Südindien - Kerala Oktober 2015

Alleppey - die Hauptstadt der Backwaters

Alleppey ist das Zentrum für Touren auf den Backwaters. Bekannt sind die großen schilfgedeckten Hausboote, die es für zwei Personen oder für Gruppen bis dreissig Personen gibt, oft mit Hotelkomfort, Klimaanlage und TV. Auf jeden Fall mit Bootsführer und persönlichem Koch. Was auf den ersten Blick aussieht wie der perfekte Entspannungsurlaub, war uns zu langweilig und zu teuer. Die Boote legen erst mittags ab, dürfen nur bis zum Einbruch der Dunkelheit auf dem großen See unterwegs sein und am nächsten Morgen erst ab neun Uhr wieder losfahren, damit die Fischer vorher ihre Netze einholen können. Das bedeutet viel Zeit vor Anker liegen und dabei die Zeit und die Mücken totschlagen.

In Alleppey wartet Suraj auf uns, ein junger Touroperator, den wir im Internet gefunden haben und dessen Firmennamen "GuteReiseKerala" wir unwiderstehlich fanden. Er hat uns eine Tour in einem überdachten Kanu versprochen, mit dem wir auch in den schmalsten Kanälen unterwegs sein können. Wir treffen uns am Busbahnhof, dem quirligen Zentrum von Alleppey.

Von dort bringt er uns in die Bungalowanlage seiner Freunde. "DreamHeaven" ist ein sehr anspruchsvoller Name für die acht schlichten Doppelbungalows, die mit € 10.- die preiswerteste Unterkunft unserer Reise sein werden. Wir bummeln noch ein wenig am Kanal entlang, verlaufen uns ein wenig zwischen den Häusern und sind etwas enttäuscht über die fad wirkende Stadt.

Manchmal ist es einfach schwierig, sich zurecht zu finden und es ist anstrengend, nicht einmal die Schrift zu verstehen.

Wir halten ein Rikscha an und lassen uns an den Strand bringen. Und wieder einmal ist die Überraschung groß. Es ist der Nationalfeiertag und die halbe Stadt hat sich aufgemacht ans Meer. Nein, nicht zum Baden, sondern zum Flanieren. Familien mit Kindern, Freundesgruppen und Menschen, die zusammen im Büro sitzen, treffen sich am Meer um zu bummeln und zu entspannen.

Der Spass ist groß und das Vergnügen billig. Parallel zum Strand geht die Strasse, dort gibt es eine kleine Parkanlage mit Eisbuden und Nussverkäufern. Am Strand verkaufen Kinder kleine Windräder und Drachen. Alle Leute sind gut gelaunt und wir werden ständig zum Selfy dazu gebeten, wir sind das exotische Erinnerungsstück des Tages. "Hello, whazz you name" hören wir ständig und nicht nur von den Kindern.

Die Zeit vergeht, ohne dass wir es merken und bei Sonnenuntergang machen wir uns auf den Weg zurück in die Stadt, wir haben Hunger.

Jetzt sieht die Satdt plötzlich ganz anders aus. Die Geschäfte haben offen und sind hell beleuchtet, die Strassen sind lebendig und die Bürgersteige sind voller kleiner Geschäfte. Es gibt Obst und Gemüse, Früchte und Snacks und jede Menge Blumen und Blütenketten, um sie im Tempel zu opfern. So ändern sich alle paar Meter die Farben und Gerüche.

Endlich finden wir ein Restaurant und hier bekommen wir das beste Essen unseres Aufenthalts. Es gibt wohl inzwischen mehrere davon in Alleppey, wir haben die Mutter der Thaff-Restaurants erwischt. Es ist eng, laut und sehr freundlich hier. Wir bekommen schnell zwei Plätze zugewiesen, die Speisekarte und - da Westler - auch Besteck auf den Tisch.
"Spicy or not so spicy" ist hier die Frage. Ich wage mich mutig an das "hot fried chicken" und es es wirklich sauscharf und schmeckt hervorragend. Zum Essen wie immer Wasser - für die Westler aus der Plastikflasche -, denn es herrscht ja seit einem Jahr striktes Alkoholverbot in Kerala. Bier gibt es nur im "Liquorshop" oder in gehobenen Lokalen mit Alkohollizenz. Hochprozentiges aller Art ist komplett verboten und nur in Fünf-Sterne-Hotels erhältlich.
Der wachsende Lebensstandard hatte dazu geführt, dass der Schnapskonsum pro Kopf in Kerala um die Hälfte höher lag als im restlichen Indien. Viele Männer gaben sich einfach nach der Arbeit mit billigem Sprit die Kante . Eine gemäßigte Trinkkultur, wie wir sie kennen, gab es in Indien nie. Jetzt hat die Regierung dagegen gesteuert und wir Touristen sind am Jammern.
Nach dem preiswerten und ganz hervorragenden Abendessen ( € 2,50 pro Kopf) fallen wir müde ins Bett, denn morgen früh werden wir zu unserer Backwaters-Tour abgeholt.