USA - Kanada 2015 - Teil 4
Teil 4-Streckenverlauf Minnesota/N.Dakota/Montana: 22.06.2015 - Washburn - Grassy Butte - Watford, ND
22.06.2015 - Wasburn - Beulah - Killdeer - Grassy Butte - Watford City, ND
22.06.2015 – Center – Washburn – Lewis & Clark Interpretive Center – Country Kettle – Beulah - - Killdeer - Grassy Butte – Besuch bei Lois Fleck (82) – Watford City (North Dakota)
6 ½ Std. – 188 Meilen (303 km)
Aufstehen um 7 Uhr. Anschließend wieder ein gemütliches Familienfrühstück. Im Fernsehen warnen sie vor einer Abzocke der Touristen an Tankstellen in der Nähe des Flughafens in Orlando (Florida). Die Touristen, die die Mietwagen voll getankt zurück geben müssen, zahlen dort an den Tankstellen 6 Dollar für eine Gallone Benzin. Unglaublich.
Es müssen noch Erinnerungsfotos gemacht werden, ehe wir um 10.30 Uhr los fahren können. Ashten und Katerina wollen unbedingt einmal auf der Harley sitzen. Auch die ganze Hundeschar kommt, um Abschied zu nehmen.
Unser Tacho zeigt uns heute Morgen an, dass wir bisher 7.000 Meilen = 11.270 km unterwegs sind.
Zunächst fahren wir ca. 9 Meilen = 14,5 km über guten Gravel, bis zur Cross Road Ranch. Dann aber kommt eine Katastrophenstraße – Wellblech, loser Gravel, ziemlich tief, auf einer Länge von mehr als 15 Meilen = 24 km. Rolf hat Sorge, dass die Harley das nicht packt und wir umfallen. Ich kann nichts tun, nur ruhig sitzen bleiben und hoffen, dass nichts passiert.
So gestresst kommen wir nach Washburn, wo wir wie 2012 zum Lewis & Clark Interpretive Center fahren.
Das Interpretive Center ist nicht zu übersehen, es stehen dort drei 12-Meter hohe Stahl-Statuen von Meriwether Lewis, Willi-am Clark und dem Mandan-Chief Sheheke. Das Kunstwerk stammt von Tom Neary.
Chief Sheheke-Shote sprach zu Lewis und Clark am 1. November 1804 die berühmten Worte:
„If we eat, you must eat. If we starve, you must starve also!”
(Wenn wir essen, müssen Sie essen. Wenn wir hungern, müssen Sie hungern)
Sheheke-Shote – weißer Coyote oder Big White (1766 – 1812) war ein Mandan Häuptling.
Die Mandan sind ein Indianer Volk, welches historisch an den Ufern des Missouri River, im heutigen North und South Dakota lebte. Sie waren sesshaft mit festen Dörfern und Erdhäusern, 12 m tief, angebracht um einen großen Platz. Der Buffalo war zwar das Wichtigste für die Mandan, doch sie bauten auch Gemüse und Früchte an und trieben Handel mit anderen Great Plains Indianerstämmen.
Das Zentrum in Washburn bietet einen Überblick über die Lewis & Clark Expedition, mit besonderem Schwerpunkt auf die Zeit während des Winters von 1804/1805 in Fort Mandan. Ohne die Hilfe der Indianer hätte die Lewis & Clark Expedition den Winter in Mandan nicht überlebt.
Hier lesen wir auch die Geschichte von „Seaman“, dem berühmten Neufundländer. Lewis kaufte den Hund für 20 Dollar in Pittsburgh und dieser Hund begleitete die Expedition auf ihrem langen Weg, er war das einzige Tier, das die Reise lebend überstand. 263 Hunde wurden auf der Reise verspeist, nur er wurde verschont. Zwar wurde Seaman von einem Biber gebissen, doch eine Operation rettete ihm das Leben. 1806, schon auf der Rückreise, wurde er von Indianern gestohlen und Lewis drohte diesen mit dem Tod, falls sie den Hund nicht zurück brächten.
Statuen für den Neufundländer finden sich verschiedenen Stellen des Lewis & Clark Trails, auch in Fort Mandan.
Über das Ende dieses bemerkenswerten Hundes gibt es einige Geschichten. Er soll das Grab seines Herrn nach dessen Tod nicht verlassen und die Nahrung verweigert haben, bis er selbst starb.
Schön sind hier auch die Buffalo Skulpturen im Park des Centers, einige neue sind hinzu gekommen. Nachdem ich einige Kleinigkeiten für Lois gekauft habe, verlassen wir den interessanten Ort. HW 200 West, Country Kettle, Beulah. Dort Halt um 12.30 Uhr. Eigentlich 13.30 Uhr, aber wir müssen die Uhr eine Stunde zurück stellen.
Leuchtend gelbe Rapsfelder, wechseln sich ab mit ursprünglicher Prairie, eine phantastische Landschaft. Die unendliche Weite der Prairie ist immer wieder atemberaubend.
Weiter HW 200 West. Die ganze Gegend ist nicht wiederzuerkennen. Überall finden sich große Öl- oder Gaspumpen, 2-3 an einem Ort, große Tanks und riesige Stromanlagen. Wir sind erschüttert, wie sich die schöne einsame Grass-Landschaft im Vergleich zu 2012 verändert hat. Für die Öl-Arbeiter wurden riesige Siedlungen gebaut.
Wir kommen kurz vor Grassy Butte (Grasiger Hügel) in das Little Missouri National Grassland. Eigentlich ein Naturparadies, bei unserem ersten Besuch hier 2006. Doch inzwischen ist die Landschaft durch Öl-Bohrer und Öl-Miner-Camps total verschandelt. Wir sind entsetzt, das zu sehen.
Gegen 15 Uhr erreichen wir Grassy Butte bei Lois Fleck, der alten Dame (82 Jahre), die wir seit 2006 kennen. Leider hat das historische Postamt aus dem Jahr 1914 geschlossen. Heute ist das Post-Office ein Museum, welches die Geschichte des kleinen Ortes erzählt.
Es leben weniger als 100 Menschen in dem malerischen Ort Grassy Butte, doch es gibt eine Tankstelle, einen Kramsladen und eine Bar und natürlich eine Post. Die Kirche des Ortes wurde an einen reichen Mann verkauft, der sie als Wohnhaus einrichtete und dort an den Wochenenden mit seiner Familie lebt. Von außen sieht das Haus jedoch nach wie vor wie eine Kirche aus.
Da das Museum geschlossen hat, fahren wir direkt zum Haus von Lois, die uns schon erwartet und mit Kaffee und Plätzchen bewirtet. Sie freut sich über unsere Mitbringsel, eine Duftkerze und Samen für ihren Garten.
Doch wir sind erschreckt zu sehen, wie sehr Lois sich seit unserem letzten Besuch verändert hat. Sie ist stark gealtert, hat eine neue Hüfte seit Januar 2015, leidet unter Demenz und kann sich kaum noch erinnern. So beschließen wir, nicht bei ihr zu übernachten, sondern bis Watford City weiterzufahren, um dort zu übernachten.
Auch diese Strecke über den HW 85 führt durch eine einzigartig schöne Landschaft, die aber an einigen Stellen arg verschandelt wurde in den letzten Jahren.
Watford City selbst ist kaum wieder zu erkennen. Wir können es kaum glauben, wie sich das kleine Nest seit 2012 verändert hat. Eine völlig neue Stadt ist entstanden, Teile der alten Stadt mit schönen Häusern wurden abgerissen. Alles neu und groß.
Doch oh Wunder, „unser“ altes Motel McKenzie gibt es noch. Die mittlerweile alten Besitzer haben eine junge Verwalterin eingesetzt, die uns erst einen Zimmerpreis von 87 Dollar nennt, dann 81 Dollar. Doch als wir ihr erzählen, dass wir schon 2006 in dem Hotel übernachtet haben, bekommen wir die einzige Suite des Hotels für nur 75 Dollar. Wir sind freudig überrascht. Wir haben zwei große Zimmer und zwei große Badezimmer, eines mit einer Jacuzzi-Wanne, einfach toll.
Es ist 17 Uhr und wir haben heute 188 Meilen = 303 km hinter uns gebracht.
Schnell laden wir ab und fahren in die neue Mega-Mall zum Einkaufen. Der Supermarkt dort ist riesig, mit Teppichboden ausgelegt (spinnen die?) und hat eine Riesenauswahl, doch alles zu horrenden Preisen.
Eine Tomate 1,41 Dollar! So kaufen wir nur wenig ein, 1 Tomae, 1 Apfel, 4 Bananen, Blaubeeren und 1 Hähnchen. Rolf hat noch sein Odouls (alkoholfreies Bier) und verzichtet auf normales Bier, da auch dies hier 2 Dollar teurer ist als normal. Die zocken hier die Ölarbeiter und deren Familien nach allen Regeln der Kunst ab. Schlimm finde ich das.
Zurück ins Hotel, Duschen, Haare waschen und essen.
Gegen 21 Uhr können wir relaxen und den schönen Tag ausklingen lassen.
Watford City wurde im Jahr 1914 gegründet. 2010 hatte der Ort 1.750 Einwohner. Durch den North Dakota Öl-Boom im Bakken Field stieg die Bevölkerung explosionsartig an (2015 mehr als 10.000 Menschen) und Gebäude schossen wie Pilze aus der Erde. Die Hauptbüros der Frontier Energy Group, der First International Bank und das Hauptquartier der McKenzie Electric Cooperatie befinden sich in Watford.
Die Bakken Formation ist eine felsige Formation von 520.000 km ², die vollständig unter der Erde liegt. Sie wurde nach Henry Bakken benannt, einem Bauern in Tioga, North Dakota, wo die Formation 1951 beim Bohren nach Öl entdeckt wurde. Die Bohrungen wurden jedoch zur damaligen Zeit eingestellt, da aus technischen Gründen eine Ölförderung zu teuer erschien. Man schätzt, dass dort 18 Milliarden Barrel Öl unter der Erde liegen.
Durch Anwendung von Hydraulik-Fracking und Horizontalbohrungen wird seit dem Jahr 2000 die Förderung in der Bakken Formation ständig nach oben geschraubt. Das Bakken Field hat sich seit 2006 durch die Entdeckung des Parshall Ölfeldes als eine der wichtigsten Quellen von neuer Ölproduktion in den USA enwickelt. 2013 förderte man in Bakken mehr als 10 % der gesamten US-Ölproduktion. 2014 lag die Förderung in der Bakken Formation bei mehr als 1 Mio. Barrel pro Tag, damit lag nur noch der Staat Texas vor Bakken in North Dakota. Durch die erhöhte Ölförderung in diesen beiden Staaten gingen die Öl-Importe der USA stark zurück.
Durch den anhaltenden niedrigen Ölpreis im Jahr 2015 wurde der Druck auf die Arbeiter auf den Bohrinseln vertieft. Arbeiter bekommen einen Bonus von 150 Dollar pro Tag, wenn sie schneller bohren, die, die auf Sicherheit gehen und langsamer bohren, bekommen nur 40 Dollar am Tag. Darum stirbt im Bakken Field alle 6 Wochen mind. ein Ölarbeiter.
Die Pipeline-Kapazitäten in Region waren beschränkt und es gab nur eine Öl-Raffinerie in der Gegend, so dass der Transport des Öls per LKW und Zug erfolgte. Es kam zu schweren Unglücken, z. B. 2013 in Quebec. Seit 2013 wurden die Pipeline Kapazitäten erweitert, u. a. nach Kanada. Von dort wird das Öl in Pipelines weitergeleitet zu den Öl Raffinerien im Mittleren Westen der USA.
Der Öl Boom hat denjenigen, die Ölfelder besitzen, große Einkommen beschert: 50.000 bis 100.000 Dollar/Monat. Die Zahl der Millionäre ist auf über 2.000 angestiegen.
Der Boom hat die Arbeitslosigkeit gesenkt und dem Staat North Dakota einen Milliarden Dollar Haushaltsüberschuss beschert.
Die Zahl der Bohrinseln in North Dakota erreichte 217 in 2012.
Jede Plattform schafft 125 neue Vollzeitarbeitsplätze. Das bedeutet einen Zuwachs von insgesamt 25.000 Arbeitsplätzen und zusätzlichen 10.000 Arbeitplätzen für Arbeiter, die Rohrleitungen verlegen etc.
Man schätzt, dass in North Dakota in den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten mehr als 48.000 neue Bohrinseln entstehen werden.
Die Industrialisierung durch den Öl Boom und die stark wachsende Bevölkerungszunahme hat allerdings auch viele Nachteile bei der Wasserversorgung, bei den Abwassersystemen, den Industrieabfällen (z. T. radioaktiv) und den staatlichen Dienstleistungen der kleinen Städte und Ranches.
Soziale Probleme nehmen zu, ebenso die Kriminalität, die es früher hier kaum gab. Seit 2013 wurden daher in allen Orten FBI Agenten stationiert.
Zahlte man 2010 noch 350 Dollar für ein Appartement mit 2 Schlafzimmern, zahlt man heute 900 Dollar und mehr. Die Mieten für ein normales Haus liegen bei 2.900 bis 3.300 Dollar/Monat. Das ist Abzocke pur.
Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de oder auf meiner Facebook Seite - www.facebook.com/Uschi.Rolf.USA.Canada
Aufbruch: | 13.05.2015 |
Dauer: | 8 Wochen |
Heimkehr: | 08.07.2015 |