der Böhmerwald mit Rad und Auto
Ins Quellgebiet der Moldau
Mal jeden Grenzübergang ansehen
Mit dem Rad kämen wir kaum auf die Idee, von unserer Hauptroute aus einen Abstecher auf einen Grenzberg raufzufahren oder von einer schönen, gerade erklommenen Paßhöhe in ein Tal runterzufahren, wohl wissend, dass wir auf demselben Weg wieder zurück müssen. Da ist Gas geben im Auto doch einfacher....Das wollen wir heute mal ausgiebig proben.
Auf der Hauptstraße gehts noch einmal nach Modrava, wo wir vorgestern mit dem Rad waren, aber heute locker den Berg rauf nach Filipova Hut und weiter nach Kvilda. Ein Bergdorf, das im Krieg viel hat erleiden müssen, weil sich ausgerechnet in dieser einsamen Gegend die Front längere Zeit festgebissen hatte. 8 km südlich ist die Grenze nach Bayern, eine schmale Straße führt dorthin. Ob man da rüberkommt ?
.....und ein großes Sporthotel, nur 100 m von der Grenze, Hotel Alpska Vyhlidtka. Es muß wohl auf der Wanderskiroute des Böhmerwaldes liegen, denn für Langlaufski ist es bestens ausgestattet.
Die Straße wird immer schmaler und neben dem Hotel ist die Zufahrt zum Hotel breiter als der Übergang nach Bayern - nur für Radler und Fußgänger ! Ein paar Meter Stacheldraht und ein alter Wachtturm erinnern an den eisernen Vorhang, der hier mal war.
Ich habe leise Zweifel, ob das echt ist, denn so nahe am Grenzverlauf hatten meines Wissens früher die Wachttürme nicht gestanden. Da wäre nicht einmal Platz für den Todesstreifen gewesen. Immerhin wird der Abhang bei allen Gästen ein leises Gruseln hervorrufen.
Hierher mal im Winter zum Skilanglkauf zu kommen, dürfte interessant sein, schneesicher wohl auch, denn es liegt 1200 m üM. Aber hierhin geht ohne Auto nichts !
Fahren wir also zurück nach Kvilda und weiter an einem der Quellflüsse der Moldau bergab. Das wiederum wäre eine tolle Radtour gewesen, aber mit dem Auto sind wir schneller.
Ein weiterer Abzweig zur Grenze führt zum Schwarzenbergkanal. Dass er das hier links auf dem Bild ist, erfahren wir erst auf einem großen Parkplatz
Dort steigt man zu diesem Portal auf und sieht in ein schwarzes Loch. In dem träge ein Bach dahinfließt.
Tafeln an den Wanderwegen erklären den "Kanal". Man brauchte einen Wasserweg, wenn man Feuerholz für Wien und Prag aus den Wäldern des Böhmerwaldes abtransportieren wollte.
Der Schwarzenbergkanal - ein Weltkulturerbe der Unesco
Wien liegt aber an der Donau, die ins Schwarze Meer fließt und Prag an der Moldau, die in die Elbe mündet. In beide Richtungen mußte geflößt werden können.
Also baute man einen Entwässerungsgraben rund um die Wasserscheide, sogar grenzüberschreitend zwischen Bayern und Österreich, ließ das Wasser mit kontrolliertem Gefälle in eigens sehr schmal gehaltenen Gräben am Berghang abwärts fließen und nutzte diese Gräben zum Transport von Feuerholzstämmen. Regenzeiten und die Schneeschmelze wurden Hochsaison. Im Sommer , wenns zu trocken war, ging entweder gar nichts oder man öffente mal ein Staubecken und ließ Wasser zum Flößen hinausschießen.
An jeder Kurve, an der sich das Holz mal hätte verhaken können, mußten kräftige Leute mit langen Stangen bereitstehen, um das Holz wieder in Bewegung zu bringen.
Das erforderte Arbeitskräfte, die es in der benötigten Menge hier nicht gab. Also bot man Siederlerstellen an, an denen sich Leute niederlassen konnten, ringsum etwas Land beackern konnten und in der Flößsaison flößen mußten.
Das erklärt, weshalb die wenigen Dörfer hier sich alle am Schwarzenbergkanal befinden.
Etwas weiter unten gabelt sich der Kanal, ein Teil geht weiter zur Moldau, ein anderer an einem Berghang entlang zu Donauzuflüssen. So konnten beide Großstädte versorgt werden!
Kein Wunder, dass bei so viel Beschäftigung am Raubbau des Waldes niemand mehr an Wiederaufforstung dachte.
Gut, dass sich das Geschäft bald nicht mehr lohnte. Der Kanal verfiel und einige Bäume hatten Chancen, wieder zu wachsen.
Heute werden Teile des Kanals als Touristenattraktion restauriert und im bayerischen Teil finden dreimal jährlich im August sogar für jedermann Flößertage statt. Da kann man dann sonntags gegen Bezahlung (an den Betreiber!!) harte Flößerarbeit leisten.
Was für eine Gaudi !
Um das zu sehen, hätten wir die Räder flottmachen müssen. Angesichts drohender Gewitterwolken lassen wir's aber.
Wir fahren sehr vorsichtig auf der Stichstraße zurück an die Moldau, die etwas weiter unten zu einem großen Stausee aufgestaut wurde.
Eine Bilderbuchgegend zum Ausspannen. Mit vielen Möglichkeiten für Radwanderungen rund um den Stausee. Hier nehmen wir Quartier für die nächsten Tage.
Aufbruch: | 30.08.2014 |
Dauer: | 12 Tage |
Heimkehr: | 10.09.2014 |
Tschechische Republik