Provence - Reise ins Licht

Reisezeit: September / Oktober 2013  |  von Ralf Beelitz

Lac du Sautet

Ein herrlicher, wolkenloser Tag kündigte sich an. Zum Einfahren geht es durch scheinbar endlose Obstpantagen entlang der Nordflanke der Crete des Selles in 12 Kehren hinauf zum Col de la Beaume (1.268 m). Das schmale Band der D20 verbindet Plan-de-Vitrolles im Tal der Durance mit Les Savoyons im Tal des Petit Buëch. Die landschaftlich recht ansprechende Strecke führt uns an interessant gefaltete Felsformation vorbei.

Vom Scheitel des nahen Col d'Espréaux (1.160) bietet sich uns ein schöner Blick auf die Montagne de Céüse (2.016 m) im Nordosten und auf den nahe gelegenen Roc de la Lauze (1.567 m) im Südwesten. Kaum zu glauben, aber sogar die Rallye Monte Carlo geht fast jedes Jahr hier hinauf.

In Montmour folgt die Straße, nun gut ausgebaut und zügig befahrbar, dem Tal der Bèoux. Eine Gelegenheit, wieder einmal die Gashand spielen zu lassen und der Siwi "Zunder" zu geben. Der Spaß wird jedoch jäh beendet. Wir trauen unseren Augen kaum: auf einer eingezäunten Weide neben der Straße jagt ein Hütehund ein Wildschwein. In seiner Not durchbricht der Keiler plötzlich den Zaun und rast weniger Meter vor uns über die Straße. Wir können gerade noch den Zusammenstoß verhindern. Glück gehabt! Etwas zurückhaltender folgen wir nun der Passstraße über den Col du Festre (1.441 m). Der Pass liegt unterhalb der kahlen Bergkuppen der Montagne d`Aurouze und gewährt uns einen wunderschönen Blick auf das Massiv du Dévoluy. Auf der Nordabfahrt wird die Straße wieder enger und teilweise recht kurvig, dazu gibt es einige Schlaglöcher und Bodenwellen.

Die Straße schlängelt sich zwischen den grandiosen Kalkfelsen der Schlucht "Defilè de la Souloise" hindurch. Wir nähern uns dem Lac du Sautet, die Perle des Dèvoluy, in dessen blaugrünem Wasser sich die umliegenden Berge spiegeln. Am steilen Südufer führt die winzige D217 in die Höhe. In der Ferne erhebt sich der Grand Ferrand. Die Traumstrasse bietet einen großartigen Blick auf den Obiou (2.793), das Vercors und Notre-Dame de la Salette. In Le Motty biegen wir links nach Corps, der Hauptstadt des Beaumont an der Route Napoleon, ab. Wir überqueren den 86 m langen Stahlbetonbogen der Pont du Sautet, 160 m über dem Drac. Direkt hinter der Brücke legen wir eine Pause ein. Von hieraus können wir einige Stufen hinabsteigen, um die imposante, 126 m hohe Staumauer zu betrachten. Der Drac wird hier in seiner Schlucht zu einem 200 m tiefen und an einigen Stellen nur 7 m breiten See angestaut. Eine wahre Perle an der Grenze zwischen dem Beaumont, dem Dévoluy und dem Champsaur. Eine Postkartenlandschaft. Nichts festhalten, den Moment genießen.

Auf unserem Weg zurück überqueren wir auf der D19, einer ruhigen Parallelstrecke zur viel befahrenen N85, den Col du Villar (1.039 m), dessen Scheitel einer Hochebene gleicht und der als Übergang fast nicht zu bemerken ist. Imposant ist lediglich der Anblick der im Nordwesten steil aufragenden Montagne de Céuze. Es schliesst sich der Col de Foreyssasse (1.040 m) an. Es gibt kaum Verkehr. Die Strecke hat auch keine besonderen Höhepunkte, ist jedoch insgesamt angenehm und entspannt zu fahren. Auf das Tanken müssen wir unterwegs zwangsweise verzichten. Die einzige Tanke weit und breit in La Freissinouse hat zu. Die Zapfhähne sind mit Packband umwickelt. So wird die Tour doch noch spannend. Der Blick geht immer öfter auf die heftig blinkende Tankuhr. Etwas Gutes hat die Sache dann aber doch noch: Ich weis jetzt, dass meine Silver Wing auch in den Bergen 260 km schafft.

Lac du Sutet

Lac du Sutet

© Ralf Beelitz, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
In der Haute-Provence, dort wo die Provence schroff und spröde wird und seit Jahrhunderten die Schafe auf die Sommerweide getrieben werden, liegt ein Tourenparadies par Excellence. Künstler wie Cézanne, Picasso, Matisse, Renoir - alle frönten sie der Schönheit der Landschaft und schwärmten vom intensiven und doch weichen Licht der Provence.
Details:
Aufbruch: 21.09.2013
Dauer: 12 Tage
Heimkehr: 02.10.2013
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Ralf Beelitz berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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