2013 - VENEDIG - Italien - UNESCO-Weltkulturerbe
15. November 2013
Moeche. Das sind Soft-Shell-Krabben, ca. handtellergroß, die kurz nach dem Abwerfen des Panzers in der Lagune gesammelt werden. Die Krabben, des sonst natürlich nicht essbaren Chitinpanzers beraubt, isst man in göttlicher Weise zubereitet ganz und frittiert. Moleche - Moeche - Granchi - diese Krabben werden nur in der Lagune Venedigs gefangen und zwar in den Monaten März/April bzw. Oktober/November, wenn sie ihren Panzer verlieren. Sie sind dann ganz zart und weich. Wir haben Glück, dass wir diese Köstlichkeit serviert bekommen.
15. November 2013
Freitag, 15. November 2013
Der Wecker schellt um 6.30 Uhr. Wie immer, wenn ich auf Reisen bin, habe ich Reisefieber, ohne Rolf noch schlimmer als sonst. Das Frühstück in der kleinen Pension Dangl (nur 10 Zimmer) ganz hervorragend. Pünktlich um 9 Uhr holt mich Herr Huber ab und bringt mich zum Flughafen München. Dort checke ich ein und gebe meinen Koffer auf. Dann halte ich Ausschau nach Marietta und Klaus Schenker, die mit mir im gleichen Flieger sitzen werden. Schnell haben wir uns gefunden. Der Flug nach Venedig startet pünktlich. Das Wetter ist bedeckt, leichter Regen. Beim Flug über die Alpen leuchten die schneebedeckten Gipfel in der Sonne. Sieht phantastisch aus. In Venedig kommen wir pünktlich um 12.45 Uhr an. Mario und Katrin Ostwald sind schon eingetroffen, sie melden sich via SMS bzw. Telefonat. Sie haben für uns auch schon die Bustickets zum Piazza Roma besorgt. Wirklich toll. Nachdem wir unsere Koffer erhalten haben, treffen wir mit Katrin und Mario zusammen, die uns bereits erwarten. Ab in den Bus zum Piazza Roma. Es regnet wie verrückt. Ich krame erst einmal meinen Schirm aus dem Koffer. In Venedig angekommen, gehen wir erst einmal zum Ticketschalter für die Vaporetti. Wir besorgen uns alle ein 3-Tages-Ticket (35 Euro/Person). Damit können wir mit den Booten fahren, wann und wohin wir wollen. Das ist eine wirklich gute Sache, die sich lohnt.
Im strömenden Regen laufen wir dann zur Bootsanlegestelle Nr. 1 und fahren eine Haltestelle bis Ferrovia. Dort ein paar Schritte durch eine enge Gasse bis zu unserem Hotel Abbazia. An der Rezeption ist Mirko, den ich seit vielen Jahren kenne. Für die Crew der Rezeption habe ich 2 Flaschen Kräuterlikör aus Niederbayern (Früchte von Freunden selbst gesammelt und verarbeitet) und passende Keramikgläser mitgebracht. Auch Ornella, die gute Fee an der Bar bzw. im Frühstücksservice bekommt eine Flasche Wildkräuterlikör. Wir kennen uns seit mehr als 20 Jahren, haben uns aber 11 Jahre nicht mehr gesehen, da gibt es einiges zu quatschen. Schnell werden die Zimmer zugeteilt und wir verziehen uns, trocknen, auspacken etc.
Auch ich werde beschenkt, von Marietta und Klaus bekomme ich einen wunderschönen Kalender mit herrlichen Fotos, außerdem ein Paket mit außergewöhnlichem Lebkuchen.
Um 16 Uhr mache ich mich bei strömenden Regen, bewaffnet mit Schirm, auf den Weg in das Viertel Cannaregio, um einige alte Freunde zu besuchen, einen Happen zu essen und einfach die ganz besondere Atmosphäre hier zu genießen. Um 18 Uhr bin ich mit total durchnässten Schuhen zurück im Hotel, ausruhen, baden, Rolf anrufen. Er fehlt mir. Von Gudrun höre ich via SMS, dass sie im Bus nach Venedig sitzt, auch Anneken und das Ehepaar Keck ist unterwegs. Was mit Hartmut ist, weiß ich noch nicht. Doch um 18.45 Uhr erfahre ich, dass alle eingetroffen sind und so steht unserem Treffen nichts mehr im Wege.
Gegen 19.30 Uhr treffen wir uns an der Bar in dem früheren Kapitelsaal des Klosters auf einen Kennenlern-Aperitif. Bis auf Anneken, die ich im Dezember 2009 in Essen persönlich kennenlernte, kenne ich niemanden real und so geht es auch den anderen. Anneken war übrigens mit ihren 68 Jahren die älteste Teilnehmerin (man sieht ihr das Alter nicht an) und Mario (MarIo) mit 28 der Jüngste unter uns.
Doch schnell ist das Eis gebrochen, denn uns vereint etwas, die Liebe zu Venedig. Nachdem wir ein bisschen gequatscht haben, machen wir uns auf, mit einem Vaporetto zur Station Ca d'Oro zu fahren. Von dort laufen wir durch enge dunkle Gassen zum Restaurant "Vini da Gigio", ein bekanntes und vor allen Dingen bei den Venezianern beliebtes Fischrestaurant. Das Lokal ist voll, doch wir haben für uns 12 Personen einen Tisch reserviert. Die ganze Familie des Besitzers kenne ich auch seit vielen Jahren. Ich habe ihnen vor langer Zeit einmal die Speisekarte auf Deutsch übersetzt. Anneken hat Gott sei Dank diese Übersetzung mitgebracht und so können wir mit ihrer Hilfe alle bestellen. Das Essen in dem Lokal, gut und lecker. Anneken und ich teilen uns 1 Liter offenen Hauswein, die Vorspeise Sarde in Saor, eine typische venezianische Vorspeise.
Dieses Rezept stammt von den Fischern, die gezwungen waren, Essen für längere Zeit an Bord genießbar zu erhalten. Die Sauce, Essig, Öl und Zwiebeln, wird gekocht und über die gebratenen Sardinen gegossen. Später fügte man noch Rosinen (um die Verdauung zu fördern) hinzu und auch Pinienkerne finden sich heute in diesem Gericht. Das Ganze kommt in irdenes Geschirr, muss mindestens 1 Tag ziehen, ehe man die Sardinien verspeist.
Zum Hauptgericht haben Anneken und ich Moeche. Das sind Soft-Shell-Krabben, ca. handtellergroß, die kurz nach dem Abwerfen des Panzers in der Lagune gesammelt werden. Die Krabben, des sonst natürlich nicht essbaren Chitinpanzers beraubt, isst man in göttlicher Weise zubereitet ganz und frittiert. Moleche - Moeche - Granchi - diese Krabben werden nur in der Lagune Venedigs gefangen und zwar in den Mona-ten März/April bzw. Oktober/November, wenn sie ihren Panzer verlieren. Sie sind dann ganz zart und weich. Wir haben Glück, dass wir diese Köstlichkeit serviert bekommen. Zum Nachtisch teilen Anneken und ich uns noch ein wunderbares Erdbeerdesert. Die Stimmung ist gut, alle unterhalten sich prächtig. Mich freut das sehr, es hätte ja auch anders kommen können.
Dann musste bezahlt werden. Obwohl ich dem Kellner gesagt hatte, dass wir alle getrennt bezahlen - in Italien unüblich! - kam eine Rechnung. Da wir alle sehr verschieden gegessen und getrunken haben, kam eine Teilung durch 12 nicht infrage. Das hätte einige von uns sehr benachteiligt. Also hat der Kellner mit jedem einzelnen abgerechnet, ich habe zusätzlich das gesamte Wasser übernommen (da haben die Preise inzwischen stark zugelegt), so dass am Ende alle zufrieden waren. Anneken hat der arme Kellner leid getan, aber ein gutes Trinkgeld hat ihn versöhnt.
Es ist inzwischen 24 Uhr und wir machen uns zu Fuß auf, durch das dunkle Cannaregio, über diverse Brücken, bis zurück zum Hotel. Dauer des Fußmarsches durch das nächtliche Venedig ca. 30 Minuten. Der Regen hat aufgehört, die Straßen sind fast trocken. Wir gehen alle schlafen, es war ein langer Tag.
Scalzi-Brücke - Vaporetto Station Ferrovia
Das Aqua Alta ist gerade vorbei ... hier sieht man noch die Gehwege
Aufbruch: | 14.11.2013 |
Dauer: | 5 Tage |
Heimkehr: | 18.11.2013 |