around the world 2013/14

Reisezeit: Juli 2013 - Juli 2014  |  von Hans Bütikofer

Kirgistan-Singapore

Kirgistan-Singapore

3. Reisebericht

Im letzten Bericht hatten wir noch angefügt, dass uns das Schicksal in Naryn anhalten liess (Reifen flicken) und wir dann dort zufällig zu einer Bewilligung kamen, ohne die wir die kirgisischen Grenzkontrollen nicht bewältigen könnten, wie uns das Touristenbüro eindringlich mitteilte. Wir besorgten auch gleich noch für Sven, einem Norweger, der mit seinem Landrover unterwegs war und mit uns zusammen die Chinareise machen wollte, eine Bewilligung. Etwas stolz, dass wir auch mal was rausgefunden hatten, von dem andere offenbar keine Ahnung hatten, überreichten wir Sven leicht belehrend die Bewilligung, als er nach einem Tag Wartezeit unsererseits endlich in Naryn eintraf. Auf Anhieb waren wir uns gegenseitig sympathisch und so konnte es gemeinsam Richtung chinesische Grenze weiter gehen.
In der Abenddämmerung fuhren wir auf den Tougart Pass (3500 Meter über Meer) und es war stockdunkel, als wir abseits der Strasse unser erstes gemeinsames Nachtlager einrichteten. Als Nachtessen konnten wir bei Sven gerade mit einem Fondue auffahren, was bei leicht frostigen Temperaturen bestens passte. Danach halfen wir Sven noch, sein Dachzelt aufzustellen, das er bis jetzt noch nie gebraucht hatte...und anschliessend mummelten wir uns in unsere Schlafsäcke ein.
Am nächsten Morgen fuhren wir mit unseren Bewilligungen selbstbewusst beim kirgisischen Zoll vor. Und jetzt kommt der Clou:
Als die jungen kirgisischen Zöllner unsere Geländefahrzeuge sahen, insbesondere den Landrover von Sven, spielten sie wie Kinder herum und wollten alles ausprobieren. Sie fuhren abwechslungsweise mit Sven's Landy um das Zollgebäude herum und spielten mit meinem Handy herum, bis ich es ihnen aus den Händen reissen musste, da sie bereits zwei Mal den falschen Code eingegeben hatten...Dabei vergassen sie doch tatsächlich nach unseren, mit grossem Aufwand erworbenen, Bewilligungen zu fragen...(auch das gehört zum "Abenteuerleben")

So ging es also weiter zum chinesischen Zoll. Zuerst einmal war zur vereinbarten Zeit noch alles geschlossen und wir warteten wieder einmal...Die Lastwagenfahrer erklärten uns, dass man nie so genau wisse, wann der Zoll aufgehe, das sei sehr unterschiedlich, na bravo...Doch plötzlich, wie aus dem Nichts, tauchte ein Wagen mit chinesischen Nummernschildern auf und die zwei Insassen winkten uns zur Barriere. Es handelte sich um zwei Angestellte unserer Reiseagentur, mit der wir den Treffpunkt vereinbart hatten. Mit ihrer Hilfe und einem schlechten Gewissen konnten wir nun die kilometerlange Warteschlange von Lastwagen (wir hatten richtig Mitleid mit den Lenkern) überholen. Am eigentlichen Grenzposten erschien ein ganzes Heer von chinesischen Zöllnern und umkreiste unsere Geländewagen, während für die armen Lastwagenfahrer niemand Zeit zu haben schien, was Bindi fast zur Weissglut brachte ...(und es dauerte lange, bis er diesen Missstand verarbeitet hatte...) Dieser erste Eindruck von der einerseits zweitgrössten Wirtschaftsmacht der Welt und den andererseits vorsintflutlichen Zuständen sollte uns in der Folge immer wieder bestätigt werden.
Zuerst einmal wollten die Zollbeamten unsere Landkarten sehen. Wir zeigten ihnen den Weltatlas mit der Seite von China und sie nahmen beruhigt zur Kenntnis, dass Tibet nicht als eigener Staat eingezeichnet war...Nun sollten wir ihnen alle Bücher zeigen, die wir dabei hätten. Als wir ihnen jedoch erklärten, dass wir zuerst unsere Velos abmontieren müssten, um an die Bücherkiste ranzukommen und ihnen vesicherten, dass wir keine "chinafeindliche" Literatur einführen wollten, begnügten sie sich mit einem Check unserer Materialbox. Dank den zwei Mitarbeitern der Reiseagentur, die sich um den ganzen Papierkrieg kümmerten, ging es nun verhältnismässig zügig voran und wir durften einreisen. Auf der Fahrt nach Kasghar, wo wir unseren eigentlichen Reiseleiter Luis treffen sollten, wurden wir ständig von irgendwelchen Kameras fotografiert und ca. alle 30 Min. angehalten und kontrolliert, "welcome to China"...

Wie abgemacht trafen wir in Kasghar unseren Guide Luis, der uns mit seiner humorvollen und liebenswerten Art auf Anhieb sympathisch war. Wir besprachen gemeinsam die nächsten Schritte, da ja alles nach Plan abzulaufen hatte...
Frühmorgens am nächsten Tag waren wir zur Fahrzeugprüfung auf der chinesischen MFK aufgeboten, wo wir ca. sechs Stunden mit Warten verbrachten, bevor bei Emma und Landy, unseren Geländewagen, auf lächerlich simple Weise Bremsen und Beleuchtung getestet wurde. Zum Glück trafen wir auf eine Schweizer Oldtimer Ralley, die sich dem gleichen Schicksal ergeben musste und mit deren Fahrer wir einen interessanten Austausch hatten, während sich Luis mit den Beamten und dem Papierkram herumschlagen musste. (die zahlreichen Daten und Bilder der Fahrzeuge, die wir im Vorfeld bereits geliefert hatten, mussten nun noch an Ort mehrmals kontrolliert werden und das auf unglaublich chaotische Weise, da es wohl mehr Beamte als Fahrzeuge auf dem Platz hatte und jeder seinen Senf dazu geben musste...)
Am nächsten Tag bekamen wir dann eine chinesische Autonummer, jedoch leider nur einen und nicht wie abgemacht zwei Führerausweise. So musste der bedauernswerte Fahrzeughalter Bindi die 7000 Kilometer schliesslich alleine fahren, während ich auf dem Beifahrersitz, von meiner Ukulele begleitet, neue Songs komponieren konnte. (keine Sorge, damit er von meinem ständigen "Geklimper" nicht durchdrehte, spielte ich als kleine "Abwechslung" auch mal auf meiner Handorgel...). Ich weiss gar nicht, wieso ich dem Reisebüro bereits von der Schweiz aus meinen CH- und Internationalen Führerausweis senden musste...na ja, für den nicht ganz bescheidenen Betrag, den wir vorauszahlen mussten, kann man ja auch nicht mehr erwarten... Anscheinend musste das Reisebüro den grössten Teil davon dem Staat, was in China soviel heisst wie der Zentralregierung, abgeben, was uns nicht wundern würde.

Endlich konnte es losgehen und wir nahmen die erste Etappe am Rande der Takla Makan Wüste in Angriff. Nach zahlreichen Verkehrskontrollen, Blitzkästen und Autobahngebührenabgaben erreichten wir unser nächstes Etappenziel nach Plan.
Es gibt aber auch Positives zu berichten. Da uns Sven begleitete, konnte Luis, der sichtlich stolz darüber war, in seinem Landrover mitfahren und wir konnten unseren "Chinesenzusatzsitz" und Platz für das nicht wenige Gepäck von Luis sparen. Dazu kam, dass wir Luis dazu bringen konnten, anstatt in den vorgegebenen Hotels, jeweils irgendwo in der Pampas in unseren Dachzelten zu schlafen. Da Luis zusammen mit Sven im Doppeldachzelt auf dem Landrover übernachten durfte und gleichzeitig die Spesen für die Übernachtung einstreichen konnte, fand er schnell Gefallen am Campingleben, was für uns alle eine Win-Win-Situation war. Dazu kam, dass wir der totalen Kontrolle der Zentralregierung ein Schnippchen schlagen konnten...oder zumindest hatten wir das Gefühl...
Die nächsten Tage waren entlang der Wüste, ausser dem Besuch der eindrücklichen Ruinen von Turpas, relativ unspektakulär. Dazu kam, dass Bindi so langsam die Geduld zu verlieren schien, da der Landrover von Sven nicht mehr als 80 km/h schaffte und von Tag zu Tag langsamer wurde. Bei den Tagesstrecken von mehreren hundert Kilometern, vor allem auf Autobahnen, wären wir alleine mit Emma wesentlich schneller vorangekommen. Schliesslich beschlossen wir, mit Landy eine Garage aufzusuchen, was uns einen Tag kosten sollte. Die Mechaniker stellten nämlich ein weiteres, viel schwerwiegenderes Problem fest. Die Hinterachse war nur noch mit einer, anstatt mit vier Schrauben, befestigt...was übrigens bei weitem noch nicht das einzige Problem war, das Sven mit seinem Landy hatte...Mehr und mehr wurde uns bewusst, was wir mit Emma bisher für ein Glück hatten, denn auch sie musste die Schlaglöcher von Kasachstan überstehen und kostete ca. ein Drittel von Landy. Erstaunlicherweise zeichnete sich auch ab, dass Emma bei weitem praktischer ausgerüstet ist als Landy, obwohl unsere Reisevorbereitungen im Vergleich zu Sven's mehr als einjährigem Umbau geradezu bescheiden waren. Nach der Reise mit uns will Sven einiges am Auto ändern. Die Anordnung von Wassertank, Kühlschrank und Boxensystem sollen so platziert werden wie bei "Emma"... Offenbar hatten wir bei unseren Vorbereitungen zufällig auch mal etwas richtig gemacht. Und trotzdem bestaunten die Leute fast ausschliesslich den auffälligen Landrover, ist das nicht unfair? (kommt in den letzten Zeilen vielleicht etwas Frust unserseits zum Ausdruck...?)

Zwar konnten die Mechaniker die Hinterachse wieder sicher befestigen, das eigentliche Problem der reduzierten Geschwindigkeit fanden sie jedoch nicht heraus...
Und so tuckerten wir mit einem Tag Verspätung (das so etwas überhaupt toleriert wurde bei den chinesischen "Masterplänen"...) weiter. In Donguan besichtigten wir die berühmten Budda Felsgrotten und anderntags auch noch gleich die Chinesische Mauer, jetzt ging es aber vorwärts...Endlich fand Sven heraus, wie er seinen Landy schneller einstellen konnte. Zwar musste er immer wieder anhalten und an einer Schraube drehen, doch immerhin...und als es Chefmechaniker Bindi schliesslich gelang, die Schraube zu fixieren, konnte die Aufholjagd auf unseren Zeitplan beginnen. Auf jeden Fall schien der bedauernswerte Luis sichtlich erleichtert zu sein, da er uns spätestens am 16. Oktober an der Grenze zu Laos "abliefern" musste.
Mit dem Erreichen der ersten Hochebenen des Himalaya-Gebirge veränderte sich die Landschaft nun deutlich. Auf den zahlreichen Passtrassen kamen wir nicht mehr so schnell vorwärts und die gefährlichen Überholmanöver der chinesischen Verkehrsteilnehmer kosteten Nerven und den Schutz eines Heeres von Schutzengeln, die dafür sorgten, dass wir unversehrt blieben. Immer wieder waren wir von Strassensperren betroffen, die von Unfällen verursacht wurden.
Die Gegend hingegen war nun atemberaubend schön und wir campierten mehrere Male auf einer Höhe von fast 4000 Metern über Meer, wobei unsere Schlafsäcke im deutlichen Minustemperaturbereich getestet wurden. In der kältesten Nacht begann sogar Eisbär Bindi etwas zu frieren, da er das Gefühl hatte, er könne Zelt und Schlafsack offen lassen. Wir anderen befolgten brav die Tipps, die uns Polarexperte Binder gegeben hatte und mummelten uns bis zur Nasenspitze ein, nachdem wir uns im Schlafsack fünf Mal um die eigene Achse gedreht hatten, was sich absolut bewährte. Unsere Dieselmotoren bekundeten jetzt doch auch etwas Mühe beim Starten, denn "General" Luis prügelte uns jeweils früh morgens aus unseren warmen Schlafsäcken, bevor die Sonne das Eis auf den Motorhauben hätte schmelzen können. Doch wir waren ja hier schliesslich nicht in einem Ferienlager und mussten den Zeitplan einhalten...Der tibetische Einfluss nahm nun täglich zu und der Besuch eines Klosters und die Begegnung mit Mönchen beeindruckte uns sehr.

Nach ca. zwei Wochen erreichten wir die Grossstadt Chengdu, wo Luis seine Familie besuchen konnte und wir uns wieder einmal eine Dusche gönnten. Die darauffolgende Fahrt Richtung Laos war wieder etwas weniger spektakulär, daran konnte auch ein Besuch des anscheinend weltberühmten "Stone-Forest" nichts mehr ändern. Auch das Finden von schönen und menschenleeren Übernachtungsplätzchen wurde immer schwieriger in dem jetzt deutlich dichter besiedelten Gebiet mit viel Landwirtschaft. Sehr eindrücklich fanden wir, wie die eher ärmliche Bevölkerung jeden Quadratmeter Land zum Anbau nutzte. Am 16. Oktober erreichten wir wie geplant die Grenze zu Laos und Luis konnte seine Pflicht erfüllen und uns "abliefern", nachdem er die letzten Formalitäten für uns erledigt hatte. Der Abschied fiel uns jedoch gegenseitig nicht so leicht nach den intensiven gemeinsamen Erlebnissen in den anstrengenden, aber auch eindrücklichen drei Wochen, in denen wir es weitgehend lustig und gut miteinander hatten. Auch mit der chinesischen Bevölkerung machten wir eigentlich nur positive Erfahrungen. Wenn doch nur diese ständige Kontrollen durch die Behörden (bis hin zur Zensur von Internetseiten, z.B. unserer Reiseberichtplattform, was sehr ärgerlich war...), die einen riesigen Beamtenapparat nach sich ziehen, und die katastrophalen sanitären Anlagen nicht gewesen wären..., wäre uns China sicher in besserer Erinnerung geblieben. Wirklich schade für ein Land mit freundlichen Leuten (...die Bindi sogar aus dem Restaurant nachliefen und seine teure Fotoausrüstung nachtrugen, die er liegen gelassen hatte...) und vielen landschaftlichen Highlights. Als endgültiger Abschluss in China interviewte uns noch eine Regionalzeitung und machte Fotos von uns mit unseren, nach Abenteuer aussehenden, Fahrzeugen. Wir hätten ja gerne gewusst, was die so über uns schrieben würden...

Das gemeinsame Reisen mit Sven hatte bis jetzt so gut funktioniert, dass wir beschlossen, auch das nächste Land zusammen in Angriff zu nehmen. Sven gefiel es offenbar so gut mit uns (oder hatte einfach das Reisen alleine satt...), dass er seine geplante Route änderte und uns schliesslich bis Singapore begleiten sollte. Der Grenzübertritt nach Laos war absolut unproblematisch und einfach, die Zöllner äusserst freundlich. Erst jetzt realisierten wir, dass wir zurück in der "Freiheit" waren. Und obwohl das Land im Vergleich zu China relativ arm ist, fiel uns vor allem an den sanitären Anlagen sofort auf, dass alles viel sauberer war. Wir genossen die gemütliche Weiterfahrt durch die wunderschöne und üppig grüne Hügellandschaft in vollen Zügen und erfreuten uns an den äusserst freundlichen und wohl gesinnten Menschen. Während unserem Aufenthalt von knapp einer Woche wurden wir nicht einmal angehalten oder von den Behörden belästigt, ein tolles Gefühl von absolut entspannter Reiseatmosphäre kam auf.
Die einzige kleine Krisensituation hatten wir intern, als Bindi mit dem Velo vorausfuhr, Sven und ich ihm mit den Geländewagen folgten und ihn weder finden noch tel. erreichen konnten...aus unserer Sicht musste er einen falschen Weg genommen haben. Entsprechend säuerlich reagierte ich dann auch, als er mich endlich zurückrief und mir mitteilte, er sei wieder an den Ausgangsort zurückgefahren. Zähne knirschend wendete ich "Emma" und fuhr, kochend vor Wut, die fast zwei Stunden zurück. Sven, der solche Situationen gelassener nehmen kann, folgte mir mit einer Engelsgeduld. Fazit aus meiner Sicht: Fast vier Stunden im Auto gesessen und wieder am Ausgangspunkt, so frustrierend...

Aus Bindi's Sicht sah das Ganze natürlich ganz anders aus. Er nervte sich, dass wir zwei wieder einmal gemütlich im Internet herumdudelten, anstatt endlich loszufahren. Ausserdem hatte der Arme kein Geld dabei und langsam Hunger und Durst, nachdem er sich über einen Pass gequält hatte. Dazu kam, dass er in einem Funkloch war und uns nicht mehr erreichen konnte, also fuhr er zurück in der Meinung, dass er uns ja kreuzen musste. Offenbar verpassten wir uns jedoch in einem Dorf, in dem es zwei Parallelstrassen hatte, gerade im dümmsten Moment, als wir uns kreuzen sollten...Anders konnte es gar nicht möglich sein, wie wir später bei der gemeinsamen Analyse bei einem Bier feststellen mussten, als sich die Gemüter etwas beruhigt hatten. Jeder glaubte sich im Recht und "schnautzte" den andern am Telefon an, worüber wir schon bald wieder lachen konnten...
Die Fahrt nach Ventiane, der Hauptstadt, verschoben wir einfach auf den nächsten Tag und kamen so zu einem weiteren gemütlichen Abend in der Provinz. Auch in Laos campierten wir meistens, was auch in Anbetracht der Blindgänger, die noch aus dem Vietnamkrieg stammen und irgendwo vergraben sein sollen, kein Problem war. Nach dem Besuch der Hauptstadt war unsere Woche Laos bereits vorbei. Fazit: wir waren alle drei begeistert und positiv überrascht von diesem schönen Land und nachträglich gesehen hätten wir auch ruhig noch etwas länger bleiben können. Laos ist jedenfalls immer eine Reise wert.
Aber es zog uns eben Richtung Meer, das wir schon lange nicht mehr gesehen hatten und so reisten wir in Thailand ein, was genau so unproblematisch wie in Laos über die Bühne ging, ausser dass das Visum nur 14 Tage gültig war. Vor dem Strandleben ging es jedoch noch nach Bangkok, wo wir Bindi's Kollege Thomas besuchten, der uns einen Termin in einer Garage für den Service an Emma verschaffte. Zwei kleine Lecks an Wasser- und Ölleitungen wurden behoben, Öl inkl. Filter gewechselt, der Luftfilter gereinigt und als Krönung bekam sie neue Reifen. Als wir sie von der Garage abholten, erkannten wir sie fast nicht mehr. (so frisch gewaschen sah man plötzlich die Farbe wieder, die zuvor von einer dicken Staubschicht bedeckt gewesen war...). Auch "Landy" bekam einen Service und mit zwei wie aus dem Ei gepellten Geländewagen ging es Richtung Meer weiter. Ca. 200 Kilometer südlich von Bangkok machten wir bereits wieder halt und fanden in Pranburi Beach eine Kitesurf-Station. Dort erzählte man uns, dass wir gerade den ersten guten Wind nach der Regenzeit verpasst hätten...Auch ohne Wind genossen wir jedoch in den nächsten drei Tagen das Strandleben. Emma wurde direkt am Strand parkiert, wo Bindi und ich campierten, während es Sven zu heiss war und deshalb ein klimatisiertes Hotelzimmer vorzog...Endlich kam mal mein Beach Volleyball zum Zug und unsere Kiteboards fuhren wir in einem Baggersee, den ein Kitelehrer aus Irland zu einem Kabelpark umfunktioniert hatte. Stundenlang liessen wir uns, wie kleine Buben am Skilift, von der Drahtseilvorrichtung immer wieder durchs Wasser ziehen und wagten uns sogar noch über eine Schanze. Natürlich übertrieben wir es gleich dermassen, dass wir die nächsten Tage vor Muskelkater kaum noch gehen konnten...

Weiter ging's Richtung Süden auf die berühmte Insel Phuket, wo wir es jedoch nicht lange aushielten, zu heftig war das "Ballermann-Gehabe". Deutlich besser gefiel es uns dann im nicht allzu weit entfernten Krabi, wo wir sogar wieder campen konnten, d.h. Bindi und ich, dem Norweger Sven war es wiederum zu heiss. Leider liess der Wind weiterhin auf sich warten und da unser Visum schon bald abgelaufen war, fuhren wir weiter Richtung Malaysia. Auch dieser Grenzübertritt funktionierte wie am Schnürchen und wir reisten weiter wie bisher, Sven jeweils im Hotel und unsereins in der Pampas. Wir gaben ihm jeweils die Koordinaten unseres Schlafplätzchens durch, die er in sein Navi eintippte und so fand er uns jeweils am nächsten Morgen problemlos. Die Haupstadt Kuala Lumpur wollten wir uns gemeinsam anschauen und wir parkten unsere Geländewagen direkt vor einem ***** Sterne Hotel im Zentrum, man gönnt sich ja sonst nichts...(und unsere geliebten Fahrzeuge wurden erst noch rund um die Uhr bewacht). Wie auch schon in Bangkok waren wir die Attraktion der Hotelangestellten, mit denen wir es jeweils sehr lustig hatten und die sich rührend um uns kümmerten. Ansonsten riss uns Malaysia nicht vom Sockel. Die von uns besuchten Strände (die wirklich schönen Strände aus dem Prospekt hatten wir offenbar verpasst oder waren nicht öffentlich zugänglich) waren mehrheitlich schmutzig und die Leute zwar nett, aber eher reserviert. Vielleicht lag es auch daran, dass wir mit dem dort vorherrschenden Islam nicht so viel anfangen konnten, vor allem mit den Männern, die ihre Frauen verhüllen und sie den ganzen Tag arbeiten lassen, während sie selber auf der faulen Haut liegen, so kam es uns auf jeden Fall vor...

Nun war es langsam Zeit, den ersten Drittel unserer Reise abzuschliessen und in Singapore einzufahren. Vor ca. 3.5 Monaten hatten wir die Schweiz verlassen (was uns übrigens wie eine Ewigkeit vorkam) und legten auf dem Landweg 23'000 Kilometer zurück und das ohne grössere Probleme, dafür sind wir sehr dankbar! Jetzt wollten wir Emma und uns eine längere Fahrpause gönnen, sprich sie aufs Schiff verladen und selber als "normale" Rucksacktouristen weiterziehen. Doch noch war es nicht so weit, denn mit der Einreise nach Singapore wurden wir nochmals auf die Probe gestellt. Auf jeden Fall staunten die Zöllner, als wir mit europäischen Fahrzeugen (und noch dazu nicht mehr mit den neusten) in ihren "sauberen" (Geldwäscherei mal ausgeschlossen...) Staat einfahren wollten. Zwar hatten wir im Vorfeld mit einer Verschiffungsfirma bereits einiges geregelt und allerlei Dokumente geschickt, was nichts daran änderte, dass wieder einmal einiges nicht so klappte, wie es vorbesprochen war. Da sich die Ämter, die wir für eine Einreise besuchen mussten, in der Stadt befanden und wir ja noch nicht einfahren durften, mussten wir unsere Fahrzeuge an der Grenze stehen lassen. Damit dies überhaupt möglich war, mussten wir Schlüssel und Führerausweise abgeben. Mit einem riesigen Aufwand inkl. Polizeibegleitung durften wir schliesslich zu Fuss die Grenze überqueren, um während der nächsten Stunden in Singapore etliche Papiere wie Versicherung, Roadtaxcard, Stempel für unser Carnet de Passage (was in allen anderen Ländern relativ einfach an der Grenze möglich war) und die Bestätigung der Rederei, dass unsere Fahrzeuge auch wirklich wieder ausgeführt wurden, zu besorgen.

Es war bereits dunkel, als wir wieder zurück an der Grenze eintrafen und nach ein paar weiteren Formalitäten und insgesamt acht Stunden (rekordverdächtig...) endlich mit unseren Fahrzeugen die Grenze passieren durften. Zuvor wurde auch noch unser Gepäck von einem ganzen Heer von zwar freundlichen, aber auch sehr gründlich vorgehenden Zöllnern, kontrolliert. Zum Schluss erklärte uns der Chefbeamte mit einem Lächeln, dass wir dieses Jahr die ersten seien, die mit einem europäischen Fahrzeug in Singapore einfahren würden...immerhin...
Total abgekämpft, aber erleichtert und zufrieden, dass wir es doch noch geschafft hatten (die letzte Bewilligung erlangten wir erst kurz vor Büroschluss am Freitagabend und ohne die hätten wir zurück nach Malaysia fahren und das Wochenende dort verbringen müssen...schwitz...) fuhren wir doch noch bei Bindis Schwester Corinne ein, die mit ihrer Familie im Moment noch dort lebt. Wir konnten uns ins gemachte Nest setzen und uns von einem köstlichen Nachtessen verwöhnen lassen. Wir fühlten uns wie im siebten Himmel und waren ehrlich gesagt auch etwas stolz, dass wir den ersten Teil unserer Reise geschafft hatten. Schön, dass auch Sven von den grosszügigen Gastgebern eingeladen war, so konnten wir unsere "Abenteuergeschichten" noch bis tief in die Nacht zum besten geben. Und nach jedem Glas Rotwein (hatten wir schon seit einer Ewigkeit nicht mehr getrunken, mmmhhh...), den uns Corinne's Lebenspartner Eric reichlich eingoss, schmückten wir unsere Stories mehr aus...
In den folgenden zwei Wochen durften wir bei unseren Gastgebern wohnen, ihre Wohnsiedlung direkt am Meer mit Swimmingpool, Tennisplätzen und Fitnessraum geniessen. Was für ein Kontrast zu den meisten zuvor besuchten Ländern, willkommen in der "Glitzer-Welt"...Dazu kam, dass uns von der Haushälterin Rosalie sämtliche Wäsche und noch dazu das Campinggeschirr gewaschen wurde. In der Tiefgarage konnten wir unsere Autos inkl. Material gründlich reinigen und für die Verschiffung vorbereiten.

Zwischendurch hielten uns Corinne und Eric's Töchter Anisha (6-jährig) und Samira (4-jährig) auf Trab, zwei Energiepackete, die voll im Saft sind und mit denen wir manche lustigen, aber z.T. auch anstrengenden Erlebnisse hatten...
Wir durften sogar einmal mit ihnen in die Schweizer Schule Singapore mitfahren, was sehr eindrücklich war.
Nebenbei schlugen wir uns immer wieder mit der Rederei herum, denn auch die ganze Verschiffung war alles andere als einfach...Sven's Ländi soll nach Durban, Südafrika (was relativ einfach mit einem direkten Schiff möglich ist oder wie er immer zu sagen pflegte: "it's too easy") und unsere "Emma" nach Punta Areans, Chile (was wesentlich komplizierter und via Honkong und mehrerem Umladen erfolgen soll, wird ja wohl am richtigen Ort ankommen...) verschifft werden. Auf jeden Fall konnten wir nach etwas Druck, den wir auf Anraten von Corinne aufgesetzt hatten, (sonst erreicht man in Singapore offenbar nichts und wir wären wohl Ende Jahr immer noch hier gewesen...) am 18.11. die Fahrzeuge in den Hafen bringen, wo sie in die Container verladen wurden. Fast ein bisschen weinerlich schauten wir "Emma" lange nach und hatten Mitleid, dass sie nun so lange im dunklen Container sein muss..."jo jo, gäll Emmeli, es chunnt scho guet"...manchmal sind wir ja schon kurz vor dem Verblöden... Soeben habe ich ein Mail bekommen, dass das Schiff planmässig ausgelaufen sei und wir die letzten erforderlichen Papiere abholen könnten. Voraussichtlich soll Emma am 20. Januar in Punta Arenas ankommen, immer vorausgesetzt, dass alles gut läuft. (es sollen ja ab und zu Container vom Schiff fallen, wird ja wohl nicht gerade der mit Emma sein...)

In der Zwischenzeit machen wir jetzt erst einmal so richtig "einfache und unbeschwerte" Rucksackferien...Morgen geht's ab zum Kiten nach Vietnam. Sven ist bereits gestern nach Indien abgeflogen, wo er sich noch etwas selber finden will, bevor er seinen Landy in Durban abholen kann. Der Abschied von ihm ist uns auch nicht ganz einfach gefallen. Immerhin verbrachten wir fast die Hälfte unserer Reisezeit mit ihm und die gemeinsamen, oft intensiven Erlebnisse haben uns auch etwas zusammengeschweisst. Wir wünschen ihm viel Glück in Afrika, wo es sicher nicht "too easy" sein wird...
Wir verbringen jetzt noch unseren Abschiedsabend bei unseren Gastgebern, die sicherlich auch irgendwie froh sind, dass sie uns wieder los sind, nachdem Bindi und ich zwei Wochen lang das Kinderzimmer belagert hatten. Wir bewunderten vor allem die Geduld von Corinne, die phasenweise (uns eingerechnet) vier Kinder zu betreuen hatte und bedanken uns nochmals bei der ganzen Familie ganz herzlich für die Gastfreundschaft.
Und zum Schluss noch eine unglaubliche Geschichte zum Schmunzeln:
Da Bindi und ich seit einiger Zeit etwas Ohrenschmerzen zu beklagen hatten, schickte uns Corinne zum Arzt. Diagnose: Entzündung, und zwar beide im rechten Ohr, (was uns die Ärztin mit einem Schmunzeln mitteilte...) worauf wir eine Woche lang Antibiotika einnehmen mussten...
Unseren Lesern wünschen wir eine schöne und hoffentlich auch etwas besinnliche Weihnachtszeit und ein gutes und gesundes Neues Jahr. Wir freuen uns über jedes Lebenszeichen von euch, bis zum nächsten Bericht. (dann wohl im 2014...)
Wir wünschen euch eine gute Zeit, hebet Sorg!
Bindi und Hefel

Takla Makan Wüste

Takla Makan Wüste

Ruinen von Turpan

Ruinen von Turpan

Chinesche Mauer

Chinesche Mauer

erste Ausläufer des Himalaya

erste Ausläufer des Himalaya

Geier im Landeanflug

Geier im Landeanflug

über 3500 Meter über Meer

über 3500 Meter über Meer

Passhöhe

Passhöhe

tibetische Gebetsfahnen

tibetische Gebetsfahnen

Landwirtschaft in der Hochebene

Landwirtschaft in der Hochebene

Stau am Berg

Stau am Berg

erster Schnee

erster Schnee

Morgengymnastik

Morgengymnastik

Markt im tibetischen Hochland

Markt im tibetischen Hochland

tibetisches Kloster

tibetisches Kloster

...so geht's auch...

...so geht's auch...

"Festessen"

"Festessen"

Frost

Frost

Konvoi

Konvoi

Stupa...

Stupa...

goldige Zeiten...

goldige Zeiten...

Yaks

Yaks

"Notschlafstelle"

"Notschlafstelle"

"Festessen"

"Festessen"

stone forest

stone forest

Südchina

Südchina

"Alpöhi"

"Alpöhi"

laotische Familie

laotische Familie

"Landy" braucht einen Boxenstopp...

"Landy" braucht einen Boxenstopp...

"Schulzimmer"

"Schulzimmer"

"Sportunterricht"

"Sportunterricht"

Anschauungsunterricht an der staubigen "Emma"

Anschauungsunterricht an der staubigen "Emma"

zur Abwechslung auch mal im Guest House

zur Abwechslung auch mal im Guest House

Laos: erster Regen nach drei Monaten

Laos: erster Regen nach drei Monaten

keine "Touristen-Beiz"

keine "Touristen-Beiz"

on the road...

on the road...

Bangkok

Bangkok

Camping direkt an der Kitebeach in Pranburi, Thailand

Camping direkt an der Kitebeach in Pranburi, Thailand

Phuket

Phuket

Krabi

Krabi

Kuala Lumpur, Malaysia

Kuala Lumpur, Malaysia

die letzte Nacht im Dachzelt im 2013, Süden von Malaysia

die letzte Nacht im Dachzelt im 2013, Süden von Malaysia

Singapore

Singapore

...geschafft, erstes grosses Etappenziel erreicht...

...geschafft, erstes grosses Etappenziel erreicht...

der Haushälterin Rosalie scheint mein "Genudel" zu gefallen...

der Haushälterin Rosalie scheint mein "Genudel" zu gefallen...

unsere Gastfamilie

unsere Gastfamilie

Rosalie und Bindi beim Geschirr sortieren...

Rosalie und Bindi beim Geschirr sortieren...

Emma im Container

Emma im Container

© Hans Bütikofer, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit unserem umgebauten "Heim auf Rädern" unterwegs von Basel nach Odessa
Details:
Aufbruch: 22.07.2013
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: Juli 2014
Reiseziele: Ukraine
Kirgisistan
Singapur
Französisch Polynesien
Costa Rica
Der Autor
 
Hans Bütikofer berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.