Wildes Pantanal - Naturparadies in Brasilien

Reisezeit: August 2014  |  von Heinz Hoeckh

Hyazintharas und Ameisenbär in Piuval

Kurzbeschreibung der Pousada Piuval, unsere erste Lodge.

Nach einer zweistündigen Fahrt in südwestlicher Richtung auf durchweg guten Straßen erreichen wir Poconé, eine gemütliche Kleinstadt mit knapp über 30.000 Einwohnern. Ein kurzer Tankstopp und schon sind wir auf der legendären Transpantaneira, die dort ihren Anfang hat und nach ca.145 km nach Süden bei Porto Jofre endet. Über diese unterhaltsame Schotterstraße, die samt ihren über 120 Holzbrücken in einem abenteuerlichen Zustand ist, wird noch ausführlich berichtet. Am späten Abend, kurz vor Einbruch der Dunkelheit, erreichen wir unsere erste von insgesamt 4 Unterkünften im nördlichen Teil des Pantanal, die Pousada Piuval. Die gastliche Lodge, in der wir 3 Nächte verbringen werden, kennen wir bereits vom Vorjahr. Wir richten uns in unserem Appartement häuslich ein und freuen uns über das stattliche wie wohlschmeckende Abendbuffet, dazu ein kühles Bier oder auch zwei. Während des Abendessens erfahren wir von Traudi, was sie am kommenden Tag so alles mit uns vorhat. Nachfolgend will ich nicht minutiös aufzählen, wann wir was fotografierten und filmten, sondern eher darüber berichten, was uns insgeamt vor die Linsen kam und wo es angebracht ist, ein paar Empfehlungen abzugeben.

Eingangsbereich der Pousada Piuval.

Eingangsbereich der Pousada Piuval.

Da diese Lodge mit ihren mehr als 20 Appartements nur unweit südlich von Poconé liegt und damit auch von Cuiaba schnell erreicht werden kann, ist sie besonders bei Reiseunternehmen beliebt, die im Zuge von Brasilienrundreisen das Pantanal für einige Übernachtungen einbeziehen. Auch für Brasilianer selbst, insbesondere für Jugendliche, ist sie ein beliebtes Ziel, manchmal auch nur über ein Wochenende. Die über 7000 ha große Pousada bietet unglaublich viele Möglichkeiten der Naturbeobachtung, sei es zu Fuß, per Fahrzeug, Boot oder hoch zu Ross und verfügt über eigene Guides, die teilweise wie z.B. die Traudi auch deutsch sprechen. Während viele Pousadas sich auf bestimmte Tiere konzentrieren, z.B. Hotel Porto Jofre auf Jaguare, liegt der Schwerpunkt von Piuval in der Vielfalt der möglichen Angebote aufgrund sehr unterschied- licher Landschaftsformen. Dazu vorab schon ein paar Beispiele:
Während eines erholsamen Spaziergangs zu einem naheliegenden Galeriewald begegnet man einer wenig scheuen Nandugruppe, daneben sitzt ein Feld- specht auf einem Termitenhügel, in welchem er seinen Nachwuchs aufzieht, während von einem naheliegenden Baum ein Virginia-Uhu neugierig herunterschaut.

Ein "halbstarker" Nandu, der meist seiner Gruppe hinterrennt.

Ein "halbstarker" Nandu, der meist seiner Gruppe hinterrennt.

Dieser Feldspecht hat auf der Rückseite des Termitenhügels, auf dem er sitzt, seine Bruthöhle geschlagen.

Dieser Feldspecht hat auf der Rückseite des Termitenhügels, auf dem er sitzt, seine Bruthöhle geschlagen.

Neugierig äugt der Virginia-Uhu aus sicherer Höhe auf uns herunter.

Neugierig äugt der Virginia-Uhu aus sicherer Höhe auf uns herunter.

Savannen mit einzelnen hohen Bäumen, Heimat der Hyazintharas und Ameisenbären

Die Savannen, die auch während der Regenzeit teilweise überflutet werden, dienen als Weiden für die Rinder, die sich bei Hochwasser auf höher gelegene Savannenabschnitte zurückziehen. Auf den großen und oft weit auseinander stehenden Bäumen lassen sich viele interessante Vögel beobachten, siehe z.B. den Virginia-Uhu. Traudi kennt einen Baum mit einer ganz besonderen Bruthöhle, angelegt in sicherer Höhe von einem Hyazinthar-Paar. Frühmorgens, schon vor Sonnenaufgang, wird es dort lebendig.

Plötzlich ist er da, unmittelbar vor seiner Bruthöhle, der erste Hayzinthara unseres Lebens.

Plötzlich ist er da, unmittelbar vor seiner Bruthöhle, der erste Hayzinthara unseres Lebens.

Dann taucht auch der Partner auf und das Paar lärmt und schmust.

Dann taucht auch der Partner auf und das Paar lärmt und schmust.

Wir treffen später an anderer Stelle, vgl. auch das nachfolgende Bild, nochmals diese kobaltblauen Aras an und sind wieder begeistert.

Wir treffen später an anderer Stelle, vgl. auch das nachfolgende Bild, nochmals diese kobaltblauen Aras an und sind wieder begeistert.

Wir haben die Hyazintharas genau so wie die später gezeigten Aras immer ausschließlich paarweise angetroffen.

Wir haben die Hyazintharas genau so wie die später gezeigten Aras immer ausschließlich paarweise angetroffen.

Wir sind begeistert von dem herrlich kobaltblau gefärbten Hyazinthara-Paar, das sich uns weit über eine halbe Stunde lärmend und turtelnd vorstellte und während dieser Zeit füllte sich meine Speicherkarte. Überall kann nachgelesen werden, dass diese fliegende Juwelen äußerst gefährdet sind, vor allem durch Wilderer, die für gefangene Exemplare hohe Preise erzielen. Im Pantanal ist ihr Bestand noch einigermaßen gesichert.
Im gleichen Savannenabschnitt, nur wenige hundert Meter von dem Brutbaum
unserer Hyazintharas entfernt, hat die Traudi ein weiteres Higtlight zu bieten: Den Großen Ameisenbär.

Beim genauen Betrachten kann man an der langen, röhrenförmigen Schnauze des Großen Ameisenbären noch etlichen Ameisen vom letzten Beutezug er- kennen.

Beim genauen Betrachten kann man an der langen, röhrenförmigen Schnauze des Großen Ameisenbären noch etlichen Ameisen vom letzten Beutezug er- kennen.

Die Großen Ameisenbären sind eindrucksvolle Gestalten.

Auch die Begegnung mit dem Großen Ameisenbär ist ein weiterer starker emotionaler Moment. Da der Wind günstig steht, können wir das stolze Tier in aller Ruhe bei der Suche nach Ameisennestern am Boden beobachten. Die Nahrung des hochspezialisierten Insektenfressers besteht ausschließlich aus Ameisen und Termiten und davon braucht er täglich um die 35.000 Stück, die er mit seinem guten Geruchssinn aufspürt. Mit seinen starken Krallen kann er Grasnarben oder auch Termitenbauten aufreißen. An seiner langen, klebrigen Zunge bleiben die Beutetiere hängen und so kann er sie aufnehmen. Seine durchschnittliche Fressdauer pro Beutezug muss er nach ca. 40 Sekunden beenden, denn solange brauchen die angegriffenen Insekten, bis sie ihre Körpergifte organisiert und gezielt einsetzen können. Dann bleibt dem Insektenräuber nur noch die Flucht. Er merkt sich aber den Beuteort und wird wieder kommen. Bis dahin hat sich der betreffende Insektenstaat wieder neu aufgestellt und der Insektenraub kann erneut beginnen. Nachhaltigkeit heißt das Stichwort.

Großer Ameisenbär auf Futtersuche. Im Hintergrund ist ein teilweise "beschädigter" Termitenhügel zu erkennen. Vielleicht war der Ameisenbär der "Übeltäter".

Großer Ameisenbär auf Futtersuche. Im Hintergrund ist ein teilweise "beschädigter" Termitenhügel zu erkennen. Vielleicht war der Ameisenbär der "Übeltäter".

Galerie- und Trockenwälder sind weitere Landschaftsformen.

Auf dem 7000 ha großen Pousadagelände Piuval finden sich auch etliche Galerie- und Trockenwälder, die je nach Jahreszeit mal mehr oder weniger oder teilweise unter Wasser stehen. Unter Traudis Führung suchen wir einen Galeriewald auf und durchstreifen ihn zu Fuß. Seltsame fremdartige Geräusche begleiten uns vorbei an manchen bizarren Baumgestalten.

Meine Frau mit ihrem Arbeitsgerät bewundert eine Würgefeige.

Meine Frau mit ihrem Arbeitsgerät bewundert eine Würgefeige.

An mehreren Stellen im Galeriewald treffen wir auf wilde Ananas.

An mehreren Stellen im Galeriewald treffen wir auf wilde Ananas.

Baumveteran im Galeriewald.

Baumveteran im Galeriewald.

Plötzlich sind in unmittelbarer Nähe kreischende Tiergeräusche wahrzunehmen und Traudi deutet nach oben. Eine Gruppe Kapuzineraffen turnt durch die Bäume. Weil sie sich weit oben in den Baumkronen aufhalten und die Lichtverhältnisse (Gegenlicht) sich im Grenzbereich bewegen, ist das Fotografieren und Filmen der Primaten nicht ganz einfach.

Der so nachdenklich schauende Primat ist noch ein junger Kapuzineraffe. Wir treffen im sündlichen Pantanal nochmals auf Kapuzineraffen und da gelingen uns weitere, bessere Bilder.

Der so nachdenklich schauende Primat ist noch ein junger Kapuzineraffe. Wir treffen im sündlichen Pantanal nochmals auf Kapuzineraffen und da gelingen uns weitere, bessere Bilder.

Seen und andere Feuchtgebiete auf dem Pousadagelände.

Während unseres dreitägigen Aufenthalts auf der Pousada Piuval unternehmen wir auch mehrere Ausfahrten zu den Landschaftsformen, die charakteristisch sind für das Pantanal: Feuchtgebiete.
Obwohl im August schon einige Monate Trockenzeit herrscht, stehen immer noch viele Wege so tief unter Wasser, dass sie nur mit Traktoren befahren werden können. Von dem Anhänger aus, auf dem Weg zu einem größeren See, den wir mit dem Boot befahren werden, beobachten wir eine Vogelwelt, die nicht nur quantitativ überrascht, sondern auch von ihrer Vielfalt her einmalig für uns ist. Nachfolgend ein paar Kostproben. Es ist wirklich nur eine kleine Auswahl. Insgesamt haben wir weit über hundert Vogelarten gefilmt und fotografiert.

Ohne Scheu stapft ein Weißhalsibis an uns vorbei.

Ohne Scheu stapft ein Weißhalsibis an uns vorbei.

Ein Bronzekiebitz übt den Stechschritt.

Ein Bronzekiebitz übt den Stechschritt.

Grünibis im seichten Uferbereich.

Grünibis im seichten Uferbereich.

Eine Großschnabel-Seeschwalbe fliegt schreiend über uns weg.

Eine Großschnabel-Seeschwalbe fliegt schreiend über uns weg.

Ein Halsband-Wehrvogel schaut kritisch aus sicherer Höhe auf uns herunter.

Ein Halsband-Wehrvogel schaut kritisch aus sicherer Höhe auf uns herunter.

Der Jabiru, Wappenvogel Brasiliens, gehört mit einer Größe von bis zu 140 cm zu den größten Vögeln. Sie scheinen die Menschen gewöhnt zu sein, denn sie lassen eine kurze Distanz zu.

Der Jabiru, Wappenvogel Brasiliens, gehört mit einer Größe von bis zu 140 cm zu den größten Vögeln. Sie scheinen die Menschen gewöhnt zu sein, denn sie lassen eine kurze Distanz zu.

Im Zuge der bereits erwähnten Bootsfahrt auf einem der größeren Seen auf dem Pousadagelände stellt uns eine Olivenscharbe ihre Mahlzeit vor.

Im Zuge der bereits erwähnten Bootsfahrt auf einem der größeren Seen auf dem Pousadagelände stellt uns eine Olivenscharbe ihre Mahlzeit vor.

Einer der allgegenwärtigen Rabengeier drückt sich vorsichtig an uns vorbei.

Einer der allgegenwärtigen Rabengeier drückt sich vorsichtig an uns vorbei.

Auch der Pfeifreiher ist auf der Suche nach einem Leckerbissen.

Auch der Pfeifreiher ist auf der Suche nach einem Leckerbissen.

Der Blaureiher, der zur kleineren Reiherfraktion zählt, demonstriert Ästhtetik pur.

Der Blaureiher, der zur kleineren Reiherfraktion zählt, demonstriert Ästhtetik pur.

Der Schopfkarakara, als Allesfresser überall präsent, ist das im Pantanal, was bei uns die Rabenkrähe bedeutet.

Der Schopfkarakara, als Allesfresser überall präsent, ist das im Pantanal, was bei uns die Rabenkrähe bedeutet.

Eine Ibisart von der Schwergewichtsklasse ist der Stirnbandibis, absolut unverwechselbar.

Eine Ibisart von der Schwergewichtsklasse ist der Stirnbandibis, absolut unverwechselbar.

© Heinz Hoeckh, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Anlässlich einer Rundreise durch Brasilien 2013 lernten wir (ein Rentnerehepaar) während eines 3-tägigen Aufenthalts im Pantanal die damals als örtliche Reiseleiterin für unsere Reisegruppe fungierende Traudi Zobel kennen und waren von ihrem Wissen und Können so überzeugt, dass wir sie im folgenden Jahr für eine zwei-wöchige private Foto- und Filmreise ins Pantanal engagierten.
Details:
Aufbruch: 11.08.2014
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 28.08.2014
Reiseziele: Brasilien
Der Autor
 
Heinz Hoeckh berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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