... und dann geht es wieder los.
Zwei Wochen Kurzurlaub in Manavgat
Meine Reiseunterlagen lagen am Flughafen Fuhlsbüttel am Thomas Cook- Schalter bereit, der Flieger pünktlich gestartet und auch gelandet.
Über die Sicherheitsbestimmungen in Flughäfen rege ich mich ohnehin nicht mehr auf. Letzte Woche in Delhi musste ich mein Feuerzeug abgeben. Gestern in Hamburg wollte ich schlau sein, habe mir Streichhölzer eingesteckt und Feuerzeuge in das aufzugebende Gepäck gelegt.
In Hamburg hätte ich aber ein Feuerzeug im Handgepäck haben dürfen, die sind im Reisegepäck verboten. Von Indien habe ich eine 2-Liter-Flasche Mineralwasser mitgebracht im Handgepäck. Die steht jetzt in Hamburg auf dem Küchentisch. Aus Hamburg hätte ich wohl keine Flüssigkeit über 100 ml raus bekommen.
Die Landung gestern erfolgte 5 Minuten vor Mitternacht, damit war der erste Tag meiner 14-tägigen Reise auch schon auf dem Weg zum Gepäckband um. Bis der Kleinbus alle Gäste an Bord hatte und dann auch noch den richtigen Weg zu einem der Ziele gefunden hatte, waren fast 2 Stunden vergangen - und meine Unterkunft fuhr der Fahrer natürlich zu allerletzt an.
Trotz der späten Stunde wartete der Inhaber schon vor der Tür auf mich, sprach mich mit Vornamen an und wollte wissen, ob ich erst in mein Zimmer oder was essen möchte. Ich habe für ein Bier entschieden.
Die kalte Platte, die er für mich vorbereitet hatte, war aber auch nicht schlecht. Bis gegen 5 Uhr haben wir dann noch geschwatzt.
Er lebt seit nunmehr 13 Jahren in Alanya, stammt aus Ankara, hat an der Uni Tourismus studiert und ist regelmäßig in Berlin und auch in Wien zu den Tourismus-Börsen. Er spricht gut deutsch und hat diese Bungalow-Anlage für die nächsten drei Jahre gepachtet und ich bin sein erster ... und vorläufig auch einziger ... Gast.
Gegen 9 Uhr heute früh hatte ich aber auch schon ausgeschlafen, habe ausprobiert ob ich hier im Zimmer Internet habe - leider nicht.
Das Zimmer ist recht groß, wobei ich nur eines der drei Betten benötige, Klimaanlage brauche ich genau so wenig wie den Fernseher, auf den Fön könnte ich verzichten aber der Kühlschrank ist natürlich toll.
Ich hatte schon überlegt, mir auf die Schnelle einen kleineren Koffer zu besorgen. Mein "Schwarzes Monster" hatte mir in Indien etliche Mühen bereitet. Vom Weg aus der Wohnung in Hamburg bis in diese Unterkunft und zurück sind ja gerade mal 100 Meter zur Bushaltestelle, die ich zu Fuß zurücklegen muss.
Auf der Waage hatte der Koffer dann auch akkurat die erlaubten 20,6 kg. Nicht Klamotten dieses Mal, sonder Wurst, Käse und Konserven. Türken können nicht Käse, Türken können nicht Wurst.
Leberwurst oder Würstchen vom Truthahn an deutschen Ladentheken auch unzureichende Ersatzlösungen. Für mich gehört in die Jagtwurst auch nicht das, was der Jäger erlegt hat, sondern Schweinefleisch! ... und so ist der Kühlschrank hier jetzt gut gefüllt mit Dingen, die ein Moslem auf keinen Fall im Umkreis mehrerer Kilometer von seiner Moschee/Mosque dulden würde. Es gibt hier aber auch keine solche Stätte in Sichtweite. Da ist nur ein "Russisches Bettenlager" nebenan mit einer Kapazität von 1.000 und offensichtlich auch nur schwach ausgelastet jetzt Ende April.
Ich war ja schon vor an die 20 Jahren einmal hier in der Gegend - damals noch als glücklich-deutsche Durchschnittsfamilie im 2. Jahresurlaub (im "Haupturlaub" waren wir im "richtigen" Asien). Meine Erinnerungen sind schwach ... mit rostigen Dolhmush auf rottigen Straßen, mit Millionen von Lira, die an folgenden Tag noch weniger wert waren, an Eselskarren und Ochsengespannen. Ich erinnere mich auch, dass alles so furchtbar billig war, wir Unmengen an Jeans und Oberbekleidung gekauft hatten und auch irgendwas aus gegerbten Tierhäuten ...
Jetzt sehe ich nur noch neue Autos auf heilen Straßen mit gepflegten Seitenstreifen, Bürgersteige laden zum Spazieren ein, es gibt Parkbänke, die ich andernorts meist schmerzhaft vermisse. Hier direkt vor dem Haupteingang hält alle 10 Minuten ein Bus nach "Manavgat - Markt - Busbahnhof" und gegenüber geht es dann wohl nach Side. Ich habe gefragt, woher ich Kleingeld bekomme, den Bus auch benutzen zu können. Es ist aber unnötig, Geld zu wechseln. Selbst im Bus kann ich mit EURO- Münzen bezahlen. Der EURO ist - zumindest in dieser Gegend um Antalya - längst zur anerkannten und genutzten Währung geworden.
In Antalya fahren moderne Gelenkbusse, in denen das in Deutschland übliche Laufband durch GPS-verbundenen Stadtplan ersetzt wurde, auf dem man genau sehen kann, welche Route der Bus noch vor sich hat und wo er sich gerade befindet.
"Billig in Türkei" war einmal. Billige Klamotten kann man besser in Deutschland kaufen und das wird wohl auch so bleiben, selbst wenn in Pakistan noch mehr Textilhütten zusammen krachen, das Essen in Gaststätten hat Niveau internationaler Fastfood-Ketten - in Qualität und Preis und die Türken selbst glauben, dass sie die höchsten Preise der Welt für Benzin bezahlen müssen (was aber nicht stimmt ... das Vorrecht haben immer noch die Norweger trotz deren Spitzenproduktion europäischer Erdölförderung).
Ich habe mir sogar noch im Flieger die erlaubte Menge zollfreier Zigaretten gekauft, da ich schon vermutete, dass die hier in der Türkei inzwischen das bewährte System der Steuererhöhung alle 6 Monate eingeführt haben, wie wir es zur Genüge kennen.
Ich bin also wieder einmal Pauschaltourist mit allen Vorzügen und Nachteilen. So habe ich in ca. einer Stunde das Treffen mit "meinem" Reiseführer. Der wird mir kurz erklären, dass ich mich am Tage vor der Abreise über den Transfer zum Flughafen schlau machen muss und dann ein mehrstündiges Verkaufsgespräch über Ausflüge beginnen, die ich unbedingt bei ihm buchen muss.
Viel lieber sitze ich aber unter der Palme vor meinem Bungalow (keine Nüsse dran!), daneben ein Apfelsinenbaum voller reifer Früchte und betrachte die gegenüber liegenden Bungalows, vor denen Feigenbäume - mit lauter gelben Feigen dran - stehen. Die werde ich dann auch mal kosten. Bananenpflanzen gibt es auch etliche, allerdings ohne Bananen - weder grüne noch reife und dazwischen kugelig geschnittene Büsche und gelbe, rote und rosa Rosen in voller Pracht. Der Pool ist gefüllt mit klarem Wasser und sieht einladend aus - ich habe aber mit meinem Zeh getestet - viel zu kalt für meine Badehose!
Ach ja, die vorletzte Ansage im Flieger vom Chef des Kabinenpersonals fand ich nicht schlecht: "Ich wünsche allen Fluggästen eine erfolgreiche Landung ...";
Die letzte Ansage dann vom Kapitän: "Wie Sie sicherlich bemerkt haben, sind wir soeben erfolgreich gelandet. Wir haben eine Außentemperatur ... moment ... von aktuell 20 Grad, morgen soll es sonnig und um die 28 Grad werden ..."
Für ein paar Tage waren die Eltern des Managers da, nette Leute in meinem Alter. Die hatten ihren Wagen voller Nahrungsmittel von ihrem Dorf und daraus köstliches Essen bereitet. Ich wurde zu Beginn gefragt, ob ich besondere Wünsche hätte, das Essen betreffen und habe erklärt, dass ich "richtig" türkisch essen möchte. Ich hatte auch keine Lust, alleine zu sitzen und somit wurde ich in die türkische Großfamilie integriert.
Nur am frühen Morgen ist noch niemand weiter da und der Angestellte hier sorgt nur für mich, kommt alle paar Minuten und fragt mich, ob ich Tee oder Kaffee möchte, bringt mir frische Feigen aus dem Garten oder Erdbeeren. Frühstück wäre mit der Zeit etwas eintönig, immer die gleiche Wurst und auch keine Abwechslung bei den Käsesorten ... aber da hatte ich ja vorgesorgt und mein Kühlschrank ist immer noch gut gefüllt.
Auch wenn mir Oktay, der 44-jährige Hotelinhaber versichert, dass griechische und türkische Kultur fast identisch ist, so ist das Essen nicht mit dem zu vergleichen, was "beim Griechen" in Hamburg so zu haben ist. Hier wird viel mit Hülsenfrüchten und Joghurt bereitet, es gibt etliches gekochtes Gemüse und wenig Fleisch.
Ich erhalte auch nicht nur Halbpension, nein auch zum Mittagessen bin ich dabei. Gestern gab es gebratene Barsche und Tomatenspaghetti. Die Fische hatte der 13-jährige Sohn Anam der Reinigungsfrau am Vormittag im See gefangen. Leider hatte er mich vorher nicht gefragt, sonst wäre ich gerne mit ihm gegangen. Er ist auch mein schärfster Konkurrent, wenn es darum geht, die schönsten Apfelsinen von den Bäumen zu holen ... ich bin aber länger als er
Auf dem "Basar" war ich in Manavgat auch schon. Das ist aber derselbe chinesische Trödel, den man in allen Touristenregionen findet. Vor allem Sportkleidung, sogenannte Fan-Artikel, quitschbunte andere Klamotten billiger Produktion und minderer Qualität, meist mit "gefakedtem Label", Sonnenbrillen, Handtaschen, Armbanduhren und anderer Schnick-Schnack, den ich nun wirklich nicht brauche. Nur der eigentliche Kern des Marktes ist wirklich interessant. Da werden die Früchte der umliegenden Dörfer und andere einheimische Produkte verkauft.
Die Landschaft rundherum ist aber wirklich schön und insbesondere die mediterrane Flora begeistert mich immer wieder. Da stehen Kakteen neben Butterblumen und Palmen wachsen neben Kiefern. Feigenbäume tragen reife Früchte und der Birnbaum daneben hat Fruchtknospen angesetzt.
Am 7. Mai soll also der nächste Gast hier ankommen - auch aus Deutschland. Ich fühle mich aber auch ohne Gesellschaft hier pudelwohl ... und wenn ich Leute um mich herum haben will, kann ich ja die nächstgelegene Bettenburg aufsuchen, wobei es dann nicht lange dauert, bis mir die Samba/Salza/Technomusik dort auf die Ketten geht und gezwungen-aufreißerische Animation ist auch nicht mein Ding.
Die letzten Entzündungen sind endlich abgeklungen und mit der Verdauung bin ich auch voll zufrieden, wobei die vielen Hülsenfrüchte schon den gewissen Effekt haben ... aber ich bin ja alleine ...
Apropos Hülsenfrüchte ... mir schleierhaft, warum es ausgerechnet verboten ist, die in den nahen See zu werfen!? Da stehen doch tatsächlich etliche Schilder, die das verbieten.
War also wirklich eine gute Idee, die Wartezeit bis zu den Terminen hier in Manavgat zu verbringen ... und da die Pauschalreise für 2 Wochen noch nicht einmal 300 € gekostet hat, habe ich auch noch etwas gespart.
Leider hatte ich die Kamera irgendwie in Hamburg verlegt ... somit keine Bilder - schade.
Aufbruch: | 19.06.2014 |
Dauer: | circa 13 Wochen |
Heimkehr: | September 2014 |
Türkei
Ägypten