der Böhmerwald mit Rad und Auto
Richtung Sumava - Böhmerwald
Genüßliche Autofahrt auf Bayerns guten Straßen
Heute sind wir uns einig: Unser Auftrag, den Trailer zu überführen ist ausgeführt, was sollen wir hier da noch ?
So kurz, wie wir es uns vorgestellt hatten, ist der Weg bis Bayerisch Eisenstein aber nun doch nicht. Wir brauchen den halben Tag, um erst einmal der Grenze näher zu kommen. Dabei staunen wir über die vielen guten Straßen in Bayern. So etwas kennen wir in Schleswig-Holstein nicht. Aber hinter Cham kommen auch Berge, in denen sich zu unserer Enttäuschung alle gestrigen, vorgestrigen und sonstwie alten Regenwolken festgesetzt haben.
Von Kötzting aus führen alle Wege bergauf nur in Wolken und Regen. Den großen Osser, den wir morgen zu Fuß erklimmen wollten, können wir uns schenken. Mit dem Auto sind wir wenigstens flexibel genug.
Wir fahren gleich weiter nach Südosten auf tschechischer Seite bis nach Prasily, suchen uns hier ein Quartier und lassen uns im Sporthotel "U Michalu" verwöhnen. Vor Einbruch der Dunkelheit wenigstens noch ein kleiner Spaziergang, mit ernüchternden Bildern im Nebel:
erst jetzt lese ich im Reiseführer, dass es hier besonders viele Nebeltage geben soll. Aber Nebel und Regen gleichzeitig.....?
Immerhin gibt es malerische Wanderwege, auf denen man auch radeln könnte, noch können wir unsere Erwartungen steigern.
Ein ausgezeichnetes und dazu preiswertes Abendessen bildet einen schönen Abschluß, und als wir den Wetterbreicht für morgen hören, sind wir ganz zufrieden, denn noch sind wir trocken und müssen keine Klamotten trocknen!
Rundfahrt durch den Nationalpark Sumava
Beim Frühstück ist es noch so neblig wie gestern. Nur es regnet nicht mehr. Aber in Bayern soll laut Wetterbreicht die Sonne scheinen. Wir starten . Wieder ohne Gepäck, aber mit aufgeschnallten Regensachen, man weiß ja nie....
Natur naturbelassen: Irgendwann hat hier ein Orkan gewütet und der Naturschutz gebietet es, alles so zu lassen, wie es der Sturm geformt hat!
Nein, das sind auch Zivilisationsschäden: Hier ist der Wald vom Schwefeldioxid aus den Emissionen der Industrie vernichtet worden und
auch nach 20 Jahren hat sich die Natur noch nicht erholt.
Ein Lichtblick: Vereinzelt kommt auch noch heile Natur vor, und wenn die Sonne darüber scheint, sieht alles gleich viel schöner aus.
Ein Höhepunkt auf dem Polednik, 1315 m ü.M.
Seit 90 Minuten geht es nur bergauf, manchmal müssen wir schieben, aber meistens schaffen wir es noch im ersten oder zweiten Gang. Und je höher wir kommen, desto mehr lichtet sich der Nebel.
Auf dem Gipfel steht ein hohes Gebäude, das zu Zeiten des Kalten Krieges den tschechischen Horchposten zur westlichen Welt gebildet hatte, voll gepfropft mit damaliger Technik, ein Museumszimmer zeigt es noch.
Heute ein schöner Aussichtsturm weit in den bayerischen Wald und zu den rundumliegenden Hochmooren des Böhmerwaldes. Dass es heute windstill ist, ist die große Ausnahme, auf Schildern kann man die Daten des Orkans Kyrill lesen, der vor 4 Jahren sich hier ausgetobt hatte und alle geschädigten Bäume plattgemacht hatte.
Menschenwerk und Natur haben ein Chaos hinterlassen, das sich - ja wann ? irgendwann einmal zu einer neuen Landschaft regenerieren wird, die wir dann immer noch als Natur bezeichnen.
Auch die heute naturschützten Hochmoore hier sind mit eine Hintlerlassenschaft von Menschen voriger Jahrhunderte: Als nach den napoleonischen Kriegen in Wien und Prag Heizmaterial knapp wurde, machten die Landesherren hier das große Geschäft mit dem Raubbau an Holz aus den schier unerschöpflichen Wäldern des Böhmerwaldes. An Wiederaufforstung wurde nicht gedacht, das Ergebnis sind weite Flächen, die heute von Hochmooren und wenig Bäumen bedeckt sind.
Diese Hochmoorlandschaft erkunden wir heute mit den Rädern.
Schön, dass es vom höchsten Berg nur bergab gehen kann, dazu noch auf vorbildlich asphaltierten Wegen.
moorbraun sind alle Bäche, die hier abfließen, Streckenweise sind sie vor Jahrhunderten aufgestaut worden, um das Wasser zum Flößen von Feuerholz nutzen zu können. Ein Schwarzenberg-Kanal wurde eigens dafür gebaut
Wir lassen uns nach Modrava bergab rollen und staunen, als uns ein Reisebus auf dem Waldweg überholt, für den extra die Absperrung aufgeschlossen wird: Der Linien-Touristenbus, der in der Saison täglich auf den Polednik fährt!.
Modrava, ein idyllisches Bergdorf, das so auch im Schwarzwald stehen könnte, mit einer erst heute entstehenden Infrastuktur für den Tourismus. Aber man erkennt auf jeden Schritt: Wandern und Radfahren wird hier gepflegt, Autos sind eher die Ausnahme, aber sie sind im Kommen......
Wir riskieren nach einem kleinen Nickerchen in der Sonne noch den Aufstieg nach Filipova Hut, dann ist Halbzeit, wir müssen zurück nach Prasily. Die Abkürzung, die wir nehmen, ist halsbrecherisch. Zwar ist der Weg als Fahrradroute gekennzeichnet, aber nur auf unserer Karte. in der Natur ist er Holzabfuhrweg mit gefährlichen Spurrillen und viel zu viel Gefälle.
Wir sind heilfroh, als wir die Straße wieder erreichen. Die nehmen wir nun , auch wenn es vielleicht einen kürzeren Radweg zurück geben sollte.
Beim Abendessen (mit heute 3 Bier) sind wir uns einig: das war schon mal ein Höhepunkt!
Rundtour nach Zelezna Ruda (Böhmisch Eisenstein)
Morgennebel sehen wir heute schon als Anzeichen für Prachtwetter an, also starten wir auf ausgeschilderten Radwegen Richtung Zelezna Ruda. Wieder erklimmen wir Höhen um die 1200 m ü.M. Je höher wir kommen, desto sonniger wird es, na bitte !
Der Wald verdient hier seinen Namen, der Radweg ist ein Hohlweg zwischen den Bäumen, da kann es schon einmal eine Überraschung auf der Piste geben, mit der man nicht rechnet: Schräge Kanten von Holzbrückenpflaster oder Schlaglöcher von Holzabfuhrfahrzeugen
Zelezna Ruda ist hier das Touristenzentrum, der Bahnhof Bayerisch Eisenstein genau an der Grenze.
Genau auf den Grenzstrich stelle ich mein Rad, nun besichtigen wir den Bahnhof, der uns riesig erscheint, gemessen an dem geringen Verkehrsaufkommen.
Im Museum im Bahnhofsgebäude erfahren wir dann, welche Bedeutung einmal diese Bahnlinie für die Erschließung des Gebietes gehabt hatte und welche Anstrengungen vor hunderfünfzig Jahren von Österreich und Bayern gemacht wurden, um sie fertigzustellen. Erst die Bahn machte es möglich, hier Gewerbe anzusiedeln, das Zugang zu den Märkten in Ost und West brauchte. Heute will man möglichst viel Natur anbieten, um den Tourismus zu fördern.
Auch dazu gibt das Museum Hinweise zu seltenen Tierarten und Pflanzen, die es nur hier (noch) gibt.
Unseren Rückweg wählen wir über die Hauptstraße, weil wir große Steigungen vermeiden wollen. Dass es aber zunächst einmal hinter Zelezna Ruda ganz schön bergauf geht, war uns vorgstern mit dem Auto gar nicht so aufgefallen.
Auch heute bringen wir wieder 75 km auf den Tacho und haben uns unser gutes Abendessen wieder redlich verdient. Morgen fahren wir mit dem Auto weiter nach Südosten.
Aufbruch: | 30.08.2014 |
Dauer: | 12 Tage |
Heimkehr: | 10.09.2014 |
Tschechische Republik