Norwegen-Lofoten-Trekking

Reisezeit: August / September 2012  |  von Peter W,

Neuanfang

Tag 8: Neuanfang:

Um 10 Uhr sind wir los. Die haben mich dann kurz vor Ramberg rausgelassen. Bin dann erstmal 17 km die Strasse entlang gelatscht. Hatte trotzdem eine sehr schöne Aussicht und das Wetter wurde wieder besser. Danach bin ich 17 km einen Wanderweg gefolgt bis ich mir dann ein Plätzchen zum schlafen gesucht habe. Insgesamt bin ich an dem Tag ungefähr 10 Stunden gewandert. Hatte aber einige Pausen gemacht und die Landschaft bisschen genossen. Ehrlich gesagt, war das einer der eher chilligeren Tage ohne Probleme. Glücklich über die Entscheidung doch geblieben zu sein bin ich dann gegen 10 ins Bett. Ich hatte ja keine Ahnung was noch alles kommt.

Tag 9: Die Nacht:

Wieder mal hat es die ganze Nacht geregnet, was auf den Lofoten nicht sonderlich verwunderlich ist. Da es nicht so kräftig geregnet hat, kam nichts durch mein Zelt und ich konnte im trockenen schlafen. Anscheinend nichts besonderes. Aber mittlerweile habe ich einen trockenen Schlafsack schätzen gelernt. Ehrlich. Beim trekken ist es das schönste was es gibt in einem trockenen warmen Schlafsack zu pennen!

Ich habe so gut geschlafen, dass ich sogar anfing zu träumen. An diesen Traum erinnere ich mich noch genau. Ich träumte von einem Boot in Form meines Schlafsackes. Mit diesem bin ich dann durch das Meer geglitten, die Sonne schien mir ins Gesicht und ich weilte in einem Zustand der Glückseligkeit. Plötzlich riss der Schlafsack auf und Wasser strömte ins Boot hinein. Schlagartig wurde mir kalt und alles fühlte sich so nass an. Sogar mein Kopf wurde nass und kalt obwohl das leck an einer anderen Stelle lag. Ich versuchte das Leck zu stopfen. Es klappte. Das Wasser verschwand, doch nicht das Gefühl von nässe und kälte. Da wurde mir plötzlich klar was passiert ist. Ich riss die Augen auf und schaute mich um. Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Da floss mir nichts dir nichts ein Bach durch mein Zelt. Überall Wasser! Schnell schlüpfte ich aus dem Schlafsack, packte ihn in die Hülle, und legte ihn dann über meine Schulter auf den Rücken, um zu verhindern, dass er noch nasser wird als er ohnehin schon war. Als nächstes musste ich meinen Rucksack retten in dem meine Kameras und Portmonaie sowie mein Reisepass drin waren. Ich öffnete das Zelt und legte den Rucksack auf meinen Regenmantel und umhüllte in anschließend damit. Schnell erkannte ich das der Rest eigentlich verloren war und so konnte ich ein bisschen ruhiger an die Sache rangehen. Ich packte Iso-Matte und Zelt zusammen und machte mich auf den Weg. Im nachhinein muss man sagen , dass ich sehr gut reagiert habe. Ich bin ruhig geblieben und hab das beste aus der extremen Situation gemacht. Vielleicht ein Verdienst meiner früheren Pokerkarriere!

Zumindest fiel es mir an diesem morgen leicht aus dem Schlafsack zu schlüpfen! Ich glaub einer der schlimmsten Sachen ist es am Morgen vom Warmen ins Kalte, Nasse überzugehen. Im Schlafsack ist es schön mupfelig warm und dann machst du ihn auf und der kalte Wind kommt an deine Haut. Zum allen Überfluss musst du dann noch in die meist nassen Sachen rein und auch die Schuhe könnten wärmer sein. Nachdem du gepackt hast und 10 Minuten unterwegs bist, ist das alles natürlich vergessen. Aber du musst akzeptieren, dass das dein Morgen ist. Tag für Tag!

Da meine Sachen komplett nass waren und es immer noch geregnet hat, musste ich meine Route ändern. So richtig trocken habe ich die Sachen bis zum Abend nicht mehr bekommen, obwohl ich verzweifelt nach einer Möglichkeit gesucht habe. Etwas trocken wurden sie, als ich in einer Postkastenhütte mir was zu Essen gemacht habe und dort ein kleines Päuschen eingelegt habe. Mein Ziel war nun ein Strand ungefähr 35 km von meinem morgendlichen Standort.

Das letzte Bild zeigt den Ort, wo ich halt hinwollte. Kurz nachdem ich dieses Foto geschossen habe, hat es angefangen zu regnen und kurz darauf sogar zu stürmen. Nach 5 Minuten im Zelt wusste ich, dass das nichts wird. Aber packen konnte ich nicht, da es langsam dunkel wurde und es stark geregnet hat. Also rein in den Schlafsack, der wie immer nass war und auf einer nassen Iso-Matte lag, die wiederum auf einem nassen Zeltboden lag. Teufelskreis! Mit der Hoffnung den Schlafsack trocken schlafen zu können wollte ich einschlafen. Doch der Sturm machte mir einen Strich durch die Rechnung. Der Wind war so stark , dass ohne meine Unterstützung die angebrochene Stange auf jeden Fall wieder kaputtgehen würde. Also was blieb mir anderes übrig als die Stange festzuhalten. Da ich nach 10 Stunden wandern noch topfit war , fiel mir nichts leichter als das! Ich bin die ganze Zeit eingenickt und bei jedem lauteren Windstoß aufgesprungen um die Stange festzuhalten. Hinzu kam, das es so stark regnete, das der Regen durch das Zelt tropfte. Nach einer Stunde erkannte ich den ernst der Lage und hab mich schon mal auf das schlimmste vorbereitet. Alle möglichen Sachen, sprich Jacke, Hose etc habe ich auf den Schlafsack gelegt um den Schaden so minimal wie möglich zu halten. Dennoch wurde er nass und ich lag immer verkrüppelter am Rande des Zeltes und habe versucht mich nicht zu bewegen um nicht alles noch schlimmer zu machen. Ich war bereit jeden Moment aufzustehen, mich anzuziehen und im Kreis zu laufen um warm zu bleiben. Irgendwie, fragt mich nicht wie , habe ich es bis 6 Uhr morgens ausgehalten und konnte dann ein wenig pennen, da es aufgehört hatte zu regnen. Alles war nass und ich war mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee war , da ich Angst hatte durch meine Erschöpfung nicht mehr aufzuwachen obwohl ich langsam unterkühle.

Nach 2 Stunden Schlaf hieß es wieder: Raus aus dem Schlafsack rein in die nassen Sachen, einpacken, essen und weiter geht es!

Tag 10: Das Haus am See:

Ich war so extrem fertig, dass ich keine Lust mehr hatte weiter zu gehen. Aber was blieb mir anderes übrig. Ich hatte immernoch das Problem des nassen Schlafsackes und Co. Ich musste unbedingt ein Campingplatz auffinden, da es wieder angefangen hat zu regnen. Zum ersten mal hatte ich ein Gefühl von Wut in mir. Aber es musste halt weiter gehen. Also folgte ich dem Weg zurück zur Strasse. Nach ca. 3 Stunden konnte ich wiedermal meinen Augen nicht trauen. Ein Haus! Da stand ein Haus mitten im nirgendwo an irgendeinem See und es war nicht abgeschlossen. Es war für jedermann. Gott sei Dank. Drinnen habe ich mir etwas zu Essen gemacht alle Sachen aufgehangen, damit sie trocknen konnten und dann rein in den Schlafsack. Die ersten Stunden waren nicht sehr angenehm, da er erstmal trocken musste. Nach 6 Stunden konnte ich aber schlafen und es war ein unglaubliches Gefühl! Vor allem die Freude auf die trockenen Sachen, die ich am nächsten Tag anziehen könnte, brachten mir einen sehr tiefen, erholsamen Schlaf.

© Peter W,, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Zwei Wochen durch die Wildnis mit dem Zelt unterwegs
Details:
Aufbruch: 27.08.2012
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 13.09.2012
Reiseziele: Norwegen
Der Autor
 
Peter W, berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.