Wildes Pantanal - Naturparadies in Brasilien
Auf zur Jaguarjagd
Ankunft bei der "Jaguar-Pousada" Hotel Porto Jofre
Auf unserer Reise von der Pousada Piuval zum Porto Jofre, kräftig eingestaubt von überholenden und entgegenkommenden Fahrzeugen, lief uns auch der Kleine Ameisenbär über den Weg. Zu unserer Freude ließ er sich dabei viel Zeit, sodass er gut zu beobachten war und formatfüllend fotografiert und gefilmt werden konnte. Auf der anderen Seite angekommen, hatte er es allerdings eilig auf einen Baum zu klettern und sich unseren Blicken zu entziehen. Um die Mittagszeit, selbstverständlich nach vielen Beobachtungsstopps unterwegs, erreichten wir Porto Jofre. Dahinter verbergen sich die komfortable Hotelanlage "Hotel Porto Jofre", ein paar Häuser für die Bediensteten, ein Campingplatz und ein kleiner Flugplatz. Das Hotel am Ende der befahrbaren Welt des Pantanal (aus Norden kommend) ist das absolute Highlight unter allen Pousadas und das hat dann auch seinen Preis. In zahlreichen Bungalows sind jeweils 2 Appartements untergebracht, eingerichtet mit TV, Klimaanlage, Eisschrank und WC-Duschraum.
Tipp für Damen und Fotografen:
Da es im Pantanal ausschließlich Steckdosen mit 110 Volt Spannung gibt, der Föhn und manche Ladegeräte aber 220 Volt benötigen, ist die Steckdose für den Kühlschrank des Appartements ein Segen. Aber Vorsicht dann, wenn der Stecker zum Kühlschrank eine Nacht oder einfach zu viele Stunden "außerhalb" verbringt, kann das Abtauwasser des Kühlschranks einen evtl. daneben stehenden Fotorucksack etwas unter Wasser setzen.
Das sehr großzügig und weiträmig angelegte Hotelareal verfügt über eine Vielzahl solcher Bungalows, die jeweils 2 Appartements enthalten.
Im Hinblick auf die nicht gerade bescheidenen Hotelpreise ist diese Garderobe, einen Schrank o.ä. gibt es nicht, betont schlicht ausgefallen.
Was hat diese teure Lodge zu bieten?
Die Lodge hat vor allem zwei Interessengruppen als Gäste und das sind außer den Anglern die Jaguarfans. Keine andere Lodge im Pantanal bietet höhere Chancen, den Jaguar zu erleben, dazu gleich mehr. Vorab darf der Hinweis nicht fehlen, dass die Nobel-Lodge selbst in ihrer sehr weitläufigen Anlage etliche andere Raritäten anzubieten hat. So sind auf einigen der großen Bäume, vor allem frühmorgens gleich nach Sonnenaufgang, der Riesentukan und der Braunohrassari zu beobachten und tagsüber sind an vielen Stellen mehrere Hyazinthara-Paare zugange, stets unüberhörbar lärmend und kreischend. Wir haben für unseren Aufenthalt in Porto Jofre viel Geld in die Hand genommen, indem wir für unseren 3-tägigen Aufenhalt jeweils täglich 2 Bootsfahrten gekauft haben, um damit weitgehend sicherzustellen, dass wir gute Chancen haben, auch einen Jaguar zu Gesicht zu bekommen. Ob unsere Rechnung aufgeht, muss sich erst noch herausstellen.
Auf einem der zahlreichen großen Bäume auf dem Hotelgelände sitzt frühmorgens ein Riesentukan, um sich an den Baumfrüchten gütlich zu tun.
Dann sollte man sich eine botanische Besonderheit nicht entgehen lassen: Am Rand der Anlage liegt ein See mit wunderschönen Viktoria-Seerosen, die es sonst nicht zu sehen gibt.
Am Rande der Hotelanlage gedeihen auf einem See wunderschöne Viktoria- seerosen, die man im Pantanal sonst nirgendwo bewundern kann.
Die ebenfalls schön blühende Wasserhyazinthe, die eine bestandsbildende Pflanze an fast allen Fluss- und Seeufern ist.
Ebenfalls auf dem Hotelgelände zu bewundern ist dieser attraktive Trompetenbaum, der im Pantanal häufig vorkommt.
Was man vor der Jagd auf Jaguare wissen sollte.
Wir sind dann jeweils morgens zwischen 6.30 und 6.45 Uhr und nachmittags ab 15 Uhr mit dem Boot und dem dazugehörenden Bootsführer unter Traudis Regie auf Jaguarsafari gefahren, d.h. ca. 1 Stunde von der Lodge aus in das Flusslabyrinth mit Rio Tres Irmăos, Rio Săo Lourenço und Rio Piquiri hineingefahren, um dort insbesondere nach den gefleckten Wildkatzen Ausschau zu halten. Helga und ich, sowie Traudi und der Bootsführer sind zwar im Boot allein, aber nicht allein unterwegs auf dem genannten Flusslabyrinth. Zeitgleich suchen mindestens 10 bis 15 weitere Boote, teilweise mit bis zu 12 Personen beladen, gleichfalls einen Jaguar. Die Bootsführer bzw. die Guides sind alle untereinander per Funk verbunden, was natürlich Vor- und Nachteile hat. Mehr Augen sehen auch mehr. Sobald eine Erfolgsmeldung (Jaguar in Sicht!) über Funk weitergegeben wird, beginnt ein gnadenloses Wettfahren der einzelnen Boote, die aus allen Himmelsrichtungen so schnell wie nur möglich zum"Jaguar"-Fundort" kommen wollen, ehe der gesichtete Räuber vielleicht nach wenigen Sekunden wieder im Busch verschwindet.
Tipp: Wenn man Einfluss auf die Bootswahl hat, gilt das gleiche Prinzip wie auf der Straße auch: Je mehr PS der Bootsmotor, umso schneller das Fahrzeug. Fazit: Je langsamer das Boot, umso schlechter die Chancen einen Jaguar zu sehen. Zu dem Umstand, warum man Jaguare per Boot zu entdecken sucht, wäre anzuführen, dass Jaguare meist an den Flussufern jagen (z.B. Wasserschweine, junge Kaimane, junge Riesenottern).
Den Nachteil dieser gemeinsamen Jaguarjagd-Strategie sehe ich darin, dass man kaum mal einen Jaguar ganz für sich allein hat. Unsere Bundeskanzlerin würde in diesem Zusammenhang sagen: "Wir haben keine andere Alternative".
Geduld ist jetzt gefragt
Die erste der gekauften 6 Jaguartouren bescherte uns zunächst 2 oder 3 Fehlversuche. Die Katze verschwand vor unserer Ankunft wieder im Busch, vielleicht weil wir einen zu schwachen Bootsmotor haben. Nun ist Geduld angesagt. Wir haben uns sagen lassen, dass manche Besucher trotz 3 Tage Pirschfahrten keinen einzigen Jaguar sahen. Wir trösten uns damit, dass wir noch am Anfang stehen.
Zum 2. Mal sind wir zu spät gekommen, der Jaguar ist vor unserer Ankunft wieder im Busch verschwunden.
Hurra , der erste Jaguar ist da.
Ein Raunen erfasste die "Bootspeople", denn ein Jaguar, der erste wildlebende in unserem Leben, hat den Regenwald verlassen und geht am Ufer entlang. Wir haben sofort den umgehängten Sender bemerkt, uns aber damit getröstet, dass ein besenderter Jaguar allemal besser ist als überhaupt keiner.
Der erste Jaguar unseres Lebens erfreut nicht nur unser Herz, sondern arbeitet auch noch für die Wissenschaft: Er trägt einen Sender um den Hals.
Anschließend klettert das Raubtier wieder die Böschung hoch und verschwindet im Wald. Obwohl der Jaguarauftritt höchstens drei Minuten dauerte, waren wir von dieser Begegnung sehr berührt. Natürlich hoffen wir, auch noch ein unbesendertes Tier zu erleben.
Im Verlaufe der Nachmittagspirschfahrt, nach Mittagessen am Hotelbüffet und einem erholsamen Mittagsschläfchen, nun der nächste Anlauf, der auch von Erfolg gekrönt war. Der Jaguar Nr. 2, ebenfalls ein wunderschönes Tier, trug zwar keinen Sender, dafür zeigte es sich aber nur wenige Sekunden.
Auch der Jaguar Nr. 2 ist eine wunderschöne Katze, leider nur für wenige Sekunden zu sehen, ehe sie hinter einer Buschreihe verschwindet. Man kann die seltenen Räuber ohnehin nur beobchten, wenn die meist aus Büschen bestehende Uferbewachsung Lücken hat. Davon gibt es in unserem Sinne zu wenig.
Groß ist die Freude auch über den Jaguar Nr. 3, der am rechten Ohr eine kleine Verletzung hat, die wir nur bemerken, weil er mehrere Minuten liegen bleibt und vor sich hinzudösen scheint.
Das Flusslabyrinth hat viel mehr als nur Jaguare zu bieten.
Man sollte nicht den Fehler machen und sich nur auf die Jaguare zu konzentrieren. Es gibt noch viele andere interessante Tiere zu entdecken, z.B. die vom Aussterben bedrohten Riesenottern. Richtig spannend wird es, wenn ein Rudel Riesenottern auftaucht, das meist viel zu schnell vorbeischwimmt. Wenn man Glück hat, sie beim Jagen bewundern zu können, kann man schon mal ihr mächtiges Gebiss sehen.
Riesenottern sind immer im Familienverband unterwegs und gemeinsam jagen sie auch ihre Beute, die ausschließlich aus Fischen besteht.
Die helle Fellzeichnung dieser tagaktiven Fischjäger an Hals und Brust ist individuell und dient deshalb der Forschung zum Identifizieren der einzelnen Individuen.
Wasserschweine sind auch possierliche Tiere.
Bleiben wir noch kurz bei den Säugern und kommen zu den Wasserschweinen, den Capybaras, die zwar vom Körperbau her und ihrer teilweise im Wasser stattfindenden Lebensweise Ähnlichkeiten mit den Flusspferden aufweisen, jedoch eng mit den Meerschweinchen verwandt sind.
Auch die Wasserschweine leben im Familienverband und weil sie wissen, dass sie nicht nur bei den Jaguaren als begehrte Leckenbissen gelten, sind sie sehr wachsam. Meist beobachtet ein Alttier ständig sehr sorgfältig das Umfeld.
Dem aufmerksamen Naturfreund entgeht auch nicht die vielfältige Vogelwelt während der "Jagd" auf Jaguare. Auf den nachfolgenden Bildern wird ein "Beifang"-Ausschnitt vorgestellt.
Oft kann man z.B. die Schlangenadler mit ausgebreiteten Flügeln beobachten, wenn sie nach dem Fischzug auf einem Ast sitzend ihr nasses Gefieder in der Sonne trocknen. Schön ist auch das Flugbild dieser Vögel, Ästhetik pur. Man sollte zwischendurch ohnehin den Himmel beobachten. Da sind vor allem viele Greifvögel wahrzunehmen, wenn sie die Flüsse entlangfliegen, z.B. Fischadler, Fisch- und Schwarzbussard. Darüber hinaus sind überall etliche Reiher- und Ibisarten unterwegs, neben zahlreichen Kleinvögeln wie z.B. die Rohrspottdrossel und der schön gezeichnete Cayennekiebitz. Auf den Sandbänken tummeln sich die attraktiven Schwarzmantel-Scherenschnäbel, oft in Gesellschaft mit den ebenfalls nicht kleinen Großschnabel-Seeschwalben. Alle wenig scheu, denn sie lassen den Fotografen im Boot problemlos bis auf wenige Meter herankommen.
Der Schlangenhalsvogel muss nach jedem Fischzug sein Gefieder wieder trocknen, deshalb trifft man ihn häufig in dieser Stellung an.
Am Abend, die Sonne ist am Untergehen, das Licht reicht einfach nicht mehr aus, tritt man die Heimfahrt zur Lodge an.
Tipp: Für diese abendlichen Rückfahrten wird eine warme Jacke empfohlen, da es sonst auf dem Boot schnell ungemütlich frisch werden kann. Das Abendessen am Buffet, einschließlich Dessert und Verdauungsschnäpsen, lässt keine Wünsche offen. Der nächste Tag mit den beiden Jaguarpirschfahrten, eine am Vormittag, die andere am Nachmittag, verlief etwa wie der Vortag. Wir konnten einen 3. und einen 4. Jaguar bewundern und auch wieder etliche bisher nicht gesehene Vogelarten entdecken. Das Wetter war wieder erträglich heiß, sprich nahezu wolkenlos. Belästigungen durch irgendwelche Stechmücken gibt es nicht. Am Abend des letzten Tages in Porto Jofre begegnete uns der Jaguar Nr. 5 und das was der Hit.
Der schönste Jaguar kommt zum Schluss und das im letzten aber guten Licht.
Unmittelbar nach dem "Jaguaralarm", die Sonne steht bereits sehr tief, beginnt nochmals eine wilde Hatz. Wir sind verhältnismäßig weit von von dem "heißen Ort" entfernt und werden von einem sehr schnellen Boot überholt. Es wird unser 5. Jaguar sein.
Obwohl unser Boot als letztes ankommt, gelingt es unserem Bootsführer, noch einen akzeptablen Platz neben rund einem Dutzend anderer Boote zu ergattern.
Ein traumhaft schöner Jaguar steht auf einer Sandbank und blinzelt in die untergehende Sonne, die zu diesem Zeitpunkt bereits unmittelbar über den Baumkronen hinter unserem Rücken steht. Dann bewegt er sich ganz gemächlich nach links bis zum Ende der ca. 80 m langen Sandbank, setzt sich und scheint zu überlegen, wie es wohl weitergehen könnte. Zur hörbaren Freude seiner Bewunderer geht er langsam wieder zurück etwa bis zur Hälfte der Sandbank, um sich ein weiteres Mal zu setzen. Seine Entfernung zu unserem Boot misst ca. 25 m. Nachdem er in Zeitlupe nach beiden Richtungen geschaut hatte, wir werden alle souverän ignoriert, hängt er sekundenlang seine Zunge heraus. Vielleicht will er so seine Langeweile zur Schau stellen. Schließlich erhebt er sich, geht fast bis zum Ende der Sandbank weiter, um wieder im Buschwerk zu verschwinden. Einerseits sind wir noch beim Verarbeiten der sehr starken emotionalen Begegnung mit dieser edlen Katze und gleichzeitig traurig darüber, dass dieses einmalige Schauspiel schon zu Ende sein sollte. Und dann kommt alles ganz anders:
Am Ende der Sandbank dreht die Katze um, geht ein Stück zurück, setzt sich und hängt schließlich die Zunge raus. Schöner geht es wohl nicht mehr.
Als sich kurz darauf der Jaguar wieder in den Busch zurückzieht, sind wir alle traurig. Plötzlich kommt das stolze Tier zurück und geht zum Fluss. Wir vermuten zuerst, dass es wohl Durst hat. Es schlappert nur ganz kurz, dann schwimmt es ca. 15 m vor unserem Boot über den Fluss, um am andern Ufer im Gebüsch endgültig zu verschwinden.
Wir sind überglücklich, haben wir doch in 3 Tagen neben vielen anderen spannenden Tierbegegnungen 5 Jaguare in freien Wildbahn erleben dürfen. Frohgemut fahren wir zu unserem Quartier zurück und feiern selbstredend unserer Erfolg. Auch unsere Traudi ist froh, steht sie doch als Guide per- manent unter einem erheblichen Leistungsdruck.
Aufbruch: | 11.08.2014 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 28.08.2014 |