Die Reise ins Vercors
Ein Labyrinth aus Schluchten und winzigen Bergstraßen, die senkrechte Felswände erklimmen, ein zerfurchtetes Hochplateau und über 2.000 m hohe alpine Kalkfelsen - das ist das Felsmassiv des Parc naturel régional de Vercors, südwestlich von Grenoble.
Der Tag, als der Regen kam
Vorfreude
Die Sonne scheint von einem wolkenlosen Himmel, 28 Grad sind angesagt. Was kümmert mich da der Wetterbericht für die nächsten Tage, der nichts Gutes verheißt. Die Wetterfrösche haben ja keine Ahnung und außerdem war es in Frankreich immer schön. Hauptsache, der letzte Arbeitstag vor der Tour in den Vercors ist bald vorbei.
Der Tag, als der Regen kam
Es sieht ganz gut aus, als ich den Zündschlüssel drehe und der Motor meiner Silver Wing 600 zum Leben erwacht. Leicht bewölkt, aber trocken. Ich passiere gut gelaunt die holländische Grenze, da geht es schon los - die ersten Tropfen fallen. Kurzer Stopp, Regenpelle drüber und weiter. Es liegen schließlich noch 350km bis zu meinem ersten Etappenziel Chalon-en-Champagne/Frankreich vor mir und außerdem könnte es schlimmer kommen - kam es dann auch.
Regen - Starkregen - Wolkenbruch, so lassen sich die nächsten Stunden meiner Tour am besten beschreiben. Ich habe inzwischen Belgien erreicht, dessen Straßen für ihre Schlaglöcher berühmt sind.
Meine Siwi bahnt sich unbeirrt ihren Weg auf dem nassglänzenden Asphalt. Die Sträßchen durch die dunklen Wälder der Ardennen sind menschenleer. Tief hängen die Äste der Tannen über der Fahrbahn. Nur verschwommen erscheint die Landschaft im Wassernebel. Irgendwann gebe ich die Hoffnung auf Sonne auf. Ich mache übrigens eine neue Erfahrung: meine Motorradhandschuhe sind undicht! Die Finger werden klamm. Ich will jetzt nur noch ankommen. Nach 7 Stunden erreiche ich meine Unterkunft, das Hotel du Midi in der Nähe von Reims. Hier treffe ich meinem Freund Wolfram, dem es unterwegs nicht viel besser ergangen ist.
Es gibt Hoffnung
Nach den gestrigen Erfahrungen kümmert uns der leichte Nieselregen wenig, zumal mit dem Schlag der Kirchturmglocken Punkt 12 Uhr die Sonne die Wolken verdrängt. Schnell erreicht die Temperatur 27 Grad. Kleinste Departementstraßen ohne jeglichen Verkehr lassen Fahrfreude aufkommen. Der Asphalt ist rau aber griffig. Es geht zügig südwärts. Weit schweifen die Blicke von den welligen Höhen der Champagne über goldgelbe Kornfelder. Fast wähne ich mich in der Toskana, es fehlen nur noch die berühmten Zypressen an den Berghängen.
Kurz vor unserem Etappenziel Agencourt im Burgund ballen sich tiefschwarze Wolken über uns zusammen. Wir erreichen mit knapper Not unsere Unterkunft, dann öffnet der Himmel seine Schleusen. Schwere Sturmböen peitschen die Regenmassen fast waagerecht über die Landschaft. Blitze zucken am Horizont. Da schickt man keinen Hund vor die Tür. Das Abendessen hat sich hiermit für uns erledigt.
Aufbruch: | 05.07.2014 |
Dauer: | 11 Tage |
Heimkehr: | 15.07.2014 |
Schweiz