middle east - Jordanien und Israel (hm, nicht wirklich)
Amman - Jerash - Totes Meer
Sonntag, 11.11.2012, 10.00 Uhr. Bleischwer sind meine Augenlider, ich bin ultra-müde, aber es geht los ! H. ist da, erzählt, er habe gerade mal 45 Minuten geschlafen, seit er mich hier in den frühen Morgenstunden abgesetzt hat, aber er würde beim Autofahren niemals einschlafen. "Dein Wort in Allah´s Gehörgang !" Wir beginnen mit der Citytour Amman, wobei ich als erstes einen Geldautomaten brauche und H. als erstes einen Kaffee. Im Nobelviertel Abdoun finden wir beides unmittelbar nebeneinander: Geldautomat und Café für coffee-to-go. In Jordanien gibt es im übrigen alles: Mc Donald´s, Starbucks, Carrefour-Supermärkte und IKEA ist im Bau.
Amman ist - wie Rom - eine Stadt auf 7 Hügeln und die Verkehrsführung ist bestimmt durch große Kreisverkehre, 7 an der Zahl. Seit 1948 ist Amman durch den Zuzug von Palästinensern stark gewachsen und erstreckt sich heute über 19 Hügel. Die Ursprünge Ammans gehen auf biblische Zeiten zurück. Sie wurde u.a. von Alexander dem Großen erobert und später von Ptolemäus und hiess dann für 900 Jahre Philadelphia. Römische Kaiser wie Trajan und Mark Aurel, sie alle waren irgendwann hier. Aus der Zeit Trajans stammt die Zitadelle, das Amphitheater und Forum. Ab 635 nach Christus hatten die Araber Amman erobert und gründeten den Omayyadenpalast, der noch heute die Zitadelle bestimmt. Die Häuser heute in Amman sind alle weiss, bzw. beige und meist aus Kalkstein gebaut. Das muss so sein, alles andere würde den Gesamteindruck stören und ist auch so gesetzlich vorgegeben. In der Altstadt gibt es natürlich enge Gassen, aber ansonsten ist Amman eine moderne City. Als erstes besichtige ich die alte Zitadelle mit einem Wahnsinnsblick auf ganz Amman und das Amphitheater.
Über Amman weht eine beeindruckend riesige jordanische Flagge an einem 124 m hohen Fahnenmast. Sieht echt toll aus und es gibt sogar noch eine 2. im Land: In Aqaba.
Todmüde Sabine mit Brille, weil die Augen so müde sind, dass Kontaktlinsen sofort wieder herausfallen würden. Aber der kühle Wind und der Blick auf das wunderschöne Amman halten mich wach.
Ganz Jordanien ist durch alle möglichen Epochen und Stilrichtungen gegangen, von nabatäisch bis griechisch und heute ist´s haschemitisch.
Wir wollen nun Amman verlassen und nordwärts nach Jerash fahren. Ist nicht weit weg, ca. 40 KM, aber H. und ich sind uns einig: Ohne Koffein-Doping geht es nicht weiter ! Also coffee-to-drive besorgen und die Hügel von Amman wieder herunterrollen. Unterwegs zeigt H. auf ursprünglich palästeninensische Flüchtlingsdörfer, die heute jedoch ganz normale jordanische Siedlungen sind und die Bewohner haben heute auch alle einen jordanischen Pass. Interessant ist, dass die Flagge Jordaniens sich bis heute nur durch den weissen Stern im roten Dreieck von der palästinensischen Flagge unterscheidet. H., mein Fahrer, ist zwar gebürtiger Kuwaiti, aber er spricht von Israel niemals als Israel, für ihn ist das Palästina und zwar das gesamte Gebiet ohne Ausnahme. OK !?
Jordanien hat Öl ! Nein, kein Erdöl. Olivenöl ! Jetzt gerade ist Erntezeit und an der Strasse nach Jerash befinden sich viele Verkaufsstände für Oliven und/oder Olivenöl. Oliven sind fester Bestandteil einer arabischen bzw. jordanischen Mahlzeit, was mich freut, weil ich Oliven gerne essen mag und sie so futtern kann, wie andere Leute Kuchen. Damit schocke ich gerne meine Kollegen, die nur verständnislos den Kopf schütteln, wenn ich mich nachmittags über ein ganzes Glas Oliven hermache, während die sich Käsekuchen reinschaufeln...
Autobahn nach Jerash, stoppen am Strassenrand für Oliveneinkauf trotzdem jederzeit möglich. Und noch etwas ist im saisonalen Angebot und ebenfalls für mich ein kulinarisches Highlight: Granatäpfel.
Syrien ist weniger als 20 KM entfernt. Von den Lagern syrischer Bürgerkriegsflüchtlinge bekomme ich allerdings nichts zu sehen. H. erzählt aber, dass er die Lage in Syrien und auch im Libanon sehr bedauert, denn beide Länder seien absolut grossartig und sehenswert, was ich ihm auf´s Wort glaube. Mit Reisen in beide Länder hatte auch ich bereits geliebäugelt, nur jetzt sind beide leider (mal wieder) no-go.
Eigentlich hätte ich hier - durch den Hadrians Palast - eine 2-stündige Führung haben können, aber es giesst in Strömen, daher verzichte ich auf den local guide und mache einen Schnelldurchlauf, der allerdings trotzdem fast 2 Stunden dauert, denn irgendwann ist es ja völlig egal, wie nass ich bin. Ist doch nur Wasser ! Was genau ich hier alles betrachte, lese ich später nach. Kommt mit auf den Schnelldurchlauf durch Jerash !
Schietwetter in Jerash, aber Wasser in den Jordan ! Sehr wichtig, hier !!! Wichtiger als mein nasses Pudel-Dasein...
Römische Wagenrennen à là Ben Hur machen sie hier manchmal für die Touris, natürlich nicht bei Mistwetter.
Auch gesehen: Artemis-Tempel, sowie diverse weitere antike Trümmer. Ich stell´mir nur vor, wie die das alles hier ausgegraben haben und Archäologen da immer so mit Pinseln und Zahnbürsten an den Steinen herumschrubben. Für mich schon eine skurrile Vorstellung, denn ich Grobmotoriker wäre da so mit Baggern vorgegangen.
Ergebnis der Besichtigung: Total cool ! Mir hat´s gefallen. Cool ist mir allerdings jetzt auch (und nass). "Hast Du Hunger ?" H. liest meine Gedanken ! Aber sowas von hungrig bin ich !
Normalerweise lässt H. seine Touris in irgendeinem Touri-Restaurant allein zurück. Denn die sind ja normalerweise mindestens zu zweit unterwegs. Ich hätte auch kein Problem damit, ganz allein irgendwo zu speisen, aber da habe ich meinen "Chef" H. falsch eingeschätzt: Wir gehen zusammen essen und er bestellt. Ich hatte ja behauptet, Hunger zu haben, also bestellt er ein Riesen-Mahl mit Meze (Vorspeisen), Suppe, Salat und Hauptspeisen. Es schmeckt hammer-lecker, ist aber viel zuviel ! Gewöhnungsbedürftig ist, dass wir uns von mehr-oder-weniger gemeinsamen Tellern bedienen, Hygiene-Freaks kriegen da wohl die Krise. Ich kenne das und bin sehr schmerzfrei, was so etwas angeht. Außerdem ist mir H. ja sehr sympathisch und dann kann ich mit ihm auch von "einem Tellerchen essen und aus einem Becherchen" trinken. Nein, Quatsch, jetzt geht die Fantasie mit mir durch ! Essen in Jordanien entspricht den weltweiten Normen, so.
Endziel des Tages ist das Tote Meer. Dafür müssen wir uns wieder einmal durch Amman durchquälen und stehen spätnachmittags auch hier und da im Stau auf der Stadtautobahn. Nachdem wir die Stadtgrenzen verlassen haben und freie Bahn, heizt H. die südlichen Hügel Ammans herunter. Er hat es verständlicherweise eilig, denn er muss heute Abend wieder zurück nach Hause und hat einen perfekten Grund dafür: Eine 7 Tage junge super-süsse kleine Tochter namens Jena oder Djena oder Jeenah oder Gina, jedenfalls ein perfektes kleines Girl, das laut seinen Erzählungen ziemlich laut schreien kann. Fotos der Kleinen habe ich gesehen: Sie ist der Hammer ! Soo niedlich !
Das Tote Meer ist nicht die Karibik ! Strand/Ufer sieht schlechter aus als Baggersee. Die Luft ist der Hammer ! Salzhaltig und super-gesund, das Feeling atmet man hier praktisch schon ein. Neurodermitis ? Praktisch zum Vergessen. Asthma ? Diese Luft ist heilsam, das merkt man auch, wenn man nichts dergleichen - Gott-sei-Dank, hat...
Buchstäblich gibt es nichts drumherum, kein entertainment, kein shopping. Die Hotelanlagen sind weit auseinander gelegen und die Zugänge zu den Stränden sehen hier überall so aus.
Heute abend wollte ich nicht mehr ins Tote Meer einsteigen, dafür aber morgen früh. Einen kleinen Versuch wollte ich jedoch wagen. 33 % Salzgehalt, so what ? Ich hatte einen kleinen Kratzer an einem Finger und eine kleine Blase an einem Fuss. Kein Problem: Ich wate mal da hinein und halte meine Hand rein, um anschliessend das Salz von meinen Fingern zu schlecken. Aua ! Das brennt aber gewaltig ! Ich dachte immer, die Nordsee wäre extrem salzhaltig, aber 33 % sind 33 %. Unglaublich. Brennt wie Hölle. Da gehe ich morgen früh auch nicht rein !
Ich bin soooo platt, ich kann nicht mehr... Abendessen ? Nö, selbst dafür bin ich zu müde, mir fallen die Augen zu. Die Lichter da, das ist Jericho. Ich wollte noch mein Stativ aufbauen, aber nö.
Aufbruch: | 10.11.2012 |
Dauer: | 7 Tage |
Heimkehr: | 16.11.2012 |