4 Monate als Backpacker durch China
Jiangsu 28.4 bis 3.5.: Suzhou 30.4. bis 3.5.
Immer am Kanal entlang
30.04.2012
Tagesziel: Suzhou Zug Km 220, 4 Std Stadtbesichtigung
Wetter: bewölkt, >20°
Marco Polo bezeichnete Suzhou einst als schönste Stadt Chinas, heute wird Suzhou mit 'Venedig des Ostens' beworben. Für uns, die wir Suzhous morbiden Charme aus der Vergangenheit schon sehr gut kennen, wäre ein Vergleich mit Brügge wesentlich treffender. Die Stadt selbst ist immer noch von einer Menge von Kanälen durchzogen - insgesamt über 51 km Wasserstrassen (auf denen vorzugsweise Touristenboote schippern) die von über 1000 Brücken überspannt werden. Vom Glanz der alten Zeit ist jedoch nicht mehr allzu viel zu spüren - und trotzdem, irgendwie hat uns diese Stadt in ihren Bann geschlagen, es zieht uns wieder hin.
Nachdem wir unser Gepäck ins Hotel geschafft haben brechen wir auf zum Tiegerhügel mit seiner schiefen Wolkenfelsen Pagode. Dort ärgern/wundern wir uns kurz über eine Verkäuferin, die sich ein sicheres Geschäft vermasselte, weil sie meint von 'Langnasen' den doppelten Preis verlangen zu können (wie sagte einst Hardy Krüger so schön in einem seiner berühmten Filme: Ich bin zwar Tourist, aber deswegen bin ich nicht doof). Wir gehen nun die Shantang Jie (Kanalgasse) dem Kanal entlang Richtung Süden. Auf altem Pflaster geht es vorbei an alten Häusern aus der Ming und Qing Dynastie (wobei die am besten renovierten Gebäude die öffentlichen Toilettenanlagen sind),
an alten Bogenbrücken,
alten Tempeln
und noch mehr Brücken (hic Venedig des Ostens)
und noch mehr Tempeln
bis wir in der Gegend der Guangji Lu in einer Partyzone ankamen, die bis zur Beihao Nong reichte.
Hier gibt Bars
ein Panoptikum (Guckkastenkino)
und massenhaft Geschäfte, die auf Touristen warten.
Wir beenden hier unsere Stadtbesichtigung für heute und kehren zum Hotel zurück. Morgen ist auch noch ein (Feier-) Tag und an dem wollen wir altes, bekanntes aufsuchen und ein paar neue Teile von Suzhou erkunden.
Ho(s)tel: 7 Days Inn, Suzhou
Pagoden, Parks und Tempel
01.05.2012
Tagesziel: Suzhou 10,5 Std Stadtbesichtigung
Wetter: erst 1 Std. Nieselregen, dann bewölkt, >20°
Heute Morgen gehen wir am Bahnhof vorbei und wenden uns dann nach Süden, denn wir wollen unsere Stadtbesichtigung mit der Nordtempel-Pagode (Bei Si Ta, E = RMB 25) beginnen. In dieser 9 stufigen Pagode kann man innen über 230 Stufen die 76m hochsteigen und zur Belohnung dann von dort droben einen herrlichen Rundblick auf Suzhou geniessen.
Leider ist heute der erste Mai und so ist das Gedränge auf den schmalen Balkonen und in dem engen Treppenhaus entsprechend gross. Aber davon lassen wir uns heute nicht abhalten, wir machen unsere obligatorischen Fotos, steigen (drängeln) uns wieder runter und besichtigen noch die zugehörige Tempelanlage, die von diesem steinernen 'Happy Buddha' beschützt wird.
Wir gehen dann Richtung Osten die Strasse entlang, kommen am Suzhou Museum vorbei, (E=frei, aber Anzahl der Besucher kontingentiert) aber dessen Warteschlange auf eine der kostenlosen Eintrittskarten war uns heute einfach zu lang. Wir gehen also weiter zum Garten des Demütigen Politikers (Zhuo Zheng Yuan) (E=RMB 70)
Dieser 1509 angelegte - und eigentlich immer überlaufene - Park ist mit 5,2ha der grösste Suzhous. Mittlerweile wurde er zum Weltkulturerbe erklärt. Drinnen findet man ein Teehaus, kleine Seen über die Zick-Zack Brücken führen,
mindestens 10 Pavillons.
und die insbesondere für Suzhous Parks üblichen Steinformationen,
man findet eigentlich alles, was zu so einem Park gehört - ausser Ruhe (s.o.).
Wir wenden uns nun Richtung Süden, kommen vorbei am Löwenhain-Garten (Shizi Lin, E=RMB 30), mittlerweile auch Weltkulturerbe, aber dessen schönen Steinformationen haben wir früher schon einmal besichtigt und so gehen wir einfach weiter bis zur Fussgängerzone / zum Einkaufviertel (Guanqian Jie).
Auch hier herrscht Feiertagsstimmung bzw. Gedränge. Wir schauen kurz am Tempel des Mysteriums (E=RMB 10) vorbei und besuchen zum Abschluss noch die Zwillingspagode(Shuang Ta Yuan) (E=RMB 8).
Hier stehen nur noch die beiden Pagoden und auch die können nur von aussen besichtigt werden, vom ehemaligen Tempel sind nur noch Säulenreste erhalten.
Wir machen uns auf den Rückweg und gehen diesmal die Pingjiang Lu - Suzhous zweite 'Partymeile' - entlang.
Auch hier stechen uns, wie gestern schon in der Shantang Jie die bestens renovierten Toilettenanlagen ins Auge. Als wir aber dann sehen, wie eine der Anwohnerinnen traditionellen Holzkübel ausleert (=Tag&Nacht-Topf) werden wir doch etwas nachdenklich. Offensichtlich wurde hier nur die erste Gebäude-Zeile direkt am Fluss saniert, in den Häusern dahinter herrschen noch die selben Zustände wie vor 150 Jahren. Ist das auch der Grund dafür, warum diese Sänfte nur mit einem 'Fahrradschloss' gesichert war
und sie eigentlich nur auf ihren nächsten Einsatz wartet?
So langsam setzt die Dämmerung ein, wir gehen zum Hotel zurück und kommen dabei wieder einmal an einer dieser pavillionartigen Busstationen vorbei,
an der wir uns dann morgen bei hoffentlich weniger Wartenden auch anstellen dürfen.
Ho(s)tel: 7 Days Inn, Suzhou
Pagoden, Parks und Tempel - Teil 2
02.05.2012
Tagesziel: Suzhou Bus 20 Km, 9 Std Stadtbesichtigung
Wetter: Hochnebel bis sonnig, >25°
Heute fahren wir erst einmal für RMB 1 mit dem Bus Y5 30Minuten lang Richtung Süden quer durch die Stadt bis zur Pan Tor (Panmen) Scenic Area (E=RMB 40). Eingebettet in einen schönen Park mit Seen, einem kleinen Wasserfall und den obligatorischen Pavillons
ist hier eine um 1004 errichteten Pagode, die Ruiguan Ta (E=RMB 6 für Aufsteiger).
Aber auch die beiden Tempel im Park bieten Sehenswertes,
im Drum-Tower des Buddha Tempels findet man diese 900 Jahre alte grosse Trommel
hier ist das Berühren verboten, dafür darf im gegenüberliegenden Bell-Tower die grosse Glocke gegen RMB 6 3 mal angeschlagen werden.
In einer Halle des Premier Wu Zixu Memorial Tempels finden regelmässig ca. 10 minütige Aufführungen teils aus dem Repertoire der Shanghai Oper (Hu Ju) = eine gemässigte Form der Peking Oper, teils aus dem der Suzhou Oper (Ping Tan) = Balladen, traditionelle Erzählkunst statt (Eintritt im Ticketpreis bereits enthalten).
Aber dieser Park hat noch viel mehr zu bieten. Das Pan Tor ist das einzige noch erhaltene Land-und-Wasser -Tor Chinas.
Dieses Tor aus dem Jahr 1355 überspannt als doppelwandiges Wassertor einen Kanal mit Schleuse und Winde und ist zugleich als Landtor Teil der Stadtmauer, die hier auf weitere 300m restauriert wurde.
Und dann ist da noch diese originale, 600 kg schwere venezianische Gondel,
die Suzhou im Rahmen einer seit 1980 bestehenden Städtepartnerschaft von der Stadt Venedig im Jahr 2008 geschenkt wurde.
Wenn das nicht der Beweis für 'Suzhou, Venedig des Osten' ist.....
Genug der Ruhe im Park, wir brauchen jetzt etwas Strassenlärm, hupende Autos und Mopeds, also wenden wir uns jetzt Richtung Norden und gehen erst einmal zum Konfuzius Tempel mit seinem neu renovierten Hauptgebäude.
Drinnen sind ein paar neuere schöne Tempelbilder zu sehen, grosse Trommeln und traditionelle Musikinstrumente, während draussen in der Aussenanlage fast versteckt die wahren Kunstwerke liegen:
Auf Stelen die während der Song Dynastie (1137-1279) eingraviert wurden findet man bestens erhalten:
eine Astronomische Karte von 1190, ein Stadtplan Suzhous von 1229 - die (Innen-)Stadt sieht heute auch nicht viel anders aus und einen Stammbaum der verschiedenen Dynastien (Herrscherhäuser) seit Qin (229v. Chr.).
Wir gehen weiter zum Canglang Ting Garten,
einem der ältesten Gärten Suzhous (E=RMB 20) und dann noch kurz zum Garten des Meisters der Netze (Wangshi Yuan, E= RMB 30) der ebenfalls als Weltkulturerbe eingestuft wurde.
Auf dem Weg Richtung Hotel kommen wir nochmals an der Fussgängerzone Guanqian Jie vorbei, in der heute viel weniger Gedränge herrscht als gestern. Von dort geht es mit dem Bus zum Bahnhof, wo wir uns unser morgiges Ticket nach Shanghai kaufen und von da den restlichen km zu Fuss ins Hotel.
Ho(s)tel: 7 Days Inn, Suzhou
Morgens Suzhou, ab Spätnachmittags Shanghai
03.05.2012
Tagesziel: Shanghai Bus Km 20
Wetter: heiter, >20°
Bevor wir heute das Suzhou Museum besuchen, lassen wir uns vom Bus Y5 für RMB 1 erst mal 50 Minuten lang durch die Stadt fahren. Die Linie Y5 fährt auf einer gegenläufigen Rundstrecke durch die Stadt. Über die Südroute wären es nur 4 Stationen zum Museum, also 'Gehentfernung', wir sind ja am Dienstag schon einmal zu Fuss dort gewesen, daher wählen wir die Nordroute, die uns durch ein paar Stadtteile bringt, die wir bisher noch nicht gesehen haben - einmal gesehen reicht hier auch.
Am Museum angekommen ist von Warteschlangen nichts zu sehen, wir holen uns ein Gratisticket ab und gehen erst einmal in den Aussenbereich
um uns zumindest die Rückseite des von I.M. Pei entworfenen Gebäudes mit seinen geraden Linien, seinem kleinen See und seinem Bambushain (der Bambus hier ist Unterarm dick) näher anzusehen (die Vorderseite ist leider durch eine hohe Mauer geschützt).
Innen im Museum kann man alles finden, was mit Kunst im weitesten Sinne zu tun hat, von zeitgenössischer Malerei bis zum Neolithischen Faustkeil. Hier ein paar der Exponate die uns besonders aufgefallen sind:
doppelseitige Seidenstickerei
Elfenbeinschnitzerei,
ein ganzer Mammut Zahn zu buntem Dorfleben verarbeitet
Teller aus der Ming Zeit
die 'gute Stube' einer reichen Familie
Chinas am besten erhaltene alte Opernbühne, etwa 17Jh.
Zusätzlich waren im Untergeschoss im Rahmen einer Schnupftabackdosen-Ausstellung über 400 Exponate, hergestellt aus den unterschiedlichsten Materialien wie Jade, Lack, Silber, Halbedelsteine, von innen bemalte Glasflaschen etc. zu bewundern. Leider müssen wir nach 3 Stunden unseren Museumsbesuch abbrechen, eigentlich hätten wir noch gut 1-2 Stunden benötigt, aber wir müssen mit dem Bus zurück zum Hotel, Gepäck holen und zum Bahnhof gehen. Um 16:17 verlassen wir Suzhou mit dem Ziel Shanghai und sind gespannt darauf, was diese Stadt diesmal neues für uns zu bieten hat.
Aufbruch: | 10.04.2012 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | 10.08.2012 |
Vereinigte Arabische Emirate
China