei aufm Klappstuhl, drei auf der Bank und drehen durch. Ganz langsam mit viel Gelächter, Schweißausbrüchen und Ideen wie der oben beschriebenen. Fahren schon vier Stunden bei glatter Strasse und es ist keine Mauer in Sicht. Ja ja ja ich weiß es war meine Idee. Gestern vor dem Eintritt in die verbotene Stadt habe ich nen Typen angequatscht. Wir bräuchten ein Auto mit Fahrer um damit zu einem Teil der Großen Mauer zu gelangen, wo möglichst keine Pädagogen- und Weißeschalumdenhalsichstehaufjazzsackospakkomaten herumlaufen.
"Naaainnnn", wir brauchen weder lunch, noch guide noch gar nichts. Auch kein Buch, keinen Wolle-Mao Sticker, keine Winkefahne und schon gar nicht ein Käppi. Auch wollen wir uns keiner Gruppe anschließen. Naaainn, bitte NUR einen Fahrer mit geringen Englischkenntnissen. Am besten freundlich, schüchtern, stumm. Sie sollen wissen, dass ich seit meiner frühesten Schulzeit, wo Frau Förster meine doofe Russischlehrerin mir das Amt der Klassenwimpelträgerin zum morgendlichen Schulappell zugeteilt hat, geführte Gruppen kaum mehr ertragen kann. Einer schwingt die Fahne und die blökenden Schafe laufen ohne Sinn und Verstand hinterher. "Mach mit, machs nach, machs besser" - Ich glaube, Frau Förster hat die Sendung nie gesehen, stand lieber im Wald und hat Deklinieren geübt. Ich finde ja selber Machen schon immer spannender also können sie organisieren, das das geht ? - Bitte"
Es geht. Der Preis ist schnell verhandelt, RMB 800 (ca. Euro 90) einschließlich Auto, Benzin, schweigsamen Fahrer. Hans wird um 9 nächsten Morgen vor der Herberge stehen und anschließend mit uns Richtung Simatei aufbrechen. Wir werden es nie sehen.
Auf der Mauer, auf der Lauer sitzt ne kleine Wanze
Die graue, über 8000 km lange "Schlange" kann streckenweise in verschiedenen Gebieten besucht werden - Simatei heißt der Wunschort. Noch unberührt, ungesichert, zerfallen. DÄÄÄNNGEREESSS Madam..yeah cool genau das soll es sein.
The snake is long, seven miles. Ride the snake...he's old, and his skin is cold....
"Hey Mauli is this the end und sind wa bald da?"
"Ja, sind wir aber Simatei ist geschlossen. Für zwei Jahre wegen Restaurationsarbeiten. Schon seit dem Sommer 2010." "Ach so, naja das sind ja man grad 1,5 Jahre das kann man nicht wissen wenn man am Platz des Himmlischen Friedens herumlungert und seine Dienste anbietet, kein Problem. Wir sind ja erst fünf Stunden unterwegs und haben Zeit wie Dreck, was machen wir nun?"
Wir fahren jetzt noch einmal zwei Stunden im Taxi herum, können die Mauer wohl nie erklettern weil wir vorher noch alle eine Beinamputation vornehmen lassen müssen aber hey als Geduldsengel ist das alles kein Ding. Das denke ich noch und plötzlich stehen wir.
IN MUTIANYU.
Es ist bitterkalt, es liegt Schnee und alles sieht ganz schön aus.
Der Weg nach oben ist ziemlich weit, zum Glück gibt's ne Seilbahn.
Ich mag Mauern gar nicht sehr, aber was nun kommt, raubt den Atem. Chángchéng. The Great Wall. Wirklich großartig, einmalig, beeindruckend. Die Chinesen sagen, wer sie nicht einmal besucht hat, ist kein richtiger Mann. Bissi und icke gucken uns nur an und denken dasselbe - Müssen wir uns ab morgen jetzt rasieren ja?
"Gute Laune to go". 70ml Seifenblasenflüssigkeit habe ich in meiner Tasche. Hat mir meine Freundin Biene geschenkt, ich will sie auf der Mauer loslassen. (Danke Bini ). Mach ich auch. Zusammen mit Felix. "Reisen mit Kindern" - na ganz toll, die Jugend von heute kippt sich das Seifenwasser lieber erst mal über die Juppe um dann facebook zu fragen, was wohl falsch war. Gelächter. Für zwei Bläschen reichts aber noch und es ist viel cooler als ne Flasche Sekt zu köpfen, wie es die Schlipsträger vor uns tun. Tssst.
Kalt ist es. Ziemlich sogar und als wie aus dem Nichts dann plötzlich der Instant-Coffe-Verkäufer oben am Wachturm zu sehen ist, wird allen ganz warm. Keine Ahnung wie er das heiße Wasser hierher bekam - Ein Magier huhuuuhuu. Egal was es kostet, fünf Kaffee bitte. Wir haben dann ca. 1000 Euro bezahlt aber hey...was kostet die Welt wenn man dem Erfrierungstod so nahe ist?
1500 Km per Flieger Shanghai Richtung Norden und schon sind gefütterte Unterbuxen angesagt. Wer die vergisst, ist verloren.
PS:
Türlich ham wa uns nen Stück Mauer rausgekloppt. Zum Mitnehmen.
Entenbraten, Verbotene Stadt, Platz des Himmlischen Friedens und Lamatempel
Ja, wenn wir alle Engel wären,
dann wär die Welt nur halb so schön.
Wenn wir nur auf die Tugend schwören, dann könnten wir doch gleich schlafen gehen.
Naak naak naak.
Ja klar gab´s die berühmte Ente. Nach nem Eiertanz. Zwei Taxen in Peking zu bekommen erfordert Schwerstarbeit. Wir haben 3 aus der Kombo verloren, weil Schlaubischlumpfchinese sie irgendwo aussteigen lassen hat wo ne Ente aufm Schild war. Der Vogel der fands wohl lustig. Nach ner Stunde hatten sich alle wieder - Auf zum Federvieh - Wenn schon essen, dann am rechten Platz. Beijing Kaoya heißt das Ganze. Die Adresse vom Insiderlokal hat mir Wendy aufgeschrieben. 1,5 Stück Vogel bräuchten wir schon, also gut machen wir das. Mario hatte Recht und grinst nur. Das Viech kommt angerollert, der Kellner fängt an zu tranchieren uunnddd...serviert die Haut. Eher weniger knusprig. Eingepinselt mit Zucker, wird sie zusammen mit Lauchzwiebeln in eine Art Wrap gerollt. Der Koch haut ab. Und nimmt das ganze Fleisch mit. "Haaalloooo...kommmm zuuurrüüccck, ick hab Hunger" Kommt er dann auch. Etwas später. Schneidet das Fleisch ungründlich vom Knochen und erklärt, es wäre wie die Haut in die Teigfladen einzuwickeln. Laanggweeilligg. Während des Hauptgangs wird aus dem Rest von Schnatterine eine Suppe gekocht, die das Menü auch nicht grad toppt. Sieht aus wie Miso-Soup. Trübe und ohne Inhalt. Das wars. Zusammen mit der hohen Rechnung gibt's ein Zertifikat - Biogeflügel - ist ja klar und mein persönliches Fazit: Der Abend war lustig, die Ente lahm und alles nur ne Falschmeldung. Ein Broiler von Kuddel schmeckt tausendmal besser und Frau Förster, die kann mich trotzdem mal. Probieren geht nämlich immer über Studieren und wer danach meckert, der hat das Recht daran erworben. TAK TOMI I BUITCH - bedeutet "So bleibt es" und ist Russisch. In einer selbstausgedachten Umschrift. Kyrillisch funktioniert hier nicht. Klingt komisch, ist aber so. Dank der Maus.
PS:
Sind hinterher noch zum "Lieblingsmuselmanen" gegangen und haben Fleischspieße und Nudeln vernichtet. In China leben u.a. viele Moslems - Also Han-Chinesen islamischen Glaubens. Nettes Völkchen, leckeres Essen.
Tian-an-men Guangshang - Der Platz des Himmlischen Friedens
Der Steuermann hatte Matrosen am Mast und den Zahlmeister haben die Gonokokken vernascht. Aber sonst waren wir bei bester Gesundheit. Aloha heja
Die meisten Menschen kennen den Platz vom Massaker bei dem zwischen 300 und 3000 Menschen umgebracht wurden. Also irgendwas bisschen so dazwischen. Die chinesische Demokratiebewegung hat protestiert. Und wurde angehalten, es zu unterlassen. Ein Panzer rollt auf einen Studenten. Na bimmelt was?
Etwa 40 ha grauer Beton werden umrahmt von Nationalmuseum, großer Volkshalle, Tor des himmlischen Friedens und dem Mausoleum vom großen Steuermann Wolle. Der war natürlich nicht zu besichtigen. Musste lachen weil es immer so ist. Wie bei Onkel Ho in Vietnam gabs auch hier wieder einen wichtigen Grund, warum ausgerechnet heute geschlossen ist. Schade eigentlich, sollte doch der "Free Tibet" Sticker an der Eingangstür versehentlich kleben bleiben. Das hätte dann zwar nicht lange gedauert und wir müssten zur Strafe lebenslänglich Pekingente essen einen Versuch war es gedanklich aber wert.
Schlaumeierei:
Die Riesensteinwüste wird als größter Platz der Welt bezeichnet und ist bewacht wie kein zweiter. Unzählige Videokameras, Zutrittskontrollen und Polizisten auf Rollstühlen und in Zivil sorgen für Sicherheit. Überwachungsstaat China - Wovor haben sie nur solchen Bammel?
Ich bau ne Stadt für dich. Aus Glas und Gold und Stein..
Wooohoowww. Da haben die Kaiserchen aber ´was Schönes bauen lassen. Das fand die UNESCO dann auch und hat die City zum Weltkulturerbe erklären lassen. Recht so. Zum Glück kann heute auch die normale, einfache Bevölkerung in ihr wandeln. Und jeder der die Möglichkeit hat sollte das tun. Einfach durch das Tor des Himmlischen Friedens gehen (Wachhund Wolle wacht, ist nicht zu übersehen) und ab geht's. Ist wirklich schön. Schön, schön. Wer Zahlen und Fakten braucht...Siehe Wikipedia. Hab jetzt keinen Bock. Wirken lassen bringt manchmal mehr. Reden ist Silber, Schweigen Gold ne Außerdem geht's gleich in den Jin-Mao Tower inne Wolke Nummer Neun und ich muss mich noch aufschicksen. Tssst.
Lamatempel
Om mani padme hum - Wer will schon als Kamel wiedergeboren werden?
Lamas sind Kamele. Und sie spucken wenn sie sich bedroht fühlen. Grüne, stinkige Magenflüssigkeit. Hat Opi hinter mir nicht grad ´was in der Farbe aufn Boden geault?
Willkommen im Zoo. Getarnt als Tempel. Größter lamaistischer Tempel außerhalb Tibets.
Schöner Tempel. Sehenswert. Friedlich. Na klar. Tibet ist ja China und alle haben sich lieb. Der Dalai wohnt halt nur in Indien weil es da nicht so kalt ist wie in Peking und die Erde ist eine Pizza. Kommt die nicht ursprünglich auch aus dem Sinoland?
Verwunderlich, dass kaum Mönche zu sehen sind. Aber die sind sicher nur im Ferienlager. Es riecht aber nach Räucherstäbchen. Wird schon alles stimmen hier.
Wer mag, kann jetzt auch mit der Schnellbahn zum Potalla-Palast nach Lhasa fahren. Da bauen die Palasthunde den Tibetmenschen einen schönen Rummelplatz auf. Das haben sie sich gewiss immer gewünscht. Autoscooter auf dem Dach der Welt. Und übermorgen ziehen sie dann ihre farbenprächtigen Trachten aus und tauschen sie gegen Uniformen an. Ordnung muss sein.
Schlusswort:
Peking ist toll. So wie man China ausm Fernseher kennt sieht es da aus. Fast provinziell. Kleine schmale Gassen (hutongs), tausende Garküchen, Multikulti. Eine alte, gewachsene Stadt eben. Unbedingt besuchenswert. Die Menschen sind auch irgendwie netter. Nur das mit dem Taxi-Fahren ist doof. Ob zur Mauer oder in der City. Die halten einfach nicht an. Nie. Alles muss man erlaufen. Und die U-Bahn-Stationen sind auch schwer zu finden. Und mit Hochchinesisch kommt auch nicht weiter. Die sagen NAR statt NALI. Versteht doch kein Mensch. Nörgel. Das schreib ich mal an Lonely Planet und Reise-Know How. Dann kriege ich´n Umsonstexemplar. Werde mir Tibet wünschen. Peking ist toll.
ENTE
PS:
Am Donnerstag geht's wieder los.
Und wohin fahrn wa?
Aus der Fata Morgana durch jedes Panaroma ins Nirvana und davor zum Dalai Lamaaaaa.
Und davor wieder nach Hongkong.
Hat der Weihnachtmann mir geschenkt.
Einmal um den Globus. 2 oder 3 oder 5 Mal um die Welt
Und wenn einer auf`s Klo muss dann gibts ´n Klo im Bus, kein Grund, dass man anhält. Denn das Leben ist wie eine große Autobahn trallala
Flieger nach Peking, Rückweg mit dem Ding in 5.5 Stunden 300 Km/h Durchschnittsgeschwindigkeit, 60 EUR each - BULLET TRAIN Superluxus!
schon mehr blue...Spass mit "Jenny" (die echt Musikgeschmack bewiesen hat - Stones, Hendrix etc. hurray und Danke)....zu finden in der French Concession / Donghu Lu
Aufbruch: | September 2011 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | März 2012 |