Wildes Pantanal - Naturparadies in Brasilien
Schnorcheln, Gelbbrustaras und Kanincheneulen.
Pousada Reine Encantado - Bom Jardin, 145m nördlich von Cuiba
Die Pousada Reino Encantado
liegt in der Nähe des Dorfes Bom Jardim, 145 km nördlich von Cuiabá. Der nächst größere Ort ist Nobres, etwa 40 km entfernt. Diese Pousada ist deutlich kleiner als die bisherigen, verfügt lediglich über 7 hübsche Appartements; weitere sollen in den nächsten Monaten fertiggestellt werden. Unsere Unterkunft hat wie üblich neben Klimaanlage und TV einen Duschraum mit WC, wobei der Umgang mit der Temperaturregelung des Duschwassers sehr gewöhnungsbedürftig ist und nicht auf Anhieb gelingt. Ansonsten macht die familiengeführte Anlage insgesamt einen guten Eindruck auf uns, auch wieder fern jeglicher Zivilisation. Schon bei der Anfahrt schlug unser Herz höher, als wir kurz vor Erreichen der Pousada auf einer Weide neben dem holprigen Zufahrtsweg eine Kanincheneule entdeckten. Später gelang uns mit einer anderen Kanincheneule noch eine schöne Nachtaufnahme.
Lebhafte wie lärmige Gelbbrustaras
Am Nachmittag, wir haben zuvor noch ein gutes Mittagessen genossen und uns kurz eingerichtet, fahren wir zu dem kleinen Dorf Bom Jardin, bewundern dort zauberhafte Fische im Quellgebiet eines glasklaren Baches und am Waldrand gegenüber tummelten sich zahlreiche Kapuzineraffen, unmittelbar über unseren Köpfen. Die Primaten lassen sich von einigen Touristen mit Bananen verwöhnen. Dann erwerben wir in einem größeren Ladengeschäft das erforderliche Permit, um den Lagoa das Araras besuchen zu dürfen, wenige Autominuten entfernt. Nach einem kurzen Fußmarsch vom Eingang aus erreicht man einen größeren See, um den herum und in dem zahlreiche Palmen stehen. An zwei Stellen des Sees sind in Ufernähe Aussichtsterrassen aus Brettern erstellt. Wir sind kaum angekommen, als die ersten Gelbbrustara- Paare laut kreischend wiederholt über den See fliegen und irgendwo am Horizont wieder verschwinden. Das wiederholt sich noch ein paar Mal. Auf zwei oder drei Bäumen sitzen zahlreiche lärmende Kuh- und Silberreiher, es sind wohl deren Schlafbäume. Inzwischen ist es schon ein wenig dunkler geworden, will sagen, das Fotolicht beginnt zu schwächeln, als kurz hintereinander mehrere Gelbbrustara-Paare einfliegen und sich auf den Palmen in unserer Nähe niederlassen. Sofort beginnen sich die Paare wie frisch verliebt an allen nur denkbaren Körperstellen zu kraulen und haben sich offensichtlich noch viel zu erzählen. Nach und nach sind weitere Ara-Bewunderer und Fotografen auf der Terrasse eingetroffen, sehr zum Leidwesen der anwesenden Fotografen. Platz ist zwar für jeden genug vorhanden, aber der Bretterboden schwankt unter den Füßen der umhergehenden Personen. Als das Fotolicht keine weiteren Aufnahmen mehr zulässt, verlassen wir dieses Ara-Paradies, um auf kurzem Weg ein der Traudi bestens bekanntes Restaurant anzusteuern. Unsere Traudi ist mit dem Wirt befreundet.
Diesen Gelbbrustara haben wir bei der Pousada Piuval gesehen, er saß dort für einige Minuten auf dem Dach des Empfangsgebäudes. Heute darf er seine "Kollegen" auf ihren Schlafbäumen im hohen Norden von Cuiaba vorstellen.
Kurz vor Anbruch der Dunkelheit kommen die ersten Gelbbrustara-Paare an und drehen, bevor sie sich auf ihren Schlafbäumen niederlassen, erst noch laut schreiend einige Ehrenrunden.
Dieses Gelbbrustara-Paar scheint seinen Schlafbaum gefunden zu haben und sofort beginnt das obligatorische Schmusen, Kosen und Kraulen, was regel- mäßig mit viel Lärm verbunden ist.
Mein allererstes Schnorchelabenteuer.
Am Vormittag des folgenden Tages steht Schnorcheln auf Traudis Plan. Ein junger Mann wird mir als mein Schnorchel-Guide vorgestellt. Dann bekomme ich bereits die einzelnen Teile der Schnorchelausrüstung verpasst, als die da sind: Schwimmweste, Taucherbrille mit Schnorchel und Sandalen. Dazu hänge ich mir die eigens für dieses Abenteuer gekaufte wasserdichte Nikon um und wir erreichen nach einem längeren Fußmarsch durch einen Wald das Quellgebiet eines Baches, in dem bereits schon aus größerer Entfernung viele bunte Fische zu erkennen sind. Mein Schnorchellehrer weist mich mit Hilfe der dolmetschenden Traudi in die Geheimnisse des Schnorchelns ein, erklärt mir mit beschwörenden Gesten, was ich niemals tun darf und nur innerhalb eines mit großen Steinen markierten Kreises habe ich im brusttiefen und angenehm temperierten Wasser erst einmal zu üben. Dabei stellt sich heraus, dass Bartträger mit Schnorchelbrillen so ihre Probleme haben können, weil die Gesichtsbewachsung meist ein wasserdichtes Abschließen der Brille etwas verhindert. Ich nehme das gelassen hin und lasse mir den Schnorchelspaß keineswegs beeinträchtigen. Nach einigem Üben ist der Chefschnorchler mit mir zufrieden, wir begeben uns auf Tour und das geht folgendermaßen: Man lässt sich von der Strömung treiben und folgt, bequem in Brustlage im Wasser liegend, dem durchschnittlich 3 bis 10 m breiten Bachverlauf und wird von allen Seiten von vielen bunten Fischen begleitet und bestaunt. Man fühlt sich in eine völlig andere bis dato für mich gänzlich unbekannte Welt versetzt, denn ich habe nie zuvor geschnorchelt. Ich bin hell begeistert und viel zu schnell ist das Abenteuer nach ca. einer Stunde zu Ende.
In der dahinterliegenden "Pfütze", sie ist dasQuellgebiet des o.a. Flusses, beginnt die Schnorcheltour.
Mein Schnorchelguide bemüht sich redlich, mir die Schnorchelbrille so zurecht zu rücken, dass nur mäßig Wasser eindringt.
Schließlich wird es ernst und ich muss üben. In der vorderen rechten Bildecke ist ein Schwarm Minifische zu erkennen. Die haben mich beim Üben wenig schön belästigt, indem sie überall an der Haut meiner Beine und sogar an meinem Bauch herumgeraspelt haben. Ich habe das als unangenehm bis leicht schmerzhaft empfunden. Später, als wir dann mit der Strömung auf Tour gingen, waren die Quälgeister weg.
Leider kann ich mit Fischbildern nicht gerade punkten und meine sehr viel besseren Filmclips sind hier nicht einzubringen.
Ich habe von meinem ersten Schnorchelerlebnis viele Bilder und auch etliche Videoclips gemacht. Erstaunlicherweise sind die Bilder zum größten Teil nicht gut, umso besser gelangen mir die Filme. Im südlichen Teil des Pantanals, westlich von Benito, folgen noch zwei weitere Schnorchelaktivitäten und in diesem Zusammenhang gebe ich auch einen Tipp ab zum Fotografieren und Filmen unter Wasser.
Am späten Nachmittag suchen wir nochmals unseren Gelbbrustara-See auf und sind erstaunt, dass "unsere" Zuschauerterrasse mit Fotografen rappelvoll belegt ist. Ihren langen "weißen" Teleobjektiven nach zu urteilen, keine Anfän- ger. Bereitwillig macht mir einer ein wenig Platz, sodass ich mein Stativ auch aufstellen kann. Da der Himmel kräftig bewölkt ist, war das Licht zum Fotografieren von daher schon nicht optimal und die Aras setzen noch eins drauf und kommen deutlich später an als am Vortag. Wenigstens kam mir das so vor. Damit haben uns die wunderschönen Vögel noch immer nicht genügend geschlaucht, denn sie lassen sich an diesem Abend auf weit entfernten Bäumen nieder. Deshalb ist unser Glück nicht so vollständig wie am Vortag.
Der Wirt unseres Restaurants von gestern empfängt uns erneut mit einem großen Bahnhof. Wir haben kaum Platz genommen, steht schon das Bier in Kühlbehältern auf dem Tisch und Traudi bekommt ihr Lieblingsgetränk: Wenig Bier mit viel Eis. Bei einem köstlichen Abendessen haben wir viel Spaß. Dennoch beobachte ich unablässig aus den Augenwinkeln heraus alle Flugbewegungen der Kanincheneulen auf der verwilderten Wiese nebenan, in welcher sie ihren Bau haben, direkt neben dem Restaurant, nur durch einen schmalen Weg getrennt. Das unbebaute Grundstück ist zur Straße hin mit einem Zaun abgegrenzt. Auf den Zaunpfosten sitzen abwechselnd bis zu 3 Eulen. Die unmittelbar vorbeifahrenden Fahrzeuge scheinen sie nicht zu stören. Mit Hilfe meines Stativs und der von Traudi bedienten LED-Leuchtpistole gelingen mir gute Bilder von jugendlichen, noch nicht ganz ausgefärbten Kanincheneulen. Auch dieser Tag wieder ein voller Erfolg.
Der freundliche Wirt, der uns hervorragend bekochte und mir noch den Tip mit den Kanincheneulen gab.
Es ist der letzte Abend mit unserer Traudi und es mischt sich ein wenig Ab-
schiedsschmerz in unsere gute Stimmung.
Eine von drei jungen Kanincheneulen sitzt mit einer beachtenswerten Gelassenheit auf einem Gartenpfosten und lässt sich auch vom Hantieren mit Stativ und LED-Lampe nicht beeindrucken.
Rückfahrt nach Cuiaba und Abschied von Traudi.
Das Ende unserer Pantanalreise mit Traudi Zobel ist erreicht. Gemeinsam fahren wir die ca.145 km zum Flughafen nach Cuiaba zurück. Die hilfsbereite Traudi unterstützt uns beim Einchecken und dann ist gerade noch Zeit für ein gemeinsames Eisschlecken, ehe sie 30 Minuten später eine neue Reisegruppe aus Deutschland übernimmt mit dem Ziel: 3 Tage im Pantanal, während wir nach Campo Grande weiterfliegen, um dort mit einem anderen Guide noch ein paar Tage im südlichen Pantanal zu verbringen. Der Abschied von Traudi fällt uns schwer. Die Frau ist nicht nur in Sachen Natur und Pantanal absolut profund und kompetent, sie ist auch eine äußerst sympathische Persönlichkeit, immer gut drauf, hilfsbereit, ein echter Kumpeltyp, eben eine liebenswerte Botschafterin ihres Landes. Ihr gebührt unser großer Respekt. Für den Fall, dass ein(e) LeserIn dieses Reiseberichts in Sachen Traudi "Blut geleckt" haben sollte, wäre eine Kontaktaufnahme mit ihr wie folgt möglich:
"traudi.zobel@best.com.br" oder "traudizobel@hotmail.com" oder
Tel. 0055 65960 33372.
Die Traudi hat uns auf dem Flughafen Cuiaba beim Checkin nach Campo Grande geholfen und dann bleibt gerade noch Zeit für ein Eis, ehe sie eine neue Reisegruppe aus Deutschland in Empfang zu nehmen hat.
Aufbruch: | 11.08.2014 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 28.08.2014 |