Sri Lanka - unterwegs auf der "ehrenwerten Insel"
Anuradhapura: Bodhi-Baum
Aber hallo!
Montag, 22.07.2013
"Aber hallo!" ist der Lieblingsspruch unseres Reisebegleiters. Wir sind 11 Reisende aus ganz Deutschland, begleitet von einem einheimischen Reisebegleiter, der längere Zeit in Deutschland gelebt hat, einem Busfahrer und einem "Mädchen für alles", der den Bus sauber hält, die Tür öffnet, den Busfahrer an Engstellen und beim Rückwärtsfahren unterstützt, Tee kocht usw.
Heute geht es zu den Weltkulturerbestätten von Anuradhapura. Nach dem Besuch des Museums sind die meisten von uns angeknockt. Unendlich heiß dort. Die 70 Meter hohe Jetavanarama-Dagoba ist schon beeindruckend, auch wenn dem Ziegelbau die Eleganz weißer Dagobas abgeht. Höhepunkt ist der Besuch des spirituellen Zentrums Sri Lankas, dem Bodhi-Baum. Dieser soll der Ableger eines von Buddha gepflanzten Baumes sein und über 2.000 Jahre alt. Damit ist er der älteste beurkundete Baum, denn von Anfang an gab es Wächter, die beurkundet sind. Wir sind am Vollmondtag dort, einem wichtigen Feiertag. Entsprechend viel ist los. Die Atmosphäre ist trotz des Gedrängels entspannt. Die Menschen freuen sich, dass sie uns an dem Ereignis teilhaben lassen können. Gerade Kinder sind von uns Europäern fasziniert. Wenn ich neben meinen 1,92 Metern und Waschmaschinenbauch auch noch blond wäre, könnte ich mich vor Fans wahrscheinlich überhaupt nicht mehr retten. Aber auch so blicken kleinere Jungs und Mädchen fasziniert zu mir hoch und sprechen mich schüchtern an. Im Gegensatz etwa zu Indien, wo Du pausenlos von allen Seiten "drangsaliert" wirst, sind die Menschen hier (noch?) zurückhaltend. Zurückhaltend sind gottlob auch die Hunde, von denen sehr viele die Tollwut haben sollen. Überhaupt nicht zurückhaltend sind dagegen die Affen, die einem immer wieder begegnen.
Gerne schaue ich dem Treiben eine Weile zu.
Mittags machen wir eine Pause am Pool, bevor es am späteren Nachmittag nach Mihintale geht.
1.843 Stufen geht es insgesamt nach oben, wenn man denn hochkommt. Auf halber Höhe erwartet uns ein großer Platz mit einem Mönchsrefektorium. Ein Mönch rezitiert unablässig heilige Schriften, die bis in die letzte Ecke sehr laut mit Lautsprechern übertragen werden. Zwischendurch klingt es wie "Rhabarber Rhabarber lokale Partei Bremerhaven". Wer oder was damit wohl gemeint ist? Rechter Hand geht es den Berg hoch zu einer weiß gestrichen Dagoba, links zu einer Buddhastatue. Christiane und ich entscheiden uns aber erst einmal für einen Aufstieg auf den Aridhana Gala, den Meditationsfelsen. Wie der zu seinem Namen kam, wird schnell zu einem Rätsel. Da es sich beim gesamten Areal um ein Tempelgelände handelt, haben wir die Schuhe gleich beim Eingang abgegeben. Zusammen mit hunderten anderer Neugieriger und Gläubiger kraxeln wir den Steinfelsen hoch, abgesichert nur durch ein Metallgeländer und durch ein paar zaghafte, unregelmäßig herausgehauene Stufen. Auf halber Höhe gibt es kein Weiterkommen mehr, wir weichen deshalb erst einmal auf einen seitlichen Bergrücken aus. Nachdem es nur einen Weg gibt, entscheiden wir uns dagegen, bis ganz nach oben zu gehen. Dort sehen wir, wie Bergabgehende über andere drüber steigen müssen, die den Berg rauf wollen.
Wieder unten angekommen, stellt sich uns eine Frage: Wieso war das Geländer sowohl beim Bergauf- als auch beim Bergabgehen immer auf der anderen Seite, so dass wir es nie nutzen konnten?
Da wir noch reichlich Zeit haben, bleiben wir auf den Stufen sitzen und genießen zusammen mit Peter und Jenny das Hier und Jetzt und kommen mit etlichen Einheimischen ins Gespräch. Ein Pärchen bittet einen Freund, ein Foto mit ihnen und der Buddhastatue zu machen. Als er fokussiert, stutzt er plötzlich, nimmt den Sucher vom Auge, um sicher zu stellen, dass er keine Halluzinationen hat. Schließlich fängt er das Lachen an und macht das Foto. Waren nicht zwei Personen zu sehen, sondern drei, da ich mich mit dazugestellt habe. Das Pärchen konnte nicht mehr vor Lachen...
Zurück in Anuradhapura will ich mir als erstes Geld aus dem Automaten ziehen. Sechs Karten dabei, aber keine spuckt Geld aus. Sakra! Da werde ich wohl Geld tauschen müssen.
Sri Lanka ist einerseits (noch) ein sehr preiswertes Reiseland. Ein Essen kostet meist so zwischen 50 und 600 Rupien (1 Euro = ca. 160 Rupien), ein Cola 50 bis 200 Rupien, frisch gepresste Säfte 80 bis 150 Rupien, ein 0,62 Liter Bier 300 bis 480 Rupien. Andererseits ist das Land exorbitant teuer. Der Eintritt zu den Tempelanlagen, Weltkulturerbestätten usw. kostet jeweils zwischen 2.000 und 5.000 Rupien! Bis zum Ende der Reise werde ich also für die Sehenswürdigkeiten 300 bis 400 Euro ausgegeben haben, für das Essen dagegen nur einen Bruchteil!
Aufbruch: | 19.07.2013 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 04.08.2013 |