Auf Buddhas Pfaden: "You travel, you rich, you pay!"
Delhi und Rückflug: Nachtrag: Der „Gratis“-Flug
Gebucht hatte ich für 602,80 € einen Flug mit Finnair von Frankfurt mit Umsteigen in Helsinki nach Delhi. Abflug Montag morgens ca. 6 Uhr. Ich bin also mit dem "Schönen Wochenende" am Sonntag aus München angereist, habe im Bahnhofsviertel ein paar Stunden in einer Kneipe ("Mosel Eck", besser: Spelunke mit Charme) mit einigen Originalen verbracht. Der alterndende schwule "Bartender" allein war schon eine Schau. Als "Kind der Siebziger" bin ich mit nur drei Fernsehprogrammen und der großen Samstagsshow aufgewachsen (Thööööölke, Peter Frankenfeld, Hans-Joachim Kulenkampff, Blauer Bock und so). Es mußte also ein "Bembel" her - Sorry, liebe Hesse': Äppelwoi ist ein widerliches Gesöff!
Mit einer der letzten S-Bahnen zum Flughafen und auf einer der Schalen, die man auch mit viel Wohlwollen nicht als "bequeme Sitzgelegenheiten" bezeichnen könnte, niedergebettet. Finnair fliegt von Terminal 3, das man mit einem Monorail (ohne Fahrer) erreicht. Mein Fuß war inzwischen schön schnmerzhaft. Um ca. 4.40 Uhr war mein Flug nicht angeschrieben, kein Schalter offen. Die ex-DDRlerin am Infoschalter war nett und kompetent, etwas, daß man von der Dame am kurz nach 5 geöffneten Finnair-Schalter nicht sagen konnte. Nachdem sie (ich war der einzige Kunde) gut 15 Minuten versuchte ihrem Computer meinen Namen beizubringen, stellte sich heraus, daß der Flug nach Helsinki "gecancelled" war (anrufen in irgendeiner Zentrale konnte sie in der Früh nicht.) Nach weiteren 20 Minuten stellte sich heraus, daß man mich auf den Direktflug von Lufthansa nach Delhi (Abflug 14 Uhr, Ankunft 3 Stunden später als geplant).
Also zurück Terminal 1, bei LH einchecken. Bis etwa 10 Uhr war ich zu Tode gelangweilt, mein Fuß schmerzte extrem und die Sessel nicht mehr auzuhalten. Für einen Essensgutschein und zwei Stunden in der Lounge hätte ich Finnair ja verziehen. Die verständnisvolle LH-Dame erklärte sich nicht für zuständig, also wieder über drei Rolltreppen und den Monorail zum Terminal 3 (Scheiß Fuß!). Dieselbe Finnair-Dame mit unhöflich sehr freundlich beschrieben. Endergebnis: Holzbankpassagiere kommen in FFM keinesfalls in die Lounge und bei Burger King können sie sich auf eigene Kosten internationale Cuisine kaufen.
Netterweise hatten sich ein paar Jahre zuvor die "überbezahlten brüsseler EU-Bürokraten," die "Fluggastrechte" ausgedacht, was die Flughafenverwaltung auf Plakaten bekanntmachte.
Das Prozedere ist wie folgt. 1) schriftliche Beschwerde an die Airline, 2) falls nach 14 Tagen nicht bearbeitet, schriftlich auf Formular an die Aufsichtsbehörde (in Deutschland Luftfahrtbundesamt in Braunschweig), Kopie an Airline. Also ab ins Internetcafe (3€ für 20 Minuten), Finnair-Seite suchen und "Beschwerdeformular" abschicken.
Ich greife nun vor. Drei Wochen später - ich war in Kathmandu - hatte ich immer noch nichts gehört. Die eMail war im Nirvana verschwunden. Nun ist es in K. nicht unbedingt einfach ein Internetcafe zu finden, in dem der Drucker für zwei Mal sechs Seiten Formular taugt. Standardbetriebssystem auf dem ganzen Subkontinent ist auch heute noch Windows 98, das hatte nämlich noch keinen Kopierschutz! (Und so ein 56k-Modem ist auch was Feines!) Es ergab sich nun das Problem sich bei Finnair schriftlich zu beschwerden. Ich lernte die Wichtigkeit der deutschen Impressumspflicht zu verstehen. Kurz gesagt, weder auf der deutschen noch der englischen Internetpräsenz von Finnair fand sich irgendwo eine Postadresse! Nur überteuerte Hotline-Nummern und besagtes eMail-Formular. Nach etwa 20 Minuten entdeckte ich die Anschrift des Frachtabteilungs-Hauptquartiers am Flughafen Helsinki.
Luftpostbriefumschläge kaufen. Die haben aber wie in allen tropischen Ländern keinen Gummi, also Klebstoff auftreiben. Dann das Hauptpostamt am anderen Ende der Stadt finden (Fuß wieder extrem schmerzhaft), weil Feiertag war nur ein Sonderschalter geöffnet, der aber netterweise Einschreibbriefe annahm. Tagesergebnis: Zwei Briefe versenden: 6 Stunden rummachen.
Zwei Monate nach meiner Rückkehr hatte ich weder vom LBA noch Finnair gehört. Also Mahnungen, dabei stellt sich heraus, daß die Finnair-Hotline nur vormittags besetzt ist, die frankfurter Repräsentanz steht nicht im Telephonbuch, es scheint auch keine Postadresse zu geben (nur via Fraport). [Anm.: [verweis=http://www.finnair.com/DE/DE/customer-care?&TOPIC=FPRO¤tPageSite=MEMBER]2013 immer noch unverändert[/verweis]. Servicenummern jetzt 2,96-3,12 €.]
Wiederum Wochen später aus Braunschweig ein Schrieb, daß ich wohl ein berechtigtes Anliegen hätte, man werde es an die Finnair weiterreichen. Inzwischen versuche ich zwei Mal bei der Hotline (nur € 1,80 / Minute) - inzwischen war ich auf die mir zustehenden € 600 wirklich scharf - etwas zu erreichen (Problemkennummer angeben, "nein, die Mail haben wir nicht bekommen" und alle anderen Abwimmel-Negertricks ...) Nachricht von der Post, daß beide Einschreiber aus Kathmandu nachweisbar zugestellt sind. Zwichendurch kommt ein weiterer 08/15-Brief aus Braunschweig.
Extrem frustriert fand ich dann zufällig bei google in einem "nur für Airlines"-internen pdf eine Tel.-nr. Frankfurt. Die erreichte Vorzimmerdame ist dann nicht irgendwer, sondern tatsächlich die des Deutschlandchefs. Sie hört sich mein detailliertes Gewinsel über die Schwierigkeiten der Erreichbarkeit an (es ist Freitag Mittag), mit der Bitte ich möchte doch ihrem Chef auf Englisch schreiben, deutsch könne er nicht. Das war dann aber plötzlich nicht mehr nötig. Schon Montag lag ein Brief in Kasten, daß man "kulanterweise" die 600 € zahlen würde. Nicht wundern darf, daß die Überweisung nicht klappte, sondern noch zwei weitere Telephonate erforderte ... Summa sumarum habe ich aber für Frankfurt - Delhi retour ganze 2,80 (+ Porto, Telephon und sehr, sehr viel Nerven) bezahlt.
Aufbruch: | 27.10.2008 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 25.11.2008 |
Nepal