Reise nach Salzburg
Im Salzkammergut
Heute wurden wir in aller Frühe von einem kleinen Bus abgeholt, denn wir hatten für den heutigen Tag eine Tour ins Salzkammergut gebucht. Wenn ich eine Stadt besuche, sehe ich ja auch immer gerne etwas von der Umgebung, entweder im Rahmen eines selbst organisierten Ausflugs oder eben, seltener, mit einer geführten Tour. Hier hatten wir uns für eine Tour entschieden, die verschiedene Orte im Salzkammergut besuchte und auch eine Bootsfahrt auf dem Wolfgangsee beinhaltete.
Unser weiblicher Guide war ein wahrer Wirbelwind und wechselte ständig zwischen Deutsch und Englisch hin und her, und außer uns waren die einzigen anderen Mitfahrer ein chinesisches Ehepaar, so dass es eine richtig private Tour wurde.
Zunächst fuhren wir immer wieder nach Südwesten, vorbei an idyllischen kleinen Seen und Dörfchen. Ich war noch etwas müde, aber genoss die vorbeiziehende grüne Landschaft. Leider war es etwas neblig und regnerisch.
Idyllische Landschaften und Dörfchen...
Unser erster Stop nach etwas über einer Stunde war am Gosausee. Es war immer noch recht früh, und Wolkenschwaden umwehten den See, was ihn sehr mythisch aussehen ließ. Ich war wirklich beeindruckt von dem schönen See und den ihn umgebenden Bergen, denn in den Alpen war ich zum letzten Mal vor acht Jahren gewesen und konnte mich gar nicht mehr so gut erinnern... Insofern war es fast, als würde ich so etwas zum ersten Mal sehen!
Leider war es aber auch wahnsinnig kalt, und so fuhren wir bald weiter.
Gosausee
Unser nächster Halt war Hallstatt - und Hallstatt war der Grund gewesen, warum wir uns ausgerechnet für diese Tour entschieden hatten. Ich hatte vorher noch nie davon gehört, aber als ich darüber las, wusste ich: Da muss ich hin!
Leider goss es in Strömen, als wir ankamen, und während der drei Stunden, die wir in dem Städtchen verbrachten, besserte sich das auch nicht wirklich. Unsere Erkundung Hallstatts war also ziemlich ungemütlich, der Schönheit des Ortes tat das aber keinen Abbruch!
Als erstes hielten wir aber etwas entfernt am Ufer des Hallstätter Sees, um erstmal einen Blick auf Hallstatt zu haben. Ich war fasziniert von der wunderschönen Lage und dem malerischen Aussehen des Städtchens!
Blick auf Hallstatt
Weiter ging es zu einem Parkplatz, der etwas oberhalb lag. Hier stiegen wir aus und hatten erstmal einen schönen Blick von oben. Um zu diesem Parkplatz zu kommen, muss man erstmal durch einen Tunnel fahren - dies zeigte uns auch, welche Schwierigkeiten die Lage Hallstatts mit sich bringt. Noch bis vor hundert Jahren konnte man es nur per Boot oder zu Fuß erreichen! Von hier oben konnte man auch erkennen, wie nah alle Häuser nebeneinander gebaut sind, um möglichst viel von dem wenigen Platz auszunutzen. Früher konnte man daher manche Häuser nur von oben über den Dachboden erreichen, und man musste von Dachboden zu Dachboden gehen, um hinzugelangen!
Blick vom Parkplatz
Hier gibt es auch einen kleinen Wasserfall
Es regnete wirklich stark und wir waren schnell pitschnass, aber da wir die drei Stunden gut nutzen wollten, machten wir uns direkt auf den Weg zur berühmtesten Sehenswürdigkeit Hallstatts, der Kirche Maria Himmelfahrt. Es ist die katholische Kirche des Orts und sie befindet sich an einem Ort etwas oberhalb. Sie wurde im Jahr 1505 gebaut und ist aufgrund mehrerer Besonderheiten eine sehr spezielle Kirche. So hat sie zwei Hauptschiffe und zwei Altäre.
Durch kleine Gassen und über steile Treppen geht es hoch zur katholischen Kirche
Besonders berühmt ist die Kirche für den Hallstätter Marienaltar, der eines der berühmtesten Kunstwerke in Österreich ist und zwischen 1510 und 1520 kreiert wurde. Dieser Wandelaltar ist mit Blattgold belegt und hat vier bewegliche Flügel, so dass er während des Kirchenjahres immer anders angeordnet werden kann. Mit zehneinhalb Metern Höhe und fünf Metern Breite ist auch seine Größe sehr beeindruckend! Ein faszinierendes Kunstwerk, aufgrund des vielen Goldes und der vielen Schnörkel aber nicht ganz mein Geschmack...
Hallstätter Marienaltar
Wir schauten uns auch kurz den Friedhof der Kirche an, und hier wartet eine weitere Besonderheit: Der Karner. Der Friedhof ist nämlich so klein, dass alle zwanzig bis dreißig Jahre die Leichen ausgegraben werden. Dann werden die Knochen gereinigt und auf die Schädel werden Name und Sterbedatum geschrieben. Oft werden die Schädel sogar von Angehörigen bunt bemalt. Im Karner kann man ungefähr sechshundert Schädel und zweitausend Knochen sehen. Das ist die größte Sammlung dieser Art der Welt, und Hallstatt ist der einzige Ort, wo der Tradition des Bemalens von Schädeln noch nachgegangen wird - früher tat man dies in den gesamten österreichischen Alpen.
Der Karner befindet sich unterhalb der St Michaelskapelle, einer kleinen barocken und gotischen Kapelle auf dem Friedhof.
Auf dem Friedhof gefielen mir vor allem die kleinen gusseisernen Kreuze
Der barocke Altar der St Michaelskapelle - im Karner habe ich keine Fotos gemacht
Nachdem wir uns die katholische Kirche und den Friedhof ausgiebig angesehen hatten, gingen wir wieder runter in den Ort und besuchten kurz die evangelische Kirche, die aber nicht wirklich etwas Besonderes zu bieten hatte. Dann schlenderten wir ein wenig durch den Ort und aßen am Marktplatz im Restaurant Derbl zu Mittag. Hier war es wirklich rappelvoll, aber die Gemüsequiche, die wir bestellten, war sehr lecker, und wurde sehr schnell serviert.
Der Marktplatz selbst ist wirklich schön und war ein perfekter Ort für uns, um uns in einer kurzen Regenpause auf eine der Bänke zu setzen und eine kleine Pause zu machen.
Die evangelische Christuskirche von 1861 ist innen nicht sehr spannend, aber von außen sehr hübsch anzusehen
Hallstatts kleiner pittoresker Marktpkatz
Die Pestsäule in der Mitte des Markplatzes
Nach der wohlverdienten Pause schlenderten wir ein wenig durch die engen, bunten Gassen und schauten kurz beim Sportgeschäft Juno rein, ein Tipp unseres Guides. Im Keller des Geschäfts gibt es nämlich eine kleine historische Ausstellung zur Geschichte Hallstatts - und diese geht sehr weit zurück, denn wegen der Salzvorkommen in der Gegend siedelten schon 5000 v.Chr. die ersten Menschen hier. Das hört man auch heute noch im Namen, denn Hall bedeutet Salz. Von 800 v.Chr. bis 500 v.Chr. gab es hier die so genannte Hallstattkultur, eine weiter entwickelte Eisenzeitkultur, die sich aufgrund der guten Bedingungen in Folge des Salzhandels entwickelte. Nachdem im 19. Jahrhundert Überreste dieser Kultur gefunden wurde, wurde Hallstatt weltberühmt.
Als der Besitzer des Sportgeschäfts seinen Keller erweitern wollte, stieß er plötzlich auf uralte Mauern - einige davon stammen tatsächlich aus der Hallstattkultur! In diesem Keller kann man die Mauern nun besichtigen und es werden weitere archäologische Fundstücke ausgestellt, wie z.B. Fließen, Töpferwaren und Werkzeuge. Die jüngsten stammen aus dem 19. Jahrhundert. Außerdem gibt es auch eine kleine Ausstellung über die Geschichte Hallstatts und über Künstler, die hier gelebt und gearbeitet haben.
Die kleinen Gassen Hallstatts
Die Ausstellung unter dem Sportgeschäft Juno
Weiter geht's durch das Labyrinth der kleinen Gassen...
...zum Ufer des Hallstätter Sees, wo wir noch ein wenig entlang spazierten
Uns gefiel Hallstatt wirklich gut, aber es war auch sehr, sehr kalt, da der Ort so eingeschlossen von den Bergen ist. Im Bus wärmten wir uns also erstmal auf, bevor wir in Sankt Wolfgang ankamen. Nach dem beschaulichen Hallstatt wirkte Sankt Wolfgang direkt ganz anders: Viel größer und auch touristischer. Es ist ja auch die wohl berühmteste Stadt im Salzkammergut.
Sankt Wolfgangs Karriere als Touristenmagnet begann schon im Mittelalter, als der heilige St Wolfgang hier tätig war und Wunderheilungen vollbrachte. Im 15. und 16. Jahrhundert war die Stadt eine der meist besuchten Wallfahrtsstädten Europas. Im 19. Jahrhundert begannen bereits die Vergnügungsfahrten auf dem Wolfgangsee und der österreichische Kaiser urlaubte hier und machte Sankt Wolfgang damit berühmt. Den Rest erledigte dann die Operette Im Weißen Rössl am Wolfgangsee!
Die Operette war mir vorher schon geläufig, auch wenn mir die Melodie nicht direkt bekannt war - in den 30ern war sie so erfolgreich, dass sie sogar in New York aufgeführt wurde, und das Salzkammergut zu einer Topdestination machte. Zu der Zeit gab es sogar eine direkte Flugverbindung Berlin - Sankt Wolfgang!
Das Weiße Rössl steht immer noch hier und ich machte natürlich ein Foto - allerdings hatte unser Guide uns aufgeklärt: Das war gar nicht das echte Weiße Rössl! Das echte Gasthaus dieses Namens stand nicht einmal in Sankt Wolfgang, sondern in einem anderen Dorf in der Nähe, es brannte aber ab und so baute man hier, an prominenter Stelle, einfach ein anderes Gasthaus, um Sankt Wolfgang zu promoten... Das hat ja geklappt!
In der Folge war dieses Gasthaus auch oft Schauplatz verschiedener Verfilmungen der Operette.
Das Weiße Rössl
Wir schlenderten erst einmal ein wenig durch die Stadt, bis auf einige schön bemalte Häuser sahen wir aber nicht wirklich etwas, was uns gefiel. Es gab viele Souvenirshops und elegante Hotels und einige schön bemalte Häuser, aber das war es eigentlich.
Wir machten uns daher ziemlich bald auf zur Wallfahrtskirche, die man gar nicht verpassen kann, da sie mitten im Ort liegt. Die erste Kirche an diesem Ort wurde im frühen Mittelalter gebaut, aber um der immer größeren Masse an Pilgern gerecht zu werden, wurde sie ständig vergrößert und erneuert.
Auch in dieser Kirche gibt es einen sehr berühmten Altar, den Pacher-Altar. Auch dieser ist ein Flügelaltar mit vier Flügeln und seine Herstellung betonte Sankt Wolfgangs wichtige Rolle als Wallfahrtsort im Spätmittelalter. Leider darf man in der Kirche nicht fotografieren, so dass ich keine Fotos davon habe.
Die Wallfahrtskirche
Sankt Wolfgang hat auch eine schöne Promenade, und als der Regen endlich ein wenig nachließ, spazierten wir hier am Seeufer entlang und bewunderten die schönen Ausblicke. Hier gab es auch einige Restaurants und Cafés, aber wegen des schlechten Wetters war nicht viel los, und so genossen wir die Stille, bevor wir uns auf den Weg zur Bootstelle machten.
Aussicht von der Promenade
Das Boot war nicht besonders groß, aber größtenteils überdacht, und so konnten wir uns geschützt vom immer wieder einsetzenden Regen draußen aufhalten und die Fahrt genießen. Und diese Bootsfahrt war wirklich ein Highlight dieser Reise! Die alpine Landschaft im Kontrast zur spiegelglatten Fläche des Sees faszinierte mich einfach - so wunderschön und spektakulär! So eine tolle Naturlandschaft hatte ich in Europa noch nie gesehen! Die Fahrt dauerte fünfundvierzig Minuten und ich genoss wirklich jede einzelne davon. Von der Stadt Sankt Wolfgang war ich ja etwas enttäuscht gewesen, aber wegen dieser Bootsfahrt lohnte es sich absolut, hierher zukommen!
Blick auf die Wallfahrtskirche
Das Weiße Rössl vom See aus gesehen
Ein Internatsgebäude am Seeufer - könnte auch ein Schloss sein, oder?
Ich wollte gar nicht, dass diese Bootsfahrt zu Ende geht, so gut gefiel es mir... Aber nach einer Dreiviertelstunde kam langsam Sankt Gilgen in Sicht, wo wir ausstiegen. Schon vom Boot aus sah dieses Städtchen sehr malerisch aus, und das bewahrheitete sich.
Blick auf Sankt Gilgen
Wir hatten hier nur eine Stunde Zeit, aber da das Stadtzentrum sehr klein ist, reichte es, um sich umzusehen und einen guten Eindruck zu gewinnen.
Sankt Gilgen wurde lange von Sankt Wolfgang überschattet und bezeichnet sich daher seit einiger Zeit als "Mozartdorf", weil Mozarts Mutter hier geboren wurde. Anscheinend war das erfolgreich, und heute ist das Städtchen selbst eine beliebte Destination geworden. Mir gefiel es hier viel besser als in Sankt Wolfgang, weil es viel hübscher und ursprünglicher und auch nicht so voll war.
In diesem Haus wurde 1720 Anna Mozart, die Mutter von Wolfgang Amadeus Mozart, geboren. Später lebte hier Nannerl, Mozarts Schwester. Mozart selbst kam allerdings nie nach Sankt Gilgen!
In dem Haus ist heute ein Mozart-Museum, dafür hatten wir aber leider keine Zeit.
Nachdem wir am Mozarthaus vorbei gekommen waren, führte uns unser erster Weg wieder zur Kirche des Ortes, der Kirche St Aegidius. St Aegidius ist der Schutzheilige der Stadt, nach dem sie auch benannt wurde. Es ist eine Barockkirche, die aber nicht so überladen ist und die mir daher sehr gut gefiel. Wir waren die einzigen Besucher hier und konnten daher ein paar ganz ruhige Momente genießen und die schönen Deckengemälde auf uns wirken lassen.
St Aegidius
Der Altar der Kirche stammt von Johann Ernst von Keutschnach, einem Verwandten des bekannteren Leonhard von Keutschnach.
Das Deckengemälde zeigt die Himmelfahrt des Schutzheiligen Sankt Aegidius
Den Friedhof der Kirche mit den hellen Arkaden fand ich wunderschön
Durch Zufall fanden wir das Haus von Marie von Ebner-Eschenbach, einer der bedeutendsten österreichischen Autorinnen des 19. Jahrhunderts
Abschließend schlenderten wir noch einmal ein wenig durch den Ort. Auch hier gab es einige Souvenirshops und viele Cafés, aber trotzdem war es viel beschaulicher als in Sankt Wolfgang.
Schließlich gingen wir zurück zum Bus und traten die Rückfahrt nach Salzburg an. Der Tag war doch recht vollgepackt gewesen und so waren wir ziemlich kaputt! Aber es hatte sich wirklich gelohnt, wir hatten an diesem Tag so viel Schönes und Interessantes gesehen, und ich war sehr froh, dass wir uns für diese Tour entschieden hatten. Und auch vom schlechten Wetter hatten wir uns nicht unterkriegen lassen!
Aufbruch: | 25.07.2010 |
Dauer: | 6 Tage |
Heimkehr: | 30.07.2010 |