Geschichten von Unterwegs
Portomarin nach Airexe
18km - insgesamt 67923 Schritte
Carina:
Die Nacht mit 128 fremden Menschen verbrach. Ein großer Raum, Bett an Bett und kein Fenster... Soll ich da noch was zu sagen?
Um 7 Uhr ist wieder Aufstehen angesagt. Gut die Hälfte der Leute hat sich schon im Dunkeln rausgeschlichen... Noch nen Jacobs und ne schnelle Zigarette. Es ist noch fast dunkel, aber los gehts. Zur Abwechslung heut mal nur bergauf. Noch immer ist die Sonne nicht zu sehen, aber mir steht bereits der Schweiß auf der Stirn. Rüstige Rentner, weiße Socken bis zu den Knien, in jeder Hand einen Trekkingstock maschieren mit strammen Waden im Laufschritt an mir vorbei. Dem ersten blicke ich verwundert nach, doch dann überholt mich der Nächste...und noch einer und noch zwei...und irgendwann höre ich auf zu zählen. Denn ich überhole hier niemanden. Ich stell mir vor hinter dem nächsten Berg wartet bestimmt eine ganzes Sanitätsteam mit Sauerstoffzelt auf die armen Rentner. Leider hab ich es nicht gesehen als ich über den nächsten Berg blicken konnte...nur noch mehr Berge. So latsche ich weiter und weiter. Versuche einen fuß vor den anderen zu setzten. Das macht mir echt kein Spaß, brauche Musik, also Handy raus und Kopfhörer rein. Nach ein paar richtig schönen "Herzschmerz-Liedern" bin ich langsam aufs Leiden eingestimmt und quäle mich weiter über die Berge... Bis zu Schritt 52748 - irgendwas sticht ganz ganz böse in meinem Knie. Musikmäßig bin ich mittlerweile bei deutschen Schlagern angekommen (ja so groß ist meine Verzweiflung) aber auch das hilft jetzt nicht mehr. Jeder Schritt tut höllisch weh. Zum Glück treffen wir unterwegs die beiden netten Mädels wieder (treffen die beiden seit dem Flughafen mehrmals täglich - ist echt witzig) und ich kriege von Mariechen gleich einen dicken Verband verpasst. Jetzt ist halt "Humpel-Latschen" angesagt. So schlepp ich mich weiter bis Airexe und super, die Herberge ist voll. Kann so echt keinen Schritt mehr weiter. Durch Zufall entdecken wir eine kleine Pension und können uns nun Besitzer eines eigenen Zimmers nennen. Geile Sache. Den Abend verbringen wir mit den Mädels und Bier.
Birgit:
So, nach dem ich meine Rucksack erleichtert habe und verschiedene Dinge an einer Pilgerstätte zurück gelassen habe, ist mein Rucksack leider immer noch nicht leichter geworden. Aber egal, rauf damit, Augen zu und los. Wir laufen und schleppen uns mehr oder weniger dahin..Carina hält übrigens ganz toll mit, hätt ich nicht erwartet..so endlich vor den Toren...grins..Treppen von Portomarin angekommen...wir schleppen uns die unendlichen Stufen hinauf, völlig entkräftet...aber jetzt ein schönes Zimmer suchen, duschen und relaxen...denkste, wieder kein Zimmer mehr frei, also zur staatl. Herberge...
ohmeingott!!!!!! dort schlafen mit uns noch 128 Menschen...
Männer über mir..Männer neben mir, vor mir und hinter mir...ich danke dem Erfinder der Ohropax....23Uhr wirds dunkel...Licht wird abgeschaltet...muss aber mal zum WC...dort merke ich, falsche Schuhe an...Mist..Fusspilz brauche ich jetzt nicht auch noch
nach einer kurzen Nacht, gibt es wieder mei Ritual, wie jeden Morgen...Kopf unters kalte Wasser..Jocobskrönung ohne Milch...Füsse und Schultern dick eincremen und dann geht es wieder los...wir kämpfen uns km für km vorwärts und diese "Pilgerbetrüger" rennen mit aufgeschnallten ""Abendtäschen" an uns vorbei...lassen sich ihr Gepäck für 3€ voraus bringen!!!klar das die ihren Riesenfön mithaben und die Muse besitzen, sich um 6Uhr die Augenbrauen zu zupfen..bin einfach abends froh sauber und geduscht zu sein, um den Rest kümmer ich mich im Urlaub...
so Kaffeepause und froh weiter...da passierts...Carina spürt einen heftigen Stich im Knie und von da an geht es nur noch im Schildkrötentempo weiter...Marie und Linda...kennt ihr ja schon von Carina, begengneten uns zur rechten Zeit...Marie hat Carina gleich verarztet..ist übrigens Hebamme
so gehts in Zeitlupe weiter nach Airexe...Herberge wieder voll aber eine Pension entdeckt...Doppelzimmer für uns alleine...Carina duscht und ich bin am Schreiben, als vom Nebenzimmer eindeutige Geräusche von einem Mann kommen, nimmt kein Ende...grins..nur von einer Frau ist nichts zu hörenerzähle es Carina, aber die meinte, es könnte ja sein das er nur seine Wunden versorgt hat und vor Schmerz geschrien hat...lachmichweg:))))
ganz idyllisch lassen wir den Abend nun in der kl. Dorfkneipe ausklingen, wo uns dieser Mann begegnete und erzählte wie er vor Schmerzen leidet...mmmhhh naja da hab ich wohl den Klang der Schreie nicht so richtig unterscheiden können...grins
Aufbruch: | 09.09.2012 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 29.09.2012 |
Portugal
Gibraltar
Marokko