"Shanghai'd in Shanghai" oder "In China wasch´ ich Waschmaschinen"

Reisezeit: September 2011 - März 2012  |  von Fanny Schmidt

12-17. 01.2012 Sponge-Bob ist nicht schwul

Märchentante an einem 13. Freitag

Märchentante an einem 13. Freitag

Hai mian baobao - Sponge-Bob ist nicht schwul

Wir sind ja öfter mal unterwegs. Und meistens ist da ein Tag dabei, an dem alles doof ist und ich nur noch heim will. So wie in Laos zum Beispiel. Als wir aufm Mekong geschippert sind und Zwischenstopp mit Übernachtung im Dschungel einlegen mussten. Was am Abend exotisch und cool war, war es am nächsten Morgen so gar nicht mehr. Da war nach zwei Wochen mit dem Rucksack herumkrauchen alles zuviel. Es war bitterkalt, tausend merkwürdige Geräusche kamen aus dem noch dunklen Gestrüpp, die Hütte hatte natürlich keinen Strom, die Taschenlampe war verschwunden, meine Beine saßen voller Flöhe, die Haut hatte ich mit meiner Haardrahtbürste schon wundgekratzt damit das Jucken aufhört, ich hatte die Magen-Darm Probleme meines Lebens und bin aufm Weg zum "Clo" auch noch voll hingeflogen. Da hatte dann das Jucken ein Ende weil es vom Schmerz übertönt wurde. Genau in solchen Momenten schwöre ich Mario immer, dass wir das nächste Mal nach Sylt fahren. Da kommt son Inselumrissaufkleber hinten an den Kombi, vielleicht noch ein "Herz für Kinder"-Ding daneben, wir werden während der Fahrt Jazz hören und dann wars das. Wir machen gradlinigen Cluburlaub, spielen am Abend Scharade zusammen mit all den Schönen und Reichen in der Sansibar, sammeln am Strand Muscheln die wir auf einen Spiegelrahmen kleben und leisten uns beim Fischkönig Gosch ne kleine Dose Kaviar die wir uns dann herunterwürgen weil es ja so schick ist.

Sobald der neue Tag beginnt und die "Regenwolken" verschwunden sind, verliere ich diesen utopischen Gedanken jedoch immer wieder recht schnell und alles ist gut.

Es ist Dienstagmorgen und ich liege wieder im Bett. Und heule. Und habe mir mein Nin-Buch ausm Second-Hand-Laden aufs Gesicht gelegt, weil mich der Geruch von dem alten Papier immer beruhigt. Und vergesse, dass der grüne Textmarker, der den größten Teil meiner Bücher ausmacht, sich verflüssigt und mich voll schmiert. Weine weiter ins Kissen, sudele noch die Bettwäsche ein und zu allem Übel werde ich letzten Endes noch nen schönen Pickel von dem Gemansche kriegen.

"TROUBLED SOUL"

Mein Schlappohrkaninchen ist gestorben, also Einohrhase, das was Mario mir aus Mitleid mitgebracht hatte weil es von all seinen Geschwistern immer angefressen wurde. Ich wusste das irgendwie schon, weil ich heute den zweiten Tag total verdreht aufgewacht bin und nur kurz googeln wollte, was es wohl zu bedeuten hat, von Hasen zu träumen. Gestern bin ich davon wach geworden, weil jemand heißen Bohneneintopf über Flauschi gekippt hat, dann sollte ich an einer Theateraufführung teilnehmen und den Part der dicken Krankenschwester in einem viel zu großen Kostüm übernehmen und zu allem Übel haben zwei tätowierte Typen meinen kleinen schwarzen Seat geklaut, umgebaut und fahren nun damit herum um Sponge-Bob-Buttons zu verkaufen.

Und heute bin ich hochgezuckt, weil die Augen von Einohr mit Salatblättern verklebt waren.

Und dann hab ich die Emails gecheckt und konnte gar nicht zu Ende lesen weil meine Augen ganz dick angeschwollen waren. Was wird denn nun aus Groot, dem Hasenmann? Und bin ich eine Hexe? Und ach man, es ist so fies.

Jetzt liege ich also wieder im Bett, esse schluchzend noch meinen japanischen Puff zum Frühstück und versuche aus dem angefangenen blog irgendetwas Aussagekräftiges zu basteln. Schreiben hilft. Puff auch. Der ist süß und glättet die Nerven.

Alles ist durcheinander im Denkekopf und ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.

Zuerst wollte ich über den bösen Donnerstag letzter Woche ablästern und die Carrefour-Chinesen und über das Wochenende, weil es da komplett durchgeregnet hat, alles voller Smok war und mein verfluchter Shenzen-Rücken - wie ich ihn nach der Nacht auf dem Brett getauft habe - überhaupt nicht wieder gut wird. Sehe schon quasi aus wie Modo und überhaupt...Alle doof. Alle, nur ich nicht. Die ganze Stadt scheint zu spinnen und niemand bemerkt es.

Haare-Krishna

Und dann, dann schien gestern, am Montag wieder die Sonne, der Himmel hat sich geöffnet und ich habe mich bei ihm für all meine bösen Gedanken entschuldigt und ihn geküsst.
Hab doch Frieden geschlossen. Und nachdem ich bei der Massage war, wo die alte, herzensgute Chinesin alle meine Schmerzen, also die vom Rücken und die von der Welt einfach weggeknetet hat, und ich anschließend noch bei Jimi (echt wahr) dem Friseur gewesen bin, hatte ich China mit seinen Menschen und die ganze Erde wieder lieb. Naja, Jimi meinte zwar mein Pony müsste neu und das Ergebnis ist, ich habe jetzt nicht nur den Modo-Rückenbuckel sondern auch noch den Look von Mireille Mathieu aber was solls, in Afrika haben sie nichts zu Essen und nur das ist schlimm.

Haare-Krishna Freiluftfriseur

Haare-Krishna Freiluftfriseur

Vom Playmo-Männchen zur Mireille Mathieu ....

Vom Playmo-Männchen zur Mireille Mathieu ....

Hüh und Hott

Und heute ist wieder alles blöd und nachher, wenn ich zum Stoffmarkt fahre um meine bestellten Hippiebuskissen abzuholen und danach noch in der Taikangs-Lu aufn Hasen-Gedächtnis-Kaffee einkehre, dann ist es wieder schön. Ist immer so. Die Zeit in Sino geht erst mal zu Ende, loslassen ist nicht grad meine Stärke, stehen bleiben aber auch nicht. Verdammich. Immer zwischen den Welten und immer am Rennen. Ich muß lernen, noch mehr zu genießen.

"Rock the rainbow crack the sky. " Oder so.

soo cute

soo cute

Kissengöttin

Kissengöttin

eigenhändig designed und dann in Auftrag gegeben - Ab nach Indien

eigenhändig designed und dann in Auftrag gegeben - Ab nach Indien

SPA von Lady Wurst

SPA von Lady Wurst

Bloody Thursday

Na los komm, der Text zum Black-Thursday war fertig...hier ist er also im Rückblick:

Bin recht früh hoch, weil ich, bevor der Rob eintrudelt, noch Einkaufen, anschließend zum Nähmarkt und danach noch zum Chinesischunterricht will.

Angekommen im Carrefour dachte ich, mich trifft der Schlag. Das chinesische Neujahr steht vor der Tür, der Laden ist gerammelt voll und die gelbe Bevölkerung kauft ein als wenn es morgen nichts mehr gäbe. Wir wechseln vom Hasenjahr ins Jahr des Drachens, 230 Millionen Menschen machen sich auf den Weg um ihre Familien und Freunde wenigstens einmal im Jahr zu sehen. Das "Spring-Festival" geht in 2012 vom 23.01. bis 09.02. und das Land, wo das Fruchtfleisch im O-Saft komischerweise oben schwimmt steht Kopf und flippt aus. Hunderte schwangere Frauen versuchen ihre Geburtstermine hinauszuzögern, damit klein Scheißerchen kein Meister Lampe wird. Wer nicht schon vor Wochen Tickets für Zug, Flieger und so weiter gebucht hat, schaut nur blöd.

PS: Nach dem chin. Horoskop bin ich auch nen Karnickel. Die stehen für ein natürliches, ungezähmtes Selbst sowie für Freiheit von den Zwängen der Zivilisation. Wegen des Haken schlagenden Laufstils und der Schnelligkeit sind sie schwer zu fangen, man müßte schon blitzartig zupacken...Haha...genauso jawoll denke ich und fange an zu singen "Hässchen in der Grube saaahhaass da und schlief"...schubiduhh

Weiter geht's. Blöd gucken also. So wie ich. Als ich vorher am Kopieshop noch schnell was ausdrucken lassen möchte. Ist wichtig für den Stoffmarkt wo doch die Busdeko in Auftrag gegeben werden soll. Bin also hin zu der Tante, sie kapiert nach meinem Tanz, will starten, stellt fest das kein Papier mehr da ist, zieht den Stick wieder heraus und sagt "No paper". Dreht sich dann um und bedient die nächste Kundin. Klopf klopf auf die Schulter "Hey Du Supermodel in Jogginghose das ist aber wichtig, wann genau haben wir denn wohl wieder Papier?" "Weiß ich nicht, kann ihnen nicht helfen". "Ach so und wo kann ich dann etwas drucken lassen?" "Zwei Stationen weiter in der Universität". Und dreht sich wieder um. Ich platze gleich, kann aber nichts machen und muss mich der Hübschen ergeben. Weiter in den Lebensmittelmarkt. Da steht ein offener Sack in der Reisabteilung, ich rutsche fast aus auf den herumliegenden Körnern und sehe wie ein ca. 5-jähriger, fetter Nachwuchs seelenruhig alles schön rausschaufelt. Mutti und Vati finden es ganz drollig und unternehmen gar nichts. Überlege kurz lasse es aber dann ebenfalls sein. Ist eh zu spät, der Zug für den Lütten bereits abgefahren und seine Karriere schon vorbestimmt: Er wird wie seine begabten Eltern auch voraussichtlich Hochleistungs-250. Die Zahl steht in China für "Idiot" und ich muss innerlich lachen weil seine Erzeuger dann 500en sind...Doppeldeppen.

PS: Die Asiaten im Allgemeinen habens ja mit den Zahlen. Bei uns im Haus gibt's keine 13. Etage und auch keine 14. Die heißen hier 12A und 12B weil sonst niemand in die Wohnungen einziehen würde. Die 4 hört sich mit "si" ähnlich an wie Tod und die 7 ist wohl auch uncool weil sie mit "qi" ausgesprochen an "weggehen" erinnert.

Die 8 hingegen ist der Knaller und wer sie im Autokennzeichen haben will kann schon mal gerne nen fünfstelligen Schein hinlegen. Ist so. Dabei ist es eigentlich total Wurscht, weil die Sinoleute mit mehr Glück an der Karre auch nicht besser fahren. Alles Highwaystars mit Killing-machines die sie nicht beherrschen.

Weiter...Hinten in der Fleischabteilung schreien sich die Kunden an, jeder will das größte Stück Schwein sein...neee haben, es dudeln 3 verschiedene Songs im Markt und zwar in einer Lautstärke die man sich nicht vorstellen kann, das Obst rollert auf dem Drecksfußboden herum, jeder fährt drüber, die Mangos die ich mir in den Wagen lade nimmt mir son Affe wieder raus, alles wird angetatscht, gedreht und gewendet um es dann wieder zurückzulegen, jeder zweite stößt mir mit seinem Wagen in die Hacken und mein Puls rast als der Wischmoppmann mir an der Kasse mit dem Muffellappen immer an die Stiefelchen kommt. "Wo yau yi ge daizi". "Please". "Häähhhhh hähhhhh???" Man ich will ne Plastetüte du Monchichi mit Zahnspange und das heißt WIE BITTE. "Ahh ni yau yi ge daizi ma??!!" "Neeinn ich hätte dann doch lieber bitte gerne eine Portion Donnerkraut, damit könnte ich euch alle auf den Mond sprengen, falls ihr ihn noch nicht gegessen habt". Knurr.

(Habe im Übrigen eine Kritik von einem DIPLOM-Musiker (der vom Wischi-Waschi-Kartoffelsack-Song vielleicht??) über das Buch von Frau Collée gelesen und muss das mal loswerden auch wenn er das sicher nie zu hören bekommt: "Lieber Herr Diplomierter, der Not-Aus Schalter befindet sich am hinten drin steckenden Ast, bitte einmal kurz herausnehmen und registrieren, das Frau C. sehr wohl weiß, dass in China MENSCHEN leben und sich - unschwer zu bemerken sogar für Leute ohne "Dipl." - in erster Linie doch selbst auf die Schippe nimmt. "Hm?"

Ich habe es irgendwie raus geschafft, bin schweißgebadet und muß mich fast übergeben...den Geruch kenne ich. In Hongkong hat er mir den Weg zu einem bestimmten Laden gezeigt, ich musste zwischendurch aber immer mein mit Parfüm getränktes Taschentuch an die Nase halten um nicht zu Grunde zu gehen. Im Anschluss hatte ich nen entzündeten Zinken und sah aus wie Rudy das nervige Weihnachtstier. Hier in Shanghai kann ich ihn auch kaum aushalten, den Geruch. Auf der anderen Straßenseite ist ein Food-Market aufgebaut und neben den getrockneten Ekelenten die mich immer wieder an Wendehals erinnern bzw. an deutsche Heimtierbedarfsläden, wo man Gummihühner für seinen Hund als Spielzeug kaufen kann (waaaarrummmm??) und Pilzen und Algen wird gekocht. Hammelfleisch. Oder Ochsenpup ich weiß es nicht kann mich aber kaum noch auf den Beinen halten und flüchte in den ATM-Schalter um Luft zu kriegen und Geld zu holen. Ich werde beinahe von einem Taxi mitgenommen, Zebrastreifen, Ampeln etc. sind nur freundliche Empfehlungen im Staate der Fahranfänger...
Und dann ist es soweit:

Mein Herz klopft, ich spüre dass gleich ein Unglück passiert, weiß nicht weiter und tue das Einzige was ich noch auf die Reihe bekomme. Ich rufe Mario an. Und schreie ins Telefon, dass er mich sofort vom Planet der Affen wegbringen soll. Und muss heulen. Und bocken. "Hier ist alles so laut und dreckig. Und da war einer der hatte die ganze rechte Weghälfte für sich. Und hat mich angerempelt. Und meine Einkaufstüten sind heruntergefallen. Und es stinkt, wuselt, ich kann keinen Himmel sehen und ich habe Hunger." Und ich nuschel tausend Dinge. Und lass alles raus. Ich will nach Haaauuseeee. Jetzt und sofort."

Nachdem ich mit meinem 10-minütigen Monolog fertig bin, höre ich nur das Lachen von Mario und verstehe. Und dann geht's wieder und ich muss auch kichern über mich selbst ahne aber zugleich, dass der blöde Tag (oder nennen wir ihn einfach "der etwas andere Tag" noch nicht over ist. Den rettet mir Wendy später mal wieder, indem sie mit mir gemeinsam über ihre Landsleute im Schlafanzug herzieht.

Auf dem Weg nach Hause, sehe ich den einzigen Spatz in der Gegend. Er sitzt auf dem Boden und pickt fröhlich herum. Und gibt Töne von sich. Und mir für wenige Sekunden meinen Frieden zurück. Und die alte Oma die stehen bleibt und sich so freut auch. Die kennt diese "Tiere" bestimmt noch von vor 20 Jahren, als Shanghai noch fast plattes Land war und nicht 28 Mio Menschen beherbergte. Shanghai bedeutet übrigens "Hinauf aufs Meer". Da wäre ich jetzt auch gerne kurz. Mit Ruhe und frischer Luft und blauem Himmel - "Well she's walking through the clouds" oder auch "Nur ein einziger Augenblick der vollkommenen und absoluten Wahrnehmung von Speisen, Farben, von Ganzheit".

Iss aber nicht, bin schon wieder in der Metro. Auf dem Weg zum Stoffmarkt. Bevor ich mich in das 3-stündige Auswahl-Fiasko stürze (Knöpfe, Stoff, Troddeln, Bordüren) und den girls vom Lieblingsstand mal wieder vorhüpfe, was das werden soll (die Sitze haben sie bereits gefertigt und nur mit dem Kopf geschüttelt dafür habe ich ihnen aber Deutsche Schokolade mitgebracht) muss ich Pinkeln. Jahaa und gehe wieder in den bereits beschriebenen Spa-Bereich der mein Fass heute zum Überlaufen bringt. Ewiges Anstehen unter Ochsenpupgeruch und lautstarkem Geschnatter. Da, eine in Pelz!! gekleidete feine Dame schreitet aus der Toilette, ich setze an will gleich die Tür nehmen aus der sie kommt, kann nur gut sein, da höre ich sie hochziehen, den grünen Schleim vor meine Füße spucken und fröhlich weitergehen. Ich fasse es nicht, laufe hochrot an und setze mein entrüstetes Gesicht auf. Das interessiert sie natürlich gar nicht bzw. sie würde nicht verstehen was denn los ist. Scheinbar leiden hier alle unter Mukoviszidose. Das ist ne böse Krankheit bei der alle möglichen Innereien verkleben weil sie nicht auf natürlichen Wege davon befreit werden können. Hab ich aus Stern-TV. Iss ja och von Jauch. Ich stoße also den Scheißladen mit der Schuhspitze auf und werde ohnmächtig. "Hello Miss, sie haben ihre Wurst vergessen"...kriege ich grad noch heraus und überlege ob die Worte HUI und PFUI aus China kommen, klingen zumindest so. Wenn Frau Pfannkuchenschwammkopfgesicht jetzt auch noch ihre Nase unter dem fließenden Wasser im Waschbecken säubert rufe ich bei Amnesty an, das sie mich abholen mögen. Ich kann das nicht mehr aushalten.

I dont like Thuuuurrssdaayyy...Und morgen ist der 13. ich zittere am ganzen Leib. Und das Einzige was jetzt noch hilft: Dritte Etage hinten rechts. "Einen schönen, neuen Rock bitte für mich". Kaufen macht uns girls friedlich, also los. "Miss welchen Style denn, probieren sie doch das Muster, vielleicht passt es". Mache ich auch, will das Ding GLEICH und nicht erst morgen. Da ist ja schon die große Feier zu der ich gerade hochoffiziell eingeladen wurde und ich habe nichts zum Anziehen. Schöner Fummel, nur leider sehe ich darin aus wie der Hinterlassenschaft von Lady Kackerfield ausm Spa. "Miss, steht ihnen wunderbar...ich gebe ihnen einen Festival-discount"...Ich koche. "So jetzt hör mir mal gut zu du Weberknecht, wenn du verhindern möchtest dass ich aus dir nen gelben Sack mache, nimmst du augenblicklich Maß und erzählst mir, dass ich in einer Stunde wieder kommen kann. Meine sonst doch überall bekannte Geduld ist heute vorbei und du Glückskeks darfst daran teilhaben". Er sagt zu und ich trolle mich müde vom Kampf zu den Mädels die meinen halben Bus nähen. Kriege Kaffee und Süßes und muss nach ner Weile schon wieder lachen von der unbekümmerten, vertrottelten Art. Die sehen mir alles an und singen einfach, massieren mir nebenbei die Schulter und nehmen die stundenlange Odyssee der Kissennäherklärung auf sich. LIKE!

Und fertig. Jetzt noch ab zu Wendy. Mir bleibt noch ne halbe Stunde und anstatt Vokabeln zu lernen bestelle ich mir nen Burger und sitze einfach nur total alle da, esse und beobachte die beiden kids, die auf den Tischen herumlaufen während Affenpapa telefoniert. Ich kann nichts sagen, bin zu kaputt und muss gleichzeitig an zwei Dinge denken....An die in Deutschland zur Auswahl stehenden "Unwörter" des Jahres Dönermord, Rettungsschirm und Stresstest und wunder mich gar nicht mehr. Ich würde für Döner morden, habe beim Test versagt und brauche Rettung. Hätte noch "Hai mian baobao " hinzuzufügen, das ist die Übersetzung für Schwammkopf-Bob dann wäre es perfekt.

Zum zweiten kommt mir Shenzhen in den Sinn weil mein Buckel weh tut. Genau. Shenzhen, die Stadt die dafür verantwortlich ist, dass mein rechter Rücken gebrochen ist. Und die Stadt in der sich der größte Standort eines bzw. des riesigsten Herstellers von Elektronik- und Computerteilen weltweit befindet. Eine Stadt in der Stadt. Mit über 300.000 Mitarbeitern, die an 15-Stunden Tagen eingepfercht wie Tiere u.a. das Gerät zur Verblödung der Menschheit zusammenbauen. Für keine 300 Euro im Monat. Ist ständig in der Presse. Weil sich immer öfter Leute einfach umbringen. In 2010 waren es wohl nur 14 man hat aber jetzt trotzdem Fangnetze angebracht. Auch das ist China.

Wendy trudelt ein. Ich erzähle ihr alles und dann...dann machen wir einfach nichts. Wir packen die Bücher gar nicht erst aus sondern gehen essen. Zum Thai. Essen. Also gutes Essen. Eins was mich glücklich macht. Essen ist überhaupt das Wichtigste. Für alles und alle. Und wir lachen und spinnen rum. Meine Lieblingschinesin und icke. Reisen durch die ganze Welt gedanklich und malen uns aus, wie es wohl wäre, wenn sie doch nur einmal nach Germany kommen könnte. Ohne Urlaubsgruppe und Wimpelträger. Und schmieden Pläne. Und am Ende des langen Tages bin ich gegen 23 Uhr total im Arsch aber irgendwie wieder ganz friedlich zurück. Verrücktes Land, werd nicht schlau ´draus. (Und Tschuldigung ich hab schon wieder das schlimme Wort gesagt...)

Kochen mit Rob

Kochen mit Rob

Küchendienst mit Rob

Küchendienst mit Rob

Gan Bei - Leber ärgere dich nicht

Zum Freitag.
Dem 13. mit seiner Einladung zum "Annual Dinner". Das machen die Firmen hier zum bevorstehenden Jahreswechselurlaub so. Kleines Dankeschön an die Mitarbeiter, eine Art Weihnachtsparty sozusagen. Gefeiert wird in großen 5-Sternern, der Hauptevent liegt in der Verlosung von recht hoch dotierten Preisen (Laptop, I-Phone etc.). Alles geschieht im Eiltempo (wie auf Hochzeiten auch)...Ankommen, losfressen, den Laden einsauen, Saufen ohne Pause, Clo vollkotzen und Ende. Vier Stunden höchsten, wer mir das nicht glaubt beschafft sich die Info woanders.

Heute wird zusätzlich Karaoke gesungen (jeder muss mitmachen als einziges Englisches Lied gab es "My heart will go on" - alles klar? und zur Verlosung der Preise werden Spiele vorab gespielt. Mich hat man auf die Liste der "Reise nach Jerusalem" gesetzt und da ich das vorher bereits wusste habe ich nicht ein einziges "Gan Bei" ausgelassen.

Der Trinkspruch "Gan Bei" bedeutet soviel wie "Dry the cup" und meint ganz genau "Auf Ex". Hat sich so eingebürgert und wird auch so praktiziert. Wer nicht clever von Anfang an ne Ausrede erfindet warum er nicht mitmachen kann und einmal beginnt, der ist ausgeliefert. Und zwar bis zum bitteren Ende. Zugeprostet wird im Minutentakt. Einer schenkt ein, steht auf, sagt den Text und dann ab innen Hals. Ganz egal ob Rotwein, Bier, Schnaps. Trink Brüderlein trink. Und Schwesterlein macht immer schön mit. Mit dem kleinen Unterschied das ich geübt bin, meine Flasche mit dem Feuerzeug wahlweise auch anderen Gegenständen selber öffnen kann (bin der Star, man sind die Männer 250en, lassen sich von sowatt beeindrucken und einen ganz großen Vorteil habe: Ich besitze ne Acetaldehyddehydrogenase. Das ist einfach erklärt ne Nase die eigentlich ein Enzym ist und den Alkoholabbau im Körper regelt. Bei 56% der gelben Schwammköpfe kommt das aber nicht vor, scheinbar wissen sie um das Problem gar nicht und sie saugen alles bis zum Erbrechen auf. Oh man, es gibt noch viel Arbeit hier.

Anmerkung:
Habe gelesen, dass religiöse Fundamentalisten behaupten, Bob sei schwul. Hey also etwas mehr Respekt gegenüber Meeresbewohnern, wenn ich bitten darf.
Und überhaupt isses doch egal. Selbst im fooooortschrittlichen China gilt es schon seit 2002 nicht mehr als "schlimm", Schwämme dürfen jetzt offiziell schwämmen. Die habens echt drauf die Schnelldenker und bekommen dafür ein extra großes Bienchen!

Nochn PS: Es war´n schöner Abend und was das Singen und Tanzen anbelangt, da können wir Deutschen uns ruhig mal ne Scheibe abschneiden oder kriegt einer von euch spontan ein Lied hin und traut sich dann noch das vor versammelter Mannschaft zu singen??

Gan-Bei-Tote

Gan-Bei-Tote

Ich hab nen Rosa-Fön gewonnen (Bissi der macht heiss )

Ich hab nen Rosa-Fön gewonnen (Bissi der macht heiss )

der "Kleine"

der "Kleine"

Überbleibsel

Überbleibsel

Doppelfertig

Doppelfertig

Einzelfertig

Einzelfertig

Triple-Fertig

Triple-Fertig

Katze-Fertig

Katze-Fertig

Lyrisches

Bin zurück. Und wie anfangs vermutet, geht's wieder besser.
Die Flasche Wein ist offen (nur noch eine Dose Bier im Haus die trau ich mich nicht zu nehmen), ich habe mir die allerschönste Nudelsuppe überhaupt gekocht und schreibe. Mario ist irgendwo in China unterwegs und kommt erst nachts heim. Beim Warten auf meine Kissen habe ich gelesen und ganz schöne Worte gefunden, mit denen ich den blog heute mal beenden will. Passt irgendwie.

"Das Wichtigste hier ist die Seele. Alles andere ist zweitrangig. Und so kommt es, das sich das Leben hier zu seinem ganzen Reichtum entfaltet, das ein paar Tage das Ausmaß der Zeit annehmen, dass das kleinste Ereignis Bedeutung hat."

More choices coming soon ....(Tianxia wu bu san de yanxi. Wendy wo de pengyou...xiexie ni suo zuo de yiqie. Xinnian kuaile and SEE YOU )

More choices coming soon ....(Tianxia wu bu san de yanxi. Wendy wo de pengyou...xiexie ni suo zuo de yiqie. Xinnian kuaile and SEE YOU )

Bei Seelenalarm ´nen Puff

Bei Seelenalarm ´nen Puff

Suppe mit Schreibtisch

Suppe mit Schreibtisch

© Fanny Schmidt, 2011
Du bist hier : Startseite Asien China 12-17. 01.2012 Sponge-Bob ist nicht schwul
Die Reise
 
Worum geht's?:
Denn das Leben ist wie eine große Autobahn, Lass uns nicht lange überlegen, sondern los fahr'n. Wohin is egal und wo lang werd'n wir sehn, es wird immer weiter gehn...(Ohrbooten) Dieses Mal: Experiment China - Ein halbes Jahr Shanghai
Details:
Aufbruch: September 2011
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: März 2012
Reiseziele: China
Der Autor
 
Fanny Schmidt berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors