Südindien - Kerala Oktober 2015
Kumily - Gewürze und Tee
Es wird Zeit, etwas über Regen zu erzählen.
Bei uns heißt Regen feucht und kalt und klamm. In Kerala ist der Regen warm und reichlich. Es regnet nicht, es schüttet. Nach Minuten stehen alle Strassen unter Wasser und es gurgelt aus jedem Kanaldeckel. Erst wenn der Regen vorbei ist, regnet es ein bißchen nach, und das ist dann so wie bei uns, nur warm. Es hat auf unserer Reise fast jeden Tag geregnet. Freundlicherweise meistens nachts, dafür oft mit Blitz und Donner.
Nach Kumily fuhren wir, um einen Eindruck vom Hinterland Keralas zu bekommen. Dort steigt das Land zu den Bergkämmen der Western Ghats auf, es gibt einen großen Nationalpark, Wasserfälle, Teeplantagen und Gewürzgärten.
Wir hatten dort eine schöne Zeit, es war ein sehr netter Ausflug, den wir nicht missen möchten, aber als Reisetip würde ich Kumily nicht gelten lassen. Dafür ist die Fahrerei über kurvige Strassen mit durchgeknallten Autofahrern zu anstrengend. Vor Ort gibt es eigentlich nichts zu tun, falls man keine Treckingtouren machen will. Für Inder ist die Region ein touristisches Highlight, denn es ist grün, es gibt Wasser, es gibt sogar richtige Natur.
Für uns war das mehr so "kennst du eine Teeplantage, kennst Du alle".
Gewohnt haben wir in "Claus Garden", dem Gästehaus eines deutschen Auswanderers und seiner einheimischen Frau, mit großzügigen Zimmern und einer Frühstücksterasse vor tropischem Garten. Kann man nicht meckern, auch wenn der Gastgeber einen etwas abwesenden und grundgenervten Eindruck machte.
Gewürzgarten
Der Höhepunkt in Kumily war der Besuch eines Gewürzgartens. Abrahams Gewürzgarten. Wir wußten nicht, wie bekannt der Mann ist. Den Gewürzgarten darf man sich nicht wie einen Schrebergarten vorstellen, es ist ein Dschungel mit kleinen Trampelpfaden, in dem alle Gewürze dieser Welt versteckt sind. Alles was für einen Weihnachtspunsch mit Lebkuchen nötig ist, dazu noch Gewürze und Obst, von dem wir noch nie gesehen oder gehört hatten. Abraham führt die Gruppen durch dieses geordnete Chaos und kennt die Namen auf Englisch, Deutsch Französisch, Spanisch, japanisch und - selbstverständlich - Latein.
Kumily
Kumily selbst ist komplett auf den Gewürzhandel eingestellt. Großhandel, Einzelhandel und Verkauf an die, meist indischen, Touristen. Eine nette Kleinstadt, in der wir viel Spass hatten. Einmal sind wir durch die Tordurchfahrt von der Hauptstrasse abgebogen und standen plötzlich im "Kardamon-Sortierzentrum". Dutzende von Frauen sortieren von Hand unschöne Knospen aus. Nach einem freundlichen Lächeln und "Namastee" durften wir auch fotografieren.
An der Hauptstrasse reihen sich Gewürzladen an Gewürzladen, unterbrochen von Läden für Alles und Jedes. Aber auch ein Freiluft-Bügelsalon mit einem Holzkohle-Bügeleisen. Wir durften uns damit versuchen und haben nichts verbrannt.
An dem Abend waren wir mutig. Das empfohlene Restaurant mit Kellnern und Tischdecken war menschenleer. Da gingen wir lieber in die Kneipe.
Das Essen war gut und billig, der Kellner erst irritiert über uns, dann begeistert, keiner von uns hatte danach Probleme. Gerne wieder.
Auf dem Weg zurück in das Gästehaus gibt es noch ein paar Eindrücke vom "echten Leben".
zurück an die Küste
Am nächsten Morgen machen wir uns - schon wieder mit dem Taxi - auf den Weg zurück an die Küste. Die Besichtigung der Teefabrik fällt aus, die Plantage wird bestreikt. Wir sehen uns daher die Teeplantage nur von aussen an.
Tatsächlich! Die ganze Welt ächzt unter dem Joch des Kapitalismus, nur ein kleines indisches Dorf..........
und hier leben die Urenkel des Helden der glorreichen Revolution und verkaufen den neuesten heißen Scheiß.
Aufbruch: | 26.09.2015 |
Dauer: | 14 Tage |
Heimkehr: | 09.10.2015 |