around the world 2013/14
Mit unserem umgebauten "Heim auf Rädern" unterwegs von Basel nach Odessa
Basel-Odessa
Schweiz-Ukraine
Bald mal einen Monat sind wir nun unterwegs. Wir, das heisst Christian Binder (Landschaftsgärtner aus Wädenswil ZH, genannt " Bindi") und Hans Bütikofer (Berufsschullehrer aus Arlesheim BL, genannt "Hefel"). Wie es dazu kam, dass ein Zürcher und ein Basler auf die Idee kommen, ein Jahr miteinander verbringen zu wollen, ist eine lange Geschichte, die wir gerne mal bei einem Glas Wein ausführlich schildern können...
Vorerst nur soviel: unterschiedliche Charaktereigenschaften können ein gutes Team ausmachen, wenn die gemeinsamen Ziele in etwa stimmen, man sich gegenseitig voll und ganz aufeinander verlassen und man vieles mit Humor nehmen kann. Bis jetzt ist dieser Mix auf jeden Fall aufgegangen und wir funktionieren "erstaunlich" gut...
Am Montag, den 22. Juli 2013 machten wir uns, wie aus langer Hand geplant, auf den Weg zu unserer Weltumrundung auf dem Landweg Richtung Osten. Da Bindi vorher sein für diese Reise umgebautes Auto (inzwischen auf den Namen "Emma" getauft) mir noch ein paar Tage zur Verfügung gestellt hatte, nahm dieser die erste Etappe Richtung "Osten" alleine in Angriff, um seinen Reisepartner abzuholen.
So rund gelaufen waren aber die Reisevorbereitungen auch wieder nicht. Beinahe hätte sich unsere Abfahrt verzögert, da unsere Pässe noch für die Einholung verschiedener Visen unterwegs waren und Bindi "zum Glück"(sonst wüssten wir es nämlich immer noch nicht, da es seit der Abfahrt nicht einmal geregnet hat...) beim einzigen Gewitterregen festgestellt hatte, dass die speziell für diese Reise angefertigte Gepäckbox nicht dicht war. (musste noch vor der Abfahrt vollständig neu abgedichtet werden, an dieser Stelle bedanken wir uns bei der Firma Storz!).
Nach ein paar Abklärungen mit dem Zoll beschlossen wir, vorerst mal ohne Pässe loszufahren. Das erste Tagesziel war Bindis Heimat, das Allgäu. Seine Verwandten ermöglichten uns eine erste Nacht in unseren Dachzelten in "geschütztem Rahmen", nachdem sie uns vorher noch fürstlich bekocht hatten. Am nächsten Tag ging es weiter nach Österreich. Das traumhaft heisse Sommerwetter verleitete uns zu einem kleinen Umweg durch die österreichischen Alpen nach Zell am See. Von da aus ging es dann weiter nach Ober-Österreich ins Donaudelta, um meine Verwandtschaft zu besuchen. Das Wiedersehen nach fast 20 Jahren war sehr emotional. Ich durfte mit Stolz feststellen, dass die Schwiegertochter Melanie meiner Cousine Elfie eine "Hammerstimme" hat und Leadsängerin in einer Partybandband ist, die an die Band Smeraldy erinnert, wenn man sich die utube Videos anschaut...Als Melanie dann noch ihre steyrische Handorgel auspackte, liess sie mein Herz höher schlagen und ich konnte natürlich nicht anders, als mit ihr zusammen ein paar Songs zu spielen...
Die nächsten Tage hiess es, den geschützen Rahmen nun endgültig zu verlassen und auf "eigenen Füssen" zu stehen. Wir suchten uns ein nettes Plätzchen am Neusiedlersee, wo wir endlich mal unsere Kisten ordneten und die Campingausrüstung ausprobierten. Leider konnten wir das von unserer Kiteausrüstung nicht behaupten, die bei weiterhin hochsommerlichem und windstillem Wetter noch nicht wie ursprünglich geplant zum Einsatz kam. So bestand unser Sportprogramm aus stundenlangem Schwimmen im Flachwasser und Mountainbike Touren im wunderbaren nahe gelegenen Naturschutzgebiet.
Von Österreich ging es weiter via Slovakei nach Ungarn an den Velence See, wo wir nun auf Wind und Reisepässe (die sollten uns mit dem DHL Kurier nachgeschickt werden...) warteten. Als dann der lang ersehnte Wind endlich eintraf, stürzten wir uns bei 100 Prozent auflandigem Wind relativ kopflos in die Fluten und brachten es fertig, einen Kite auf den einzigen Pfosten am Strand zu setzen. Das Ganze sah wohl für Aussenstehende so ähnlich aus wie der Ovo-Kite-Werbespot: mit Ovo kannst du es nicht besser, aber länger...wobei nicht einmal "länger" stimmte, da der Wind schon bald wieder aussetzte und wir uns weinerlich daran machen mussten, den Schirm zu flicken: "So gibt es immer etwas zu tun!" (mittlerweile einer unserer Lieblingssätze...)
Nach einem mehrtägigen Ausflug rund um den Balatonsee kehrten wir an den mit dem DHL Kurierdienst vereinbarten Ort am Velence See zurück und erhielten am 5. August tatsächlich unsere Pässe mit sämtlichen Visen, ein Grund zum Jubeln!
Nun konnte unsere Reise so richtig beginnen. Noch am gleichen Tag machten wir uns daran, meinen Arbeitskollegen und guten Freund Kurt Lugner und seine Lebenspartnerin in Serbien zu besuchen. Dank Navi (mittlerweile einer unserer besten Freunde...) und den Anweisungen von Kurt fanden wir die beiden schliesslich. Obwohl es mittlerweile bereits Mitternacht war, wurden wir noch grosszügig bewirtet. Nach dem Konsum von etlichen Slivovic und Kurt's einmaligen Geschichten von seinem Wiener Onkel Edy hielten wir uns vor Lachen die vollen Bäuche. Am Tag darauf gingen wir (erstaunlicherweise ohne Kopfschmerzen) mit Kurt einkaufen und er machte uns auf seine unverkennbare Art mit dem serbischen Landleben vertraut. Zum Mittagessen gab es dann noch je ein Riesenschnitzel und wie es sich für die serbische Gastfreundschaft gehört noch je eines mit auf den Weg.
Wiederum führte uns der Weg an die Donau zurück, die so langsam zu unserer Reisebegleiterin wurde. Die Gegend des "eisernen Tores" beeindruckte uns ganz besonders und veranlasste uns, einen Zwischenhalt einzustreuen, bervor wir uns am nächsten Tag nach Rumänien aufmachten. Wider Erwarten wurden wir am Zoll ohne grossen Zeitverlust durchgelassen, wie übrigens auch am serbischen Zoll. In Rumänien wollten wir uns vorerst mal die Karpaten anschauen, nicht nur, weil es dort noch wilde Bären haben soll, sondern auch, um der mörderischen Hitze (seit wir losgefahren waren, hatten wir bis jetzt kaum einen Tag unter 30 Grad) auszuweichen. Bären sahen wir zwar keine, aber dafür wurden wir von streunenden Hunden belagert und wenn die im Rudel auftreten, kann es schnell mal ungemütlich werden, das habe sogar ich, bei all meiner Hundeliebe, einsehen müssen...
Auf jeden Fall waren die Karpaten ein weiterer landschaftlicher Höhenflug. Weiter ging es ans Schwarze Meer, das wir nach drei Wochen Reisen sicher erreichten und dessen erstmaliger Anblick uns fast den Atem raubte, ein spezieller Augenblick.
Seit einiger Zeit suchten wir uns nun schon Nachtlager fern von jeglicher Zivilisation, was weit ruhiger und entspannender ist, als die meisten Campingplätzte. Dank unserer Zusatzbatterie werden wir für ca. 3 Tage mit Strom versorgt, ohne zu fahren und unser 70 Liter Wassertank reicht für jeweils ca. eine Woche.
In diesem Stil ging es also weiter dem Schwarzen Meer entlang noch ein letztes Mal ins Donaudelta, um uns von unserer Wegbegleiterin zu verabschieden.
Was jedoch nun folgte, war der Tiefpunkt bisher. Auf dem zwei Kilometer langen moldavisch-ukrainischen Grenzabschnitt verbrachten wir geschlagene sieben Stunden Wartezeit. Erst nachdem uns die ukrainischen Zöllner sämtliche Kisten und Taschen kontrolliert und ein offenbar verbotenes Schmerzmittel...und Bindis Buschmesser (zwei Zentimeter zu lange...) beschlagnahmt hatten, wurden wir nach Bezahlung einer Busse, ins Land gelassen. Das Erfreulichste an dieser Geschichte: mein sonst oftmals ungeduldiger Reisepartner war während der gesamten Wartezeit erstaunlicherweise die Ruhe in Person, erster Test bestanden, bravo!
Der kurze Durchhänger dauerte zum Glück nur kurz an. Bereits am nächsten Tag wurden wir von einem ukrainischen Bauer mit saftigen Wassermelonen beschenkt. Überhaupt hatten wir in allen bis jetzt besuchten Ländern fast ausschliesslich positive Begegnungen mit äusserst freundlichen und hilfsbereiten Leuten.
Nachdem wir Odessa durchquert hatten, verbrachten wir drei ruhige Tage am Tiligul See in einem Naturparadies, wo wir endlich mal richtig Wind hatten und vorerst mal unseren Hunger nach Kite-Surfen stillten.
Aufbruch: | 22.07.2013 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | Juli 2014 |
Kirgisistan
Singapur
Französisch Polynesien
Costa Rica