Nicaragua Backpacker-Weltreise für Ü30 in zwei Wochen

Reisezeit: November 2014  |  von Heiko Wendrich

4.-6. Tag auf der Insel Ometepe

Auf der Insel Ometepe

Vulkanbesteigung Maderas

9.00 Uhr. Wir werden mit einem Minibus abgeholt. Unserer Gruppe haben sich noch 2 österreichische Studentinnen angeschlossen. Der Führer spricht als einer von wenigen Einheimischen verständliches Englisch. Entgegen unseren Erwartungen halten wir nicht kurz unterhalb der Bergspitze sondern am Fuß des Vulkans. Ausgestattet mit 1-2 Litern Wasser geht es nun mehr 4 Stunden über schlammige Tierpfade und Bachbetten steilauf, teilweise auf allen Vieren und das bei 35°C. Wir wissen jetzt, was schwitzen heißt. Unser Führer macht keinen Hehl über Streckenlänge (5 km bergauf, 8 km bergab – was eigentlich gar nicht so viel klingt), Aufstiegszeit 4 Stunden und Abstiegszeit 5 Stunden. Er drängt ständig im Wissen, dass es 17.30 Uhr dunkel sein wird. Wir sehen Brüllaffen und diverse tropische Vögel; zum Glück keine Schlangen. Es wird immer anstrengender, der Schweiß läuft in Strömen, dann Pause an einer der sehr seltene Aussichtpunkt (Wir sind sonst ständig unter dem Baumbewuchs des tropischen Regen- oder Nebelwaldes). Der Blick auf den Vulkan La Conception entschädigt für die Quälereien. Ohne einen weiteren Ausblick in die Umgebung erreichen wir dann nach 4 unendlichen Stunden den voll bewaldeten Kraterrand und klettern die letzten ca. 250 m in den Krater hinab. Erst im letzten Moment gibt der Regenwald den Blick auf den versprochenen Kratersee frei. Dann die Enttäuschung, kein klarer Bergsee zum Abkühlen, Schwimmen und Entspannen, sondern nur Steine und Schlamm. Wir machen uns zwar nass, setzen uns dann ein paar Minuten zur Entspannung ins Gras, Essen und Trinken etwas. Dann müssen wir zurück. Was zu erwarten war, bestätigt sich schnell, der Abstieg ist noch anstrengender und zermürbender als der Aufstieg. Nach 4 Stunden, die Beine laufen nur noch mechanisch, der Nacken schmerzt vom vielen Zu-Boden-Gucken, dann ein weiterer Aussichtspunkt auf den La Conception. Und wir sehen, es ist nicht mehr weit bis nach unten. Es geht noch ca. 1 Stunde jetzt längst nicht mehr so steil bergab über diverse Felder und Weideland. Völlig erschöpft aber glücklich erreichen wir das Endziel, eine Farm mit angeschlossener Gastronomie. Hier enden also offensichtlich alle Besteigungen des Maderas. Man ist auf die erschöpften durstigen Gäste vorbereitet. Laut unserem Führer ist der geplante letzte Bus weg; wir sind zu spät heute morgen gestartet. Wir können das nicht nachprüfen, sind aber auch über den herbeigerufenen Minibus dankbar, der dann wieder 5 $ Aufschlag kostet. Der Abend dann bedeutet Wunden lecken und auf den zu erwartenden Muskelkater vorbereiten. Völlig erschöpft gehen wir ins Bett. Zuvor canceln wird noch die für den nächsten Tag vorgesehene Besteigung des Vulkans La Conception (1600 m), aber 2 Vulkane innerhalb von 2 Tage sind für ungeübte Touris wie uns doch zuviel – das wissen wir jetzt. Und noch eins wissen wir, wir haben es geschafft, 1350 m hoch auf den Berg, 250 m in den Krater und dann alles wieder zurück. Es hat sich total gelohnt und gibt ein Riesengefühl. Wir stehen im Gipfelbuch, wenn auch nicht als Bergsteiger sondern mehr als Bergwanderer. Es war sehr, sehr anstrengend, vermutlich auch deutlich mühseliger als in unserem Reiseführer beschrieben, trotzdem kann das jeder schaffen. Wichtig! Ohne Führer wird’s ganz schwer und früh losgehen.

Blick auf La Coneption vom Vulkan Madera

Blick auf La Coneption vom Vulkan Madera

Der Kratersee

Der Kratersee

Brüllaffen

Brüllaffen

La Conception beim Abstieg

La Conception beim Abstieg

Vulkan La Conception im Sonnenuntergang

Vulkan La Conception im Sonnenuntergang

5. Tag

Laguna El Ojo de Agua

Der befürchtete Muskelkater hat sich in vollem Umfang eingestellt. Wir laufen an Bordsteinen entlang bis zu Borderabsenkungen der Auffahrten, um nicht die Beine heben zu müssen. Wir denken, das Fahrradfahren vielleicht zur Muskellockerung dientund schließen uns den beiden österreichischen Studentinnen wieder an und mieten uns Räder (8 $) als Gegenleistung zur entfallenen Vulkanbesteigung. Das Restgeld ist weg. Ziel ist die Laguna El Ojo de Agua, eine kommerziell ausgebaute Quelle mit herrlichem alten Baumbestand, sehenswert und ideal zum Entspannen und Baden – das beste was man offensichtlich nach einer Vulkanbesteigung machen kann. Mit anfänglich schweren Beinen radeln wir los und haben die Lagune nach einer knappen Stunde gefunden. Alles ist sehr sehenswert und erfüllt die Vorstellungen einer tropischen Lagune.
Am Abend dann soll wegen eines örtlichen Feiertages eine große Fiesta mit Zeremonie stattfinden. Schon seit den frühen Morgenstunden ziehen Musikanten mit monotonem Trommeln durch den Ort. Manchmal klingt es auch nach Feuerwerk, aber als wir am Abend losziehen, scheint alles vorbei. Wir sehen noch das Ende einer Prozession um die Straßenecke biegen. Und auf dem placa central erscheinen die aufgebauten Buden wie feste Installationen, die nicht mehr abgebaut werden. Entgegen unseren Erwartungen sind nur wenige Leute unterwegs und noch weniger Touristen. Nach eher schlechtem Hühnchenessen setzen wir uns mit noch 4 jungen Backpackern in eine Eckkneipe am zentralen Platz. Mit uns sitzen dort noch mehrere einheimische Rancheros. Wir haben deutsche Wackelmänner mit und geben eine Runde Schnaps aus. Die Rancheros bedanken sich ordentlich, einer hat Geburtstag und zeigt uns seine neuen Reiterstiefel. Die Szenerie erinnert mit den angebundenen Pferden vor dem offenen Lokal an einen Saloon in einem Italowestern.

Laguns El Ojo de Agua

Laguns El Ojo de Agua

Wir per Rad

Wir per Rad

Auf dem Dorffest unser Scout vom Vulkan

Auf dem Dorffest unser Scout vom Vulkan

Auch Pferde wollen vom Dorffest transportiert werden

Auch Pferde wollen vom Dorffest transportiert werden

Pferde auch vor der Kneipe

Pferde auch vor der Kneipe

Das Bier ist unschlagbar billig!

Das Bier ist unschlagbar billig!

Die Geburtstagsrunde der Einheimischen

Die Geburtstagsrunde der Einheimischen

Das Geburtstagsgeschenk

Das Geburtstagsgeschenk

6. Tag

Insel Ometepe – San Juan del Sur

Heute geht’s zurück auf Festland. Wir finden die Bushaltestelle auf der central placa. Dann werden wir doch noch Zeugen der bereits für gestern angesagten christlichen Prozession wegen des regionalen Inselfeiertags. Mit viel Getrommel nähern sich viele Menschen. In deren Mitte eine Heiligen-Statur o.ä. Unser Hoteleigentümersohn trägt mächtig schwitzend mit an der Statue und bietet mir als unbeteiligtem Zuschauer gern seinen Platz an. In Anbetracht des herannahenden Busses verzichte ich gern.
Wir nehmen gegen 9.00 Uhr den Chickenbus zur Fähre in Moyogalpa (1 $). Nach einer Stunde erreichen wir die Endstation, den Fährhafen und haben direkten Anschluss mit 1 Stunde Aufenthalt. Der Ticketkauf ist problemlos (2 $). In Hafennähe waschen Frauen im Nicaraguasee Wäsche unter einem Palmendach. Das Schiff ist etwas altertümlich, aber i.O. und transportiert auch Autos. Vorn auf Deck steht ein Viehtransporter mit Rindern. Nach ca. einer halben Stunde erreichen wir das Festland bei San Jorge. Um zum Busbahnhof der Doppelstadt San Jorge / Rivas zu gelangen, benötigt man jetzt üblicherweise ein Taxi. Das wissen auch die Fahrer und reagieren mit Fantasiepreisen für die Touris. Obwohl wir keine Zeit haben, verhandeln wir lange und finden ein Taxi für 5 $.
Während der Fahrt zum Busbahnhof unterhalten wir uns mit dem Fahrer und sagen, dass wir eigentlich nach San Juan del Sur wollen. Ein Angebot mit 20 $ bis San Juan können wir dann nicht mehr ausschlagen und sind nach einer reichlichen halben Stunde am Ende unserer Reise angekommen. Der Taxifahrer bringt uns zu einem seiner Meinung nach sehr guten Hotel. Die Unterkunft ist i.O., aber wir wollen die wenigen Tage am Meer nicht in der dritten Reihe verbringen. So bleiben wir hier nur eine Nacht (15 $ ohne Klimaanlage, 25 $ mit) und ziehen danach um ins einzige Hotel auf der Seeseite der Promenadenstraße.
Wir machen eine Besichtigung der kleinen Pazifikstadt. Obwohl hier in der Bucht ein Hafendock ist, besitzt dieser Ort nicht den typischen Charakter einer Hafenstadt. Das liegt wohl auch daran, dass der Anlegesteg sehr klein und untergeordnet am Rand der Bucht liegt.
Jede Menge kleiner Boote liegen mitten in der Bucht unbemannt vor Anker. Stadtbildprägend sind die schilfgedeckten Fischgaststätten in ihrer offenen Holzbauweise sowie die vielen kleinen bunten ein- und zweigeschossigen Gebäude mit ihrer Wellblechdeckung, in denen diverse Kneipen, Hostels, Läden und Surfclubs sich eingerichtet haben.

Prozession auf Ometepe

Prozession auf Ometepe

Chickenbus auf der Insel

Chickenbus auf der Insel

Autofähre zum Festland

Autofähre zum Festland

Vulkane Conception und Maderas, Ometepe

Vulkane Conception und Maderas, Ometepe

San Chuan del Sur

San Chuan del Sur

© Heiko Wendrich, 2015
Du bist hier : Startseite Amerika Nicaragua 4.-6. Tag auf der Insel Ometepe
Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein Land weit ab vom üblichen in nur 2 Wochen kennen lernen.
Details:
Aufbruch: 07.11.2014
Dauer: 16 Tage
Heimkehr: 22.11.2014
Reiseziele: Nicaragua
Der Autor
 
Heiko Wendrich berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.