Liège und Tongeren

Reisezeit: Oktober 2013  |  von Mirjam & Nico L.

Lüttich - Zweiter Tag

Am nächsten Tag schlief ich erstmal etwas länger, schließlich sollte diese Reise auch der Regeneration dienen... Mein Hotelangebot beinhaltete kein Frühstück, da ich morgens eh kein großer Esser bin, wollte ich auch nicht die 9€ extra bezahlen, sondern aß auf meinem Zimmer etwas Obst und trank dazu Saft. Für die nächste Reise brauche ich unbedingt einen Tauchsieder, damit ich mir auf dem Zimmer auch Tee machen kann!
Dann machte ich mich auf den Weg und wollte als allererstes das Musée Grand Curtius besuchen, das am Tag zuvor geschlossen gewesen war. Damit ich nicht wieder kreuz und quer durch Lüttich irren musste, entschloss ich mich, direkt an der Maas entlang zu gehen, was größtenteils (bis auf die erzwungenen Abstecher) auch funktionierte.
Das Musée Grand Curtius ist ein historisches Kunstmuseum und war mit großem Abstand das beste Museum, das ich auf dieser Reise besuchte. Von der Prähistorie bis zum 20. Jahrhundert sind hier Kunstwerke aller Art und auch andere Artefakte ausgestellt. Hauptsächlich konzentrieren sie sich auf die Wallonie, aber es gibt auch Ausstellungsstücke aus anderen Gegenden. Sowohl die Ausstellungen als auch die Art des Museums gefielen mir sehr gut.
Wie auch die beiden gestrigen Museen ist das Musée Grand Curtius im City Pass enthalten und ich musste daher keinen Eintritt bezahlen.

Das Musée Grand Gartius - hier das Hauptgebäude, aber wie ich später feststellte, umfasst das Museum auch einige Gebäude drumherum.

Das Musée Grand Gartius - hier das Hauptgebäude, aber wie ich später feststellte, umfasst das Museum auch einige Gebäude drumherum.

Im Eingangsbereich

Im Eingangsbereich

Diese Fibel aus dem 2. Jahrhundert gefiel mir besonders gut, dann las ich, dass sie keltische Einflüsse aus Nordengland aufweist. Tja, von England komme ich wohl nie los

Diese Fibel aus dem 2. Jahrhundert gefiel mir besonders gut, dann las ich, dass sie keltische Einflüsse aus Nordengland aufweist. Tja, von England komme ich wohl nie los

Weitere wunderschöne Fibeln aus dem 6./7. Jahrhundert

Weitere wunderschöne Fibeln aus dem 6./7. Jahrhundert

Ein römisches Militärdiplom aus dem Jahr 98, das einem Soldaten nach fünfundzwanzig Dienstjahren verliehen wurde. Da hat sich also einer fünfundzwanzig Jahre für das Römische Reich abgerackert, und bekommt dann diese Urkunde dafür, und wir können sie heute, 2000 Jahre später, anschauen... Da bekomme ich Gänsehaut!

Ein römisches Militärdiplom aus dem Jahr 98, das einem Soldaten nach fünfundzwanzig Dienstjahren verliehen wurde. Da hat sich also einer fünfundzwanzig Jahre für das Römische Reich abgerackert, und bekommt dann diese Urkunde dafür, und wir können sie heute, 2000 Jahre später, anschauen... Da bekomme ich Gänsehaut!

In der Mittelalter-Abteilung: Ein Modell der alten Kathedrale Saint Lambert, die zerstört wurde.

In der Mittelalter-Abteilung: Ein Modell der alten Kathedrale Saint Lambert, die zerstört wurde.

Das Evangeliar von Notger, neben dem Taufbecken, das ich am Vortag besichtigt habe, ein weiteres Highlight der maasländischen Kunst. Es stammt aus dem Jahr 930 und der "Buchdeckel" ist aus Elfenbein, Emaille und Gold.

Das Evangeliar von Notger, neben dem Taufbecken, das ich am Vortag besichtigt habe, ein weiteres Highlight der maasländischen Kunst. Es stammt aus dem Jahr 930 und der "Buchdeckel" ist aus Elfenbein, Emaille und Gold.

Die Französische Revolution schwappte auch nach Belgien über, und die Lütticher wandten sich gegen die Fürstbischöfe - hier ein Medaillon, das angesichts eines Aufstandes verliehen wurde, der am 18. August 1789 stattfand und als "Lütticher Revolution" bezeichnet wird.

Die Französische Revolution schwappte auch nach Belgien über, und die Lütticher wandten sich gegen die Fürstbischöfe - hier ein Medaillon, das angesichts eines Aufstandes verliehen wurde, der am 18. August 1789 stattfand und als "Lütticher Revolution" bezeichnet wird.

Ein Teil der Museums ist im ehemaligen Hôtel de Hayme de Bomal untergebracht - die Räume sind sehr prachtvoll, und zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebte hier Napoleon, wenn er in Lüttich war! Da hatten sich schon alle Hoffnungen der Revolution zerschlagen und Lüttich stand unter französischer Herrschaft.

Ein Teil der Museums ist im ehemaligen Hôtel de Hayme de Bomal untergebracht - die Räume sind sehr prachtvoll, und zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebte hier Napoleon, wenn er in Lüttich war! Da hatten sich schon alle Hoffnungen der Revolution zerschlagen und Lüttich stand unter französischer Herrschaft.

Den ganzen Vormittag verbrachte ich in diesem tollen Museum, dann ging ich wieder zurück in die Neustand und kaufte mir in einem kleinen Bio-Restaurant ein leckeres Sandwich. Aufgrund des schönen Wetters entschied ich mich, es draußen zu essen, und ging zum nah gelegenen Place de l'Opera, wo ich mich auf die Stufen eines Denkmals setzte und beim Essen ein wenig People Watching betrieb.

Restaurant Terre Mère mit sehr freundlicher Bedienung

Restaurant Terre Mère mit sehr freundlicher Bedienung

Die Oper von Lüttich

Die Oper von Lüttich

Während dieser schönen Pause schrieb ich auch schnell eine Postkarte und bewunderte diesen schönen, zweisprachigen Briefkasten. Warum haben wir in Deutschland nicht so schöne alte Briefkästen?

Während dieser schönen Pause schrieb ich auch schnell eine Postkarte und bewunderte diesen schönen, zweisprachigen Briefkasten. Warum haben wir in Deutschland nicht so schöne alte Briefkästen?

Von hier aus war es nur ein Katzensprung zur Kathedrale Saint Paul, und daher entschloss ich mich, nun diese zu besichtigen. Ich muss zugeben, dass ich sie für eine Kathedrale sehr klein finde, aber ursprünglich war diese Kirche ja auch gar nicht die Kathedrale von Liège. Sehr schön fand ich sie trotzdem, vor allem die Ausmalung des Gewölbes und die gesamte Farbgebung.
Die Kirche wurde ursprünglich im 13. Jahrhundert gebaut, aber im 14., im 16. und im 19. Jahrhundert erweitert. Es ist recht ungewöhnlich, dass das Gebäude trotzdem so harmonisch wirkt und alles gut zusammenpasst!

Ein romanisches Sedes Sapientiae von 1230

Ein romanisches Sedes Sapientiae von 1230

Auf der Rückseite der Kanzel befindet sich diese wunderschöne Darstellung Luzifers als gefallener Engel

Auf der Rückseite der Kanzel befindet sich diese wunderschöne Darstellung Luzifers als gefallener Engel

Ich wollte mir auch die Schatzkammer der Kathedrale ansehen, die allerdings erst um 14.00 aufmachte, wie viele Attraktionen hier, die über die Mittagszeit schließen. Also ging ich rüber zu der zweiten Kirche, die ich mir noch anschauen wollte. Saint Jacques wird im Rough Guide als eine der schönsten Kirchen Belgiens angepriesen, von außen konnte ich das aber zunächst gar nicht glauben, da sie doch ein bisschen unscheinbar aussah und auch keine hohen Türme hatte. Ich wollte hineingehen, aber auch hier war noch geschlossen, also wartete ich im schönen Park neben der Kirche, bis ein älterer Herr angeschlurft kam und langsam die Kirche aufschloss.
Ich betrat also die Kirche und stand zunächst im romanischen Narthex (Vorhalle), der mit den Rundbögen wirklich pur romanisch war. Dann ging ich weiter, und es verschlug mir fast den Atem, so schön war diese Kirche! Der ganze Innenraum wirkte einfach nur perfekt!
Herrliche Farben, was sich noch verstärkte, als der ältere Herr die Beleuchtung in verschiedenen Teilen der Kirche anschaltete, wunderbare Proportionen, an denen nichts störte, und noch dazu ein Meisterwerk an Kunsthandwerk und Verzierungen. Vom Stil her ist die Ähnlichkeit zur Kathedrale Saint Paul nicht zu übersehen, trotzdem gefiel mir Saint Jacques noch um einiges besser. Nun war ich wirklich froh, dass ich gewartet hatte, bis die Kirche aufgeschlossen wurde!

Im romanischen Narthex

Im romanischen Narthex

Wie so oft können die Fotos die Schönheit nicht wirklich wiedergeben...

Wie so oft können die Fotos die Schönheit nicht wirklich wiedergeben...

Hubertus von Lüttich, der der Legende nach von einem Hirsch bekehrt wurde, der ein Kreuz in seinem Geweih trug. Das Bildnis des Heiligen mit einem Hirschen findet sich in vielen Kirchen und Museen in Lüttich.

Hubertus von Lüttich, der der Legende nach von einem Hirsch bekehrt wurde, der ein Kreuz in seinem Geweih trug. Das Bildnis des Heiligen mit einem Hirschen findet sich in vielen Kirchen und Museen in Lüttich.

Das wunderschöne Orgelgehäuse stammt noch aus der Renaissance, die Orgel selbst ist eine Rekonstruktion von 1998.

Das wunderschöne Orgelgehäuse stammt noch aus der Renaissance, die Orgel selbst ist eine Rekonstruktion von 1998.

Nach der Besichtigung dieser Kirche ging es zurück zur Kathedrale Saint Paul, wo ich ja noch die Schatzkammer besichtigen wollte. Allerdings war ich nun schon ein wenig müde und hatte morgens im Musée Grand Curtius schon so viel religiöse Kunst gesehen, dass ich hier nicht mehr wirklich viel aufnehmen konnte und die ganzen Marienstatuen und sonstigen katholischen Kunstwerke mir etwas zu viel wurden, somit war ich schnell wieder draußen. Das war aber kein Verlust, da der Eintritt sowieso im City Pass enthalten war - sonst wäre ich wahrscheinlich auch nicht reingegangen.

Durch den Kreuzgang geht es zur Schatzkammer

Durch den Kreuzgang geht es zur Schatzkammer

Nach einer Pause auf dem schönen Place Cathédrale überlegte ich, was ich nun noch tun sollte, denn um schon ins Hotel zu gehen, war es noch zu früh. Da das Wetter sehr gut war und ich mich nach der Pause wieder fit fühlte, entschloss ich mich, auf den Montagne de Bueren zu steigen - eine der bekanntesten und ungewöhnlichsten Attraktionen Lüttichs. Es ist eigentlich ein Berg, der die Altstadt begrenzt, zu dem aber eine riesige, steile Treppe hochführt! Ich hatte das schon einmal auf einem Foto gesehen und wusste daher in etwa, was mich erwartete... Und ich gebe zu, dass ich den Aufstieg etwas vor mir herschob, aber nun musste ich einfach das gute Wetter nutzen, denn wer weiß, wie es am Freitag sein würde, und ich wollte doch einen guten Blick auf die Stadt haben!
Also wieder auf in die Altstadt, wo ich dann ziemlich beeindruckt am Fuß der großen Treppe stand und mich dann guten Mutes an den Aufstieg machte. Aber der gute Mut verschwand recht schnell - meine Güte, war das anstrengend! Ich musste echt ein paar Mal Pause machen und kam richtig aus der Puste, aber dann war ich endlich oben. Zwischendurch staunte ich noch, dass diese Treppe anscheinend eine normale "Straße" war, denn rechts und links befanden sich Häuser mit normalen Haustüren, die Bewohner mussten also ständig hier hoch... Wow, mussten die fit sein!
Endlich oben angekommen, verschnaufte ich erstmal und genoss den tollen Ausblick über die Stadt. Man konnte hier super sehen, wie sich die Maas durch die Stadt wand, und auch einzelne bekannte Gebäude ausmachen sowie die Ardennen am Stadtrand sehen. Allein dafür lohnt sich wirklich der Aufstieg.
Jetzt war der Tag für mich aber auch wirklich gegessen, ich kaufte noch ein wenig im Supermarkt ein (diesmal der riesige Carrefour am Place Saint Lambert), schleppte den Einkauf zum Hotel, und ließ mich dann nur noch völlig fertig vor die Glotze fallen.

Die Treppe von unten...

Die Treppe von unten...

Ca. auf halber Höhe

Ca. auf halber Höhe

Endlich oben!

Endlich oben!

Auf dem Berg befand sich einmal die Zitadelle der Stadt, von der aber nur noch ein paar unspektakuläre Mauern übrig sind.

Auf dem Berg befand sich einmal die Zitadelle der Stadt, von der aber nur noch ein paar unspektakuläre Mauern übrig sind.

Zunächst gelangt man zu einem Kriegsdenkmal mit Aussichtspunkt, von einem Punkt etwas weiter am Weg hat man aber noch eine viel bessere Aussicht.

Zunächst gelangt man zu einem Kriegsdenkmal mit Aussichtspunkt, von einem Punkt etwas weiter am Weg hat man aber noch eine viel bessere Aussicht.

Saint Barthélémy

Saint Barthélémy

© Mirjam & Nico L., 2020
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Liège, Lüttich, Luik... Die Hauptstadt der Wallonie hat viele Namen. Ursprünglich angelockt vom inzwischen nicht mehr ganz neuen Bahnhof Liège-Guillemins verbrachte ich drei Tage dort und machte zudem einen Ausflug nach Tongeren, der ältesten Stadt Belgiens.
Details:
Aufbruch: 22.10.2013
Dauer: 4 Tage
Heimkehr: 25.10.2013
Reiseziele: Belgien
Der Autor
 
Mirjam & Nico L. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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