Die Reise ins Vercors

Reisezeit: Juli 2014  |  von Ralf Beelitz

Col de Rousset

Col de Rousset

Am Himmel zeigen sich die ersten kleinen Wolkenlücken. Also die Gunst der Stunde nutzen und in flotter Gangart Richtung Süden, dem Col de Rousset (1.254) entgegen. Dieser Pass verbindet die Hochebene des Vercors mit der Provence. Kurz vor Rousset komme ich an der Grotte de la Luire vorbei. Während der Résistance-Zeit des Vercors war hier ein Höhlenlazarett untergebracht. Der Nordanstieg zum Col du Rousset hüllt sich in dichten Nebel. Ich sehe kaum die Hand vor Augen, was mich zu langsamer Fahrweise zwingt. Ich hangle mich vorsichtig von Kurve zu Kurve. Zum Glück ist die Straße gut ausgebaut. Die D518 überwindet den Pass durch einen Scheiteltunnel. Als mich dieser auf der anderen Seite wieder aus dem Berg entlässt, gehe ich erst einmal in die Eisen. Sturmböen peitschen über die Straße und treiben dichte Wolkenbänke in atemberaubendem Tempo die Berghänge hinab. Der starke Seitenwind bläst mich fast von der Straße, meine Siwi tanzt Samba. Ein einmaliges Naturschauspiel, aber da soll ich durch? Den Lenker fest im Griff, das Visier geschlossen mache ich mich an den Abstieg durch das tobende Chaos. Wie sich herausstellt, eine richtige Entscheidung. Bereits nach wenigen Serpentinen lichtet sich die Suppe und blauer Himmel kommt zum Vorschein.

Ich habe eine phantastische Fernsicht über die charakteristischen Berge des Diois jenseits der Drôme. In 14 langgezogenen, wunderbar zu fahrenden Kehren windet sich nun die Passstraße den Serpentinenhang hinab nach Die, wo praktisch bereits die Provence beginnt. Ich genieße den Rhythmus von aus Gas geben und wegnehmen. Im kleinen Ort Chamaloc Kathedrale in Diebegegnen mir die ersten Lavendelfelder, deren betörender Duft sich unter meinen Motorradhelm schleicht. Die Temperaturen erreichen endlich sommerliche Werte. Im Städtchen Die, das in einer weiten Talebene, umrahmt von Ketten alpiner Bergzüge liegt, gönne ich meiner Siwi und mir eine Pause. Mächtige Platanen am Marktplatz gegenüber der Kathedrale Notre-Dame spenden Schatten. Hier kann man die Seele baumeln lassen. Dazu ein Baguette und einen Cafe, was will man mehr?

Von Die aus führt mich eine kleine Nebenstrecke in Richtung St.-Julien-en-Quint. Die Landschaft wird schnell rauer und vor allem einsamer. Einige Felsabbrüche säumen den Weg, dann habe ich auch schon die recht uninteressante Passhöhe des Col de Marignac (743) erreicht, die lediglich ein Schild mit Höhenangabe ziert. Die folgende, waldreiche Landschaft ist dagegen wunderschön. Da sich in der Ferne bereits erneut dunkle Wolken über dem Vercors türmen, verzichte ich auf die Eroberung des nahe liegenden Col de la Croix (745) und folge der D129 durch das menschenleere Tal der Sure. Im Weiler Sainte Croix überquere ich das breite Flussbett der Drôme und lasse auf der D93 zurück nach Die ausgiebig die Gashand spielen. Noch einmal genieße ich den Duft und die Farbenpracht der Lavendelfelder, ehe ich zur Rückfahrt über den Col de Rousset aufbreche

© Ralf Beelitz, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein Labyrinth aus Schluchten und winzigen Bergstraßen, die senkrechte Felswände erklimmen, ein zerfurchtetes Hochplateau und über 2.000 m hohe alpine Kalkfelsen - das ist das Felsmassiv des Parc naturel régional de Vercors, südwestlich von Grenoble.
Details:
Aufbruch: 05.07.2014
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 15.07.2014
Reiseziele: Frankreich
Schweiz
Der Autor
 
Ralf Beelitz berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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