Iran Nordwest-Rundreise im März und April 2013
Sareyn und Tabriz
Honiggläser in einem der typischen Honigläden Sareyns. Sareyn ist berühmt für seinen Bienenhonig aus der Umgebung.
Sareyn, Thermal-Kurort am Fuße des Sabalans
Strahlender Sonnenschein begrüßt uns am Morgen des 1. Aprils in Sareyn. Vom Hotelbalkon kann ich die Stadt schön überblicken. Sareyn ist berühmt für seine Thermalquellen, die aus der Tiefe des Vulkans Sabalan kommen und reich an Schwefel und Kalzium sind. Die Quellen gelten als heilsam besonders gegen Rheuma und Hautkrankheiten und erreichen Temperaturen von bis zu 45°C. Der Name Sareyn ist persisch und bedeutet soviel wie Wasserquellen-Ausfluss. Neben seinen Bädern bietet das Hydro-Therapie-Zentrum Sabalan mehrere Hallenbäder, Saunen, Wannenbäder und Massagen. In den Straßenläden kann man vor allem Handtücher, Badeanzüge und Wasserspielzeug kaufen.
Im Sommer ist der Kurort berühmt für seine heißen Joghurt-Suppen, den Asch-e Dugh, die man in den Imbiss-Stuben essen kann.
In einem der zahlreichen Honigläden kaufen Mehdi und ich frischen Wabenhonig von den Imkern aus der Region. Das Gold des Honigs leuchtet appetitlich in den Gläsern und Honigwaben, die verkaufswirksam in den Shops übereinandergestapelt sind. Ebenso appetitlich liegen buntes Obst und Gemüse in den Kisten vor den Shops aus. Die Gehsteige sind uneben gepflastert und schmal, vor den Shops gibt es breite betonierte Wassergräben, die nur teilweise mit einfachen Stegen überbrückt sind. Ich muss aufpassen, dass ich nicht stolpere. Nach dem Shopping besichtigen wir kurz ein Thermalbad und fahren dann auf der Hauptstraße nach Täbris.
Die kargen hügeligen Steppenlandschaften dehnen sich in gleißendem Sonnenschein zu beiden Seiten der Straße, schneebedeckt leuchten die Gipfel des Sahand-Gebirges in der Ferne, die landschaftlichen Eindrücke verstärken sich beim Anhören der iranischen Popmusik, die in Mehdis Auto dröhnt. Mehdi singt bei vielen Songs mit, seine gute Laune ist immer ansteckend.
Täbris (Tabriz) - El Goli Vergnügungspark
Gegen Mittag erreichen wir die große moderne Industriestadt Täbris, die in gut 1300 m Höhe an den südlichen Ausläufern des Sahand-Gebirges liegt. Die Stadt ist umgeben von rostroten Bergen, die sich kontraststark gegen den tiefblauen weiten Himmel abheben. Täbris wurde oft von Erdbeben heimgesucht, infolgedessen gibt es kaum Baudenkmäler aus den verschiedenen Epochen. Die Stadt ist heute Schwerpunkt des iranischen Maschinen- und Fahrzeugbaus, auch eine Erdölraffinierie wurde gebaut. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der Öffnung der Grenzen zu den nördlichen Nachbarn hat Täbris einen neuen Aufschwung erlebt und ist heute mit ca. 1,5 Mio. Einwohnern die drittgrößte Stadt Irans.
Wir beginnen unsere Besichtigung mit dem am südöstlichen Stadtrand gelegenen Vergnügungspark El-Goli. Wir umrunden ein großes Wasserbecken, um das herum sich Freizeitanlagen, Sitzbänke, Teestuben, Imbisse und kleine Restaurants gruppieren. Ich erfreue mich an der entspannten Atmosphäre und betrachte die vielen Menschen, die an uns vorbei spazieren und Tretboote auf dem Teich fahren. Ein paar besonders Wagemutige brausen sogar mit dem Motorboot um den Pavillon im Zentrum des Parks. Mehdi hat sein Stativ mitgenommen, er macht einen sehr professionellen Eindruck als Photograph. Sobald er das Stativ vor dem Restaurant Pavillon aufstellt, streifen uns die Leute mit neugierigen Blicken. Mehdi stammt aus Schiraz im Süden Irans und ist tief gebräunt, jung, hochgewachsen, gut aussehend. Unter den winterblassen Täbrisern nimmt er sich wie ein südländischer Exot aus. Und ich selbst sehe ja auch fremdländisch aus. Nach Täbris verirren sich nur wenige Touristen aus dem Westen.
Wir essen opulent zu Mittag im Restaurant des zweistöckigen hexagonalen Gebäudes auf der Halbinsel der Anlage. Der ehemalige Sommerpalast wurde im späten 18. Jahrhundert während der Qadjaren-Epoche errichtet und 1970 restauriert. Das Restaurant macht einen sehr gepflegten Eindruck und hat einen erstklassigen Service.
Arabesken auf indigoblauem Fliesengrund. Detail aus der Blauen Moschee (Kabud Moschee) von Täbris, die im 15. Jahrhundert erbaut wurde.
1. April 2013
Innenansicht der Blauen Moschee von Täbris, die wegen ihrer kobaltblauen Fliesen weltberühmt wurde.
1. April 2013
Statue des Dichters Chaqani bei der Blauen Moschee in Täbris. Chaqani war ein berühmter persischer Dichter der Mystik, der im 12. Jahrhundert am Hofe des Schahs von Schirwan lebte.
Die Blaue Moschee in Täbris (Kabud Moschee) und der Dichter Chaqani
Nachdem wir unsere Koffer im Hotel Gostaresh gelassen haben, spazieren wir die Chiaban Imam Khomeini entlang zur berühmten Blauen Moschee von Täbris. Die Sonne brennt vom Himmel, und Mehdi und ich führen ein langes interessantes Gespräch über seinen gescheiterten Versuch, nach Kanada auszuwandern. Ihn macht es traurig, darüber zu reden, verbinden sich bei ihm mit Kanada große zerbrochene Hoffnungen und starke Emotionen. Wie er mir erzählt, versucht er es weiter mit Green Cards nach Kanada, USA, Australien und Neu Seeland.
Das berühmteste Baudenkmal von Täbris ist zweifellos die Blaue Moschee. Sie wurde im Jahr 1465 im Auftrag der Khatun Jan Beygom, der Gattin des damaligen Herrschers Djahan Schahs, errichtet. In jener Zeit war die Moschee wegen ihrer Fliesenverkleidung in Kobaltblau weltberühmt. Die Blaue Moschee ist heute ein Museum. Bei einem Erdbeben im Jahre 1779/80 stürzte der größte Teil des Baus ein. Seit 1973 hat man die Wiederaufbauarbeiten im Wesentlichen abgeschlossen. Die verbliebenen Reste der Originalfliesen in tiefem Kobaltblau zählen zu der ungewöhnlichsten und eindrucksvollsten Farbgebung, die man in iranischen Moscheen finden kann. Im angrenzenden Park trinken wir aus Pappbechern schwarzen Tee und erholen uns. Mich beeindruckt die weiße Statue des persischen Dichters Chaqani (Ali ibn Usman Chaqani Schirvani) mit seinem ausdrucksvollen Gesicht. Chaqani wurde Anfang des 12. Jahrhunderts in Schirwan geboren und starb 1190 in Täbris.
Chaqani war ein bekannter Dichter und Meister der Kasside, der als Sohn einer Zimmermannsfamilie in Melgem nahe Samaxi geboren wurde. Er verlor in jungen Jahren seinen Vater und wurde von seinem Onkel am Hofe der Schirwanschahs großgezogen. Chaqanis Mutter war Christin mit georgischen Wurzeln. Nach langen Reisen und einem Gefängnisaufenthalt lebte Chaqani in Täbris, wo er seinen jungen Sohn, seine Tochter und dann seine Frau verlor. Allein, starb auch Chaqani bald darauf. Er wurde auf dem Dichterfriedhof in Surchab bei Täbris beigesetzt. Wer hätte gedacht, dass dieser bedeutende Dichter ein so trauriges tragisches Ende hatte.
Gegen Abend besuchen wir den großen Bazar von Täbris. Wegen des Feiertags am 1. April sind aber viele Läden im Bazar geschlossen, und schon bald brechen wir die Besichtigung enttäuscht ab.
Allmählich spüre ich große Müdigkeit, und weil wir nicht schon wieder Grillspieße essen wollen, wählen wir zum Abendessen ein Fast-Food Restaurant aus, in dem Mehdi einen Burger und ich Gemüsespaghetti essen. Von den Anstrengungen erschöpft, kann ich die Spaghetti nicht einmal aufessen. Durch das nächtliche Täbris fahren wir mit dem Taxi zurück zum Hotel, wo ich an meine Familie noch ein E-Mail schreibe, endlich die Gelegenheit, einmal das Internet zu nutzen. Das Zimmer ist leider völlig überheizt, es gelingt mir nicht, die Heizung auszuschalten, und so schlafe ich bei geöffnetem Fenster unruhig ein.
Foto mit einem Brunnen, der mit den Gegenständen des altiranischen Neujahrsfestes, Nouruz, den Haft Sin geschmückt ist. Nouruz wird am 21. März im Iran gefeiert.
Aufbruch: | 28.03.2013 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 11.04.2013 |