2013 - VENEDIG - Italien - UNESCO-Weltkulturerbe

Reisezeit: November 2013  |  von Uschi Agboka

17. November 2013

Ehemaliger Kapitelsaal des Klosters - heute Aufenthaltsraum
Hotel Abbazia

Ehemaliger Kapitelsaal des Klosters - heute Aufenthaltsraum
Hotel Abbazia

im Garten des Hotel Abbazia

im Garten des Hotel Abbazia

Schon am frühen Morgen war es warm - im schönen ehemaligen Klostergarten des Hotels Abbazia - hier Klaus, Uschi und Mario

Schon am frühen Morgen war es warm - im schönen ehemaligen Klostergarten des Hotels Abbazia - hier Klaus, Uschi und Mario

Im Zentrum der Insel liegt der offene Platz Campo de Ghetto Novo.

Im Zentrum der Insel liegt der offene Platz Campo de Ghetto Novo.

Campo de Ghetto Novo

Campo de Ghetto Novo

Im Ghetto - Plüschtiere zum Trocknen aufgehängt

Im Ghetto - Plüschtiere zum Trocknen aufgehängt

Ghetto Vecchio - Wir haben verschiedene Synagogen besichtigt und gelernt, dass diese von außen nicht erkennbar sind und immer im obersten Stockwerk liegen. In den Synagogen darf nicht fotografiert werden.

Ghetto Vecchio - Wir haben verschiedene Synagogen besichtigt und gelernt, dass diese von außen nicht erkennbar sind und immer im obersten Stockwerk liegen. In den Synagogen darf nicht fotografiert werden.

Ghetto Vecchio - Synagogen dienen nicht nur dem jüdischen Gottesdienst, sondern auch Gemeindeveranstaltungen, der Erwachsenenbildung und der Bereitstellung von Hebräischschulen für schulpflichtige Kinder. Im Gegensatz zu einer katholischen oder orthodoxen Kirche ist eine Synagoge kein geweihter Raum. Fast jeder Ort kann als Synagoge dienen, wenn er gewissen Anforderungen gerecht wird. Eine Synagoge muss nicht einmal ein umschlossener Raum sein.

Ghetto Vecchio - Synagogen dienen nicht nur dem jüdischen Gottesdienst, sondern auch Gemeindeveranstaltungen, der Erwachsenenbildung und der Bereitstellung von Hebräischschulen für schulpflichtige Kinder. Im Gegensatz zu einer katholischen oder orthodoxen Kirche ist eine Synagoge kein geweihter Raum. Fast jeder Ort kann als Synagoge dienen, wenn er gewissen Anforderungen gerecht wird. Eine Synagoge muss nicht einmal ein umschlossener Raum sein.

Unterwegs im jüdischen Viertel

Unterwegs im jüdischen Viertel

Überfahrt von Fondamente Nove nach Burano, hier vorbei an der Friedhofsinsel San Michele

Überfahrt von Fondamente Nove nach Burano, hier vorbei an der Friedhofsinsel San Michele

Ankunft Burano

Ankunft Burano

17. November 2013 - Ghetto (Synagogen) - Burano

Sonntag, 17. November 2013
Es ist wieder sehr schönes Wetter, selbst im Hotelgarten kann man es gut aushalten. Um 8 Uhr treffen wir uns zum gemeinsamen Frühstück. Dann werden einige Gruppenbilder vor dem Hotel gemacht. Mario und Katrin Ostwald verabschieden sich. Sie fahren nun mit dem Auto weiter zu Petra Findeisen (Borgo Cicco Bianco) in die Marken, um dort noch eine Woche Ferien zu genießen. Adressen werden ausgetauscht.

Hartmut, Anneken, Gudrun, Mario (MarIo), Marietta und Klaus, Juergen und ich machen uns auf zum Campo Ghetto Nuovo. Wir haben dort um 10 Uhr eine Führung durch die Synagogen gebucht. Die Führung ist auf Deutsch, ich bin gespannt, wie es wird. Vor Jahren habe ich mal diese Führung auf Englisch für eine Gruppe Amerikaner mitgemacht. Es hat mich sehr berührt und daher hoffe ich, dass die Freunde auch begeistert sein werden. Wir schauen uns auf dem Platz um, machen Fotos und warten auf die Dame, die die Führung macht. Sie kommt etwas zu spät und muss dann auch erst noch einen Cafe trinken, ehe sie beginnt. Das ist eben Italien, nur keine Hektik.

Wir besichtigen verschiedene Synagogen und lernen, dass diese von außen nicht erkennbar sind und immer im obersten Stockwerk liegen. Fotografieren ist nicht erlaubt, daher gibt es von den schönen Synagogen keine Bilder. Wir erfahren, dass Männer an Gottesdiensten teilnehmen müssen, Frauen nicht. Männer und Frauen sind in den Synagogen getrennt, die Frauen und Kinder oft oben auf einer Balustrade. Ob eine Synagoge noch benutzt wird, erkennt man an einem brennenden Licht vor dem Thoraschrein. Die Tora (Thora) ist der erste Teil des Tanach, der hebräischen Bibel. Sie besteht aus fünf Büchern, weshalb sie im Judentum auch chamischa chumsche tora 'Die fünf Fünftel der Tora' genannt wird. Die griechische Bezeichnung ist Pentateuch. In den deutschen christlichen Bibelübersetzungen sind dies die fünf Bücher Mose.

Unsere Fremdenführerin, die anfänglich sehr zurückhaltend ist, taut bald auf, als sie merkt, dass wir echtes Interesse haben. Es machen nicht sehr viele Deutsche eine Führung durch die Synagogen. Die Dame verlängert dann sogar die Besichtigung um 30 Min., weil wir so viel fragen. Das finde ich toll. Interessant war auch zu erfahren, dass die Juden die Synagogen nicht selbst ausschmückten (dies war ihnen ja verboten), sondern ital. Künstler damit beauftragten. So sah es in einer der Synagogen aus wie in einer Kirche von Palladio.

Um 11.30 Uhr ist die Führung beendet, wir verabschieden uns nun von Hartmut, der die Führung noch mitgemacht hat und zurück nach Deutschland fährt. Auch Juergen, Marietta und Klaus verlassen uns. Übrig bleiben Mario (MarIo - der jüngste unter uns), Gudrun, Anneken und ich (Uschi). Wir beschließen, uns noch ein bisschen das jüdische Viertel anzuschauen und dann zur Haltestelle Ferrovia zurück zu laufen. Von dort nehmen wir ein Schiff, welches uns über Fondamente Nove (umsteigen) nach Burano bringt. Heute ist Sonntag und da ist die Altstadt von Venedig überflutet von Touristen, darauf haben wir alle keine Lust.

Das Ghetto in Venedig ist eine Insel im Sestiere Cannaregio. Sie war seit dem 16. Jahrhundert bis zu seiner Aufhebung 1796 unter Napoleon das abgeschlossene Wohngebiet für die jüdische Bevölkerung in Venedig. Die Insel ist damit Namensgeberin aller Ghettos dieser Epoche. In späteren Jahrhunderten wird der Begriff auch auf andere Einrichtungen übertragen. Das Ghetto ist eine der kleineren Einzelinseln des Sestiere Cannaregio und liegt relativ zentral

Die Juden Venedigs wohnten bis zum Ende der Republik im Jahre 1797 unter beengten Verhältnissen getrennt von der übrigen Bevölkerung, genossen aber damit gleichzeitig den Schutz durch die Republik. Sie wurden zwar wie überall im christlichen Europa hart besteuert, man gewährte ihnen aber in Venedig auch Schutz vor der Inquisition und den auch in der Lagunenstadt immer wieder vorkommenden Repressalien. Übergriffe von Christen gegen Juden wurden bestraft. Ebenso wurden die verantwortlichen Beamten in den Städten der Terra ferma, wie man die Staatsgebiete Venedigs auf dem sich anschließenden italienischen Festland nannte, bestraft, die Übergriffe gegen jüdische Einwohner duldeten und nicht von sich aus sanktionierten. Venedigs Juden genossen vom 16. Jahrhundert bis Anfang des 19. Jahrhunderts damit eine in Europa einzigartige Rechtssicherheit. An Pogromen gegen seine jüdische Bevölkerung haben sich die Serenissima und ihre Bevölkerung nicht beteiligt.

Die Insel Gheto (Gheto Novo) ist 105 Meter lang und 93 Meter breit. Die Flächenausdehnung beträgt knapp einen Hektar. Sie ist von wesent-lich größeren Inseln des Sestiere Cannaregio umgeben und von diesen durch unterschiedlich breite Kanäle getrennt, über die nur zwei Brücken führen. Im Norden führt eine der beiden Brücken über den 18 Meter breiten Rio San Girolamo-Ormesini auf die Insel Ormesini. Im Osten führt die andere Brücke über den nur sechs Meter breiten Rio Gheto zur Insel San Leonardo, die Gheto auch im Süden und Südwesten umgibt, und auf der unmittelbar südwestlich des Gheto Nuovos das Gheto Vecchio liegt. Auf einer Karte von 1905 ist noch eine Brücke zum Gheto Vecchio zu sehen, die heute nicht mehr existiert. Im Westen trennt der dort 14 bis 20 Meter breite Rio del battello - Cà Moro das Ghetto von der Insel Chiovere. Im Zentrum der Insel liegt der offene Platz Campo de Ghetto Novo.

Campo Ghetto Novo - Bereits im 5. und 6. Jahrhundert gab es Juden in Venedig, die von der Stadt jedoch in der Regel nur als Händler aber nicht als Einwohner geduldet wurden. Jüdische Händler deutscher Herkunft mussten wie die übrigen Kaufleute aus dem Heiligen Römischen Reich im Fondaco dei Tedeschi wohnen, italienische Juden wohnten auf dem Festland. Zu einem ersten größeren Zustrom von Juden auf venezianisches Territorium kam es im Zuge der Pest von 1348/49, da man in Mitteleuropa den Juden die Schuld an der Seuche zuschob und sie blutig verfolgte. 1396 erhielten sie auf dem Lido, unweit von San Nicolò, ihren ersten eigenen Friedhof.

Das Ghetto, das Quartier, in dem von 1516 bis zum frühen 19. Jahrhundert die Juden der Stadt lebten, weist eine eigene Struktur und Bauweise der Häuser auf. Dort wurden alle venezianischen Juden, geteilt nach "Nationen", gezwungen zu leben. Neben ihnen wirkte die Kommune über die zuständigen Amtsinhaber, die Cattaveri, auf die lokalen Verhältnisse ein, aber auch die christlichen Besitzer der Häuser und Brunnen, bei denen die Juden zur Miete lebten - wie es im Dekret vom 29. März 1516 ausdrücklich heißt, sollten die Vormieter ihre Häuser verlassen und die neuen Mieter einen um ein Drittel erhöhten Mietzins zahlen. So entstanden bald Häuser mit bis zu acht Stockwerken mit häufig sehr niedrigen Decken. Zudem waren die Wohnverhältnisse insgesamt sehr beengt - 1552 lebten auf einem Gebiet von etwa drei Hektar 900 Bewohner, 1611 waren es 5.500 - bald musste das Ghetto ausgeweitet werden. Ab 1633 entstand neben dem Ghetto novo und dem Ghetto vecchio das Ghetto novissimo (also das neue, alte und neueste Ghetto).

Das Gheto novissimo - 1611 wohnten auf einem Gebiet von rund drei Hektar 5.500 Einwohner, während es im Jahr 1552 erst 900 gewesen waren. Die Wohnverhältnisse in den Ghettos waren also außerordentlich beengt, daher baute man die Häuser immer mehr in die Höhe, wäh-rend die Höhe der einzelnen Stockwerke immer mehr reduziert wurde, so dass man in den Räumen kaum stehen konnte. Nach den Verlusten durch die Pest von 1630 bis 1632 verließen viele Juden die Stadt und siedelten sich in anderen Städten Italiens, beispielsweise in dem liberalen Livorno, an. 1633 entstand schließlich das gheto novissimo, in dem sich großzügige Wohnhäuser und Paläste befanden und in dem vor allem spanische und portugiesische Juden wohnten. In dieser Zeit waren die Juden in Venedig anerkannt und geschätzt, sie konnten in Padua, der venezianischen Universität, studieren. Dort unterlagen sie fast keinen Restriktionen, für sie galten die gleichen Gesetze wie für alle anderen Studenten. Nur die Studiengebühren waren für Juden erheblich höher. Nach dem Examen arbeiteten sie als Wissenschaftler oder Ärzte. In Venedig selbst entfaltete sich eine reiche jüdische Kultur

Das Gheto novo befindet sich innerhalb des Sestiere Cannaregio auf dem Gebiet einer verlassenen Gießerei. Die Erlaubnis, sich dort anzusie-deln, galt zunächst nur für die nordeuropäischen und italienischen Juden. Das Ghetto wurde jeden Abend abgeschlossen und die Tore in der Nacht bewacht, die Kosten für die Bewachung hatten die Bewohner zu tragen. Das Verfahren, bestimmte Wohngebiete in der Nacht zu schließen und zu bewachen, war in jener Zeit durchaus üblich. Für die deutschen Kaufleute wurde es im Fondaco dei Tedeschi praktiziert, venezianische Kaufleute ihrerseits wohnten im ägyptischen Alexandria in einem Distrikt, in den sie nachts und an muslimischen Feiertagen eingeschlossen wurden.

Allein die hoch angesehenen jüdischen Ärzte durften bei Bedarf das Ghetto nachts verlassen, wurden aber von Wachen kontrolliert und mussten die Namen der Patienten angeben.

Mitte des 14. Jahrhunderts befand sich die Stadt in einer prekären wirtschaftlichen Situation (vgl. Wirtschaftsgeschichte der Republik Vene-dig). Die Kriege gegen Verona und Genua (1350-1355) und die Folgen der Pest hatten zu einem Niedergang des Handels geführt. Der Große Rat hatte sich mit dem Problem des allgemeinen Geldmangels, der nicht nur die Staatskasse, sondern die gesamte Bevölkerung betraf, zu befassen. Eine dauerhafte Zulassung jüdischer Pfandleiher, die bereits in Mestre und Treviso tätig waren, wurde auch für Venedig erwogen. Durch deren Tätigkeit konnte neues Kapital in den Wirtschaftskreislauf fließen, und die verantwortlichen Gremien der Republik erkannten bald den Nutzen für die Republik. Man nahm also Juden auf, gab ihnen aber nur befristete Aufenthaltserlaubnis, so dass sie weiterhin zwischen Festland und Stadt hin und her pendeln mussten. Derweil waren seit etwa 1325 in den Kolonien abgegrenzte und manchmal ummauerte Judenviertel entstanden, die als Giudaiche bezeichnet wurden.
Mit der wirtschaftlichen Erholung Venedigs kam es bald wieder zu Spannungen zwischen den einzelnen sozialen Gruppen, die sich in mehr oder weniger kurzfristigen Schikanen von Seiten der Behörden niederschlugen. So mussten die Juden ihre Kleidung kennzeichnen. 1397 erfolgte die Anordnung, dass sie ein gelbes Zeichen auf ihrer Kleidung tragen mussten, wenn sie in Venedig waren. Ähnliches galt für die Kolonien Venedigs. Ab 1496 sollten sie eine gelbe Kopfbedeckung tragen, oder ab 1497 einen schwarzen Hut. Sie durften keinen Baugrund erwerben, andererseits durften sie in Zeiten von Gefahr ihre diskriminierende Kleidung ablegen und zu ihrem Schutz bewaffnete Leibwächter unterhalten, das heißt zum Schutz des von den Christen benötigten Kapitals, das durch ihre Hände ging. Die kurzfristig wechselnden Rechtstitel wurden fortlaufend den aktuellen Bedürfnissen der Republik angepasst.

Der Zuzug von Franziskanern und Dominikanern in die Stadt machte die Situation für die Juden und die Signora nicht einfacher. Um sich über mögliche päpstliche Repressionen wegen seiner toleranten Politik klar zu werden, gab der Doge Cristoforo Moro bei Kardinal Bessarion ein Gutachten in Auftrag, in dem dieser darlegen sollte, ob der tägliche Umgang mit Juden Christen schaden könnte. In seinem Brief von 18. Dezember 1463 erklärte der Kardinal, dass keine Gefahr für das Seelenheil der Christen bestünde und dass die Juden zu respektieren seien. Venedig konnte also mit seiner pragmatischen Politik fortfahren und den Reaktionen aus Rom unbesorgt entgegensehen. Der für alle Beteiligten unbefriedigende Zustand von verweigerter oder gewährter, zeitlich begrenzter Zulassung wurde schließlich am 29. März 1516 durch einen Erlass, der den Juden einen festen Wohnplatz auf dem Gebiet des Gheto novo zuwies, beendet. Dabei rechnete man mit etwa 700 Familienoberhäuptern und ihren Angehörigen. Die pragmatische Haltung der Republik zu den jüdischen Einwohnern, bei der ideologische oder religiöse Motive nur eine marginale Rolle spielten und die das Verhältnis zwischen der Serenissima und der jüdischen Gemeinschaft auch in Zukunft kennzeichnen sollte, zeigt sich exemplarisch an der Gründungsgeschichte des Ghettos.

Niedergang des Ghettos - Parallel zum Verfall der Wirtschaftskraft und der politischen Macht Venedigs kam es zu einem Niedergang des Ghettos. Nach den Verlusten durch die Pest, bei der Venedig ein Drittel seiner Bevölkerung verloren hatte, verließen viele Juden die Stadt, andererseits hielt der Zustrom von Juden an, die unter Verfolgungen in Nord- und Osteuropa zu leiden hatten. Durch die Pest und die politi-schen Veränderungen im adriatischen Raum kam es zu gravierenden ökonomischen und sozialen Problemen in der Republik. Die finanzielle Belastung der Università wurde dabei immer drückender.

Gheto Vecchio - 1474 bestiegen Ferdinand II. von Aragonien und Isabella von Kastilien den spanischen Thron. Es begann eine blutige Judenverfolgung; eine Welle der Intoleranz verbreitete sich über das gesamte spanische Territorium, das damals bis Sardinien und Sizilien reichte. Ab 1496 beteiligte sich auch Portugal, dessen König Manuel I. ein Schwiegersohn Ferdinands und Isabellas war, an den Verfolgungen. Wer sich nicht bereit erklärte, das Land binnen kurzer Zeit zu verlassen, wurde zwangsgetauft. Diese Politik löste eine Wanderungsbewegung im gesamten Mittelmeerraum aus. Die Gruppe der jüdischen Einwanderer, die nach Umwegen über Stationen in Hafenstädten des östlichen Mit-telmeers, der Levante, in Venedig ankamen, nannte man in Venedig Levantiner. Eine weitere Einwanderungswelle wurde durch die Niederlage in der Schlacht von Agnadello von 1508 ausgelöst, bei der Venedig der Liga von Cambrai unterlegen war, und zahlreiche Juden der Terra ferma den Schutz des Stadtgebiets suchten. Auch die Bankiers aus Mestre flohen nach Venedig. Die Spannungen in der Stadt zwischen den Eingesessenen und den Flüchtlingen nahmen zu und das Wohnrecht der Juden wurde im Senat erneut diskutiert.
Pragmatisch nutzte man das wirtschaftliche Potential, das die Zuwanderer mitbrachten und fand eine Lösung. Ein dem Adligen Leonardo Minotti gehörendes angrenzendes Areal wurde zur Erweiterung des Ghettos umgewidmet, indem man dem Eigentümer hohe Mieteinnahmen versprach. 1541 wurde den Juden erlaubt, in diesem Gebiet zu leben. Das neue Ghetto mit dem Namen Gheto vecchio wurde vornehmlich von "Levantinern" besiedelt. Die Bezeichnung "vecchio" (italientisch für "alt") bezieht sich nicht auf die Judenansiedlung, sondern die Gegend hieß schon vorher, als Gießereiviertel, so. 1589 erhielten schließlich auch orientalische Juden so wie die spanischen und portugiesischen Juden und Conversos, abwertend häufig als Marranen bezeichnet, die Erlaubnis, sich im Gheto vecchio anzusiedeln.

1641 eskalierten die Spannungen zwischen Venedig und den Türken bei ihrem Kampf um die Vorherrschaft im Mittelmeer erneut, so dass die jüdischen Kaufleute durch den Wegfall von Handelswegen und Handelspartnern schwere finanzielle Verluste hinnehmen mussten. Die Tribute an die Stadt waren kaum noch aufzubringen, und die Armut im Ghetto wurde immer drückender. Zwischen 1681 und 1686 hatte die Università 3.000.000 Dukaten zu zahlen. Der 1699 nach dem Türkenkrieg im Vertrag von Karlowitz geschlossene Friede brachte Venedig keine Vorteile, die Verschuldung wuchs und die Juden hatten bis 1700 weitere 800.000 Dukaten zu zahlen. Gleichzeitig mit dem politischen Verfall Venedigs vermehrte sich die Zahl seiner Behörden mit ihren nicht definierten und sich überschneidenden Zuständigkeiten, die jeweils eine Flut von Verordnungen erließen und damit das Leben für die Ghettobewohner unerträglich machten. Die Frage der gerechten Verteilung der Steuerlast führte im Ghetto selbst zu Spannungen unter den Nationen. Wegen der drohenden Zahlungsunfähigkeit der Banken wurde 1739 ein neuer Vertrag zwischen den Beteiligten geschlossen, die unterschiedlichen Abkommen mit den Nationen aufgehoben und in einen für alle drei Nationen geltenden Vertrag umgewandelt. Trotzdem war die Liquidität der Banken nicht gesichert.
Venedig, unfähig zu Reformen, reagierte auf die für die Republik bedrohliche Situation mit weiteren Repressionen gegen die jüdische Ge-meinde, die jetzt nicht mehr nur durch wirtschaftliche Motive, sondern auch durch antisemitische Affekte bestimmt wurden.

Mit der Eroberung Venedigs durch Napoleon wurden die diskriminierenden Gesetze aufgehoben, die Tore des Ghettos wurden 1797 verbrannt und die Residenzpflicht aufgehoben. Jedoch erhielten die Juden alle übrigen Rechte wie alle Bürger erst mit der Gleichstellung von 1848. Bis dahin hatten viele seiner Bewohner im Zuge des wirtschaftlichen Niedergangs die Stadt längst verlassen; das Ghetto war in einem schlechten baulichen Zustand und nur die arme Bevölkerung war zurückgeblieben. Ganze Häuserzeilen wurden abgebrochen, so dass sich das Gesicht des Ghettos erneut veränderte. Die meisten der während des Faschismus noch im Ghetto lebenden Juden wurden ab 1943 von den deutschen Besetzern deportiert und größtenteils ermordet. An die Opfer erinnern die am Campo de Gheto Novo angebrachten Reliefs des litauischen Bildhauers Arbit Blatas. Nach der fast völligen Vernichtung der jüdischen Bevölkerung kehrten Überlebende der Konzentrationslager und andere, denen die Flucht geglückt war, in das Ghetto zurück. Heute gibt es wieder eine kleine jüdische Gemeinde in Venedig von rund 500 Personen (Stand 2005), von denen nur ein kleiner Teil (etwa 30 Personen) im Ghetto wohnt. Für die Bewohner gibt es Läden, eine koschere Fleischerei, eine Spezialbäckerei für die Herstellung von Matzen, ein Altersheim und neben den als Museum oder anderen profanen Zwecken dienenden Scole gibt es auch zwei aktive Synagogen, die Schola Levantina und die Schola Spagnola, welche saisonweise abwechselnd genutzt werden. Das Ghetto steht unter intensiver Polizeibewachung. Die Beamten haben einen eigenen Arbeitscontainer als Wache vor Ort.

Ghetto - Die Herkunft des Namens ist nicht vollständig geklärt. Wahrscheinlich ist er von dem italienischen Ausdruck geto für Gießerei abge-leitet, der sich im Laufe der Zeit zu gheto oder ghetto lautlich verhärtet hat. Wahrscheinlicher Grund hierfür war die Ansiedlung der Juden in das Stadtviertel der ungeliebten Eisengießer, daher der Zusammenhang mit "geto". In Venedig taucht er 1414 in dieser Form in einer Akte auf. 1562 gebrauchte Papst Pius IV. das Wort in einer Bulle erstmals für ein abgeschlossenes jüdisches Stadtviertel (Ghetto). Gegen Ende des 16. Jahrhunderts hatte sich das Wort ghetto für abgeschlossene jüdische Wohngebiete in italienischen Städten durchgesetzt. Bis ins frühe 16. Jahrhundert wurde das Wort sowohl geto als auch ghetto geschrieben.

Während des 16. Jahrhunderts wurden im Ghetto für die so genannten Nationen Synagogen, genannt Scole wie im Deutschen die "Schul", gebaut. Diese Synagogen fallen im Stadtbild kaum auf, da sie wegen des Verbots, Synagogen auf venezianischen Grundstücken zu bauen, entweder in der äußeren Gestalt von Wohnhäusern oder auf deren Dächern errichtet wurden. Als erste Scola im Gheto novo entstand die Sco-la Grande Tedesca 1528/29. Dank ihrer fünf Rundbogenfenster ist sie auch äußerlich zu erkennen. Die Scola Canton von 1531 war eine Synagoge für die Aschkenasen, ihre Bima stammt aus dem 17. Jahrhundert. Von 1571 ist die Scola Italiana, die mit einer kleinen Kuppel bekrönt ist. Im Gheto vecchio befinden sich die Scola Levantina, deren Innenausstattung dem Bildhauer Andrea Brustolon zugeschrieben wird, sowie die Scola Spagnola, die größte der venezianischen Synagogen. Sie stammt aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und wurde von den Marranen und Juden spanischer und portugiesischer Herkunft besucht. 1635 wurde sie im Stil des Baldassare Longhena vollständig umgebaut. Der Innenraum mit seiner Ausstattung aus vielfarbigem Marmor, vergoldeten Stuckaturen und Holzvertäfelungen und der ovalen Frauenempore mit der hölzernen Balustrade zeigt sich als eine großartige barocke Rauminszenierung.

Synagogen dienen nicht nur dem jüdischen Gottesdienst, sondern auch Gemeindeveranstaltungen, der Erwachsenenbildung und der Bereitstel-lung von Hebräischschulen für schulpflichtige Kinder. Im Gegensatz zu einer katholischen oder orthodoxen Kirche ist eine Synagoge kein geweihter Raum. Fast jeder Ort kann als Synagoge dienen, wenn er gewissen Anforderungen gerecht wird. Eine Synagoge muss nicht einmal ein umschlossener Raum sein. Der freie Platz unmittelbar vor der Klagemauer in Jerusalem gilt beispielsweise als Freiluftsynagoge. Es gibt spezielle Gottesdienste am Schabbat (den Sabbat) und an den jüdischen Feiertagen. In vielen kleineren Gemeinden finden nur ein- oder zwei-mal die Woche Gottesdienste statt.

Gesagt getan. Wir fahren von Ferrovia bis Fondamente Nove. An der langen Promenade am Rande der Lagune bläst immer ein kräftiger Wind. Dort steigen wir um in ein Boot, welches uns nun direkt nach Bu-rano bringt. Früher war das alles viel umständlicher. Die Fahrt geht vorbei an der Friedhofsinsel San Michel (rechts gelegen) und an der Insel Murano (links gelegen). Auch die große Insel Sant'Erasmo passieren wir. Leider haben wir nicht die Zeit, diese zu besuchen. Ich war schon einige Male dort, es lohnt sich.

San Michele ist eine Insel in der Lagune von Venedig zwischen Venedig und Murano, auf der sich der gleichnamige Friedhof von Venedig befindet. Die Insel hat einen annähernd rechteckigen Grundriss, mit einer Länge von 460 Metern, einer Breite von 390 Metern und einer Flä-che von 17,6 Hektar. Die Volkszählung weist 11 ständige Einwohner auf der Insel nach, alle männlich. Die Insel hat mit Platzmangel zu kämpfen, darum werden Tote zuerst in normalen Gräbern begraben, nach einigen Jahren aber wieder exhumiert und in hohe Blöcke gestapelt. Nach der Säkularisierung des Klosters und dem Edikt Napoleons vom 11. Juni 1804, das auch für Venedig verbindlich war, und mit dem die Bestattung von Toten in unmittelbarer Nähe von Kirchen verboten wurde, verband man 1837 die Insel San Michele mit der Insel San Cristoforo und errichtete dann den mit einer Mauer umgebenen und von Zypressen bestandenen Zentralfriedhof, der die früheren Friedhöfe an den Pfarrkirchen Venedigs ersetzte. Ab 1858 wurde der Friedhof unter der Leitung des aus Treviso stammenden Architekten Annibale Forcellini erweitert. Forcellini ließ das Gelände aufschütten, um es hochwassersicher zu machen, begradigte das Areal und umgab es mit einer hohen Ziegelmauer. Der Friedhof selbst ist angelegt wie ein griechisches Kreuz, Zypressen begleiten die beiden Hauptachsen; die Grabfelder sind jeweils durch Mauern abgetrennt, die die Columbarien enthalten. An der Nordseite reihen sich die Ossuarien aneinander. Beerdigt sind hier u. a. die Komponisten Ermanno Wolf-Ferrari, Luigi Nono und Igor Stravinsky, der Dichter Ezra Pound, der Schriftsteller Joseph Brodsky und der Ballettimpresario Sergei Diaghilew, aber auch der argentinische Fußballtrainer Helenio Herrera. Für den Physiker Christian Doppler existiert eine Gedenktafel, seine Begräbnisstätte in Venedig wurde aber noch nicht aufgefunden. Der ältere Teil des Friedhofs ist nach Konfession eingeteilt. So sind im evangelischen Teil zahlreiche Gesandte aus nordischen Ländern (Protestanten) bestattet. Auch der für seine Rollen in Goldoni-Stücken bekannte Schauspieler Cesco Baseggio liegt in San Michele begraben.

Seit dem 13. Jahrhundert befand sich auf San Michele ein Kloster der Kamaldulenser, von dem noch der Kreuzgang, die ab 1469 von Mauro Codussi erbaute Renaissancekirche San Michele in Isola und die um 1530 von Guglielmo Bergamasco errichtete sechseckige Cappella Emili-ani erhalten sind. In diesem Kloster zeichnete der Mönch Fra Mauro zwischen 1457 und 1459 seine kreisförmige Weltkarte.
Die Kirche San Michele in Isola sticht sofort ins Auge, wenn man sich der Friedhofsinsel nähert. Mauro Codussi erbaute die erste Renais-sancekirche Venedigs aus weißem istrischem Stein. Hinter ihrer schlichten Fassade (die Bekrönung erinnert an San Zaccaria) verbirgt sich ein prächtiger Innenraum, der von einer Kassettendecke abgeschlossen wird.

Murano - Ende des 13. Jh. beschloss der Große Rat, zum Schutz vor Bränden, dass die Glasbläsereien nach Murano transferiert werden sollten. Seither ist Murano die "Glasinsel". Die Rufe der Verkäufer, die die Besucher in die Läden und Glasbläsereien locken wollen, sollten nicht vom künstlerischen Geist der Insel ablenken. Man findet noch kleine Läden und Handwerker, denen man bei der Arbeit zusehen kann und die echtes Murano-Glas verkaufen.
Die Insel Sant'Erasmo (benannt nach Erasmus von Antiochia) ist die größte Insel in der Lagune von Venedig und dient vor allem der Versor-gung der Stadt Venedig mit Gemüse. Berühmt sind die castraure di Sant'Erasmo, junge Artischocken, sowie die spareselle, grüner, ganz dün-ner Spargel. Hin und wieder findet man den auch in Deutschland. Der Hauptort San Erasmo Chiesa befindet sich ziemlich genau in der Mitte der Insel, auf der der Lagune zugewandten Seite. Die Insel ist von Venedig aus mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Seit 2002 wurden auf der Insel umfangreiche Sanierungsarbeiten, vor allem an den brüchig gewordenen Uferbefestigungen, durchgeführt. Auch entfaltete sich im Hauptort eine rege Wohnbautätigkeit, um die Abwanderung der jungen Leute zu stoppen. Derzeit hat San Erasmo circa 500 Einwohner, viele davon pendeln täglich nach Murano (Glasfabriken) oder Venedig (Tourismus). Die Bewässerung der Gemüsefelder erfolgt hauptsächlich über schmale Kanäle - le barene - die über ein System von Schleusen mit dem Brackwasser der Lagune gefüllt werden. Von der ersten Vaporetto-Station, San Erasmo Capannone, erreicht man in einem viertelstündigen Fußmarsch den "Torre Massimiliano", einen alten Ge-schützturm in Ziegelbauweise aus der k.u.k.-Zeit, während der Venedig von Österreich regiert wurde. Mittels der aufgestellten Geschütze konnte feindlichen Schiffen die Einfahrt in die Lagune verwehrt werden. Nach Jahren des Verfalls hat sich eine Gruppe von Investoren gefunden, die den Turm aufwändig restaurierte und in ein Kultur- und Ausstellungszentrum umgestaltete. An der Nordspitze der Insel (Punta Vela) befinden sich noch Reste von ehemaligen Befestigungs- und Verteidigungsanlagen, die aber langsam verfallen. Einige der verstreut liegenden Häuser werden zeitweise von Aussteigern und Künstlern bewohnt. Von San Erasmo aus erreicht man mit Privatbooten die Insel San Francesco del Deserto, auf der sich ein Franziskanerkloster befindet.

Die Überfahrt ist sehr schön. Wir erfahren, dass Schwarzfahren teuer ist, 60 Euro Strafe. Da die Tickets nicht teuer sind, ist das ein unnötiges Risiko, was Schwarzfahrer eingehen. Um 13 Uhr treffen wir auf Bu-rano ein und machen uns auf, die schöne Insel zu erkunden. Allerdings abseits der normalen Touristenpfade. Schön ist, dass wir alle einer Meinung sind.
Burano ist eine der größeren und der am dichtesten besiedelten Inseln in der Lagune von Venedig, bzw. vielmehr eine Gruppe von vier eng beisammen liegenden und durch acht Brücken verbundenen Inseln.
Burano ist 670 Meter lang und maximal 450 Meter breit, und umfasst eine Fläche von 21,1 Hektar, genauer 210.766 Quadratmeter. Ursprünglich waren es fünf Inseln, die durch einen weiteren Kanal rio Terà del Pizzo voneinander getrennt waren, der jedoch zugeschüttet wurde und heute die via Baldassare Galuppi auf der (Teil-)Insel San Martino bildet, die sich vor der Kirche San Martino zur Piazza Baldassare Galuppi weitet. Auf Burano leben heute ca. 3.000 Menschen. Die 50 Meter westlich gelegene Nachbarinsel Mazzorbo, mit der Burano über eine 60 Meter lange Holzbrücke verbunden ist, weist viele schöne Häuser mit herrlichen Gärten auf. Die Männer von Burano lebten von der Fischerei und die Frauen vom 16. Jahrhundert bis zum Ende des 18. Jahrhundert von der Spitzenstickerei. Die Nadelspitzen im typischen Burano-Stich wurden zu hohen Preisen exportiert und führten bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zu einer wirtschaftlichen Blütezeit, die durch die Einfüh-rung neuer Verfahren zur Herstellung von Spitzen beendet wurde. Mitte des 19. Jahrhunderts war die Kunst der Spitzenstickerinnen von Burano dem Vergessen preisgegeben. Nur eine alte Frau kannte noch die durch persönliche Tradition von Generation zu Generation überlieferte Arbeitsweise. Da gründeten vornehme Italienerinnen 1872 in Burano die Spitzenschule Scuola di Merletti, in der die Technik des punto in aria, des luftigen Stichs, für die kunstvollen Ornamente tradiert und weitergegeben wurde. Die Spitzenschule stand unter dem Protektorat der italienischen Königin und schuf meisterliche Kopien und Nachschöpfungen aller Nadeltechniken. Auf der Triennale in Mailand 1940 wurden die Nadelspitzen aus den Buraner Schulen und Werkstätten in bewunderungswürdiger Qualität ausgestellt. Die Scuola di Merletti besteht noch an der Piazza Galuppi und stellt dort in dem Museo del Merletto echte Burano-Spitzen aus, die noch heute ein teures Luxusgut sind. Im Ge-gensatz dazu werden in vielen kleinen Geschäften der Insel Spitzen aus Asien angeboten, die in keiner Weise der echten Burano-Spitze entsprechen. Typisch für Burano sind die vielen kleinen in jeweils einer zu den Nachbarhäusern kontrastierenden kräftigen Farbe gestrichenen Fischerhäuser, die sich in den Kanälen spiegeln und die die Individualität der jeweiligen Hausbesitzer betonen. Die kuriose Farbenpracht zieht viele Maler und Fotografen auf die Insel. Die Legende erzählt, dass die Farbgebung der Häuser der Orientierung der Fischer diente, die bei Nebel oder nach durchzechter Nacht ihre Insel und ihr trautes Heim anhand der Farbe ausmachten.

Wir wandern an den Kanälen entlang, auf denen viele Boote vertäut sind. Hier hat man kein Auto, sondern ein Boot. Die malerischen bunten Häuser ziehen uns in ihren Bahn. Es wird wie wild fotografiert. Durch enge Gassen führt uns der Weg. Witzig, manchmal stehen Schuhe oder Pantoffeln auf den Fensterbänken draußen an den Häusern. Auch Besen und andere Reinigungsgeräte baumeln draußen an den Häusern. Ein Vogelkäfig baumelt in luftigen Höhen. Auf kleinen Plätzen inmitten der bunten Häuser finden sich Wäscheständer. Und auf den wenigen grünen Wiesen hängt - z. T. sehr kostbare Wäsche zum Trocken. Diebe scheint es hier nicht zu geben. Wir finden das alle sehr lustig. Wo wir herum spazieren, sind kaum Menschen unterwegs. Die Touristen tummeln sich alle auf der Hauptstraße des Ortes. Natürlich haben wir auch mal wieder Hunger. Gudrun und ich haben einen kleinen Handwerksladen entdeckt, in dem wir einige kleine Glasteile einkaufen, echtes Muranoglas, kein China-Ramsch. Ich frage den älteren Besitzer nach einem guten Einheimischenlokal. Er gibt uns den Tipp, zur Sport Bar zu gehen, sich auf ihn zu berufen, dann würden wir gut und preisgünstig speisen. Ich muss sagen, ich verfahre immer so, denn die Touristen-lokale, wo man abgezockt wird und schlecht isst, mag ich nicht. Also gesagt, getan. Wir finden das Lokal, Spaghetteria Bar Sport, wollen natürlich bei dem schönen Wetter draußen sitzen. Alle Plätze sind von Ein-heimischen belegt. Ich spreche mit der Besitzerin, richte die Grüße aus und schon nach wenigen Minuten bekommen wir einen schönen Tisch für uns vier Personen zugewiesen.

Jeder bestellt etwas anderes: Anneken Spaghetti mit Spargel, Gamberetti und geräuchertem Ricotta, duftet ganz herrlich. Mario hat Pizza mit frischem Rucola und Paprika, sieht nicht nur gut aus, schmeckt auch lecker. Gudrun bestellt nur einen Cappuccino und ich 5 gegrillte Gamberoni - Preis 12 Euro. Anneken und ich haben uns wieder einen Liter Wein geteilt, Kosten 9 Euro. Zum Nachtisch bestelle ich für uns alle ein Stück Torta della Nonna al Limone. Wir haben es brüderlich geteilt, es war auch sehr lecker. Die Preise in dem Lokal waren sehr günstig! Wir haben sehr viel Spaß, erzählen und lachen viel. Trotz des Altersunterschiedes - über 60 und 28 Jahre - verstehen wir uns gut. Jederzeit wieder würde ich mit solch netten Menschen wieder eine Reise unternehmen. Nachdem wir uns gestärkt haben, geht es weiter, bei herrlichem Sonnenschein.

Wir haben auch noch ein nettes Erlebnis. Schon auf dem Schiff ist uns eine alte Dame mit Kopftuch und schöner Tracht, aufgefallen, die wohl von ihrem Sohn begleitet wurde. Auf Burano treffen Gudrun und ich sie wieder und sprechen sie an. Es sind keine Italiener, sondern Rumänen. Die alte Dame, Anna, 88 Jahre ist zum ersten Mal in Venedig. Ihr Sohn zeigt ihr alle Sehenswürdigkeiten. Gudrun macht einige Bilder von mir und Anna, die uns stolz ihre Tracht mit prächtigen Unterröcken vorführt. Anna sieht aus wie meine Großmutter und sie stammt aus einer Region (Rumänien/Ungarn), aus der mein Großvater nach Deutschland eingewandert ist. Diese Begegnung berührt mich sehr. Anneken hat auf dem Schiff auch einige Bilder von Anna gemacht. Ich habe während der Bootsfahrten kaum fotografiert, da ich immer damit beschäftigt war, mir einen festen Platz zu sichern.

Wir wandern weitern. Der schiefe Campanile der Kirche San Martino an der Piazza Galuppi ist schon von weitem zu sehen. Wir erreichen den Piazza Baldassare Galuppi. Ein Denkmal erinnert dort an den italienischen Komponisten Baldassare Galuppi, der am 18. Oktober 1706 in Burano geboren ist. Die Kirche San Martino - sie enthält eine Kreuzigungsszene von Giovanni Battista Tiepolo - besichtigen wir alle.

Dann geht es weiter, über die Hauptstraße der Insel, Calle Galuppi. Hier sehen wir die typischen Touristenlokale, wo das Essen meist nicht so gut und sehr teuer ist. Und auch die Läden verkaufen sehr viel Ware aus China. Uns gefällt das gar nicht. Nach 16 Uhr erreichen wir unser Vaporetto, welches uns zunächst zum Fondamente Nove bringt. Dort steigen wir um, in ein Boot zu unserer Haltestelle Ferrovia. Der Fahrt dauert ca. 45 Min. Auf der Fahrt durch die Lagune sehen wir auf dem Boot einen schönen Sonnenunter-gang. Nach 17.30 Uhr sind wir zurück im Hotel. Wieder 8 Stunden auf den Beinen, da darf man schon mal müde sein. Ich telefoniere mit Rolf und nehme mal wieder ein heißes Bad.

Mario hat noch nicht die Nase voll von uns "alten" Weibern, er will auch heute Abend mit uns essen gehen. Wir treffen uns um 19.30 Uhr und fahren wie gehabt ein Stück mit dem Boot. Ich habe einen Tisch in der Osteria ai Promessi Sposi reservieren lassen. Dort eingetroffen, sehen wir einige Leute vor dem Lokal stehen, mit Gläsern in der Wand. Ich werfe einen Blick in das Lokal, welches ich von früher kannte, und auch in die Küche. Der Besitzer und auch der Koch ist ein anderer, sieht alles nicht sehr vertrauenerweckend aus. Die ganze Atmosphäre ist irgendwie ungemütlich und so beschließen wir, wieder zur Trattoria Da Bepi zu gehen. Dort war das Essen gut und die Preise vernünftig. Der Inhaber begrüßt uns freundlich, wir bekommen sofort einen Tisch für uns vier Personen. Heute ist dort nicht so viel Trubel wie gestern.
Anneken bestellt Spaghetti al sugo nero della sepia (nicht mit Tintenfisch, nur mit der schwarzen Flüssigkeit), ich habe Granseola (Meeresspinne) zur Vorspeise. Anschließend teilen wir uns eine Portion gegrillten Branzino. Mario hat Tortellini di Patate, gefüllt mit Spinat und Ricotta, danach Pollo (Huhn) mit Spinat. Gudrun hat einen Teller gegrilltes Gemüse und danach Tagliatelle mit Funghi (Pilzen). Zur Nachspeise gibt es Tiramisu und Panne Cotta mit Erdbeeren und zum Abschluss genehmigen wir uns einen Lemoncello di Casa. Es ist ein rundherum schöner Abend. Jeder probiert von jedem, wir erzählen und lachen. Gegen 23 Uhr sind wir zurück im Hotel, auch dort geht die Unterhaltung weiter. Es ist erstaunlich, was man sich alles zu erzählen hat. Um 23.30 Uhr gehen wir schlafen. Es war ein langer Tag.

Mehr Bilder auf meiner Facebook-Chronik, Uschi Agboka.

Recherchiert wurde vor Ort, im Michelin-Reiseführer und im Internet (Wikipedia etc.)

Die Spitzenschule Scuola di Merletti belebte die Spitzenstickerei in Burano neu und schuf seit 1872 meisterliche Kopien und Nachschöpfungen alter Nadeltechniken - heute Luxusgüter.

Die Spitzenschule Scuola di Merletti belebte die Spitzenstickerei in Burano neu und schuf seit 1872 meisterliche Kopien und Nachschöpfungen alter Nadeltechniken - heute Luxusgüter.

Burano - bunte Häuser und vor jedem Haus ein Boot

Burano - bunte Häuser und vor jedem Haus ein Boot

Burano - Durch enge Gassen führt uns der Weg. Witzig, manchmal stehen 
Schuhe oder Pantoffeln auf den Fensterbänken draußen an den Häusern. Auch Besen und andere Reinigungsgeräte baumeln draußen an den Häusern.

Burano - Durch enge Gassen führt uns der Weg. Witzig, manchmal stehen
Schuhe oder Pantoffeln auf den Fensterbänken draußen an den Häusern. Auch Besen und andere Reinigungsgeräte baumeln draußen an den Häusern.

Unterwegs auf Burano, abseits der normalen Touristenpfade

Unterwegs auf Burano, abseits der normalen Touristenpfade

Typisch für Burano sind die vielen kleinen in jeweils einer zu den Nachbarhäusern kontrastierenden kräftigen Farbe gestrichenen Fischerhäuser, die sich in den Kanälen spiegeln und die die Individualität der jeweiligen Hausbesitzer betonen. Die kuriose Farbenpracht zieht viele Maler und Fotografen auf die Insel. Die Legende erzählt, dass die Farbgebung der Häuser der Orientierung der Fischer diente, die bei Nebel oder nach durchzechter Nacht ihre Insel und ihr trautes Heim anhand der Farbe ausmachten.

Typisch für Burano sind die vielen kleinen in jeweils einer zu den Nachbarhäusern kontrastierenden kräftigen Farbe gestrichenen Fischerhäuser, die sich in den Kanälen spiegeln und die die Individualität der jeweiligen Hausbesitzer betonen. Die kuriose Farbenpracht zieht viele Maler und Fotografen auf die Insel. Die Legende erzählt, dass die Farbgebung der Häuser der Orientierung der Fischer diente, die bei Nebel oder nach durchzechter Nacht ihre Insel und ihr trautes Heim anhand der Farbe ausmachten.

Blick von Burano aus ....

Blick von Burano aus ....

Burano - Der schiefe Campanile der Kirche San Martino an der Piazza Galuppi ist schon von weitem zu sehen.

Burano - Der schiefe Campanile der Kirche San Martino an der Piazza Galuppi ist schon von weitem zu sehen.

Burano - Hunger hatten wir auch, 5 gegrillte Gamberoni 12 Euro - super lecker, allerdings in einer Einheimischenkneippe, nicht in einem "Touristenlokal" - dort doppelt so teuer

Burano - Hunger hatten wir auch, 5 gegrillte Gamberoni 12 Euro - super lecker, allerdings in einer Einheimischenkneippe, nicht in einem "Touristenlokal" - dort doppelt so teuer

Burano - Ein Denkmal erinnert auf der Piazza Baldassare Galuppi an den italienischen Komponisten Baldassare Galuppi, der am 18. Oktober 1706 in Burano geboren ist.

Burano - Ein Denkmal erinnert auf der Piazza Baldassare Galuppi an den italienischen Komponisten Baldassare Galuppi, der am 18. Oktober 1706 in Burano geboren ist.

Burano - Die Kirche San Martino Vescovo haben wir besichtigt

Burano - Die Kirche San Martino Vescovo haben wir besichtigt

Burano - Langsam geht die Sonne unter, wir verlassen Burano

Burano - Langsam geht die Sonne unter, wir verlassen Burano

Überfahrt Burano - Fondamente Nove (Venedig) - hier Blick auf die Friedhofsinsel San Michele

Überfahrt Burano - Fondamente Nove (Venedig) - hier Blick auf die Friedhofsinsel San Michele

© Uschi Agboka, 2014
Du bist hier : Startseite Europa Italien 17. November 2013
Die Reise
 
Worum geht's?:
Facebook-Gruppenreise Teilnehmer: Anneken, Gudrun, Uschi, Hartmut, Jürgen, Mario, Eheleute Katrin und Mario, Eheleute Klaus und Marietta, Eheleute Keck Vom 14./15. bis 17./18. November 2013
Details:
Aufbruch: 14.11.2013
Dauer: 5 Tage
Heimkehr: 18.11.2013
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors