Segeltörn im Thyrrenischen Meer
Route: Richtung Osten
5 sm nördlich von Capo Comino an der Ostküste Sardiniens liegt La Caletta. Geplant war nur ein kurzer Stop auf der Reise in den Süden, nur rasch ein paar Bekannten Hallo sagen, nur kurz Wasser und Treibstoff bunkern, nur kurz, und dann kam alles anders.....
Fast 10 Tage waren es schliesslich insgesamt, zwar sind wir nach 2 Tagen das erste Mal ausgelaufen haben aber nach ca. 5 sm wieder kehrt gemacht. Dazu veranlasst hat uns eine grosse achterliche Welle, ein unvorsichtiger Skipper - die Schamröte steigt mir noch heute ins Gesicht - ein aufgerissenes Deck, eine fehlende Travellerschiene und eine lose Grossschot. Im Hafen zurück informierten wir zuerst Sunsail, welche recht sprachlos uns ihre Hilflosigkeit zusicherten. Der Versuch des Hafenmeisters Salvo telefonisch in Sardinien für ein französisches Schiff Ersatzteile zu finden war zwar äussert lieb, aber nicht von Erfolg gekrönt. Dafür fanden wir echte Hilfe bei einem Schweizer Ehepaar, welches voller Freude - da er ausgebildeter Mechaniker und Schlosser ist - aus den Backskisten ihres Bootes eine komplete Werkstatt inklusive Drehbank, Metallfräse, Gewindestangen, Nutenpresse, Ösenkapselschrauber, Kreuzsägespanner, Mastzwickel und sogar einen mechanischen Drehflüglerabsorber hervorzauberte.
Die Oceanis wird auseinander geschraubt
3 Stunden, mehrere Regenschauer und einige Biere später, war unsere Oceanis geflickt und die Grossschot hing wieder dort wo sie hingehörte! Merci Peter!
Die nächsten Tage liessen wir es ruhig angehen, mieteten eine Auto und erforschten die Umgebung von la Caletta, Siniscola und Nuoro, genossen die Sardische Küche und den Wein und hatte eigentlich überhaupt keine Lust mehr, Richtung Sizilien zu dampfen. Erst eine Woche später fanden wir den Mut wieder und trauten uns gegen Abend auf Meer.
Sardinien im Kielwasser
Die Überfahrt nach Sizilien verlief ereignislos. Na ja, abgesehen davon, dass es für die gesamte Crew irgendwie das erste Mal war. Für den Skipper das erste Mal als verantwortlicher Skipper auf einem 40h Schlag, für die Co-Skipperin das erste Mal in der Nacht und für die Crew das erste Mal überhaupt. Aber die erste Nach war ruhig, die Wachablösungen funktionierten tadellos, der Skipper konnte auf der Freiwache vor Aufregung und Nervosität kein Auge schliessen, die Co-Skipperin steuerte das Boot sicher durch - gem. ihren Angaben - mindestens eine ganze Flottilie von Dickschiffen,allesamt ohne Positionsleuchten und immer auf Kollissionskurs bis der Morgen graute und die Sonne über dem Horzizont stand.
360° Grad Wasser rundherum - beeindruckend! Die Sonne und die steigenden Temperaturen nahmen dem Skipper die Nervosität, liessen die ausgestandenen Ängsten der vergangenen Nacht von treibenden bösartigen Containern und riesen Tintefischen, die nachts Jagd auf kleine Segelboote machen, vergessen und gaben der Crew einen gesunden Appetit zurück. Der Tag verlief nun aber wirklich ereignislos. Als der Tag jedoch ging, Johnny Walker kam und mit ihm die Nacht, sahen wir bereits am Horizont die Insel Ustica auftauchen - und um 0300 in der Früh meldete dann das GPS, dass wir nun vor der Hafeneinfart von Ustica liegen würden. Doch wo bloss hat sich diese Hafeneinfahrt versteckt? Pechschwarze Nacht, das Mondlicht vermochte die dicke Bewölkung nicht zu durchdringen und die Insulaner hatten die Hafenbefeuerung abgestellt - der Skipper fluchte laut, doch die nahe Brandung übertönte zum Glück die laut gemachte Unmut! Wir entschieden, zwei Stunden ins offene Wasser hinaus zu segeln und dann wiederum zwei Stunden in Richtung diese imaginären Hafens zurück zu dampfen.
Im ersten Morgenlicht, erkannten wir dann die Felsen und die gut versteckte Hafeneinfahrt - und einem auslaufenden Segler sei dank - auch den einzigen Hafenplatz für ein Boot mit mehr als 1m Tiefgang. Erschöpft stellten wir uns dem Blitzlichtgewitter unseres Bordfotografen
Na, und wer hat die Hosen an?
Und die Sonne ging über Ustica auf.
Ustica (40sm nördl. Palermo)
Ustica, die kleine Insel einen Tagsschlag von Palermo entfernt, entschädigte uns im Übemass mit ihrer natürlichen Schönheit und Gelassenheit für die vergangenen Tage - zudem schenkte sie uns auch eine wunderschöne, lang ersehnte Gangway - der ewige Balanceakt zwischen dem sicheren Festland und dem schwankenden Boot, Einkaufstüten in der Hand tragend und den ersten Drink im Blut hatte nun endlich ein Ende!
DIE Gangway, made in Ustica
Die Wolken, welche uns zwei Tage zuvor das Mondlicht vor der Hafeneinfahrt genommen hatten, brachten Sturm, Wind und hohe Wellen mit sich - dementsprechend ruppig und nass gestaltete sich die Überfahrt nach Palermo und weiter nach San Nicola l'Arena. Wir segelten nun recht eilig in Richtung der liaprischen Inseln - waren doch an der Nordwest-Spitze Sizilien die Ausläufer des vorbeigezogenen Strumtiefs immer noch zu spüren und eigentlich wollten wir wiedereinmal die Badehosen anziehen und dn Faserpelz zum Trocknen aufhängen.
Und irgendwann einmal, wohl kurz nach San Nicola bekam unser Kompass eine schwache Tendenz wiederum gegen Norden zu zeigen. Nur schwach, ganz schwach, aber unleugbar lag die Nadel nun aber ober der 90° Marke! Wir hatten den südlichsten Punkte unserer Reise erreicht und steurten nun wieder gegen Norden.
Fortsetzung im Kapitel "Richtung Norden"
Aufbruch: | 04.09.2004 |
Dauer: | 8 Wochen |
Heimkehr: | 31.10.2004 |
Italien