Alpentour - Ins Land der Murmels
Italien wir kommen - oder auch nicht
Simpln Pass
Wir werden durch das Läuten der Kuhglocken geweckt. Ein wolkenloses Himmelszelt überspannt das Goms, das von mächtigen Dreitausendern umrahmte, weite Tal der jungen Rhône. Die schön kurvige Furkastrasse führt uns talwärts. Tipp: unterwegs nach Grengiols abbiegen. Es geht steil zum Talboden hinab, wo die Rhône wild schäumend ein Eisenbahnviadukt unterquert. Ein phantastisches Naturschauspiel. In Brig biegen wir zum Simplon Pass (2.005) ab, der den Kanton Wallis mit Norditalien verbindet. Napoleon ließ hier eine erste befestigte Passstraße bauen, um seine Kanonen südwärts zu transportieren. Im Unteren Drittel zieht sich die sogar mehrspurig ausgebaute Strasse über lang gezogene Kurven den Berg hinauf. Entsprechend stark ist der LKW-Verkehr. Die Baustellen in den Lawinengalerien sind ein weiteres Erlebnis der besonderen Art, besonders, da sich die Temperaturanzeige meiner Siwi wieder einmal unaufhaltsam dem roten Bereich nähert. Entspanntes Touren sieht anders aus! Auf halber Höhe überquert eine kühn geschwungene Brückenkonstruktion das Gantertal. 700m lang und 170m hoch. Hinter der Ganterbrücke wird es etwas kurviger, die Strecke erlaubt aber immer noch zügige Überholmanöver (beachte: in der Schweiz max. 80 km/h, sonst wird´s teuer).
Auf der Passhöhe treffen wir auf das Hospiz der Bernhardiner Chorherren. Ein 8 m hoher Steinadler erinnert an den 2. Weltkrieg. Es lohnt sich, hier oben einen Augenblick zu verweilen und die prächtige Aussicht auf die Kette der Berner Alpen mit dem imposanten Bietschhorn (3.934) und die Gletscher des Weissmies (4.023) und Fletschhorns (3.996) zu genießen. Auf der Südabfahrt verlassen wir kurz die Hauptstraße und fahren in Simplon Dorf ein. Der Dorfplatz erinnert an eine Piazza und die liebevoll restaurierten Häuser mit ihren typischen Steinplattendächern lassen die Nähe Italiens erahnen. Tipp: am Ortsausgang unbedingt in der Bäckerei-Tea-Room Arnold einkehren. Der Blaubeerkuchen ist ein Gedicht!
Der weitere Weg führt durch unzählige Galerien und Tunnel durch die enge, von Granitwänden gesäumte Gondoschlucht. Wild schäumt die Diveria in ihrem Bett. Dann kommt sie - eine unscheinbare, einspurige Baustelle im Niemandsland kurz vor der italienischen Grenze. Rote Ampel, Motor aus, warten. Es wird grün. Meine Freunde fahren zügig los. Ich drehe den Zündschlüssel, es passiert - nichts!! Das Display bleibt dunkel. Unfassbar - meine Silver Wing streikt. Erneuter Versuch - wieder bleibt das Startgeräusch aus. Die Autoschlange hinter mir wird länger. Ein Bauarbeiter erbarmt sich und schiebt mit mir die Siwi auf den Randstreifen. Die Tour ist heute für mich zu Ende. Nach zwei Stunden in sengender Sonne und LKW-Abgasen erreicht mich schließlich das Pannenfahrzeug des Schweizer Automobilclubs. Diagnose: Exitus der Batterie. Glücklicherweise lässt sich die Siwi fremdstarten. Die Honda Werkstatt in Brig stellt später fest, dass die Batterie ok ist. Lediglich ein Wackelkontakt an den Batteriepolen. Es sind eben oft die kleinen Dinge, an denen man scheitert.
Aufbruch: | 29.07.2015 |
Dauer: | 12 Tage |
Heimkehr: | 09.08.2015 |
Schweiz