Entlang der Seidenstrasse 2010
Mazar-i Scharif
Mazar-i Scharif
17.10. Ein wenig verkatert ging es morgens um neun Uhr zur Grenze nach Afghanistan. Auf dem Weg sendete ich eine SMS an Simon, der uns sogleich ein Taxi nach Hyratan schickte. Die ersten Schritte am Zoll vergingen sehr schnell und ich hatte bereits Hoffnung, dass dies so weitergehen soll. Leider war es dann eben so, wie uns zuvor gesagt wurde. Bei der Gepäckkontrolle musste ich alles auspacken und meine Dollars vorweisen. Der Zöllner zählte diese und hatte schlussendlich 50 Dollar weniger als ich auf den Deklarationszettel schrieb. Ich sagte ihm ein liebes "sorry" und nahm noch 100 Dollar aus meinem Hosensack. Leider hatte ich nun 50 Dollar zuviel und wurde befragt, wo ich die 50 Dollar geklaut habe. Ich sagte ihm, dass ich diese bereits zuvor in meine Hose steckte um gleich in Afghanistan zu wechseln. Leider ging es auf diese einfache Art nicht und der Zöllner rufte die Polizei an. Vielleicht war es eine Phantasienummer und der Posten war nicht besetzt. Ich bot dem Zöllner an, dass er die 50 Dollar behalten könne aber mich nun endlich gehen lassen solle. Dieser wollte die amerikanischen Scheine nicht und rief immer wieder die Polizei an...es nahm niemand ab. Nach ca. 2 Stunden Wartezeit schrie er mich an und meinte ich solle nun mein Zeugs zusammenpacken und sofort verschwinden. Ich machte dies und konnte gehen. So einfach könnte es gehen. Nach der Grenzkontrolle mussten wir die Friendshipbrücke überqueren. Leider war diese ca. 500 Meter vom Zollhäuschen weg und ca. 1km lang und dies bei etwa 40 Grad im Schatten den es leider nicht gab. Heisse Angelegenheit...und dies auf dem Weg nach Afghanistan. Am Zollhäuschen angekommen fragte uns der Zöllner, ob wir Journalisten oder Soldaten seien. Wir verneinten und sagten ihm, dass wir als Touristen kommen. Er lud mich sofort zum Tee ein und ging äußerst freundlich mit uns beiden um. 15 Minuten später warn wir in Afghanistan wo bereits unser Taxi wartete. Leider musste sich auch er lange gedulden, da wir eine ganze Weile von Termez nach Hyratan hatten. Wir stiegen in sein Taxi und fuhren Richtung Mazar. Unterwegs gab es immer wieder Checkpoints die meinen Pass sehen wollten. Es gab immer wieder ein kurzes Gelächter und eine Einladung zum Tee. Etwa 1.5 Stunden später kamen wir dann endlich in Masari Sharif an. Simon, Alessandro, Marcia, usw. erwateten uns bereits. Wir konnten gleich unser Gepäck im Haupthaus von Omega International stehen lassen und Simon und ich zogen weiter in die Stadt um auf dem Schwarzmarkt Geld zu wechseln. Es war sooo spannend all dies mit eigenen Augen zu sehen. Die bärtigen Männer, die Frauen in ihren blauen Burkas und ein Leben, dass gefühlt einen normalen Anschein machte trotz Krieges. Der Markt war voll mit Menschen, bettelnde Frauen in Burkas, viele Kinder auf den Strassen die mir die Schuhe putzen wollten und riesigen Berge voller Müll. Keine Touris nur hin und wieder Soldaten der Bundeswehr. Spannend!!! Kurz vor dem Eindunkeln ging es dann wiederum zu unserem Stützpunkt wo wir mit einem grossen Festmahl den Tag beendeten. Verena ging ins ca. 500 Meter entfernte "Frauenhaus" und ich ins Büro der Schule übernachten, da wir als unverheiratete nicht im gleichen Haus nächtigen durften. Noch ein wenig mit Simon geplaudert und dann schlafen.
18.10. Heute ging es relativ früh raus aus der Kiste. Wir (Simon und ich) spazierten zum Haupthaus und begannen zu "zmörgeln". Kurze Zeit später kam auch Verena mit ihren Freundinnen, wurde noch neu eingekleidete und bald darauf klopfte es an der Türe. Drei Studenten der hauseigenen Englischschule kamen um mit uns gemeinsam die Stadt zu besichten. Omega international unterhielt in Mazar eine Englischschule, einen Kindergarten und waren im Aufbau einer resozialen Stätte für ehemals Drogensüchtige, die es hier leider zuhauf gibt. Wir fuhren gemeinsam mit ihnen zur Hauptattraktion. Die Ruxta, besser bekannt unter dem Namen "blaue Moschee". Wir durften das Taxi nicht bezahlen, da wir Gäste in ihrem Land seien...ob, das können wir ja noch verkraften, wenn nur beim Taxi geblieben wäre. Am Gelände mussten wir die Schuhe ausziehen und konnten das Bauwerk bestaunen. Einfach wunderschön. Alles in blauen Steinen gehalten. Wir spazierten einmal um die Moschee, da wir als nicht Muslime den Innenraum nicht betreten durften. Danach ging es in einen Park etwas trinken, schlendern durch den Markt und essen in eine Teestube...und alles wurde für uns von den drei Jungs bezahlt. Am späten Nachmittag ging es zurück zu Omega, wo wir dann etwas Geld einem dem Lehrer gaben für die tolle Begleitung. Er wollte dies danach den Jungs geben. Er kam zurück und gab alles zurück. Wow...diese Gastfreundschaft!!! Abends assen wir dann ein typisch afghanisches Plov.
19.10. Morgens fragte mich Simon, ob ich mit ihm die psychiatrische Klinik von Mazar besichtigen möchte. Dieses Angebot konnte ich natürlich nicht ausschlagen, da ich ein paar Jahre zuvor in einer solchen Einrichtung in der Schweiz gearbeitet hatte. Wir fuhren mit dem Auto nach dem Frühstück zur Klinik, wo mir all die Probleme mit den Heroinsüchtigen aufgezeigt wurden. In der Klinik, die sehr westlich eingerichtet war hatte es Kinder die seit Jahren an der Heroinsucht litten, die gemeinsam mit ihren Müttern den Entzug wagten. Ein trauriges Bild. Im musste einen weissen Kittel anziehen und konnte somit auch die Frauenabteilung anschauen. Nach dem Besuch ging es auf den Markt um einzukaufen. Verena und ich versprachen, dass wir ein Schweizergericht zubereiten werden. Wir schlenderten durch den Markt um vollgepackt für Käsehörnli und Apfelmus zurückzukehren. Unser letzter Abend in Mazar war sehr herzzereissend. Alle wünschten uns eine gute weiterreise auf ihre Art. Mit feuchten Augen ging zurück zur Schlafstelle.
Aufbruch: | 01.10.2010 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 31.10.2010 |
Afghanistan
Deutschland