Auf krummen Wegen ins krumme Elsaß
Immer am Kanal entlang
Saverne werden wir in guter Erinnerung behalten: Der erste Tag ganz ohne Regen, abends beim Chinesen ein sehr gutes Abendessen uns morgens werden wir von einer wärmenden Sonne aufgeweckt, Zeit für einen Stadtrundgang.
typisch französisch ? nicht unbedingt. Sondern urtypisch für Elsass-Lothringen, Fachwerk mit vielen Erkern in der Geschäftsstraße von Saverne
Hat der Kanal wirtschaftlich noch eine Bedeutung ? Für Frachtverkehr wohl nicht mehr, aber für den Fremdenverkehr ist er attraktiv. Der französische Staat unterhält mit einer eigenen Gesellschaft die Kanäle, die fast alle im 18. und 19. Jahrhundert gebaut wurden und erhält damit ein Baudenkmal von historischer Bedeutung.
Heute werden wir eine Kanalfahrt genießen, aufwärts auf dem Leinpfad des Rhein-Marne-Kanals. Keine Steigungen, kein Gefälle, allenfalls an Brücken mal ein kleiner Hügel oder an einer Schleuse, wenn wir uns auch an Land dem höheren Wasserstand anpassen müssen. Dazu ein traumhaftes Spätsommerwetter - ideale Radelbedingungen.
Für Touristen läßt sichs an Bord aushalten, man kann unterwegs übernachten, aber auch Fahrradausflüge unternehmen
Die Nummern der Schleusen zählen rückwärts, doch bei Schleuse 12 endet der Kanal. Der Radweg führt rechts weiter und steigt an. Im Wald dann das nächste Schleusenwärterhaus Nr. 11, aber kein Wasser im Kanal, sicher schon lange nicht mehr, denn es wächst schon Gebüsch und Kraut auf der Sohle.
Infotafeln klären auf: die Schleusentreppe aus dem vorigen Jahrhundert war dem Verkehr nicht mehr gewachsen und erforderte hohe Wartungskosten. Deshalb baute man das höchste Schiffshebewerk Europas bei Arzwiler, das den Höhenunterschied der 11 stillgelegten Schleusen überwindet. Doch ausgerechnet im Herbst 2012 trat hier ein schwerer Schaden auf, der bis heute nicht behoben ist und noch ist ungewiß, wie und wann er behoben werden kann. Sollte nun gar das Schiffshebewerk und damit eigentlich auch der Rhein-Marne-Kanal zum Museum werden ?
Wir fahren zunächst den alten Kanalverlauf bis oben ab. Die alten Wasserbauwerke sind beeindruckend.
Kein Verkehr mehr, der Kanal ist zur Sackgasse geworden, seit 2012 ein Schaden am größten Schiffshebewerk Europas entstanden ist
Der Rad- und Wanderweg führt an stillgelegten Schleusenbecken und alten Schleusenwärterhäusern entlang
In die Einmündung eines Baches in den Kanal hatte man eine Möglichkeit zur Begegnung von Schiffen gebaut
...und oberhalb schließt sich wieder der Kanal in moderner Ausstattung an, noch ist er Sackgasse von der Westseite her
Doch weiter am Kanal entlangradeln geht nun nicht mehr. Der Kanal geht durch den Berg, wir müßten drüber weg. Aber wo ist denn das Schiffshebewerk ?
Da hätten wir uns unten links halten müssen, von oben kommt man nicht heran. Also noch einmal zurück nach unten.
Doch dort bekommen wir nicht viel zu sehen, alles ist weiträumig abgesperrt.
Die Schiffe fahren wohl in eine rechteckige Wanne, die dann schräg am Hang heraufgezogen wird und oben fahren sie aus der Wanne heraus und anschließend in den Tunnel.
Vom Fuß des Schiffshebewerks führt eine Straße im Tal weiter. Die fahren wir erst einmal, bis es rechts steil herauf geht. Wir wollen doch den Kanal wiederfinden, und zwar möglichst gleich hinter dem Ausgang des Tunnels. Das erweist sich jedoch als ergebnislos; auch unsere Karte hilft da nicht weiter.
Wir finden einen ausgeschilderten Radweg südlich des Kanals, er führt durch einige Dörfer, erst nach über 8 Kilometern kommen wir wieder an den Kanal und fahren auf dem Leinpfad noch etwas westwärts. In der Nähe der Stadt Sarrebourg verlassen wir den Kanal, denn unser Zimmer ist dort im Hotel de Paris bestellt.
Gern hätten wir den Weg am nächsten Morgen fortgesetzt, um die Stelle zu finden, in der der Kohlenkanal von Saarbrücken auf den Rhein-Marne-Kanal trifft.
Aber am Morgen darauf scheuen wir weitere Umwege und nehmen den direkten Weg nach Nordwesten, auf dem wir den Kohlenkanal wieder kreuzen müssen. Dabei kommen wir durch die Schlachtfelder des ersten Weltkriegs.
Noch vor 20 Jahren waren diese Soldatenfriedhöfe Ziel von Busreisen von Kriegsveteranen, die auf diesen Tafeln ihren Kindern und Enkeln erklärten, wo sie selbst gekämpft hatten. Heute kommen Schulklassen und können nicht verstehen, weshalb hier so viele Menschen sterben mussten. Wofür ?
Wieder zurück am Kohlenkanal, dort, wo er noch nicht touristisch erschlossen ist, oberhalb (südlich) von Mettersheim
Hier kann man von einer Schleuse schon die nächste sehen, eine Bootsfahrt wäre wohl mühsam und zeitraubend. Wir lernen nun das noch fehlende südliche Stück des Kanals kennen und von Mettersheim an ist er touristisch voll erschlossen. Infotafeln (zweisprachig) geben Auskunft darüber, welche Bedeutung diese Wasserstraße in den letzten Jahrhunderten noch hatte.
Heute ein Vergnügungs- und Erholungsgewässer für Wassersportler und Radler!
Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Die Schleusenwärterhäuser sind teilweise an Rentner vermietet, die sie liebevoll herausputzen, andere verfallen. Die Bedienung der Schleusen erfolgt per Funkgerät von den Bootsführern selbst.
Hier kann man sich rollen lassen oder auch testen, wie schnell man radeln kann. Aber Vorsicht: Höchstgeschwindigkeit 20 km/h ist vorgeschrieben !
Heute ist unsere Unterkunft in Smartville bestellt, ein Selbstbedienungshotel etwas westlich vom Kanal in Sichtweite der Autobahn. Ein Ort wie propere Dörfer in Baden-Württemberg. Hier wird der Smart gebaut und beschert dem Ort Wohlstand, viele Wege mit Einfamilienhäusern wie wir sie sonst in Frankreich nicht antrafen.
Aufbruch: | 14.09.2013 |
Dauer: | 14 Tage |
Heimkehr: | 27.09.2013 |
Luxemburg
Frankreich