BALTIKUM - RUSSLAND - UKRAINE - POLEN
Polen
19./20./21./22.07.2013
Ab der Grenze müssen wir auch bei Tag mit Abblendlicht fahren. Erstes erfreuliches Erlebnis in Polen ist für uns die gratis Fähre über die Swina. Wir fahren weiterhin die Ostseeküste entlang, welche hier nun "Morze Baltyckie) heisst. Über Koszalin, Slupsk, wo wir ins Landesinner abzweigen nach Przodkowo auf einen Campingplatz an einem kleinen See, (N 54'11,42 E 18'19,26). Auf dieser Fahrt machen wir auch schon mit Polens Nebenstrassen Bekanntschaft. Schmale Alleen mit tiefen Spurrillen, manchmal ist der Belag ein richtiger Flickenteppich und man muss aufpassen, dass nicht jedes Loch durch die Reifen besucht wird. Viele Bodenwellen lassen das Womo richtig schaukeln wie ein Schiff und manchmal scheppert es im Innenraum, so dass man meint alles fällt herunter.
Beim Eintreffen auf den Campingplatz hat ein Gewitter die Himmelsschleusen geöffnet, aber bald beruhigt sich das Wetter wieder und es scheint die Sonne. Ein junges Pärchen stellt direkt bei unserer Wohnitüre ein Zelt auf. Wir amüsieren uns köstlich beim Zusehen. Sie liest die Anleitung zum Zelt aufstellen vor und er probiert die richtigen Teile zusammen zu suchen. Das ist richtige Teamarbeit in der Ehe!
Unterwegs haben wir Pfifferling-Pilze und Heidelbeeren gekauft, was Peter nun zu einem herrlichen Essen serviert.
Nach einer ruhigen Nacht fahren wir bei schönem Wetter über Malbork nach Elblag. Hier gibt es direkt am Fluss einen schönen Campingplatz mit WIFI (N54'09,12.8 E 019'23,37.6).
In Elblag ist einer der grössten touristischen Attraktionen von Polen, nämlich der Oberländische Kanal. Der Kanal wurde von 1844 bis 1860 unter der Leitung des königlich preussischen Baurats Georg Steenke erbaut. Er verbindet mehrere Seen wie der Geserichsee und Städte in Ostpreussen von Ilaga über Ostroda bis Elblag. Als Besonderheit gelten die fünf Rollberge, auf denen die Schiffe zur Bewältigung des Höhenunterschieds von 99 Metern mit Hilfe eines hydraulischen Antriebs auf Schienenwagen über Land transportiert werden und die seit Fertigstellung des Kanals funktionsfähig sind. Die Länge des Kanals beträgt 129,8 km. Technisch interessant ist, dass der Antrieb über Wasserräder mit einem Durchmesser von 8 Metern stattfindet. Jede Schaufel der Wasserräder fasst eine Tonne Wasser. Das Schiff kommt mit dem Rollwagen über den Rollberg, rollt ins Wasser und schwimmt davon.
Genau diese Anlage wollten wir besichtigen auf einer solchen Schifffahrt. Leider ist jedoch die Anlage nach 150 Jahren in Revision und die Schiffe können nicht fahren.
Wir machen einen Stadtbummel, besichtigen die Nikolauskirche sowie das Markttor und kaufen auf dem Markt Gemüse ein.
Nach ca. 200 km Fahrt über Olsztyn, Mragowo, Ketrzyn erreichen wir die im 2. Weltkrieg berühmt, berüchtigte Wolfsschanze. In Ketrzyn bestaunen wir noch die mächtige Wehrkirche St. Georg, welche 1359-70 aus Backstein errichtet wurde.
Ein paar Kilometer später erreichen wir den Parkplatz der Wolfsschanze. Hier ist mit dem Eintrittsticket auch gleich der Stellplatz mit Strom inbegriffen. Die nach dem Krieg grösstenteils gesprengte Bunkerstadt war Hitlers grösstes Kriegsquartier, das er im Zusammenhang mit dem Angriff auf die Sowjetunion errichten liess. Für den Bau von etwa 200 Objekten zur Unterbringung von bis zu 2'000 Personen wurden 1940-44 ungefähr 40'000 Arbeiter eingesetzt. Am 20. Juli 1944 war die Wolfsschanze Schauplatz des fehlgeschlagenen Attentats auf Hitler durch Oberst Graf von Stauffenberg. Gestern Abend haben wir im TV einen Film über das Attentat gesehen und sind nun etwas informiert über die Anlage. Mit Mückenspray ausgerüstet wandern wir durch die Anlage, welche verstreut in einem Wald liegt. Die Bunker wurden im Auftrag der Deutschen Wehrmacht zerstört mit jeweils 8 Tonnen Sprengstoff. Die Wände und Decken waren mit bis zu 9 Meter dickem Eisenbeton gebaut und 7 Meter tief im Boden verankert. Die Explosionen waren derart heftig, dass in den umliegenden Ortschaften die viele Kilometer entfernt sind, die Ziegel von den Dächern flogen und alle Fensterscheiben zersplitterten. Trotz dieser enormen Gewalt der Explosionen sehen viel dieser Wände abgesehen einige massive Risse noch ziemlich intakt aus. Vom Bunker in dem der wichtige Anschlag von Graf von Stauffenberg auf Hitler stattfand ist nichts mehr zu sehen. Hitler und seine wichtigsten Generäle lebten 2 ½ Jahre fast ausschliesslich hier im Forst von Görlitz.
Quer durch die Masurische Seenplatte fahren wir auf relativ guten Strassen über Suwalki zur Grenze nach Litauen.
Aufbruch: | 13.07.2013 |
Dauer: | 11 Wochen |
Heimkehr: | 24.09.2013 |
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