Unterwegs in der Bergwelt Norgriechenlands und Südalbaniens
Durch die albanische Bergwelt
"Custom Post of Mertziani" ist angeschrieben: Und da liegt er vor uns, der großräumige Grenzübergang mit einem kleinen, aber feinen Duty-Free-Laden. Fünf Havanna Zigarren erstehen wir für 8,60 EUR und eine neue Wimperntusche ist auch noch drin.
Albanische Flagge
Weiter führt die Landstraße entlang des Vjosa-Tals (Vjosa heißt in Albanien der Aoos), gesäumt von den militärischen Ein-Mann-Bunkern aus der Hoxha-Zeit. In Perat, dem ersten Dorf nach der Grenze, machen wir halt und bestellen einen Frapé. Es liegt der Duft von frischem Lammbraten in der Luft und am Nebentisch löffeln zwei Albaner das Hirn aus einem gebratenen Lammschädel. Hinter dem Haus findet sich das restliche Tier an einem Drehspieß über offenem Feuer. Wir lassen uns zwei Portionen Lammbraten einwickeln und nehmen sie mit fürs Abendessen. In Perat gibt es auch eine Tankstelle.
Perat: Café
Das Sträßchen Richtung Përmet folgt weiter dem Vjosa-Tal hinauf in eine gigantische Bergwelt. Wir biegen auf einen Kiesweg ab, der hinunter in die Flussauen führt, wo wir unter großen Bäumen mit Sicht auf mächtige Stromschnellen einen wunderbaren Lagerplatz finden. Auch in dieser Gegend muss es starke Unwetter gegeben haben. Dicke Baumstämme und zu Kleinholz geborstene Äste türmen sich zu gewaltigen Bergen.
Am Vjosa-Fluss
Wir lassen den Tag ausklingen bei Lammbraten mit Brot und Salat, einem guten Tropfen Wein aus dem Duty-Free-Laden und einer erstklassigen Havanna-Zigarre, untermalt wird das Ganze vom Rauschen der Vjosa.
Der Fluss Vjosa
Gemächlich gondeln wir am nächsten Morgen weiter durch die albanische Bergwelt, vorbei an Dörfern, Kühen, Ziegen und Schafen. Der CD-Player berieselt uns mit rhythmischer albanischer Musik. In Albanien sind die bevorzugten Fortbewegungsmittel Esel oder Mercedes, doch hier gibt es kaum Verkehr.
Albanische Bergwelt
Kelcyre ist ein netter Ort mit Moschee und vielen Läden. Albaner sitzen in den Cafés und unterhalten sich. Die trächtige Dorfsau ist allein auf der Straße unterwegs und geht davon aus, dass man ihr ausweicht.
Keleyre: Moschee
Als nächstes erreichen wir das Städtchen Tepelena mit einem alles überragenden Ali-Pasha-Denkmal, das an den berühmtesten Sohn der Stadt erinnert. Am Ortsende geht es geradeaus Richtung Vlora. Unser nächstes Ziel ist die antike illyrische Siedlung Amantia.
Tepelena: Ali-Pasha-Denkmal
Als sich nach Dukag Piba die Straße gabelt, nehmen wir nicht die linke Teerstraße nach Salari, sondern die Piste, die rechter Hand bergab führt. Schon bald finden sich auf einem Hügel rechts der Straße Reste einer antiken Siedlung. Bei Ploce führt die Straße, die zum Teil noch die antike Pflasterung aufweist, über eine Brücke, neben der man Reste der alten römischen Brücke ausmachen kann.
Hängebrücke in den albanischen Bergen
Nach etwa 33 Kilometern auf Bergstraßen kommen wir durch das Dorf Sinanaj. Hier halten wir uns links und folgen der antiken Pflasterung steil bergauf. Geländegang ist angesagt. An der höchsten Stelle zweigt nach rechts unten ein Pfad ab, ein Wegweiser zeigt Tequejadorez an. Es ist schon spät und wir beschließen, hier unser Nachtlager aufzuschlagen. Rechts am Hang grasen wenige Kühe, nicht weit davon zeichnen sich Überreste eines antiken Gebäudes im Gelände ab. Der Blick geht ins weit unten liegende Tal, durch das die Vjosa mäandert. Seit längerer Zeit ist uns kein Auto mehr begegnet. Sind wir hier überhaupt auf der richtigen Straße? Das GPS zeigt 600 Höhenmeter an.
Da bekommen wir Besuch von einem Mann in mittleren Jahren, der sich als Hakim vorstellt. Hakim gehört zu den Kühen beziehungsweise die Kühe zu ihm. Er hat einige Jahre in Italien gearbeitet und so können wir bei einem Glas Wein ein bisschen auf Italienisch palavern. Er sagt, wir sollen nachts Wolfi im Auto lassen, denn es gäbe hier Wölfe und das könnte für ihn gefährlich werden.
Am nächsten Morgen folgen wir weiter der Straße mit der antiken Pflasterung. Sie führt weg vom Flusstal, vorbei an den Dörfern Sevaster und V-Nashar. Überall Ziegen-, Schaf-, Kuh- und Pferdeweiden. Endlich ist Amantia ausgezeichnet und wir fahren zum Archäologischen Park, der sich über einen Hügel erstreckt. Unterhalb ist bereits das Stadion zu besichtigen.
Amantia: Antikes Stadion
Ein vielleicht 16-jähriger Junge kommt uns auf seinem kleinen Pferd entgegen. Er spricht gut Englisch und stellt sich als Ardit vor. Bald gesellt sich sein jüngerer Bruder Bos dazu. Ardit ist ein sympathischer und aufgeschlossener junger Mann. Man sieht auf den ersten Blick, dass ihn mit seinem Pferdchen, das er ohne Sattel reitet, eine enge Freundschaft verbindet. Es sei sein bester Freund, lässt er uns wissen. Er ermuntert uns, hinauf nach Amantia zu gehen. Dort wohnten Verwandte von ihm.
Amantia: Ardit und sein Bruder Bos
Nach etwa zehnminütigem Fußmarsch erreichen wir die Anhöhe. Und tatsächlich findet sich innerhalb der antiken Reste ein einfacher Weiler. Eine ältere Bäuerin begrüßt uns und reicht uns ein Glas Buttermilch zur Erfrischung. Ob wir Käse kaufen möchten? Warum nicht. Sie nimmt mich mit ins Haus, wo sie unter einem Bett einen Eimer hervorholt, in dem in einer Lake der Schafskäse aufbewahrt wird. Sie lässt mich probieren: Der Käse schmeckt fantastisch. Nun folgt eine kleine Dorfführung, zu der sich auch ein älterer Nachbar und dessen Sohn gesellen. Wir loben die hübschen Blumen und das schöne Federvieh.
Amantia: Bäuerin
Endlich können wir die Reste des antiken Amantia, eine im 4. Jahrhundert v. Chr. von Illyrern gegründete Siedlung, besichtigen. Später wurde die Stadt hellenisiert, bevor sie unter römische Herrschaft kam und im 6. Jahrhundert aufgegeben wurde.
Auf unserem Rückweg zum Auto bewundern wir die kunstvoll über den Weg gespannten Spinnennetze und eine äußerst interessante Wolkenformation, die sich über dem Hügel von Amantia ausbreitet.
Aufbruch: | 20.07.2011 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 09.08.2011 |
Albanien