Südindien - Kerala Oktober 2015
Sozial-Tourismus
Dieses Kapitel wird ein wenig kürzer als das erste.
Von Deutschland aus hatten wir Kontakt zu einem indischen Ehepaar, das zwanzig Jahre in Tübingen gelebt hatte. Er war Professor für Agrarwissenschaften und sie Krankenschwester, beide gingen zurück nach Kerala, um dort ihr Wissen an die Bevölkerung weiter zu geben und praktische Entwicklungshilfe zu betreiben mit eigener Landwirtschaft, Holz- und Metallwerkstätten, Näherei, Buchbinderei und so weiter. Dort gab es auch Zimmer für Touristen, Wochenkurse für Yoga und Aryuvedakuren. Wir erhofften uns ein paar Hilfestellungen zum Verständnis der indischen Kultur und vielleicht auch eine geschäftliche Zusammenarbeit mit den Werkstätten.
Wir hatten den halben Koffer voll mit Gastgeschenklen (Schwarzbrot!!), die auch mit großer Freude angenommen wurden. Wir kamen an bei "BASIS Farm Tours and Ayurveda Pvt. Ltd.", einer wunderschönen, großen Anlage mit Häusern in klassisch-keralischem Stil, eingebettet in einen tropischen Garten. Der Tag verging mit interessanten Gesprächen über die Unterschiede zwischen Deutschland und Indien, der komplizierten Struktur dieses Subkontinents, der nicht nur aus unterschiedlichen Ländern besteht, sondern auch noch durch verschiedene Religionen und Kasten geteilt ist. In dem die Zukunft mit einer dynamischen IT-Branche neben fast steinzeitlichen Lebensverhältnissen existiert.
Die anschließende Führung über das Gelände war etwas irritierend. Die Kuh mit Kalb wurde als Viehzucht präsentiert, die verrostenden Handwerkzeuge als Metallwerkstatt und drei uralte Nähmaschinen als Nachbarschaftsprojekt.
Dass wir in der Ausstellung keine handgearbeiteten Buchhüllen gekauft haben, war der Stimmung auch nicht förderlich.
Als uns dann statt des bestellten Tees gleich das Abendessen auf den Tisch geknallt wurde, waren wir darüber nicht glücklich. Wir wurden aber informiert, dass das hier kein Hotel, sondern ein "Projekt" sei und da gäbe es Tischzeiten, an die sich zu halten sei. Damit war der Abend gelaufen. Als wir am nächsten Morgen unsere vorzeitige Abreise ankündigten, wurden wir zumindest noch zum festlichen Mittagessen eingeladen. Das war kulinarisch nicht aufregend, aber wunderschön serviert, als einzelne kleine Portionen auf dem Bananenblatt. Diese waren zu essen wie sich das in Indien gehört, mit den Fingern der rechten Hand. Das ist nicht einfach. Bis man versteht, dass diese Essmanieren sich wenig vom Spiel im Sandkasten unterscheiden.
Da die Preise sich in diesem "Projekt" durchaus im gehobenen Bereich bewegen, hatten wir den Eindruck, dass hier ein simples Tourismusprojekt mit sozialen Lorbeeren aufgehübscht wird.
Da sich das Basis-Projekt mitten ín der Pampa befindet und wir schnell weg wollten, waren wir schon wieder mit dem Taxi unterwegs und fuhren für € 40.- weiter nach Kumily.
Aufbruch: | 26.09.2015 |
Dauer: | 14 Tage |
Heimkehr: | 09.10.2015 |